von Kathrin Buholzer » 11.10.2010, 00:08
Hallo Kathrin,
ich bin zufällig auf Deine Seite gestoßen und muss ersteinmal ein dickes Lob dafür aussprechen - finde diese einfach super!
Danke schön!
Ich dachte, dass Du vielleicht einen hilfreichen Tipp für uns hast: Wir haben zwei Jungs, der Ältere ist 3 1/2 Jahre, der Jüngere 7 Monate alt, wobei der Ältere oft sehr schwierig ist. Schon als Baby war er ein Schreikind und irgendwie ist das Schreien, wenn auch in andererer Form, immer noch ein Problem bei ihm.
Auch wenn es vielleicht auf den ersten Blick nicht so aussieht, hat es oft einen bestimmten Grund. Achte einmal genau, wann und in welchen Situationen er das macht. Ist es ihm langweilig, sucht er Aufmerksamkeit, möchte er, dass du dich mit ihm beschäftigst, möchte er dir etwas sagen, ist er wütend, kann er etwas nicht, was er gerne möchte? Oder hat er einfach nur Spass an seiner lauten Stimme?
Es ist wichtig zu wissen, warum er das tut: Wenn er seine Stimme entdeckt und am Ausprobieren ist, wie laut sie denn ist, dann versuch das zu ignorieren. Je mehr du darauf eingehst, auf ihn einredest oder auch schimpfst umso interessanter wird es für ihn. Er wird schnell merken: „Wenn ich schreie, dann kommt die Mama zu mir und schenkt mir Aufmerksamkeit.“
Wenn er wütend ist, etwas nicht schafft oder wenn du das Gefühl haben, dass er sich mit diesem Kreischen mitteilen und etwas ausdrücken will, dann geh zu ihm. Sag ihm, dass du ihm helfen kannst, wenn er mit normaler Stimme spricht. Du kannst seine Frage oder sein Problem auch in deine eigenen Worte fassen und diese dann normal laut aussprechen.
Biete ihm Hilfe an und zeig ihm, wie er das Problem anders als mit Kreischen lösen kann. Auch Ablenkung kann eine gute Möglichkeit sein. Wenn er ohne ersichtlichen Grund kreischt, dann warte einen Moment. Wenn er dann einen Moment ruhig ist, geh zu ihm und gib ihm etwas zu tun. Sprich mit ihm, lassen ihn dir etwas helfen, sing mit ihm ein Lied oder macht ein Spiel zusammen.
Wenn du ihn auf das Kreischen hinweisen möchtest, dann achte darauf, dass du positiv formulierst: „Ich möchte dass du mit normaler Stimme sprichst“ und nicht: „Du sollst nicht kreischen.
Sag ihm, warum es dich stört und dass er zu Beispiel in seinem Zimmer kreischen darf, wenn er die Türe zumacht. Du kannst auch einmal versuchen mit ihm andere Stimmen nachzuahmen. „Wie spricht ein Räuber, eine Hexe, der Nikolaus oder ein Flugbegleiter?“ Ihr könnt auch mal zusammen Tierstimmen in verschiedenen Lautstärken ausprobieren. Zum Beispiel von einem Tiger, einem Elefanten oder auch ein paar leise Stimmen von einer Katze, einer Schlange oder einer Maus. Links dazu zum Anhören findest du unter K in der Rubrik „Erziehung mit Fantasie.“
Grundsätzlich ist es immer wichtig ihm vorher genau zu sagen, was passiert und was du von ihm erwartest, damit er von deinen Plänen nicht überrumpelt wird. Teile den Tag in "kleine Häppchen" und künde immer gut an, was als nächstes kommt und was du von ihm möchtest. "Wenn du das Pischi angezogen hast, dann komm grad ins Bad. Ich helfe dir dann beim Zähneputzen und danach schauen wir zusammen noch das Büechli an." Lobe und ermutige ihn immer, wenn es geklappt hat. (Habt ihr am Abend ein Ritual, welches immer gleich ist?)
Nimm ihm auch nicht zu viel ab. Lass ihn viele Dinge selbstständig erledigen. Wenn er es noch nicht schafft, dann zeig ihm wie, gib ihm Tipps und Hilfestellungen aber erledige es nicht für ihn. Wenn er grad nicht so mag, dann kannst du ihm eine Alternative anbieten: "Willst du die Zahnpasta auf die Zahnbürste tun, oder soll ich?"
Gerade am Abend, wenn die Kinder müde sind, quengelig, ist es oft hilfreich mit einem kleinen Trick, mit viel Fantasie und Humor an die Sache ranzugehen. Wenn er nicht Zähneputzen will, dann kannst du z.B mit einer hohen, lauten Stimme die "Zahntüfeli" nachmachen: "Juhuu, der Jonas will nicht Zähneputzen, das ist aber toll, dann können wir die ganze Nacht in seinem Mund bleiben und an seinen Zähnen knabbern, das ist aber super!" Oder du machst die Zahnbürste nach: "Oje, jetzt habe ich mich so gefreut, dass ich die Zähne vom Jonas putzen darf, jetzt habe ich ja gar nichts zu tun, ojeoje, was soll ich denn jetzt bloss tun..." Das musst du nicht jedes Mal machen, aber manchmal kann eine lustige Geschichte, ein Rollenspiel, eine solche Situation entschärfen. Ein paar Tipps dazu findest du übrigens in der Rubrik "Erziehung mit Fantasie" von A-Z.
Wenn wir draußen unterwegs sind und jemand grüßt, lässt er einen lauten Schrei los. Bleibe ich kurz stehen und will ein paar Worte wechseln, bekommt er regelrechte Kreischanfälle. Will man ihn jedoch mit einbeziehen ins Gespräch - manchmal macht es auch netterweise die Person, die wir gerade treffen- fragt ihn z.B. etwas Nettes - dann kommt von ihm auch nur Geschrei zurück.
Besprich das doch auch mal vorher mit ihm. Wie soll er jemanden begrüssen? Das kannst du z.B auch mal mit ihm zu Hause üben. Wenn er kreischt dann weise ihn darauf hin, dass er normal sprechen soll, weil du sonst nix verstehst. Aber schenk ihm für dieses Verhalten nicht zu viel Aufmerksamkeit.
Das ist mir oft sehr unangenehm und irgendwie geht man dann automatisch schnell weiter oder falls versucht das Gespräch schnell zu beenden. Nur bei Menschen, die er gut kennt, passiert das eher selten.
Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass er in den Situationen jeweils unsicher ist und nicht so recht weiss, wie er sich verhalten soll.
Ich habe mir schon oft den Kopf darüber zerbrochen und glaube, dass er in dem Moment meine Aufmerksamkeit nicht teilen möchte(Er ist auch ansonsten sehr auf mich fixiert). Außerdem ist mir auch klar, dass er mit seinen 3 Jahren nicht die Geduld hat brav daneben zu stehen, wenn man sich unterhalten will. Aber, dass er es sogar bei kurzen Begrüßungen laut schreit fnde ich nicht mehr normal. Es haben mir auch schon andere gesagt, dass es bei ihm sehr auffällig ist. Empfindet er andere Menschen als Bedrohung? Er versucht sich ansonsten auch viel mit seiner Stimme durchzusetzen. Irgendwie spürt er, dass er damit unheimlichen Druck ausüben kann.
Sprich doch mal mit ihm über Regeln. Wie muss er sich verhalten, damit sich alle wohlfühlen. Wie kann er andere Leute begrüssen. Vielleicht könnt ihr ab und zu ein paar Spiele machen, wo er seine Stimme und die versch. Laute ausprobieren kann.
Das ganze geht schon sehr lange so, seit ca, 1,5 Jahren). Ich denke immer, es ist eine Phase, es wird besser, aber es hat sich bisher nur verschlimmert und es belastet mich schon. Seit August geht er in den richtigen Kindergarten und Selbst beim Bringen und Abholen kann ich mit anderen Müttern noch nicht einmal ein Wort wechseln, ohne dass er schreit.
Mein Mann und ich haben schon alles ausprobiert, Drohungen oder Strafen halfen ehe nichts, aber wenn man's einfach ignoriert wird es auch nicht besser? Sollen wir vielleicht ein Belohungssystem einführen, eignet sich das dafür?
Ich würde mal mit ihm über Regeln sprechen. Und das dann auch ein bisschen mit ihm üben. Das Schreien würd ich grundsätzlich eher ignorieren. Du kannst ihn ja dann etwas ablenken. Ihn z.B auf etwas ansprechen, damit er das Schreien vielleicht auch ein bisschen vergisst.
Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
Hast Du vielleicht ein Tipp, wie man das Ganze entschärfen kann?
Viele Grüße
Monika