Folgt kein bisschen

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Folgt kein bisschen

Beitragvon möndli » 29.10.2008, 19:46

Hallo

Toll, gibt es eine Seite, auf der man sich Rat holen kann.
Bin im Moment so ziemlich an meiner Grenze angelangt. Ich habe einen Sohn, fast 3 und eine Tochter 5 Mt.
Ueber seine Schwester hat sich mein Sohn sehr gefreut, ist, so denke ich, kein bisschen einversüchtig. Letzthin meinte er sogar, dass er noch ein Baby wolle!
Zur Zeit, naja schon seit ca. 6 - 7 Monaten steckt er voll in der Trotzphase und hört mir überhaupt nicht mehr zu. Ich bin es leid ihm immer drohen zu müssen oder auf 3 zu zählen. Manchmal habe ich das Gefühl ich schimpfe den ganzen Tag und es nützt nichts. Am Abend bin ich dann frustriert und fühle mich elend.
Ein ewig leides Thema ist das Windel wechseln, anziehen, essen kommen etc. Egal wie früh ich es ankündige, es funktioniert doch nicht. Leztens habe ich die Küchenuhr genommen, ihm gesagt, dass ich den Wecker stelle (15 min) und wenn es klingle, dann müssen wir uns anziehen und auf den Zug. Er fand das ganz toll, aber als es soweit war, kam er nicht. Auch nicht auf die erste Aufforderung. Er kam erst, als ich die Wohnungstür öffnete und rausging. Da kam er dann schnell angesprungen.

Heute im Bastelladen war es auch echt mühsam. Ich habe ihm vor dem Betreten gesagt, dass wir ein Geschenk für seinen Götti bräuchten und das er auf dem Trittbrett vom Kinderwagen bleiben solle, da es sehr viele Leute drinnen hatte. Er hat dem zugestimmt, aber kaum waren wir drinnen, ist er runter und weg war er. Naja, ist natürlich alles sehr interessant. Ich habe ihn dann aufgefordert wieder aufs Brett zu stehen, da fing er sehr laut zu kreischen an. Nun, ich bin dann rausgegangen und fazit ist, dass wir nichts gekauft haben.

Wie kann ich es besser machen? Ich möchte nicht immer sagen, wenn Du nicht..., dann, mach.., sonst oder auf 3 zählen. Habe ich im Laden zuviel von meinem Sohn erwartet? Wie kann ich es besser machen, dass er im Laden bei mir bleibt und nicht davon rennt? Es ist seit gut 2 Monaten jedes Mal mühsam. Habe mir schon überlegt, ob ich von jetzt an alles am Samstag erledigen soll, wenn mein Mann zu hause ist. Aber auf Dauer ist das wohl auch keine Lösung.

Würde mich sehr freuen, wenn ich einige gute Tipps bekommen könnte.

Vielen Dank im voraus

Liebe Grüsse

Möndli
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 30.10.2008, 00:19

Hallo

Hallo Möndli! Schön, dass du hier bei uns gelandet bist, herzlich willkommen hier auf dem Elternplaneten!

Toll, gibt es eine Seite, auf der man sich Rat holen kann.
Bin im Moment so ziemlich an meiner Grenze angelangt. Ich habe einen Sohn, fast 3 und eine Tochter 5 Mt.
Ueber seine Schwester hat sich mein Sohn sehr gefreut, ist, so denke ich, kein bisschen einversüchtig. Letzthin meinte er sogar, dass er noch ein Baby wolle!
Zur Zeit, naja schon seit ca. 6 - 7 Monaten steckt er voll in der Trotzphase und hört mir überhaupt nicht mehr zu.

Auch wenn er vielleicht nicht direkt eifersüchtig scheint, ist es auch für ihn eine grosse Umstellung. Auch für das "grössere "Kind, welches bis jetzt die volle Aufmerksamkeit und Zuneigung genossen hat, bricht jetzt jemand in sein Territorium ein.

Ich bin es leid ihm immer drohen zu müssen oder auf 3 zu zählen. Manchmal habe ich das Gefühl ich schimpfe den ganzen Tag und es nützt nichts. Am Abend bin ich dann frustriert und fühle mich elend.

In welchen Situationen passiert das denn? Schreib mir doch mal en paar Beispiele auf? Achte dich einmal, wann es passiert? Was möchtest du denn von ihm? Wie kommunierst du das ihm? Was tust du, wenn er nicht gehorcht? Wie reagiert er dann?
Ich kann dir grundsätzlich mal ein paar Anregungen und Tipps Anweisungen geben:

Beobachte dich einmal, WIE du Anweisungen gibst. Denk dran:

Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen.
Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.

Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren! (Nicht immer nur "Nein" sagen)

Zu Ungenau! "Leon!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.

Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!

Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihm vorher wie lange er etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihm hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."

Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":

Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.

Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.

Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.

Pass auf mit Drohungen. Obwohl es meistens nützt, lernen die Kinder dabei, dass sie erst hören müssen, wenn du laut wirst, schreist oder auf 3 zählst.
Anstatt: "Wenn du jetzt nicht kommst, dann gibt es keine Geschichte", könntest du sagen: "Wenn du jetzt schnell bist, dann haben wir noch genügend Zeit, das Buch zu schauen."

Dein Sohon steckt in der Trotzphase. In der Trotzphase, so ab 2,5/3 Jahren erwacht der eigene Wille des Kindes und zeigt sich immer häufiger in Form von Trotzreaktionen und Gehorsamsverweigerungen. Das bedeutet aber nicht, dass sich das Kind in erster Linie gegen seine Eltern wendet, sondern vielmehr, dass das Kind leidet, dass es seine Wünsche nicht selber erfüllen kann.
D.h., es ist in dieser Phase nicht mehr in der Lage die Situation zu überblicken oder zu kontrollieren und gerät darum völlig aus den Fugen.
Dein Sohn versucht immer mehr seine eigenen Wege zu gehen und stösst dabei natürlich und immer wieder an"natürliche" Grenzen. Und er merkt auch, dass du nicht alles so machst und sagst, wie er das gerne möchte.

(Hier noch ein paar Erläuterungen aus dem familienhandbuch.de)
>>Diese ersten Erfahrungen mit dem eigenen Willen und den damit verbundenen aggressiven Gefühlen und Konfliktsituationen bzw. der Umgang damit, werden zu Grunderfahrungen, die das weitere Leben des Kindes er- oder entmutigend prägen werden. Die Kinder erlernen im Idealfall, dass:

... es ist gut, einen eigenen Willen zu entwickeln. Dadurch wird es fähig, eigene Entscheidungen zu treffen und zu erproben, und zu erkennen welche Konsequenzen diese Entscheidungen nach sich ziehen.
... Konfliktsituationen nichts wirklich Bedrohliches sind und zum Leben dazugehören und Lösungen gefunden werden können.
... Konfliktsituationen innere und äußere Spannungen erzeugen. Diese Spannungen sind aber auszuhalten und müssen nicht durch andere Tätigkeiten (z.B. Essen) abreagiert oder sogar verdrängt werden.
... es seine Gefühle äußern und zum Ausdruck bringen kann und seine Eltern halten das aus, bewerten sie nicht, sondern helfen ihm dabei, sie zunehmend in Worte zu fassen und auszudrücken. "Auch wenn ich um mich schlage, schreie und tobe, werde ich von meinen Eltern gemocht."
... bewältigte Konflikte Ereignisse sind, auf die man gemeinsam zurückblicken kann und welche die Beziehung vertiefen.
... es macht Spaß, eigene Erfahrungen zu sammeln, auch wenn manchmal Schmerz und Enttäuschung mit dabei sind. Das Kind verzweifelt nicht, da es von seinen Eltern unterstützt wird, es immer wieder neu zu versuchen. >>

Ganz wichtig ist, dass du gut vorausplanst. D.h dass du deinem Kind immer sagst, was als nächstes passiert und was genau du von ihm erwartest. Auch wenn sie noch recht klein sind.
Versuch den Tag in kleinen Schritten zu erklären. Also am morgen z.B "So, ich räume jetzt die Küche auf, du kannst in der Zeit etwas ruhig für dich spielen. Wenn ich fertig bin, komme ich zu dir und dann können wir zusammen etwas machen." Erklär ihm immer was als nächstes passiert und was DU von ihm erwartest, was er tun soll. Versuch ihn wenn immer möglich im Haushalt mit einzubeziehen. Er kann dir ganz gut bei gewissen Dingen helfen. z.B Möbel abstauben, die Türrahmen abwischen, staubsaugen. Auch wenn du das Gefühl hast, dass es dir rein "putztechnisch" nicht allzuviel bringt, ist es für ihn sehr wichtig. Er hat so a). etwas zu tun und b). das Gefühl, dass er gebraucht wird und etwas tun kann.


Ein ewig leides Thema ist das Windel wechseln, anziehen, essen kommen etc. Egal wie früh ich es ankündige, es funktioniert doch nicht.

Lass ihn viele Dinge selbstständig tun. Wie funktionert denn das Windel wechseln bei euch?

Es ist sehr wichtig ist, dass wir als Eltern Vertrauen in die Fähigkeiten unserer Kinder haben. Wir müssen ihnen etwas zutrauen und ihnen auch Erfahrungsräume öffnen. D.h nicht immer grad alles selber erledigen (auch wenns oft schneller geht und bequemer ist). Wenn dein Kind etwas nicht schafft, vielleicht deshalb auch wütend wird, nimm ihm nicht immer die Arbeit ab und präsentier ihm grad die Lösung. Versuch zusammen mit ihm eine Lösung zu finden. Frag ihn, was er tun wollte und was nicht geklappt hat und überlegt euch, wie er das jetzt anpacken könnte. Gib ihm Tipps und Hilfestellungen aber erledige es nicht für ihn.
Die Kinder können oft viel mehr, als wir ihnen zutrauen und oft auch mehr, als wir gedacht haben. Viele Eltern räumen ihnen Kindern jedes Steinchen aus dem Weg und möchten sie auch vor allem bewahren. Sie sind fast pausenlos beschäftigt, ihre Wünsche zu erfüllen. Trotzdem ist das Kind oft unzufrieden und quengelig. Überleg dir einmal wie du dich fühlen würdest, wenn du ein unselbstständiger Erwachsener wärst.
Genau so muss sich auch ein unselbstständiges Kind fühlen, so nach dem Motto: "ich kann das nicht allein, ich brauche ständig einen Erwachsenen um mich herum, ohne Erwachsene bin ich hilflos, ich kann es eh nicht allein, deshalb versuche ich es erst gar nicht. Die Erwachsenen müssen immer für mich da sein, damit meine Wünsche erfüllt werden. Sie müssen sich pausenlos mit mir beschäftigen, sonst wirds mir Langweilig und ich mache Blödsinn."
Ein unselbstständiges Kind hat auch das Gefühl, dass es Dinge im Alltag gar nicht selber erledigen kann, weil sie ihm ja meistens von einem Erwachsenen abgenommen werden. Häufig unterstützen wir dieses Gefühl mit Aussagen wie: "Dafür bist du noch zu klein, warte ich helf dir, du kannst das noch nicht." Das Kind wird abhängig von den Erwachsenen und es lernt auch nicht Verantwortung zu übernehmen und auch die Konsequenzen für sein Handeln zu tragen. Es wird bequem egoistisch und nützt andere aus. Ausserdem ist ihm oft Langweilig, weil es gar nie richtig gelernt hat sich selber zu beschäftigen. Ein unselbstständiges Kind hat oft wenig Selbstwertgefühl. Es ist oft unsicher, manchmal schüchtern, mutlos aber auf alle volle hat es ganz hohe Ansprüche an uns Eltern und wird zum Tyrannen. Das vor allem auch, weil es wenig Widerstand spürt und auch nicht gelernt hat mit unangenehmen Situationen fertig zu werden.

Ein Kind zur Selbstständigkeit erziehen heisst nicht, ihm alles erlauben, alles durchgehen lassen. Es ist das Gegenteil von abhängig sein, angewiesen sein auf den anderen. Also möglichst früh, das selber zu tun, was möglich ist, ohne dass jemand hilft oder es für einen erledigt.
Was heisst das jetzt genau? Versuch immer wieder im Alltag deinem Kind die Möglichkeit zu geben, Dinge zu entdecken, selber auszuprobieren, ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun". Wir unterschätzen unsere Kinder ganz häufig und sind erstaunt, wie viel sie schon selber können. Es ist nicht immer ganz einfach und es ist oft auch anstrengender, mit mehr Zeit und Energie verbunden, wenn wir versuchen unsere Kinder zu mehr Selbstständigkeit zu erziehen. Doch wenn wir es tun, dann werden die Kinder auch weniger am eigenen "Rockzipfel" hängen.

Lass dein Kind die Dinge die es selbst tun kann auch selber tun. Beobachte dein Kind und wenn du merkst, dass es Hilfe braucht, dann sei ihm eine Stütze, zieh dich aber dann auch wieder zurück.

Versuch ihn mit kleinen Dingen zu unterstützen. Selber anziehen, waschen, Jacke anziehen, Brot streichen, Dinge wegräumen...
Sag ihm immer genau, was du von ihm erwartest. Wenn du merkst, dass er es noch nicht alleine schafft, dann frag ihn, was er als erstes tun muss: "z.B wenn du deine Schuhe anziehen willst, was musst du zuerst machen?" - "Den Verschluss aufmachen." - "Genau, und dann...?" Geh mit ihm das schön Schritt für Schritt durch, lobe und ermutige ihn.


Leztens habe ich die Küchenuhr genommen, ihm gesagt, dass ich den Wecker stelle (15 min) und wenn es klingle, dann müssen wir uns anziehen und auf den Zug. Er fand das ganz toll, aber als es soweit war, kam er nicht. Auch nicht auf die erste Aufforderung. Er kam erst, als ich die Wohnungstür öffnete und rausging. Da kam er dann schnell angesprungen.

Ist das mit dem Anziehen ein grundsätzliches Problem?
Besprich das mal mit ihm. Sag ihm, dass es dich stört, wenn er trödelt und sag ihm, was du von ihm erwartest. Besprecht auch zusammen wie das am Morgen ablaufen soll. (Wie sieht es denn im Moment aus? Welche Reihenfolge habt ihr am morgen denn?)
Versuch ihn zu motivieren. Ein paar Tipps dazu findest du hier:
http://www.elternplanet.ch/46.html

Als zusätzliche Motivation kannst du auch eine Punktekarte machen.
- Positiv formulieren, was möchtes du von ihm.
- Am wirkungsvollsten ist es, wenn du etwas witziges bastelst, dass er gern hat. Z.B einen Bauernhof einen Zoo, ein Piratenschiff, eine Rennbahn usw. Beim Schiff z.B kannst du auf jedes Fenster den Sticker kleben, beim Zoo auf jedes Feld, Abschnitt und beim Zoo z.B in jedes Gehege. Die Punktekarte darf ruhig phantasievoll sein, witzig aussehen und Spass machen.
-Jedes Mal wenn er es geschafft hat, darf er ein Kleberli aufkleben.

Bei kl. Kindern reicht oft schon der Kleber als Belohnung. Du kannst aber auch zusätzlich noch eine Belohung geben. Es muss nicht immer etwas teures, gekauftes sein. Z.B eine Extra Geschichte lesen, ins Schwimmbad gehen, einen Kuchenbacken, eine Velotour usw. lass dir was einfallen. Es ist auch möglich, eine grössere Belohnung in Aussicht zu stellen. Z.B ein Plüschtier, Malfarben, einen Bagger, Lego usw. muss aber nicht sein. Vorher genau abmachen, welche Belohnung es wann gibt.
-Setz ein leichtes Ziel. Also z.B nach dem ersten Mal "die Schuhe schnell anziehen", eine kl. Belohnung. Nach insgesamt 3 Kleberli evt. eine grössere Belohnung und nach einer Woche dann eine grosse Belohnung.
-Mach es dann etwas schwieriger. Z.B nur noch ein Kleberli wenn sie ein Gagi macht und lass mit der Zeit die Belohnungen weg und lass die Punktekarte „ausschleichen“. Achtung! Keine Kleber wegnehmen, nicht schimpfen wenns nicht geklappt hat, motivieren fürs nächste Mal.


Heute im Bastelladen war es auch echt mühsam. Ich habe ihm vor dem Betreten gesagt, dass wir ein Geschenk für seinen Götti bräuchten und das er auf dem Trittbrett vom Kinderwagen bleiben solle, da es sehr viele Leute drinnen hatte. Er hat dem zugestimmt, aber kaum waren wir drinnen, ist er runter und weg war er. Naja, ist natürlich alles sehr interessant.

Und das ist für einen kleinen Jungen wirklich schwierig, ruhig auf einem Trittbrett zu stehen. Ich denke, da hast du etwas gar hohe Erwartungen.

Ich habe ihn dann aufgefordert wieder aufs Brett zu stehen, da fing er sehr laut zu kreischen an.

Auch das ist verständlich. Gib ihn in solchen Situationen etwas zu tun. Gib ihm einen Auftrag, lass ihn dir etwas helfen, etwas suchen. Nimm etwas zu spielen für ihn mit. Sprich mit ihm über die vielen Dinge die es im Laden hat, sprecht über Farben, Formen usw.

Nun, ich bin dann rausgegangen und fazit ist, dass wir nichts gekauft haben.

Lass ihn die Situation noch einmal üben. Geh mit ihm kurz raus. Du kannst mit ihm einen Moment drausen sitzen. Sag ihm, dass er sich beruhigen soll und geh dann nochmals mit ihm rein und sag ihm, was genau du von ihm erwartest. Wenn es dann wieder nicht klappt, kannst du immer noch mit ihm nach Hause gehen.

Wie kann ich es besser machen? Ich möchte nicht immer sagen, wenn Du nicht..., dann, mach.., sonst oder auf 3 zählen. Habe ich im Laden zuviel von meinem Sohn erwartet? Wie kann ich es besser machen, dass er im Laden bei mir bleibt und nicht davon rennt? Es ist seit gut 2 Monaten jedes Mal mühsam. Habe mir schon überlegt, ob ich von jetzt an alles am Samstag erledigen soll, wenn mein Mann zu hause ist. Aber auf Dauer ist das wohl auch keine Lösung.

Nein, er soll es ja lernen. Gut vorausplanen, sag ihm schon zu Hause wo ihr hin geht, mit wem, wie sieht es dort aus, was tut ihr dort, wie lange bleibt ihr? usw. Sorge für interessante Beschäftigungen, gib ihm Aufträge, etwas zu tun. Lobe und ermutige ihn wenn es klappt.

Versuch im allgemeinen den Fokus vermehrt auf das Positive zu richten. Gib ihm dann ein Feedback, wenn er etwas gut gemacht hat. Wenn Kinder sich schlecht benehmen, hat das häufig damit zu tun, dass wir sie nicht genügend beachten, wenn sie sich gut benehmen.


Würde mich sehr freuen, wenn ich einige gute Tipps bekommen könnte.

Vielen Dank im voraus

Liebe Grüsse

Möndli

Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder. Mit Feedback, Fragen und noch mehr Beispielen, ok?
liebe Grüsse
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Beitragvon möndli » 01.11.2008, 21:02

Guten Abend

Herzlichen Dank für Deine Antwort. Habs mir ausgedruckt, damit ich es in Ruhe durchlesen kann. Ein paar interessante Anregungen habe ich schon entdeckt.
Gerne würde ich nächstes Jahr, sobald ich abgestillt habe, einen Erziehungskurs besuchen. Kennst Du jemanden in Aarau oder Umgebung, den Du mir empfehlen könntest? Ich möchte es einfach besser machen als bisher.

Vielen Dank und ein schönes Wochenende wünscht

Möndli
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 02.11.2008, 15:09

Hallo Möndli

es kommt drauf an welchen Kurs du gerne besuchen möchtest. Wenn du auf der Suche nach Triple P Trainerinnen bist (Positives Erziehungsprogramm), dann schaust du am besten Mal unter www.triplep.ch. Am 3. November startet in Aarau z.B grad einer mit Sarah Renold Zanoni.
Infos über Triple P findest du auch auf meiner Seite unter Elternkurse Kids: http://www.elternplanet.ch/3.html


Es gibt aber auch noch andere gute Erziehungskurse. z.B www.gordontraining.ch;
www.instep-online.ch
www.starkeeltern-starkekinder.ch

und für Zwischendurch gibt es ja noch die bekannte Elternberatungsseite: www.elternplanet.ch :-))

liebe Grüsse
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Beitragvon möndli » 20.11.2008, 12:00

Hallo

Habe mich schon lange nicht mehr gemeldet. Es ging bis heute einigermassen gut. Werde mich auch für den im Februar beginnenden Erziehungskurs anmelden. Heute gingen wir, wie jeden Donnerstag, ins Mukiturnen. Kaum dort wollte mein Sohn wieder gehen. Als er innerhalb von 15 min. das nochmals dreimal wiederholte, dachte ich, ok, er will wirklich gehen. Wir verabschiedeten uns von den anderen Müttern und Kindern und verliessen die Turnhalle. Beim Schuheanziehen ging das Theater dann los, er wolle nicht gehen, er wolle turnen. Ich fand aber, da er es viermal gesagt habe, dass wir jetzt nach Hause gehen. Er zog die Schuhe aus, ich wieder an. Beim dritten mal, sagte ich zu ihm, dass er dann halt ohne Schuhe laufen könne, montierte auch das Trittbrett vom Kinderwagen ab. Er schrie und schrie, zog dann die Schuhe selber an. Auf dem ganzen Nachhause weg schrie er wie am Spiess. Zuerst wollte er an die Hand, kaum hielt ich ihn, wollte er nicht mehr, immer so weiter. Ich wurde natürlich auch wütend und schrie ihn an, er solle nicht so blöd tun und liess ihn stehen und maschierte voraus, dann kam er schnell wieder angesprungen. Das war wohl der längste Nachhauseweg, obwohl er nur ca. 15 min dauert. Jetzt zu Hause schreit er immer noch, habe ihn ins Zimmer geschickt, da ich keine Nerven mehr habe. Bin völlig am Ende, da ich zu allem auch noch krank bin. Wie hätte ich in dieser Situation am besten reagiert? Ich könnte momentan nur noch heulen. Ich weiss gar nicht, ob ich nächste Woche wieder hingehen soll? Hoffe, es ist nicht ein allzugrosses Wirrwarr geworden.

Liebe Grüsse

Möndli
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 20.11.2008, 12:43

Hallo

Habe mich schon lange nicht mehr gemeldet. Es ging bis heute einigermassen gut. Werde mich auch für den im Februar beginnenden Erziehungskurs anmelden. Heute gingen wir, wie jeden Donnerstag, ins Mukiturnen. Kaum dort wollte mein Sohn wieder gehen. Als er innerhalb von 15 min. das nochmals dreimal wiederholte, dachte ich, ok, er will wirklich gehen.

Ich würde grundsätzlich solchen Aussagen nicht nachgeben. Oft wollen die Kinder auch einfach nur probieren, was passiert. Vielleicht passt ihnen ja auch grad irgendetwas nicht und wenn du dann nachgibst, setzt das ein etwas falsches Zeichen. "Ok, wenn's mir grad nicht passt oder ich keine Lust habe, dann gehen wir dann." Ich würde für ein nächstes Mal, ihm das vorher nochmals genau erklären. "Wir gehen jetzt ins Mukiturnen und bleiben, bis die Stunde zu Ende ist. Ich möchte, dass du mithilfst, du musst mir ja dann auch zeigen wie es geht und helfen..."
Wenn er gehen will, würde ich versuchen das zu ignorieren, zu überhören und ihn ablenken. "Ja, wenn die Stunde vorbeit ist, bis der Zeiger oben ist, schau mal. Komm wir müssen jetzt die Bälle einsammeln gehen. Komm wir zählen mal wieviele wir tragen können." Oder: "Auf was freust du dich denn am meisten, wenn wir wieder zu hause sind? Ich mich auf einen Kaffee nach dem Essen."
Geh nicht darauf ein und sprich von etwas anderem, lenk ihn ab, gib ihm grad einen konkreten Auftrag, lass ihn dir etwas helfen oder zeigen, damit er's grad vergisst. Vielleicht will er ja auch nur nach Hause, weil er unsicher ist oder das Gefühl hat, dass er das Geforderte grad nicht so gut kann. Bestärke, ermutige und motviere ihn, das hilft vielleicht auch schon.
Wenn er sich dann wirklich weigert, dann geh lieber mit ihm einen Moment raus in die Garderobe. Vergewissere dich, ob er nicht vielleicht Hunger, Durst, kalte Füsse hat. Also ein Umstand, den man schnell beheben kann. Sag ihm aber klar, dass ihr jetzt hier bleibt, bis die Stunde um ist. Du kannst einen Moment mit ihm in der Garderobe bleiben und ihm dann klar sagen, dass ihr jetzt wieder zurück geht und weiter macht bis zum Schluss. Du kannst ihm aber auch sagen, dass er dann halt einfach in der Turnhalle am Rand absitzen und warten soll, bis ihr fertig seid. Ich würde dann einfach weiter turnen und ihn halt dort sitzen lassen.

Besprich das dann mit ihm nach dem Turnen nochmals in Ruhe und sag ihm, was du von ihm erwartest.


Wir verabschiedeten uns von den anderen Müttern und Kindern und verliessen die Turnhalle. Beim Schuheanziehen ging das Theater dann los, er wolle nicht gehen, er wolle turnen. Ich fand aber, da er es viermal gesagt habe, dass wir jetzt nach Hause gehen.

Wenn du ihn einfach am Rand hättest sitzen lassen, dann wäre es ihm wohl bald einmal zu blöd und zu langweilig geworden und er wäre von selber wieder gekommen.

Er zog die Schuhe aus, ich wieder an. Beim dritten mal, sagte ich zu ihm, dass er dann halt ohne Schuhe laufen könne, montierte auch das Trittbrett vom Kinderwagen ab. Er schrie und schrie, zog dann die Schuhe selber an. Auf dem ganzen Nachhause weg schrie er wie am Spiess. Zuerst wollte er an die Hand, kaum hielt ich ihn, wollte er nicht mehr, immer so weiter.

Es ist verständlich, dass er wütend ist. Wahrscheinlich war es ihm mit dem nach Hause gehen auch gar nicht so ernst. Ich verstehe deine Reaktion, aber besser wäre wohl gewesen, wenn du gar nicht darauf eingegangen wärst...

Ich wurde natürlich auch wütend und schrie ihn an, er solle nicht so blöd tun und liess ihn stehen und maschierte voraus, dann kam er schnell wieder angesprungen.

Denk daran: Das ist eine sehr ungenaue Anweisung. Was heisst schon, nicht so blöd tun? Sag ihm genau, WAS du von ihm möchtest. "Hör mal Nicolas, das hat mit jetzt grad wütend gemacht und ich bin auch etwas enttäuscht, dass wir nicht fertig turnen konnten. Ich möchte, dass du dich jetzt beruhigst und mir die Hand gibst, damit wir jetzt friedlich zusammen nach Hause gehen können. Willst du mir die rechte oder die linke Hand geben?"

Das mit dem voraus marschieren ist halt auch immer so eine Sache. Was tust du, wenn er dann einfach auf den Boden sitzt und nicht kommt? Meistens kann man die Kinder ja nicht einfach sitzen lassen, gerade wenn es an einer Strasse ist oder in einem Einkaufszentrum. Dann kündigst du an, dass du jetzt gehst und läufst davon, ein paar Minuten später kehrst du trotzdem wieder um und holst ihn.... Auch das ist sehr verwirrend und setzt ein falsches Zeichen. "Ich bleib jetzt mal sitzen, sie holt mich ja dann eh wieder.."


Das war wohl der längste Nachhauseweg, obwohl er nur ca. 15 min dauert. Jetzt zu Hause schreit er immer noch, habe ihn ins Zimmer geschickt, da ich keine Nerven mehr habe. Bin völlig am Ende, da ich zu allem auch noch krank bin.

Sag ihm immer warum du es tust. "Ich habe mich jetzt grad über dich geärgert. Ich möchte, dass du dich beruhigst und du schreist hier immer noch herum, deshalb gehst du jetzt einen Moment in die Auszeit. Wenn du 2 Minuten ruhig warst, dann hole ich dich dann wieder." Schau, dass du nachher nicht mehr darüber sprichst und ihm nicht noch stundenlang böse bist. Verwickle ihn in eine Aktivität und hilf ihm wieder ins Spiel zu finden.

Wie hätte ich in dieser Situation am besten reagiert? Ich könnte momentan nur noch heulen. Ich weiss gar nicht, ob ich nächste Woche wieder hingehen soll?

Aber sicher! Das war ja das erste Mal, dass so etwas passiert ist. Ich würde vorher nochmals in Ruhe mit ihm sprechen. Sag ihm wo ihr hingeht, wie lange es dauert und was du von ihm möchtest. Sag ihm auch, dass ihr die ganze Stunde dort turnen werdet. Wenn du das Gefühl hast, es würde ihn motivieren, dann kannst du ihm ja auch eine kleine Belohung versprechen. "Wenn das gut klappt, dann gehen wir nachher noch zusammen auf den Spielplatz, wir können dann zu Hause ein Buch anschauen... usw." Eine Belohung in Aussicht stellen muss aber nicht unbedingt sein, da es ja nicht ein grundsätzliches Problem ist, welches sich jedes Mal stellt.

Hoffe, es ist nicht ein allzugrosses Wirrwarr geworden.

Liebe Grüsse

Möndl

iSchau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, ok?
Gute Besserung!
liebe Grüsse
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Beitragvon möndli » 20.11.2008, 14:44

Hallo

Herzlichen Dank für die rasche Antwort. Du schreibst im grossen und ganzen das, was ich mir, nachdem ich mich beruhigt hatte, auch gedacht habe. Ich war einfach wahnsinnig enttäuscht von ihm und ich glaube, dass ich öfters viel zu viel von ihm erwarte. Dazu kommt noch, dass ich momentan viel zu wenig Schlaf kriege, da ich im Schnitt alle 2 - 3 h auf muss wegen eines der Kinder. Ich bin im moment recht erschöpft und reagiere falsch und zu heftig. Und das macht mich recht fertig, da ich es ja merke und die Zeit zurückdrehen kann ich leider nicht. Es ist manchmal ein wirklicher Teufelskreis, aus dem zu entrinnen gar nicht einfach ist.
Schön, dass ich mir hier Rat holen kann, manchmal fühle ich mich so ziemlich alleine, was Erziehen anbelangt.

Vielen Dank

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Beitragvon Kathrin Buholzer » 20.11.2008, 15:14

Hallo Möndli! Das zeigt, dass du sehr gut selber reflektieren kannst, dass du die Situation im Nachhinein richtig eingeschätzt hast und aus deinen Fehlern schon die nötigen Schlüsse gezogen hast. Das ist ein erster Schritt, ganz wichtig, um dann auch die richtigen Lehren daraus zu ziehen.
Lass dich nicht entmutigen, wenn es noch grad nicht so richtig klappt. Wichtig ist, dass du nach einer verpatzten Situation, die Sache analysieren kannst und dir überlegtst: Was lief gut, was weniger und was kann ich das nächste Mal besser machen. Wenn du dir dann auch etwas vornimmst, was du ein nächstes Mal (und das kommt bestimmt :-)) besser machen möchtest, dann hast du auch schon wieder etwas gelernt und kannst auch aus einer missglückten Situation noch etwas mitnehmen.
Und wenn du gar nicht weiter weisst, Fragen hast und Hilfe brauchst, dann weisst du ja jetzt auch, wo du mich findest... :-))
liebe Grüsse

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