Zuhören/Anhänglich

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Zuhören/Anhänglich

Beitragvon linda-prisla » 07.05.2008, 08:10

Hallo Karin
Zuerst vorne weg: eigentlich läuft es etwas besser mit meiner Tochter und mir. Sie macht nicht mehr einen Mist nach dem anderen und ich "versuche" möglichst ruhig zu bleiben.
Trotzdem habe ich wieder eine paar Fragen an Dich. Erstens: was kann ich machen, das ich nicht alles drei Mal sagen muss (das betrifft auch die Grosse, sie wird morgen 9 und ist teilweise schon etwas zickig=vorpubertäre Phase)?
Zweitens: die Kleine ist ja drei und kann sich schlecht ein paar Minuten mit dem gleichen Spiel beschäftigen, auch wenn wir beide alleine sind und zusammen was machen können, sagt sie schnell ich mag nicht mehr. Es kommt auch vor, das sie was anfängt, wieder aufhört und kurze Zeit fängt sie wieder das gleiche an.
Sogar beim essen ist sie so unruhig: sie isst, meint sie habe genug und geht vom Tisch, will man aber den Teller abräumen kommt sie wieder und isst dann oft doch noch fertig (manchmal will sie dann zu mir auf die Knie und sich füttern lassen). Wenn sie dass Mittagessen z.b. doch nicht mehr aufisst, dann möchte sie eine halbe Stunde später was (gebe ihr jeweils was kleines, ein Joghurt oder Frucht).
Was kann ich tun, damit sie etwas "ruhiger" wird. Sie soll ja keine "Schlaftablette" werden. Ich wäre einfach froh, wenn sie sich mal etwas länger mit etwas beschäftigen könnte oder in Ruhe essen kann.
Dann meine letze Frage: ich habe sie in der Kleinkinder Spielgruppe angemeldet, wo sie einmal die Woche hin kann. Morgen geht sie das erste Mal. Nun ist sie aber letzter Zeit (zwei bis drei Wochen) sehr anhänglich und will immer bei mir sein. Ist irgendwas, ruft sie nach mir und kann sich kaum trennen.
Zähne putzen war früher kein Thema, lies sie sich ohne weiteres von meinem Mann machen. Nun darf er das kaum noch, weil sie will das ich es mache. Oder wenn ich die Grosse ins Aikido fahren will und sie bei meinem Mann bleiben soll, ist sie traurig.
Ich habe schon den Eindruck, das sie gerne in die Spielgruppe gehen möchte und ich habe ihr auch erklärt, das sie dort ohne mich bleibt und ich sie auf jeden Fall wieder abhole. Trotzdem frage ich mich wie es wird: ist sie durch die anderen Kinder und Spielmöglichkeiten so abgelenkt, das sie gar nicht merkt wenn ich gehe oder weint sie dann. Fall sie weint, soll ich einfach gehen und sie lassen oder soll ich bleiben/sie mit nach Hause nehmen?
Eigentlich bin ich der Meinung, das es ihr gut tut, öfters mit anderen Kindern in ihrem Alter zusammen zu sein und es ihr gut tut die Spielgruppe zu besuchen. Nur ich möchte auch nicht, das es zu Qual wird.
linda-prisla
 
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 07.05.2008, 10:54

Hallo Kathrin
Zuerst vorne weg: eigentlich läuft es etwas besser mit meiner Tochter und mir. Sie macht nicht mehr einen Mist nach dem anderen und ich "versuche" möglichst ruhig zu bleiben.

Das freut mich! Denk dran, immer gut vorausplanen. Sag ihr immer was als nächstes passiert und auch was genau du von ihr erwartest.

Trotzdem habe ich wieder eine paar Fragen an Dich. Erstens: was kann ich machen, das ich nicht alles drei Mal sagen muss (das betrifft auch die Grosse, sie wird morgen 9 und ist teilweise schon etwas zickig=vorpubertäre Phase)?

Ein paar Sachen habe ich dir ja in deinem letzten Posting schon ein bisschen erklärt. Hier nochmals ein paar wichtige Punkte dazu:
Beobachte dich einmal, WIE du Anweisungen gibst. Denk dran:

Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen. Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.

Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren!

Zu Ungenau! "Leon!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.

Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!

Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihm vorher wie lange er etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihm hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."

Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":

Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.

Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.

Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.



Zweitens: die Kleine ist ja drei und kann sich schlecht ein paar Minuten mit dem gleichen Spiel beschäftigen, auch wenn wir beide alleine sind und zusammen was machen können, sagt sie schnell ich mag nicht mehr. Es kommt auch vor, das sie was anfängt, wieder aufhört und kurze Zeit fängt sie wieder das gleiche an.

Versuch erstens, sie nicht unnötigerweise zu unterbrechen. Häufig möchten wir unseren Kindern etwas erzählen oder wir fragen, was es da gerade tut, oder es sollte uns noch schnell etwas holen. Es gibt sicher immer wieder Momente, wo sie alleine etwas am spielen ist, dann störe sie nicht unnötigerweise.
Probier auch deinem Kind nicht vorzuschlagen, womit es sich beschäftigen soll. Lass ihm die Wahl. Wenn es sich dann nämlich selber entschieden hat, was es tun möchte, dann wird es sich länger und intensiver damit beschäftigen.
Wenn dein Kind während dem Spiel eine Frage hat oder nicht weiter weiss, dann gib ihm nicht gleich die Lösung vor. Dort wo es nötig ist, kannst du ihm einen kleinen Schritt weiterhelfen. Ganz nach dem Motto: Hilf mir, es selbst zu tun.
Versuch deinem Kind soviel Selbständigkeit wie möglich zu gewähren. Unselbständige Kinder sind unzufriedener, selbstständige Kinder spielen besser und konzentrierter.
Versuch auch interessante Beschäftigungen zu suchen. Wenn es Kindern Langweilig ist dann sind sie quengelig, beginnen die Eltern zu tyrannisieren und brauchen ihre kindlichen Tricks, damit wir uns dann schnell mit ihnen beschäftigen.
Versuch deinen Kindern viele Dinge zum spielen zu geben, die ihre Phantasie anregen und länger als nur 5 Minuten zum spielen herhalten. Z.B Wertloses Material (Korkzapfen, Bändeli, Verpackungsmaterial, Kartonschachteln...), du kannst auch eine Krimskramskiste machen, wo du alle solchen Dinge jeweils hineinschmeisst und sie dann ab und zu deinem Kind zum basteln, spielen, werken gibst. Versch. Stoffe, kleine Gegenstände wie Teigwaren, Kastanien, Steine... zum sortieren oder köcherlen. Tücher, alte Schuhe, Kleider zum verkleiden. Waschkörbe, Wäscheklammern. Mach mit ihr versch. Rollenspiele (in die Ferien fahren, vorher alles einpacken, Restaurant spielen, Bestellungen aufnehmen, kochen, servieren usw.) Du kannst diese Rollenspiele mit ihr beginnen, dich dann aber auch wieder zurückziehen.
Solche Spiele sind gut geeignet gerade auch, weil sie keinen vorhersehbaren Anfang und Schluss haben. Man weiss nicht genau wie lange sie dauern. Die Kindern können so auch besser in ein Spiel eintauchen, ihre Phantasie einsetzen und verlieren sich dann manchmal richtig in einem Spiel.
Du kannst deinen Kindern auch Dinge im Haushalt zu tun geben, abstauben, die Türen abwischen, Spiegel putzen, Staubsaugen.



Sogar beim essen ist sie so unruhig: sie isst, meint sie habe genug und geht vom Tisch, will man aber den Teller abräumen kommt sie wieder und isst dann oft doch noch fertig (manchmal will sie dann zu mir auf die Knie und sich füttern lassen). Wenn sie dass Mittagessen z.b. doch nicht mehr aufisst, dann möchte sie eine halbe Stunde später was (gebe ihr jeweils was kleines, ein Joghurt oder Frucht).

Hier würde ich Familienregeln, resp. Essensregeln mit ihr besprechen. Sitzt zusammen und schaut einmal, wie das beim Essen ablaufen muss, damit sich alle wohlfühlen. Positiv formulieren. Also: "Ich möchte, dass du ruhig am Tisch sitzen bleibst. Du darfst vom Tisch aufstehen, wenn jemand anderes auch fertig ist, nach dem Essen, den Teller in die Küche tragen. Wenn man vom Tisch geht, ist das Essen beendet, es gibt dann nachträglich nichts mehr zu essen.
Zeichnet, bastelt, klebt und schreibt die Regeln auf ein Blatt. Sie darf mitmachen. Gestaltet das Blatt so, dass sie es auch versteht. Hängt es irgendwo gut sichtbar auf.
Diese Regeln gelten für alle in der Familie. Also auch die "Grösseren" bleiben ruhig am Tisch sitzen und bleiben auch während dem Essen sitzen und stehen nicht immer wieder auf um etwas zu holen.
Halte dich daran, dass du ihr nach dem Essen nichts mehr gibst. Wie soll sie sich sonst motivieren am Tisch zu bleiben und zu essen, wenn sie weiss, dass sie eine Std. später eh wieder etwas bekommt. Auch wenn sie dann halt ein bisschen Hunger hat, ist das nicht so schlimm. Sag ihr dann einfach, dass es z.B zum Zvieri wieder etwas gibt.
Vielleicht reicht das Aufstellen der Regeln ja schon. Wenn nicht kannst du sie zusätzlich noch etwas motivieren und zwar mit einer Punktekarte:

Ich schreib dir hier auf, wie das funktioniert:

Hier gibt es einige Punkte zu beachten:
Positiv formulieren, was möchtes du von ihr. Du kannst etwas witziges basteln, dass sie gern hat. Z.B einen Bauernhof einen Zoo, ein Piratenschiff, eine Rennbahn usw. Beim Piratenschiff z.B kannst du auf jedes Fenster den Sticker kleben, beim Zoo auf jedes Feld, Abschnitt und beim Zoo z.B in jedes Gehege. Die Punktekarte darf ruhig phantasievoll sein, witzig aussehen und Spass machen. Jedes Mal wenn sie es geschafft hat, z.B im Bett zu bleiben, darf sie am morgen ein Kleberli aufkleben.
Bei kl. Kindern reicht oft schon der Kleber als Belohnung. Du kannst aber auch zusätzlich noch eine Belohung geben. Es muss nicht immer etwas teures, gekauftes sein. Z.B eine Extra Geschichte lesen, ins Schwimmbad gehen, einen Kuchenbacken, eine Velotour usw. lass dir was einfallen. Es ist auch möglich, eine grössere Belohnung in Aussicht zu stellen. Z.B ein Plüschtier, Malfarben muss aber nicht sein.
Setz ein leichtes Ziel. Also z.B nach dem 1. Mal ruhig am Tisch sitzen bleiben, ein Kleberli und eine kl. Belohnung. Nach insgesamt 3 Kleberli evt. eine grössere Belohnung und nach einer Woche dann eine grosse Belohnung. Mach es dann etwas schwieriger und lass mit der Zeit die Belohnungen weg und lass die Punktekarte „ausschleichen“. Achtung! Keine Kleber wegnehmen, nicht schimpfen wenns nicht klappt.


Was kann ich tun, damit sie etwas "ruhiger" wird. Sie soll ja keine "Schlaftablette" werden. Ich wäre einfach froh, wenn sie sich mal etwas länger mit etwas beschäftigen könnte oder in Ruhe essen kann.
Dann meine letze Frage: ich habe sie in der Kleinkinder Spielgruppe angemeldet, wo sie einmal die Woche hin kann. Morgen geht sie das erste Mal. Nun ist sie aber letzter Zeit (zwei bis drei Wochen) sehr anhänglich und will immer bei mir sein. Ist irgendwas, ruft sie nach mir und kann sich kaum trennen.

Zähne putzen war früher kein Thema, lies sie sich ohne weiteres von meinem Mann machen. Nun darf er das kaum noch, weil sie will das ich es mache. Oder wenn ich die Grosse ins Aikido fahren will und sie bei meinem Mann bleiben soll, ist sie traurig.
Ich habe schon den Eindruck, das sie gerne in die Spielgruppe gehen möchte und ich habe ihr auch erklärt, das sie dort ohne mich bleibt und ich sie auf jeden Fall wieder abhole. Trotzdem frage ich mich wie es wird: ist sie durch die anderen Kinder und Spielmöglichkeiten so abgelenkt, das sie gar nicht merkt wenn ich gehe oder weint sie dann. Fall sie weint, soll ich einfach gehen und sie lassen oder soll ich bleiben/sie mit nach Hause nehmen?
Eigentlich bin ich der Meinung, das es ihr gut tut, öfters mit anderen Kindern in ihrem Alter zusammen zu sein und es ihr gut tut die Spielgruppe zu besuchen. Nur ich möchte auch nicht, das es zu Qual wird.Das ist für deine Tochter ein grosser Schritt. Auch wenn sie sich freut, ist doch eine Unsicherheit da. Was erwartet mich dort?Wie sind die Kinder? Die Leiterin? usw.
Versuch ihr deine Unsicherheit nicht zu zeigen. Wenn sie merkt, dass du ihr das nicht zutraust, dann wird sie sicherlich weinen.

Wichtig ist, dass du mit ihr vorher ganz genau besprichst, wie das dann genau abläuft. Reinkommen, Schuhe ausziehen, Täschli versorgen, Tschüss sagen, ins Kreisli sitzen.. .oder wie auch immer.

Positiv formulieren! Also nicht: "I möcht nid, dass du mir nachrennsch" sondern "I möcht, dass du zu de andere Chind geisch und ir Spielgruppe blibsch, bis ig di chume cho hole."
Du kannst mit ihr auch ein Abschiedsritual abmachen. Z.B dass ihr euch mit einem spez. Gruss verabschiedet, dass du ihr etwas bestimmtes mitgibst, z.B einen Zauberstein, damit er nicht traurig sein muss, ein spez. Zaubertaschentuch, ein Bild usw. (z.B zusammen einen Stein suchen gehen und jeder darf ihn anmalen, verzieren und dann tauscht ihr am Anfang, also bevor du gehst, diese Steine aus).
Besprich mit ihr zusammen genau, wie das bei der Verabschiedung läuft. Sag ihr, was du von ihr erwartest und übe das mit ihm zu Hause. Frag ihn auch ab und zu wieder danach. Weisst du noch was wir abgemacht haben? Wenns dann gar nicht klappt, dann könntest du zusätzlich könntest du einen Punkteplan mit ihr machen.
Schau auch, dass du das Verabschieden nicht unnötig in die Länge ziehst: "Also Schätzli, ich geh dann jetzt mal, ist gut? Also machs gut und du musst nicht weinen, gell? Also ist gut, wenn ich jetzt gehe? Gehts, ich möchte jetzt dann langsam gehen?"
Also frag nach, wenn etwas unklar ist und melde dich bei Bedarf einfach wieder, ok?
Liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
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