von Kathrin Buholzer » 13.05.2008, 11:42
Hallo Kathrin, vielen Dank für deine Ratschläge!!
Ich habe heute morgen meine Tochter in den Kindi begleitet und ihr dann gesagt, dass ich jetzt nach Hause gehe und ich sie wieder abholen werde. Sie hat geweint und wollte mit mir wieder nach Hause. Mit Absprachen mit der Lehrerin hat die Lehrerin meine Tochter in den Arm genommen und erklärt, dass ich wiederkomme.
Ich bin dann gegangen, doch es war sehr hart für mich.
Das kann ich gut verstehen, trotzdem finde ich es gut, dass du es so gemacht hast. Versuch auch selber wenn du gehst, nicht zu zögern. Lobe und ermutige sie dann wenn sie zu Hause ist.
Der Ursprung ihres Verhaltens ist seit sie zu meiner Schwester in die Ferien gehen konnte, sie freute sich riesig. Doch am Abend kam ein Tel. dass sie nach Hause möchte. Mein Mann ging sie holen, weil ich schon mit meinen Freundinnen ein schönen Abend geniessen wollte. Ziemlich sicher war sie enttäuscht und wütend, dass ich nicht Zuhause war. Ich kann ihre Reaktion nur so verstehen.
Das ist genau das Problem. Sie hat jetzt die Erfahrung gemacht, wenn es unangenehm wird, wenn ich unsicher bin, mir etwas nicht so gefällt, dann kann ich einfach das Ganze abbrechen und Mama oder Papa holen mich dann. Das ist eine Erfahrung und die wird sie sicherlich ab und zu versuchen zu wiederholen.
Hier ist es wichtig, dass du gut vorausplanst. Du kannst auch mit ihr besprechen, was ihr machen wollt, wenn sie Heimweh hat. z.B vor dem ins Bett gehen, dich kurz anrufen. Sag ihr aber auch, dass sie jetzt bei deiner Schwester (oder wo auch immer) bleibt, bis du sie wieder abholst.
Nun zu den Situationen zuhause. Zb. ging es wegen dem Zähneputzen. Sie will unbedingt im Kinderzimmer Zähne putzen, doch wir putzen sonst immer im Badezimmer. Sie stand vor mir, verschränkte die Arme und sagte: ICH WILL, im Zimmer Zähne putzen.
Hier würde ich "Zähneputzregeln" mit ihr absprechen. Schaut zusammen an, wie lange, wie genau und vorallem wo sie die Zähne putzen soll. Frag sie z.B selber danach, warum das im Badezimmer passieren soll. "Was denkst du, warum ist es besser im Badezimmer Zähne zu putzen?" Versuch im allgemeinen nicht immer selber grad die Lösung vorzugeben. Frag sie: "was könnte passieren wenn..., wie könntest du das auch noch machen, was passiert, wenn du es so oder so machst...?"
Du kannst ihr auch sagen: "Wenn du die Zähne im Badezimmer putzt, dann ärgert mich das, weil dann die Zahnpasta auf den Teppich tropfen könnte."
Sag ihr das jeweils bevor ihr dann die Zähne putzt. "Ich möchte, dass du jetzt die Zähne putzt. Weisst du noch, was wir abgemacht haben?"
Vielleicht ist es ihr im Badezimmer auch einfach nur Langweilig. Vielleicht kann sie ja ein Lieblingsspielzeug mit ins Bad nehmen, oder ein Buch.
Wenn sie schreit oder sich weigert, ignoriere sie am besten einfach. Sag ihr genau was sie tun soll und lass sie dann einfach täubelen. Lobe sie, wenns dann doch geklappt hat. "Hey, das freut mich, dass du deine Zähne jetzt im Badezimmer geputzt hast."
Ich sagte darauf, dass es besser ist im Badezimmer wegen dem Auspucken. Sie fing an zu täubele und weigerte sich ins Badezimmer zu gehen. Als ich mich von ihr entfernen wollte, hilt sie mich ganz fest und schrie ich solle nicht gehen. Sie steigert sich total dann in diese Situation rein dass ich gar nicht mehr an sie ran komme. Mit der Zeit beruhigt sie sich dann und dann geht es, im Badezimmer die Zähne zu putzen.
Es ist immer der gleiche Ablauf, sie will nicht und wenn es von mir aus ein nein kommt, rastet sie völlig aus.
Wichtig ist, dass du nicht alles x-mal sagst. Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten:
Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich sie mit Namen an und sag ihr genau was sie tun soll: „Ich möchte, dass du jetzt deine Kleider anziehst und dann zum Essen kommst, …“ (auch hier, immer sagen, was sie tun soll, was du von ihr möchtest). warte ca. 5 Sekunden und gib ihr Zeit zu gehorchen.
Bleib in der Nähe und beobachte sie. Wenn sie tut, was du gesagt hast, dann lobe sie.
Wenn nicht dann gib die Anweisung noch einmal. (Gilt nicht bei Problemverhalten, dann die Anweisung nur einmal geben!). Wenn sie wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Das Kind aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.)
Sag ihr immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihr immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib es ihr dann wieder.
Ich Botschaften sind in solchen Situationen auch immer sehr hilfreich. "Wenn du alle deine Sachen hier rumliegen lässt, dann macht mich das wütend, weil ich vorher grad alles schön ordentlich aufgeräumt habe." Oder: "Wenn du so rumtrödelst, dann ärgere ich mich, weil ich gerne mit dir Frühstücken möchte."
Lass sie verstehen, warum du etwas von ihr möchtest und was es bei dir bewirkt, wenn sie es nicht tut.
Beobachte dich einmal, WIE du Anweisungen gibst. Denk dran:
Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen. Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.
Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren!
Zu Ungenau! "Leon!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.
Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!
Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihm vorher wie lange er etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihm hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."
Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":
Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.
Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.
Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.
Manchmal ist es auch hilfreich eine Alternative anzubieten: "Möchtest du lieber a oder b?."
Wenn du grad von Anfang an merkst, dass es Probleme geben könnte, dann versuch sie grad von Anfang an zu motivieren. "Schau, wenn du jetzt vorwärts machst, dann haben wir nachher noch genug Zeit und können noch ein Buch anschauen."
Ich bin froh und stolz auf mich, dass ich heute morgen im Kindi kurz machen konnte. Doch meine Gedanken sind natürlich immer bei meiner Maus!!
Liebe Grüsse
flura
Und wenn sie zurück ist, kannst du sie dann so richtig knuddeln und ihr sagen, wie stolz du auf sie bist.
liebe Grüsse
Kathrin
... und wenn du mehr Fragen hast, dann melde dich einfach wieder!