6-jährige Tochter hört einfach nichts

[wunschkind]

Liebe Kathrin

Ich gelange wieder einmal mit einem Problem an dich.

Meine fast 6.5 jährige Tochter steckt gerade in einer sehr schwierigen Phase. Egal was und egal wie wir etwas sagen, sie befolgt einfach keine unserer Bitten und Anweisungen. Bei der kleinsten Gelegenheit verwirft sie ihre Sachen, flippt aus und verkriecht sich unter dem Bett. Wenn es Zeit zum aufräumen ist, wenn das Essen bereit steht, wenn das falsche Brot im Korb liegt etc.

Mein Mann und ich (er ist nicht der leibliche Vater, wir leben seit 3.5 Jahren zusammen und er ist auch gut akzeptiert) kommen langsam aber sicher an unsere Grenzen.

Und wir kündigen unsere Abläufe immer vorher an, z.b. in 15 Minuten gibt es Abendessen etc., aber es nützt und ändert nichts. Ganz schlimm ist es jetzt seit August, da kam sie in die Schule, Einführungsklasse, getrennt von der Zwillingsschwester. Hatte aber nie das Gefühl dass dies ein Problem ist, sie geht auch gerne zur Schule.

Hast du mir vielleicht einen Rat?

Liebe Grüsse wunschkind

[Kathrin Buholzer]

Hallihallo

Da kann ich dich zuerst einmal beruhigen. Das passiert ganz oft, wenn Kinder in den Kindergarten oder in die Schule kommen. Hab dazu auch schon mal ein Video gemacht. Schau mal hier:

http://elternplanet.ch/2011/10/wenn-kin ... le-kommen/

So ein bisschen kannst du dich schon mal anfreunden, was dann in der Pubertät so auf einem zukommt... hihi

Achte dich vielleicht mal wieder ein bisschen auf deine Anweisungen und die versch. Erziehungsfallen. Wenn Kinder nicht hören und gehorchen, dann hat das oft ganz viel damit zu tun, wie wir Anweisungen geben. Oftmals sind es einfach zu viele und ganz oft in der Frageform: "Kommst du jetzt bitte? Würdest du jetzt?.."

Schau mal hier:

http://elternplanet.ch/index.php?s=erziehungsfalle

Vorausplanen, wie du schon geschrieben hast, ist ganz wichtig:

http://elternplanet.ch/2016/09/mein-kle ... eimrezept/

Wenn ihr immer wieder in den gleichen Situationen stecken bleibt und es immer in den gleichen Situationen zu Krach und Streit kommt, dann setzt euch mal in Ruhe zusammen. Sag ihr was dich stört und traurig macht und dann versucht GEMEINSAM eine Lösung zu finden. Stelle Fragen und Gegenfragen: Wie wollen wir das anpacken? Hast du eine Idee? Was gibt es für Möglichkeiten? Besprecht das zusammen, lass sie da mithelfen und ein paar Lösungsideen finden. Schreibt das dann zusammen auf.

http://elternplanet.ch/2014/03/immer-di ... kussionen/

Ganz wichtig ist auch, dass du versuchst den Fokus wieder vermehrt auf das Positive zu legen:

http://elternplanet.ch/2016/01/willkomm ... ivspirale/

Denn manchmal stecken wir wieder etwas in der Negativspirale und sehen alles schwarz. Passiert es denn wirklich so oft am Tag? Achte dich mal ein bisschen darauf und du wirst vielleicht herausfinden, dass es gar nicht so oft passiert, wie du vielleicht jetzt das Gefühl hast.

http://elternplanet.ch/2014/01/staendig-immer-dauernd/

Und wichtig ist auch noch zu beobachten, in welchen Situationen das denn vor allem passiert:

http://elternplanet.ch/2014/02/ab-auf-d ... ngsposten/


Schreib mir doch mal ein paar konkrete Beispiele auf und Situationen auf, dann kann ich dir vielleicht noch ein paar konkrete Tipps geben. Ok?

liebe Grüsse
Kathrin

[wunschkind]

Hallo Kathrin

Herzlichen Dank für deine Antwort! Wir achten uns eigentlich sehr darauf, wie wir etwas sagen und gerade bei ihr nur eine Anweisung aufs mal, weil sie sich schlecht konzentrieren kann und sonst überfordert ist.

Unser Abendablauf ist so, dass wir früh zu Abend essen, um 17.45 Uhr, da um 19 Uhr Schlafenszeit ist, aufgrund des hohen Schlafbedarfs. Dies ist schon seit jeher so und auch kein Problem.

Ein paar konkrete Beispiele:

Um 17.15 gehe ich zu ihr ins Zimmer und sage, dass wir in 30 Minuten essen und bis dahin das Gröbste aufgeräumt sein soll. Meist ist sie dann mit ihrer Schwester am spielen und beide sagen "Ja, ok "

Wenn ich dann nach 20 Minuten nochmals ins Zimmer gehe, um zu sagen, dass jetzt Zeit zum aufräumen ist, verwirft sie den Gegenstand, welchen sie gerade in der Hand hat, geht unters Hochbett und ruft aus, sie hätte noch gar nicht lange gespielt (obwohl sie jeden Tag 1.5 - 2 Stunden spielen). Und dann kann sie wirklich heftig täubelen und wird zum Teil richtig aggressiv und sagt auch schonmal auf unseren Einwand das wäre ihr scheissegal.

Oder nach dem Abendessen ziehen sie das Pischi an, putzen die Zähne und dürfen dann noch 15 Minuten TV schauen. Danach gehen sie nochmals aufs wc und dann ins Bett. Wenn sie an der Reihe ist, bleibt sie trotz mehrfacher Aufforderung einfach sitzen, oder bewegt sich wie eine Schnecke. Sie hat auch schon vergessen, aufs WC zu gehen, war schon im Zimmer und widersetzte sich dann mehrmals unserer Aufforderung und brüllte dann gehe sie eben nie mehr zur Schule.

Generell ist sie sehr hyperaktiv, impulsiv und hat grosse Mühe, sich zu konzentrieren. Nach so einem Anfall beruhigt sie sich relativ rasch wieder wenn ich ruhig mit ihr spreche, aber so 3-4 x am Tag kostet mich das einfach Kraft.

Ich habe bei ihr auch schon an ADHS gedacht und habe am Montag ein Gespräch mit ihrer Lehrerin.

Mit logischen Konsequenzen tue ich mich schwer, meist streiche ich ihr den TV am Abend wenn es ausartet - aber ob das sinnvoll und logisch ist?

Wäre dir sehr dankbar um deine Unterstützung.

Liebe Grüsse wunschkind

[Sammy]

Hallo,
habt ihr es denn schon einmal mit dem Belohnungssystem probiert? Das hoert sich jetzt vielleicht recht albern und simpel an, aber wir hatten auch so eine sehr schwierige Phase und bei uns hat es damit tatsaechlich geklappt.
Wir haben dazu einfach eine Magnettafel aufgehaengt und an dieser Tafel gab es eine blaue, gruene, gelbe und rote Blume (von oben nach unten). Wenn unsere Tochter sich daneben benahm oder nicht hoerte wurde gesagt, ok bitte hoer auf oder rede mit uns ueber dein Problem, ansonsten rutschen wir die Blume nach unten. Jeden Tag fingen wir auf gruen an, so dass jeder Tag ein neuer Start war. Das tolle, man kann auch von gruen auf blau rutschen, und zwar dann, wenn man etwas ganz besonders toll gemacht hat. Ist man am Ende des Tages auf gruen bekommt man einen Sticker, ist man auf blau sogar zwei. Bei 10 Stickern durfte man dann einmal ins Belohnungstascherl langen und eine Sache herausholen. (Barbie Kleid, Stempel, etc.) as lief super gut und hat uns wirklich gerettet
LG!

[Kathrin Buholzer]

Belohnungssysteme um Verhalten zu belohnen würde ich nicht empfehlen. Schau mal hier:

http://elternplanet.ch/2013/12/fuers-br ... -kleberli/

Wenn Belohnungssysteme dann am besten so:

http://elternplanet.ch/2011/05/erziehun ... nktekarte/

[Kathrin Buholzer]

Hallo Sammy
Alle deine Beiträge beinhalten Forenlinkbuilding sowie Artikelmarketing. Das ist hier nicht erlaubt. Bitte unterlasse das in Zukunft, wenn du hier weiter diskutieren möchtest!

[Kathrin Buholzer]

Also ich versuche das mal ein bisschen "auzuschlüsseln"

Um 17.15 gehe ich zu ihr ins Zimmer und sage, dass wir in 30 Minuten essen und bis dahin das Gröbste aufgeräumt sein soll. Meist ist sie dann mit ihrer Schwester am spielen und beide sagen "Ja, ok "
Das ist eine sehr vage Aussage. Was heisst "das Gröbste aufräumen?" Gib ihr da lieber einen konkreten Auftragt. Wer räumt was auf? Am besten bleibst du noch kurz dabei, bis sie angefangen haben, gibst ein paar Tipps und Hilfestellungen. Beim Aufräumen hilft es wirklich sehr, wenn man die Kids etwas motiviert. z.B mit einer Musik, die Zeit stoppen usw.
Vielleicht kannst du mit ihnen abmachen, dass sie nach dem Aufräumen noch 15 Minuten TV schauen dürfen. Dann haben sie etwas, dass sie motiviert und es geht dann auch schneller vorwärts.


Wenn ich dann nach 20 Minuten nochmals ins Zimmer gehe, um zu sagen, dass jetzt Zeit zum aufräumen ist, verwirft sie den Gegenstand, welchen sie gerade in der Hand hat, geht unters Hochbett und ruft aus, sie hätte noch gar nicht lange gespielt (obwohl sie jeden Tag 1.5 - 2 Stunden spielen). Und dann kann sie wirklich heftig täubelen und wird zum Teil richtig aggressiv und sagt auch schonmal auf unseren Einwand das wäre ihr scheissegal.

Das ist nicht ganz ungewöhnlich und auch nachvollziehbar. Aufräumen ist doof. Und wenn da niemand so ein bisschen das Szepter übernimmt, machen das die wenigsten Kinder von sich aus.
Also überlegt euch da mal etwas, wie ihr das vielleicht besser regeln könnt.

Oder nach dem Abendessen ziehen sie das Pischi an, putzen die Zähne und dürfen dann noch 15 Minuten TV schauen. Danach gehen sie nochmals aufs wc und dann ins Bett. Wenn sie an der Reihe ist, bleibt sie trotz mehrfacher Aufforderung einfach sitzen, oder bewegt sich wie eine Schnecke. Sie hat auch schon vergessen, aufs WC zu gehen, war schon im Zimmer und widersetzte sich dann mehrmals unserer Aufforderung und brüllte dann gehe sie eben nie mehr zur Schule.

Überleg dir mal, ob du den TV nicht lieber vor dem Essen einsetzen willst (siehe oben). TV vor dem ins Bett gehen ist oft etwas problematisch. Die Kinder sind dann wieder fit und aufgeweckt oft auch aufgewühlt und einfach nicht Bett fertig. Schau doch, dass sie z.B nach dem Essen noch ein bisschen Spielen können. Vielleicht könnt ihr ja gemeinsam noch ein Spiel machen oder so. Danach Zähneputzen, aufs WC und dann im Bett noch zusammen ein Buch anschauen oder etwas vorlesen.
Du kannst dir auch überlegen, ob du nicht die Jüngere etwas früher ins Bett bringen willst. Das kann auch nur eine Viertelstunde oder 20 Minuten früher sein. Dann kannst du mit der älteren noch ein bisschen Zeit verbringen. Sie ist ja schliesslich die Ältere und die haben halt manchmal einen kleinen Vorteil
Zum Thema "Schlafen" und ins Bett gehen habe ich schon mal einen Artikel geschrieben. Schau mal hier:

http://elternplanet.ch/2015/11/ich-will ... laaaaafen/

Generell ist sie sehr hyperaktiv, impulsiv und hat grosse Mühe, sich zu konzentrieren. Nach so einem Anfall beruhigt sie sich relativ rasch wieder wenn ich ruhig mit ihr spreche, aber so 3-4 x am Tag kostet mich das einfach Kraft.

Als Unterstützung kannst du vielleicht auch mal Bachblüten probieren. Hat bei unseren Kids in versch. Situationen gut geholfen.
Am besten mal nach den "Symptomen" und Bachblüten googeln. Dann kannst du dir in der Apotheke die Essenzen besorgen und von jedem 3-5 Tropfen in ein Glas-Sprayfläschchen geben, mit abgekochtem Wasser auffüllen und ihr das dann geben. Sie kann nach Bedarf dann selber ab und zu einen Sprühstoss davon nehmen.

Ich habe es dir in der ersten Antwort schon geschrieben. Beobachten ist sehr wichtig und auch zu schauen, wie oft am Tag das tatsächlich passiert. Natürlich ist das sehr anstrengend. Aber wenn ein Kind 3-4 Mal am Tag wütend oder laut wird, einen Anfall hat, dann ist das nichts wirklich Aussergewöhnliches. Gerade jetzt in der Zeit, in der sie so viele Eindrücke aus der Schule zu bewältigen hat.
So wie du es schilderst ist sie ein ganz normales, lustiges, liebes Mädchen.
Versuch den Fokus wieder vermehrt auf das Positive zu lenken. (Lies dir am Besten alle Artikel die ich dir in der ersten Antwort geschrieben habe, in Ruhe durch.

Ich habe bei ihr auch schon an ADHS gedacht und habe am Montag ein Gespräch mit ihrer Lehrerin.

Mit logischen Konsequenzen tue ich mich schwer, meist streiche ich ihr den TV am Abend wenn es ausartet - aber ob das sinnvoll und logisch ist?

Du kannst ihr den TV Konsum als kleine "Belohnung" in Aussicht stellen. Im Sinne von: Wenn sie vorwärts macht und alles erledigt ist vor dem Essen, dann darf sie noch 15 Minuten schauen.
Am besten auch hier vorher genau abmachen, wie lange, wann ausschalten. Evt. eine Uhr stellen und wenn es geklappt hat, dann darf sie am nächsten Tag auch wieder.

Schau mal ob du damit etwas anfangen kannst, ok?
liebe Grüsse

Wäre dir sehr dankbar um deine Unterstützung.

Liebe Grüsse wunschkind

[wunschkind]

Liebe Kathrin

Herzlichen Dank für deine Antwort!

Du hast geschrieben, ob es nicht eine Möglichkeit ist, dass die Jüngere etwas früher ins Bett geht. Ich habe aber Zwillinge, deshalb sehe ich diese Möglichkeit nicht, und sie gehen ja eh schon früh zu Bett, gegen 19 Uhr, und dies ist eigentlich seit KiGa-Beginn so und ist grundsätzlich auch kein Problem.

Ich hatte gestern auch ein gutes Gespräch mit ihrer Lehrerin und sie meinte auch, dass das zur Zeit ganz viele Eltern beobachten, v.a. wenn die Kinder neu zur Schule gekommen sind.

Es braucht sicher auch mehr Konsequenz von unserer Seite her, d.h. dass wir sie halt wirklich mal vom Tisch schicken wenn sie sich da total daneben benimmt, das dann aber auch durchziehen und nicht immer nur androhen. Und sicher auch konkretere Ansagen wie z.B. beim Thema aufräumen. Aber es ist sicher auch so, dass sie nur schon alleine, wenn sie das Wort aufräumen hört, total austickt, und diese Impulsivität ist dann einfach heftig, damit umzugehen ist halt auch schwierig, denn ich habe auch nicht jeden Abend die gleiche Ruhe und Geduld immer wieder über dasselbe Problem zu diskutieren.

Was ich mir sicher als Option überlegen werde, ist der TV vor dem Abendessen, damit sie danach noch etwas zusammen spielen können oder wir gemeinsam noch etwas spielen. Dies müssten wir ausprobieren, ich habe das Gefühl dass sie danach genau so "austickt" wenn ich dann sage dass jetzt Zeit für ins Bett ist. Aber ein Versuch ist es sicher wert.

Liebe Grüsse
wunschkind