von Kathrin Buholzer » 17.11.2007, 00:14
Hallo
Ich bin neu hier und habe auf anraten mit meinem Thema zu euch gewechselt. Für den Überblick habe ich auch gleich den Text hierhin gezügelt:
Herzlich willkommen und schön dass du hier gelandet bist!
Als erstes ist ganz wichtig, dass du versuchst, den Fokus auf das Positive zu richten. D.h Tu dein Kinder etwas, dass du toll findest, etwas dass er mehr machen sollte, dann versuch ihn zu loben.
Also wenn er z.B einen Moment ganz ruhig und lieb spielt, dann geh später zu ihm und sage: „ Das isch de schön, dass du so ruehig und lieb gspielt heit.“ Oder „das hett mi de gfreut, dass du so schön gspilt hesch.
Aufpassen dass du nicht ins negative fällst. „Es isch de schön, dass du itze ändlich mal nid so lut bisch gsi.“ Man nennt das „Beschreibendes Lob“, also genau die Situation beschreiben die du beobachtet hast und diese loben. Versuch ganz stark, dieses Loben in den Alltag einzubeziehen. D.h nimm dir vor, dein Kind mind. 5 Mal am Tag beschreibend zu loben.
Unser 3.5 jähriger Sohn nahm uns von Anfang an schon Tag und Nacht ein. Bis zum heutigen Tag schläft er immernoch in unserem Zimmer und noch nicht durch. Schon etliche Versuche und Varianten haben wir ausprobiert damit er in sein Zimmer zügelt.
Nach 3,5 Jahren in eurem Zimmer wird das natürlich nicht ganz einfach ihm das wieder abzugewöhnen. Wichtig ist, dass du mit ihm zusammen ein paar Familienregeln aufstellst.
Hier in diesem Fall "Schlafensregeln". Sag ihm ganz klar, dass du ihn Zukunft möchtest, dass er in seinem Zimmer, in seinem Bett schläft. Richte mit ihm zusammen sein Kinderzimmer evt. ein wenig neu ein, oder stellt ein wenig um. Wichtig ist, dass es in eurem Zimmer keine Möglichkeit mehr für ihn zum schlafen gibt. Versuch zusammen mit ihm zu besprechen, wieso er in seinem Zimmer schlafen soll. (Ruhige Nächte, Mama und Papa möchten in der Nacht alleine sein usw...) Schreib es so auf, dass er weiss, WAS GENAU du von ihnen erwartest, was er tun soll.
Also nicht: „Ich will nicht, dass du bei uns im Zimmer schläfst, oder ich will nicht, dass du in der Nacht aufstehst“, sondern „Ich will, dass du in deinem Zimmer schläfst, ich möchte, dass du in der Nacht in deinem Bett bleibst."
Schreibt, zeichnet, klebt diese Regeln auf ein Blatt. Gestalte sie so, dass er sie versteht, hängt sie irgendwo gut sichtbar auf. (In diesm Fall am besten im Zimmer). Frag ihn auch, was ihr machen wollt, wenn es nicht klappt. Hör dir mal seine Vorschläge an und besprecht auch die Konsequenzen. Sag ihm, dass du ihn z.B. immer wieder ins Bett zurückbringen wirst. Ich würde in dem Fall versuchen mit Motivation und Belohnungen zu arbeiten. Am besten versuchst du es mal mit einer Punktekarte/Chläberliplan.
Hier gibt es einige Punkte zu beachten:
- Positiv formulieren, was möchtes du von ihm.
- Am wirkungsvollsten ist es, wenn du etwas witziges bastelst, dass er gern hat. Z.B einen Bauernhof einen Zoo, ein Piratenschiff usw. Beim Schloss z.B kannst du auf jedes Fenster den Sticker kleben, beim Zoo auf jedes Feld, Abschnitt und beim Zoo z.B in jedes Gehege. Die Punktekarte darf ruhig phantasievoll sein, witzig aussehen und Spass machen.
-Jedes Mal wenn er es geschafft hat, z.B im Bett zu bleiben, darf er am nächsten Morgen ein Kleberli aufkleben.
Bei kl. Kindern reicht oft schon der Kleber als Belohnung. Du kannst aber auch zusätzlich noch eine Belohung geben. Es muss nicht immer etwas teures, gekauftes sein. Z.B eine Extra Geschichte lesen, ins Schwimmbad gehen, einen Kuchenbacken, eine Velotour usw. lass dir was einfallen. Es ist auch möglich, eine grössere Belohnung in Aussicht zu stellen. Z.B ein Plüschtier, Malfarben muss aber nicht sein.
-Setz ein leichtes Ziel. Also z.B nach der ersten Nacht im Bett bleiben, ein Kleberli und eine kl. Belohnung. Nach insgesamt 3 Kleberli evt. eine grössere Belohnung und nach einer Woche dann eine grosse Belohnung.
-Mach es dann etwas schwieriger und lass mit der Zeit die Belohnungen weg und lass die Punktekarte „ausschleichen“. Achtung! Keine Kleber wegnehmen, nicht schimpfen wenns nicht geklappt hat, motivieren fürs nächste Mal.
Mal klappt es für wenige Stunden oft auch gar nicht.
Versuch immer wenn es klappt ihn zu loben. Achtung, nicht ins negative fallen. Also nicht: "Gut, dass es heute endlich mal wieder geklappt hat." Oder "Wenn es nur immer so gut klappen würde..."
Auch sonst habe ich das Gefühl er kommt aus seiner Trotzphase überhaupt nicht mehr heraus. Er ist ein 24 Stunden Kind und wir haben gelernt damit umzugehen, sprich das diese Kinder besonders liebesbedürftig sind, klare Strukturen brauchen, Grenzen, sehr viel Bewegung usw.
Was meinst du mit 24 Std. Kind?
Wir setzen auch klare Grenzen und sind Konsequent wo es nötig ist, keine Frage.
Er kann auch ganz toll sein, spielt schön, ist sehr aufgeweckt,aktiv, kreativ und lieb. Dennoch haben wir momentan jeden Tag die grössten Machtkämpfe.
Versuch immer wieder vorauszuplanen.D.h. Sag ihm immer wieder, was ihr als nächstes tut. Also schon ein paar Std. vor dem Spazieren gehen sagst du ihm, was ihr vorhabt. Dann am Ende des Essens sagst du: "Wir essen jetzt noch zu Ende, dann werde ich den Tisch abräumen und du kannst noch eine Weile spielen. Danach gibt es Mittagspause und nach der Mittagspause gehen wir spazieren." Sag ihm auch, wo ihr hingeht, mit wem und wie lange ihr dort bleibt. Kurz vor dem Abmarsch, künde es an und sage: "In 5 Min. müssen wir uns parat machen. Ich komme dich holen und dann möchte ich, dass du kommst und dich anziehst."Du kannst ihm auch 2 Möglichkeiten anbieten. Möchtest du lieber diese oder diese Hose? Möchtest du die Hose in deinem Zimmer oder bei mir unten anziehen?" Oft hilft auch ablenken, ein Spiel daraus machen, Geschichte erzählen usw.
Bei Risikosituationen, also wenn du schon vorher weisst, dass es schwierig werden könnte, würde ich dir empfehlen einen Aktivitätenplan zu machen.
1. Gute Vorbereitung
Sag ihm genau wo ihr hingeht, was passiert, wie lange, wer kommt mit usw.
2. Regeln festlegen
Besprich mit ihm die Regeln. Sag ihm was du genau von ihm erwartest. Positiv formulieren "Ruhig auf dem Stuhl sitzen bleiben." Evt. kannst du ihn ja selber danach fragen, wie er sich verhalten soll. "Was denkst du, wie muss man sich beim Coiffeur verhalten?".
3. Belohnungen abmachen
Besprecht zusammen, was passiert, wenn er sich gut an die Abmachungen hält. z.B zusammen etwas trinken gehen, auf den Spielplatz, ein Dessert nach dem Mittagessen, ein Büechli schauen usw.
4. Konsequenzen einsetzen
Sag ihm auch, was passiert wenns nicht klappt. Also es gibt keine Belohnung.
5. Nachbesprechen
Sag ihm was gut war, lobe ihn dafür und sage ihm auch , was er evt. das nächste Mal noch besser machen könnte.
Banale Dinge wie spazieren gehen z.B. Er soll die Hose anziehen, nein das will er nicht. Ok nach ein paar Chancen ist dann die Konsequenz das wir drinn bleiben.
[color=darkred]Wichtig ist, dass du nicht alles x-mal sagst. Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten: Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich ihn mit Namen an und sag ihm genau was er tun soll: „bitte häb dini Füess abe, gang bitte ga Zähnputze, due bitte normal rede, …“ (auch hier, immer sagen, was er tun soll, was du von ihm möchtest).
Achtung: Keine Frageform! Also nicht: "Würdest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen?." warte ca. 5 Sekunden und gib ihm Zeit zu gehorchen. Bleib in der Nähe und beobachte ihn. Wenn er macht, was du gesagt hast, dann lobe ihn. Wenn nicht dann gib ihm die Anweisung noch einmal. Wenn er wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Ihn aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.). Sag ihm immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihm immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib sie ihm dann wieder.
Wenn es keine Konsequenz gibt, dann setze ihn für eine bis 2 Minuten auf den stillen Stuhl. Er muss dann kurz auf einen Stuhl, Treppe, Boden sitzen, sich beruhigen, kurz nachdenken und du holst ihn dann wieder. (Wie bei der Auszeit). Wenn er nicht still ist, dann bring ihn in die Auszeit. Sag ihmwarum: „du bisch nid still gsi, drum muesch itze e moment id uszyt/timeout ids zimmer.
Die Auszeit ist die letzte Möglichkeit und steht am Ende einer langen Kette von Erziehungsfertigkeiten (Fam. Regeln, direktes ansprechen, klare ruhige Anweisungen, Log. Konsequenzen, Stiller Stuhl und Auszeit. Die Auszeit funktioniert nur, wenn du vor allem auch die anderen Erziehungsstrategien (beschreibend loben, Aufmerksamkeit schenken, Zuneigung zeiten bei positivem Verhalten, beiläufiges lernen usw.) regelmässig anwendest.
Aber dann kriegt er einen Wutanfall. Und das zieht sich durch den Tag, wegen jeder Kleinigkeit so schein es gibts ein riesen Theater.
Hier würde ich ihn einfach ignorieren, versuch ihm keine Aufmerksamkeit zu schenken und lobe ihn, wenn er sich wieder normal verhält. "Schön, dass du dich wieder beruhigt hast."Oder den stillen Stuhl anwenden. Melde dich, wenn du dazu noch Fragen hast
Am Abend bin ich dann so K.O. dass ich nicht auch noch die Nerven habe so konsequent zu sein das er in seinem Bett liegen bleibt! Er kann dann echt 3-4 Stunden Terror machen und dafür habe ich keine Kraft am Abend.
Das kann ich sehr gut verstehehen. Es bleibt dir aber gar nix anderes übrig! :-)
Mein Mann unterstützt mich wo es geht und wir geben uns wirklich so viel Mühe, aber momentan weiss ich einfach nicht ob unser Sohn uns nicht einfach tyrranisiert!
Die meisten Problemverhalten die dein Kind zeigt sind antrainiert. Mit deiner Hilfe kann er es wieder abtrainieren und neues Verhalten lehren. Überleg dir genau, was du von ihm möchtest, kommuniziere klar und positiv und reagiere bei Problemverhalten sofort.
Es geht nicht darum das ich Kraft tanken kann, ich habe mich so organiesert das ich mir auch Auszeiten nehmen kann. Ich finde einfach das es an der Zeit ist das mein Sohn respektiert das wir auch unsere Zeit haben möchten. Wir brauchen Zeit als Paar und auch muss er begreifen das er ein Kind ist und noch nicht die gleichen Rechte hat wie ein Erwachsener. Z.B. das er eben früher als wir ins Bett geht.
Genauso wie du es hier geschrieben hast musst du es ihm auch klar machen.
Ich habe mir ebenfalls auf anraten nun Gedanken gemacht was sich denn konkret bei uns ändern soll. Das ist irgendwie noch schwierig da sich doch einiges angestaut hat bei uns. Ich versuche mal nicht zu viel auf einmal zu wollen:
Bei mir: Ich möchte einen strukturierten Tagesablauf welcher auch Qualitätszeiten beinhaltet für die Familie, für das Kind, für uns als Paar und auch für mich als Auszeit.
Das erreichst du am besten, in dem du wirklich einen Plan machst und vorausplanst. Ihm immer sagst, was als nächstes passiert und was du von ihm erwartest.
Ich möchte das wir einen angenehmen Umgangston miteinander pflegen.
Das ist etwas, was ihr auch auf den Familienregeln aufschreiben könnt.
Ich möchte das Verantwortungen welche die Familie betreffen von allen getragen werden.
Ich möchte mehr Geduld und Verständniss für meine Kind und meinen Mann aufbringen möchte mich aber auch nicht als Individuum verlieren dabei.
Ich möchte meine Ansprüche überdenken und gegebenenfalls ändern.
Und nicht zu viele Erwartungen an dich und dein Kind haben?
Ich möchte nicht immer in ein Loch fallen wenn mal etwas nicht so rund läuft.
Überleg dir nach einer solchen Situation immer: Was ist nicht so gut gelaufen, was kann ich das nächste Mal besser machen?
Für mein Kind wünsche ich mir:
Das es sich unterstützt fühlt sich mehr abzunabeln.
Gib ihm hier die Unterstützung. Mach nicht alles für ihn. Gib ihm Hilfestellung, mach aber auch immer wieder einen Schritt zurück, lass ihn selber probieren.
Das es Vertrauen findet sich zu verwirklichen/sich wohl zu fühlen auch wenn ich mal nicht dabei sein kann.
Ich wünschte mir es fände sich regelmässige Lösung für das Schlafen in der Nacht.
Ich möchte die Machtkämpfe konstruktiv angehen und das mein Kind das irgendwie akzeptieren lernt. Ich möchte das er lernt sich an Regeln zu halten.
Ich möchte genug Zeit haben für ihn , ihm aber nicht im Weg stehen sich selber zu entfalten.
Viele Antworten, du kannst nicht alles auf einmal erreichen. Step by Step ist das Motto! Frage nach wenn du etwas nicht verstanden hast und gib mir Feedback!
Viel Erfolg und Kraft wünsche ich dir!
liebe Grüsse
Kathrin