von Kathrin Buholzer » 12.06.2008, 17:46
Hallo Kathrin!
Also bei dem Nichtantworten geht es meistens um seine Meinung. Also z.b. ich hole mir ein Eis und frage ihn (für mich aus Höflichkeit) ob er auch eins möchte. Er fühlt sich dann wohl irgendwie gestört und patzt mich an oder ich bekomme gar keine Antwort und fühle mich ein wenig vor den Kopf gestoßen.
Es sind eigentlich immer solche Situationen, bei dem ich ihn nach seiner Meinung seinen Wünschen frage. Wie z.b. möchtest Du mit dem Rad auf den Spielplatz oder mit dem Roller? Usw.
Dann sei damit etwas zurückhaltender. Vielleicht ist es halt einfach etwas zu viel. Es ist ähnlich wie bei den Anweisungen, wenns zu viele sind, dann hören die Kinder oft gar nicht mehr hin, oder mögen gar nicht mehr antworten. Vielleicht störst du ihn halt oft auch mit den vielen Fragen. Achte dich einmal, wieviele Fragen und Anweisungen du ihm gibst und schraube diese etwas zurück.
Bei Anweisungen hört er manchmal auch nicht, aber ich stelle schon lange keine fragenden Anweisungen mehr (habe ich mir abgewöhnt, fiel aber schwer) und sage immer "ich möchte, daß ..."
Mittlerweile ärgere ich mich nicht mehr so sehr über seine "Nichtreaktion" und mach dann halt meine Sache weiter. Sollte er später meckern, dann sage ich ihm ruhig, daß ich von ihm leider keine Anwort bekommen habe und somit nicht wußte, was er möchte.
... und dass er es sich jetzt selber holen könne...
Noch was anderes: Ich sagte ja schon mal, daß er gerne so laut brüllt, wie ein Ungeheuer/ Monster. Er macht das immer noch gerne und leider auch, wenn wir woanders sind und die Kinder spielen. Oft sind die Kinder davon nicht begeistert und fühlen sich gestört oder er behindert sie z.b. beim Raufklettrn auf die Rutsche usw. Er versperrt dann absichtlich den Weg. Ich habe das Gefühl, er will einfach mal testen, was die dann machen. Damit eckt er an und mich ärgert es, daß er die anderen nicht einfach in Ruhe lassen kann. Schließlich hat er keinen festen Spielpartner und der fehlt ihm auch. Aber durch sein grobes Verhalten stößt er andere oft vor den Kopf und damit wollen die nicht mehr mit ihm spielen. Er fühlt sich dadurch wohl bestätigt der "Böse" zu sein und kaspert oder ärgert weiter.
Sprich das vorher mit ihm ab. z.B wenn du mit ihm auf den Spielplatz gehst. Mach Regeln fest und besprich dieses "Brüllen" mit ihm. Was dich stört, wie es bei den Anderen ankommt, was es auslöst. Welche Reaktionen kommen, wenn er ihnen den Weg versperrt. Hilf ihm, Möglichkeiten zu finden, wie er mit den anderen Kindern in Kontakt treten kann, ohne sie zu ärgern. Überlegt euch gemeinsam andere Möglichkeiten und Wege. Bevor ihr auf den Spielplatz reingeht, besprich mit ihm nochmals die "Regeln." " Was haben wir abgemacht?" (Positiv formulieren). Wenns nicht klappt mach ihn darauf aufmerksam, geh zu ihm hin, sag ihm was er falsch gemacht hat und was er stattdessen tun soll. Wenn er nicht gehorcht, dann nimm ihn einen Moment von der Rutsche weg, geh einen Moment vom Spielplatz weg und gib ihm dann nochmals eine Chance es besser zu machen.
Wenn er so gerne Monster spielt, kannst du mit ihm z.B eine "Monster Zeit" und eine "Monsterfreie Zeit" abmachen. Du kannst auch ein Schild basteln (auf der einen Seite ein Monster, auf der anderen Seite keines). Mach vorher mit ihm ab, wie lange er Monster sein darf und was passiert, wenn du das Schild wieder umdrehst. Wie soll er sich verhalten? Wenn es auswärts ist, dann darf er z.B Monster sein, bis ihr auf den Spielplatz rein geht.
Wie kann ich ihm da helfen besser mit anderen umzugehen? Wenn ich dann was zu ihm sage, dann "ermahne" ich ihn meist gleich, weil ja ER was falsches macht. Ich versuche dann zwar positiv zu formulieren, also " ich möchte, daß alle Kinder rutschen können" oder "ich möchte, daß ihr lieb miteinander spielt", aber es ist doch schwer. Auch merke ich dann, wenn andere Mütter anwesend sind, daß sie meinen Sohn und bestimmt auch mich abstempeln und das ärgert mich, denn er kann ja auch ganz anders.
Wieso macht er das immer wieder?
Nicht immer grad selber die Lösung vorgeben. Hilf ihm, dass er selber Wege und Mittel findet, dieses Verhalten zu ändern und besprich auch mit ihm und versucht herauszufinden, wie das bei den anderen ankommt und warum es diese ärgert.
Dieses Verhalten abzutrainieren braucht eine Zeit. Schliesslich hat er es sich angewöhnt und macht es ja auch schon ziemlich lange. Damit er es umlernen kann, braucht es immer und immer wieder den gleichen Durchgang. D.h er braucht den gleichen Ablauf, die gleiche Reaktion von dir (die gleiche Erklärung, das gleiche Nachfragen, die gleichen Konsequenzen) damit er es lernen kann. Dieses "immer Gleiche" gibt ihm dann eine Sicherheit und er kann es so umlernen.
Das ist anstrengend und ermütend, ich weiss. Versuch trotzdem standhaft und ruhig zu bleiben und nicht aufzugeben.
Anderes Thema: Er ist zwar sehr lebhaft, aber dennoch denke ich, sein Selbstbewußtsein ist nicht groß. Wir besuchten z.b. meinen Schwager (kennt er, aber Besuche sind selten). Er wollte nicht da hin. Als wir dann in der Wohnung waren, wollte er erst draußen auf uns warten. Dann endlich in der Wohnung blieb er nur stehen, sagte nicht hallo usw. war richtig schüchtern und scheu. Nicht mal bei mir wollte er bleiben. Für andere sah es eher nach Sturheit aus, aber ich empfand ihn als extrem schüchtern. Dieses Verhalten zeigt er auch sonst oft, wenn wir jemanden besuchen, er die Menschen nicht so gut kennt. Aber auch gute Bekannte geht er oft aus dem Weg, mag ungern hallo oder tschüß sagen und wenn er zb. was möchte und Durst hat, dann fragt er spärlich oder in seiner "Babysprache" und ist richtig zögerlich, so als wäre es ihm unangenehm, daß er beachtet wird.
Wie unterstütze ich ihn da? Er bekommt oft Vorwürfe auch von meinem Mann nach dem Motto "hab Dich nicht so" oder " stell Dich nicht an" , "Du bist doch kein Baby mehr" usw.
Daß dies eher demotivierend ist, weiß ich, mein Mann irgendwo sicher auch, aber er kann da nicht aus seiner Haut. Also wie sollte ich in solchen Situationen vorgehen?
Nehmt diese Gefühle ernst, sprecht darüber und zwar vorher. Was erwartet ihn dort? Welche Leute besucht ihr? Wie lange, was soll er dort tun? Wie läuft die Begrüssung ab? Was erwartet ihr von ihm. Wie könnt ihr ihn unterstützen usw.
Du kannst das Selbstvertrauen deines Sohnes immer wieder im Alltag üben in dem du ihn nicht übermässig behütest und einengst und ihm auch (ihrem Alter enstprechend) Freiräume gewährst.
Versuch auch, ihm nicht immer alles ab zu nehmen. Ganz besonders in schwierigen, problematischen Situationen ist das wichtig. Also wenn er z.B zu dir kommt und dir ein Problem schildert, z.B dass er etwas nicht schafft, einen Streit mit jemandem hat usw. Nicht immer grad die Lösung vorgeben, erklären, predigen, moralisieren, helfen, Anweisungen geben und ihm sagen was sie tun soll.
Hör ihm gut zu. Unterbrich ihn auch nicht ständig, frage nach wenn du etwas nicht verstanden hast. Oft reicht den Kindern schon nur, wenn wir zu hören, sie erwarten gar nicht immer von uns eine Lösung.
Versucht dann einmal zusammen mögliche Lösungen zu suchen. "Was könntest du jetzt tun? Hast du eine Idee, was du jetzt machen könntest, Was erwartest du von mir? Kann ich dir irgendwie helfen." Lass ihn einmal selber aufzählen, welche Möglichkeiten er hat. Unterstütze und hilf ihm nur so viel wie nötig. Versucht die Vor- und Nachteile aufzuzählen und einigt euch auf eine Lösung.
Oft hilft es den Kindern, wenn man diese Lösung einmal zusammen durchspielt. (Das kann eine Art Rollenspiel sein. Einmal bist du der Kindergartenkollege, dann einmal er). Spielt das einmal durch, evt. mit versch. Varianten, Lösungsmöglichkeiten. Ihr werdet schnell merken, wo noch Schwierigkeiten sind und dann zusammen anschauen, wie ihr diese lösen könnt.
Das gibt ihm eine Sicherheit und er kann dann in der realen Situation besser damit umgehen, wenn er es schon einmal "geübt" und gefühlt hat. Lobe und ermutige ihn, so dass er sich gestärkt fühlt.
Gebt nicht zu schnell auf, wenn es beim ersten Mal noch nicht so gut klappt. Sprecht darüber, wie er sich gefühlt hat, was passiert ist und was er das nächste Mal noch besser machen könnte.
Trau ihm das auch zu. Wenn du selber schon eine gewisse Unsicherheit ausstrahlst und Angst hast, dass es schief gehen könnte, überträgt sich das auch auf ihn.
Ihr könnt ja zusammen auch einen "Mutmach- Handschlag" oder Gruss erfinden, zusammen mit einem Spruch.
Es ist sehr wichtig ist, dass wir als Eltern Vertrauen in die Fähigkeiten unserer Kinder haben. Wir müssen ihnen etwas zutrauen und ihnen auch Erfahrungsräume öffnen. So wie ich oben schon geschreiben habe: nicht immer grad alles selber erledigen (auch wenns oft schneller geht und bequemer ist).
Gib ihm Tipps und Hilfestellungen nur wenn nötig und erledige nicht alles für ihn.
Die Kinder können oft viel mehr, als wir ihnen zutrauen und oft auch mehr, als wir gedacht haben. Viele Eltern räumen ihnen Kindern jedes Steinchen aus dem Weg und möchten sie auch vor allem bewahren. Das ist zwar lobenswert, nützt aber dem Kind für seinen Alltag nicht sehr viel.
Und wichtig auch: Nicht beschimpfen oder schlecht machen!
Ich habe ihm jetzt meistens vorher gesagt, was ich möchte, also z.b. "ich möchte, daß Du xy die Hand gibst und tschüß sagst" und meistens bestehe ich auch drauf. Ich hab das mit dem hallo und tschüß sagen vorher nie so eng gesehen, aber ich denke, er sollte es jetzt mit seinen fast 7 Jahren schon können, die Hand muß ja auch nicht immer sein.
Aufräumen: Also alle Vorschläge, gemeinsam eine Lösung zu finden, klappen nicht. Wenn ich ihn danach frage, wie können wir das machen, dann kommt nix von ihm. Auch wenn ich dann einen Vorschlag mache, geht es wenig. Letztens hab ich angefangen, ihm ab und zu zu helfen und bin dann immer wieder für kurze Zeit raus um meiner Arbeit nachzugehen. Wenn etwas gut geklappt hat, dann hab ich ihn gelobt. Dennoch dauert es ewig und wenn ich z.b. sagen würde, er müßte aufräumen und kann vorher nicht mehr aus dem Zimmer, dann wäre er wohl ewig dort. Er spielt dann ständig mit irgendwas was er grad aufräumen will oder wenn ich dann was wegräumen möchte, weil ich ihm helfen will, dann meckert er, daß erst xy aufgeräumt wird oder wir es so und so machen (was dann für mich wieder nach Ewigkeit aussieht und ich dann meistens tiefeinatmend das Zimmer verlasse bevor ich explodiere).
Ein Spiel draus machen. Er ist der Zauberer du der böse Riese. War hat schneller etwas eingeräumt? Ihr seid beides Katzen, wer hat mehr (Käse) Legos eingesammelt. Eine Motivation bieten. Wenn wir fertig sind, dann können wir zusammen noch ein Spiel spielen. Wenns geht vor dem Essen aufräumen, ist motivierender als nachher. Oder du könntest auch eine Punktekarte fürs Aufräumen machen. (Hab ich dir ja schon erklärt).
Sorry, wurde wieder recht viel!
LG Claudia
PS: Also den Weg vom Kindergarten nach Hause kennt er gut. Ich würde ihm auch zutrauen, daß er alleine heim findet. Jedoch hab ich einfach ein wenig Grundangst, wenn doch was ist.
Das mit dem Spielen woanders beängstigt mich weniger, daß er nicht auf sich aufpassen kann, sondern, daß wenn ein anderer Erwachsener etwas zu ihm sagt, er nicht drauf hört oder patzig wird oder noch schlimmer einen Wutanfall bekommt und sonstwas macht, wegrennt oder keine Ahnung was. Das ist meine Angst, weil ich dann nicht da bin und keine Kontrolle drüber hab. Ich denke, grade weil er manchmal so aufbrausend ist möchten viele andere Mütter nicht, daß er bei ihnen ist, weil sie befürchten, nicht mit ihm zurecht zu kommen.
Jetzt aber Schluß!
Ich habe das Gefühl, du meinst es sehr gut mit ihm, hast aber auch sehr hohe Ansprüche, an ihn aber auch an dich. Es ist lobenswerte eine gute Mutter sein zu wollen. Wenn du aber perfekt sein willst, bringt dir das nur Ärger und Stress mit deinem Sohn. Bürde dir nicht unnötig Probleme auf, die eigentlich gar keine sind. überlege dir vorher: Macht das Sinn? Wieso soll er das jetzt tun? Ist es für ihn jetzt lebensgefährlich, wenn er das oder jenes macht oder nicht tut? Wie ich oben geschrieben habe: Du tust ihm keinen Gefallen, wenn du ihn zu sehr einengst und ihm alles abnehmen willst. Er muss ab und zu auch selber Erfahrungen machen können, auch die Konsequenzen für sein Handeln spüren, auch wenn sie dann halt unangenehm sind. Pass auf, dass du nicht fast mit ihm "verschmilzt". Verstehst du was ich meine? Du bist seine Mutter, kannst ihn unterstützen, aber nicht vor allem beschützen. Du kannst ihm Dinge aufzeigen, ihm helfen, aber ihm nicht alles abnehmen.
Versuch vielleicht einmal einen Schritt rückwärts zu machen, geh nicht zu nah an ihn ran.
Das ist so mein Eindruck, den ich habe. Was denkst du?
Schau mal, was du mit dem anfangen kannst und melde dich einfach wieder, ok?
liebe Grüsse
Kathrin