Jammert den ganzen Tag- Wie verhalten'

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Jammert den ganzen Tag- Wie verhalten'

Beitragvon Biene » 18.07.2010, 20:34

Hallo Kathrin

Die Zeit fliegt und unsere Tochter wächst und wächst. Schon ziemlich lange ist es her, seit ich mir bei dir einmal Rat zum Thema Schlafen suchte. (Mittlerweile schläft sie meistens sehr gut.:-))

Sonst hält sie uns aber sehr auf trab. Sie wird bald 22 Monate alt und ist überaus temperamentvoll. Sie weiss genau was sie will und wenn es nicht nach ihrem Kopf geht kriegt sie ein richtigen „Anfall“.

Was mir und meine Mann ziemlich zu schaffen macht, ist das sie bei jedem kleinen Anlass weint, jammert resp schreit. Es vergeht keine Stunde, wo sie nicht mindestens einmal jammert. Schreibe mal ein paar Beispiel auf:

-Wir sind zu Besuch bei Freunden. Die haben eine Tochter welche etwas mehr als 1 Jahr älter ist. Unsere Kleine spielt mit etwas. Das andere Kind will mit mitspielen. Das passt unserem Mädchen aber gar nicht. Sofort beginnt sie zu weinen und wird aggressiv.

-Wir müssen wieder einmal Duschen, Haare waschen etc. Das geht nie ohne Geschrei über die Bühne. Auch wenn das Baden manchmal geht, dann allerspätestens beim Haare trocknen geht es los.

-Wir sind auf einem Ausflug und ich muss ihr auf einem öffentlichen WC die Windel wechseln. Es hat ein schöner Wickeltisch wo das Wickeln sehr gut geht. Sie schreit dabei aber „Zetermordio“.

-Wir gehen neue Schuhe einkaufen, welche wir ja probieren müssen. Sie jammert und schreit aber so, dass es fast unmöglich ist.

-Beim letzten Kinderarztbesuch hat sie so vom Zeitpunkt als wir das Behandlungszimmer betraten, bis wir wieder draussen waren gejammert und geweint, als ob sie alle paar Sekunden eine Spritze kriegt. Der Arzt konnte sie auf jeden Fall nicht richtig behandeln.

-Sie ist schön mit ihren Duplos am Spielen, auf einmal kann sie einen Stein nicht auf den anderen setzen und schon jammert sie.

Das ganze ist einfach ziemlich ermüdend und wir wissen manchmal echt nicht wie wir uns verhalten sollen. Sie einfach ignorieren, oder bei jedem klein Pips springen?
Wenn Leute sehen wie temperamentvoll unsere Kleine ist, sagen sie immer wir sollen ihr Grenzen setzten und ihr eine klare Linie geben. Aber wie machen wir das am Besten?

Mir kommt es manchmal vor als ob sie irgendein eine Ventil braucht um Druck abzulassen? Wie sie irgendetwas sticht und sie ganz ein anderer Mensch wird.?

Was vielleicht noch wichtig ist:
Sie ist motorisch etwas verlangsamt. Hat erst vor kurzem mit Laufen angefangen. Sprechen klappt ziemlich gut. (Die ersten Zwei Wort Sätze kommen)
Sie scheint eine sehr sensible Person zu sein. (Wenn wir an einem unbekannten Ort sind, klammert sie sich wie ein Äffchen an uns. Auch gegen ihr unbekannt Personen reagiert sie sofort mit weinen und jammern. Wenn mein Mann und ich mit ihr etwas lauter werden und schimpfen jammert und weint sie auf der Stelle. Auch anfassen dürfen nur die ihr engst vertrauten Personen.)

Liebe Grüsse und Merci schon im Voraus.
Biene
 
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Re: Jammert den ganzen Tag- Wie verhalten'

Beitragvon Kathrin Buholzer » 21.07.2010, 00:36

Hallo Kathrin

Die Zeit fliegt und unsere Tochter wächst und wächst. Schon ziemlich lange ist es her, seit ich mir bei dir einmal Rat zum Thema Schlafen suchte. (Mittlerweile schläft sie meistens sehr gut.)

Sonst hält sie uns aber sehr auf trab. Sie wird bald 22 Monate alt und ist überaus temperamentvoll. Sie weiss genau was sie will und wenn es nicht nach ihrem Kopf geht kriegt sie ein richtigen „Anfall“.

Was mir und meine Mann ziemlich zu schaffen macht, ist das sie bei jedem kleinen Anlass weint, jammert resp schreit. Es vergeht keine Stunde, wo sie nicht mindestens einmal jammert.
Das gehört ein bisschen zum Trotzalter dazu. Auch wenn es anstrengend und ermüdend ist, versuch das am besten einfach zu ignorieren. Manchmal hilft es, wenn man die Kinder ablenkt. Ihnen etwas zeigt, von etwas anderem spricht usw. Wenn das nicht hilft, dann lass sie einfach einen Moment. Geh nicht auf das Weinen und jammern ein. Wenn nötig, verlass einen Moment den Raum. (Auch wenn es dir schwer fällt.)

Schreibe mal ein paar Beispiel auf:

-Wir sind zu Besuch bei Freunden. Die haben eine Tochter welche etwas mehr als 1 Jahr älter ist. Unsere Kleine spielt mit etwas. Das andere Kind will mit mitspielen. Das passt unserem Mädchen aber gar nicht. Sofort beginnt sie zu weinen und wird aggressiv.

Zusammen spielen ist für Kinder in diesem Alter noch ganz schwierig und das können sie auch noch nicht. Meistens spielen sie nebeneinander oder haben dann schnell Streit, wenn das eine ein Spielzeug des anderen will. Hier musst du halt immer wieder eingreifen, vermitteln, vorzeigen...


-Wir müssen wieder einmal Duschen, Haare waschen etc. Das geht nie ohne Geschrei über die Bühne. Auch wenn das Baden manchmal geht, dann allerspätestens beim Haare trocknen geht es los.
Zum Thema baden, hab ich schon mal ein Video gemacht. Hast du das schon gesehen? Clip 16:
http://www.elternplanet.ch/erziehung-mi ... basar.html



-Wir sind auf einem Ausflug und ich muss ihr auf einem öffentlichen WC die Windel wechseln. Es hat ein schöner Wickeltisch wo das Wickeln sehr gut geht. Sie schreit dabei aber „Zetermordio“.

-Wir gehen neue Schuhe einkaufen, welche wir ja probieren müssen. Sie jammert und schreit aber so, dass es fast unmöglich ist.
Plane allgemein immer gut voraus. Sag ihr, was ihr jetzt dann tut und was du von ihr erwartest. Manchmal kann man solche Situationen auch zu Hause "üben". "Schuhe kaufen" spielen z.B.

-Beim letzten Kinderarztbesuch hat sie so vom Zeitpunkt als wir das Behandlungszimmer betraten, bis wir wieder draussen waren gejammert und geweint, als ob sie alle paar Sekunden eine Spritze kriegt. Der Arzt konnte sie auf jeden Fall nicht richtig behandeln.

Da können Bücher manchmal helfen. Wenn man diese vorher zusammen anschaut, erklärt, was der Arzt so machen wird usw. Manchmal kann man auch zusammen eine Belohnung ausmachen, was man dann zusammen machen kann, wenn es gut klappt. Hier würde ich aber nicht allzu streng sein. Beim Arzt darf man schon ein bisschen jammern... :-)

-Sie ist schön mit ihren Duplos am Spielen, auf einmal kann sie einen Stein nicht auf den anderen setzen und schon jammert sie.
Wenn du ihr da helfen möchtest, versuch hier den Vermittler zu spielen. Frag sie z.B: "Was hast du denn genau mit den Duplos bauen wollen? Was klappt denn nicht? Was musst du denn jetzt tun, wenn du ein Haus bauen möchtest?" Gib ihr Hilfestellungen, Tipps aber tu es nicht für sie.

Das ganze ist einfach ziemlich ermüdend und wir wissen manchmal echt nicht wie wir uns verhalten sollen. Sie einfach ignorieren, oder bei jedem klein Pips springen?
Ja das kann ich sehr gut verstehen. Wichtig ist, dass du sie zur Selbständigkeit erziehst. ch kann dir mal ein paar grundsätzliche Tipps zum Thema Selbstständig werden geben:

Es ist sehr wichtig ist, dass wir als Eltern Vertrauen in die Fähigkeiten unserer Kinder haben. Wir müssen ihnen etwas zutrauen und ihnen auch Erfahrungsräume öffnen. D.h nicht immer grad alles selber erledigen (auch wenns oft schneller geht und bequemer ist). Wenn dein Kind etwas nicht schafft, vielleicht deshalb auch wütend wird, nimm ihm nicht immer die Arbeit ab und präsentier ihm grad die Lösung. Versuch zusammen mit ihr eine Lösung zu finden. Frag sie, was sie tun wollte und was nicht geklappt hat und überlegt euch, wie sie das jetzt anpacken könnte. Gib ihr Tipps und Hilfestellungen aber erledige es nicht für sie. (Das natürlich erst, wenn das Kind das auch versteht)
Die Kinder können oft viel mehr, als wir ihnen zutrauen und oft auch mehr, als wir gedacht haben. Viele Eltern räumen ihnen Kindern jedes Steinchen aus dem Weg und möchten sie auch vor allem bewahren. Sie sind fast pausenlos beschäftigt, ihre Wünsche zu erfüllen. Trotzdem ist das Kind oft unzufrieden und quengelig. Überleg dir einmal wie du dich fühlen würdest, wenn du ein unselbstständiger Erwachsener wärst.
Genau so muss sich auch ein unselbstständiges Kind fühlen, so nach dem Motto: "ich kann das nicht allein, ich brauche ständig einen Erwachsenen um mich herum, ohne Erwachsene bin ich hilflos, ich kann es eh nicht allein, deshalb versuche ich es erst gar nicht. Die Erwachsenen müssen immer für mich da sein, damit meine Wünsche erfüllt werden. Sie müssen sich pausenlos mit mir beschäftigen, sonst wirds mir Langweilig und ich mache Blödsinn."
Ein unselbstständiges Kind hat auch das Gefühl, dass es Dinge im Alltag gar nicht selber erledigen kann, weil sie ihm ja meistens von einem Erwachsenen abgenommen werden. Häufig unterstützen wir dieses Gefühl mit Aussagen wie: "Dafür bist du noch zu klein, warte ich helf dir, du kannst das noch nicht." Das Kind wird abhängig von den Erwachsenen und es lernt auch nicht Verantwortung zu übernehmen und auch die Konsequenzen für sein Handeln zu tragen. Es wird bequem egoistisch und nützt andere aus. Ausserdem ist ihm oft Langweilig, weil es gar nie richtig gelernt hat sich selber zu beschäftigen. Ein unselbstständiges Kind hat oft wenig Selbstwertgefühl. Es ist oft unsicher, manchmal schüchtern, mutlos aber auf alle volle hat es ganz hohe Ansprüche an uns Eltern und wird zum Tyrannen. Das vor allem auch, weil es wenig Widerstand spürt und auch nicht gelernt hat mit unangenehmen Situationen fertig zu werden.

Ein Kind zur Selbstständigkeit erziehen heisst nicht, ihm alles erlauben, alles durchgehen lassen. Es ist das Gegenteil von abhängig sein, angewiesen sein auf den anderen. Also möglichst früh, das selber zu tun, was möglich ist, ohne dass jemand hilft oder es für einen erledigt.
Was heisst das jetzt genau? Versuch immer wieder im Alltag deinem Kind die Möglichkeit zu geben, Dinge zu entdecken, selber auszuprobieren, ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun". Wir unterschätzen unsere Kinder ganz häufig und sind erstaunt, wie viel sie schon selber können. Es ist nicht immer ganz einfach und es ist oft auch anstrengender, mit mehr Zeit und Energie verbunden, wenn wir versuchen unsere Kinder zu mehr Selbstständigkeit zu erziehen. Doch wenn wir es tun, dann werden die Kinder auch weniger am eigenen "Rockzipfel" hängen.

Lass dein Kind die Dinge die es selbst tun kann auch selber tun. Beobachte dein Kind und wenn du merkst, dass es Hilfe braucht, dann sei ihm eine Stütze, zieh dich aber dann auch wieder zurück.

Versuch sie mit kleinen Dingen zu unterstützen.
Sag ihr immer genau, was du von ihr erwartest. Wenn du merkst, dass sie es noch nicht alleine schafft, dann frag sie, was sie als erstes tun muss: "z.B wenn du deine Schuhe anziehen willst, was musst du zuerst machen?" - "Den Verschluss aufmachen." - "Genau, und dann...?" Geh mit ihr das schön Schritt für Schritt durch, lobe und ermutige sie.


Wenn Leute sehen wie temperamentvoll unsere Kleine ist, sagen sie immer wir sollen ihr Grenzen setzten und ihr eine klare Linie geben. Aber wie machen wir das am Besten?

Mir kommt es manchmal vor als ob sie irgendein eine Ventil braucht um Druck abzulassen? Wie sie irgendetwas sticht und sie ganz ein anderer Mensch wird.?

Was vielleicht noch wichtig ist:
Sie ist motorisch etwas verlangsamt. Hat erst vor kurzem mit Laufen angefangen. Sprechen klappt ziemlich gut. (Die ersten Zwei Wort Sätze kommen)
Sie scheint eine sehr sensible Person zu sein. (Wenn wir an einem unbekannten Ort sind, klammert sie sich wie ein Äffchen an uns. Auch gegen ihr unbekannt Personen reagiert sie sofort mit weinen und jammern. Wenn mein Mann und ich mit ihr etwas lauter werden und schimpfen jammert und weint sie auf der Stelle. Auch anfassen dürfen nur die ihr engst vertrauten Personen.)

Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, ok?
Liebe Grüsse
Kathrin


Liebe Grüsse und Merci schon im Voraus.
Kathrin Buholzer
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