5 Jähriger Testet seine Grenzen

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

5 Jähriger Testet seine Grenzen

Beitragvon michelle75 » 24.02.2010, 13:08

Hallo,

Ich bin mal wieder mit meinem Latein am Ende.

Unser 5 Jähriger Sohn gehorcht keinen Streich mehr, und wen ich ihm was sage schaut er mir ins Gesicht und macht genau gleich weiter.... Ich weiss echt nicht mehr wie ich ihn wieder in den Griff bekomme?
Ich bin meines erachtens sehr konsequent..d.H. ich gehe auch schon mal wieder nach Hause od. nehme ihm das Spielzeug weg wen er nicht gehorcht...

Beispiele: waren heute vormittag bei einer Freundin zu Besuch. Er hat dort so ein Bobbycar auf's Sofa getan.
Ich hab ihm gesagt "nimm es bitte runter,das gehört nicht auf's Sofa" er schaut mich frech an und fährt damit auf dem Sofa hin und her. Nach 2 mal sagen hab ich den Bobycar genommen und auf den Boden gestellt. Dann schreit er wie am Spiess, beisst,chnübelt od. sagt du bist ein Böses Mami.

sobald ich eine Konsequenz ankündige und dann durchführe schreit er eben od. beisst od. eben sagt Du bist ein böses Mami/oder du besch kes liebs Mami

Zu Hause haben wir selten bis nie Probleme immer auswärts testet er extrem seine Grenzen und fordert es bis zum letzten hinaus...



Zusätzlich haben meine Freundin und ich ein Problem. Unsere 2 Jungs sind ca. 6 Wochen auseinander und kennen sich seitdem 8 Lebensmonat. Wir haben oft und viel miteinander unternommen..Doch es geht nicht mehr..die zwei jungs schlagen sich regelmässig die Köpfe ein..Jeder will der Anführer sein und keiner gibt nach..
Es sind keine gemütliche Treffen mehr sondern für uns nur noch Stress pur... Im moment haben wir einwenig Distanz verortnet aber das kann ja auch nicht die Lösung sein.
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Re: 5 Jähriger Testet seine Grenzen

Beitragvon Kathrin Buholzer » 27.02.2010, 01:27

Hallo,

Ich bin mal wieder mit meinem Latein am Ende.

Unser 5 Jähriger Sohn gehorcht keinen Streich mehr, und wen ich ihm was sage schaut er mir ins Gesicht und macht genau gleich weiter.... Ich weiss echt nicht mehr wie ich ihn wieder in den Griff bekomme?
Ich bin meines erachtens sehr konsequent..d.H. ich gehe auch schon mal wieder nach Hause od. nehme ihm das Spielzeug weg wen er nicht gehorcht...

Zu Beginn kann ich dir mal diese beiden Videos zum Thema "Erziehungsfallen - Warum Kinder nicht gehorchen?" empfehlen.
Teil 1: http://www.youtube.com/watch?v=OtVDllE2Q3k

Teil 2: http://www.youtube.com/watch?v=oSgl_lCJ7TI


Beispiele: waren heute vormittag bei einer Freundin zu Besuch. Er hat dort so ein Bobbycar auf's Sofa getan.
Ich hab ihm gesagt "nimm es bitte runter,das gehört nicht auf's Sofa" er schaut mich frech an und fährt damit auf dem Sofa hin und her. Nach 2 mal sagen hab ich den Bobycar genommen und auf den Boden gestellt. Dann schreit er wie am Spiess, beisst,chnübelt od. sagt du bist ein Böses Mami.

Wichtig ist, dass du immer vorher mit ihm Regeln besprichst. Sag ihm was du von ihm erwartest, was wichtig ist. Bevor ihr denn reingeht, erinner ihn noch einmal an diese Regeln.
Wenn er etwas tut, was er nicht darf, dann gib ihm wenn immer möglich eine Alternative. Also sag z.B: "Nimm den Bobbycar runter, du kannst hier mit dem Bobbycar fahren. Vielleicht gibt es eine Matratze oder eine Wolldecke auf der er dann fahren darf.
Du musst die Konsequenz nicht androhen. Sag es ihm einmal, warte dann ca. 5 Sekunden und wenn er nicht gehorcht, dann lass eine log. Konsequenz folgen. In diesem Fall, den Bobby Car wegnehmen und sagen warum du es tust: "Du fährst immer noch mit dem Bobby Car auf dem Sofa herum, deshalb nehm ich ihn dir jetzt ein paar Minuten weg." Wenn er dann tobt, dann ignorier ihn einfach, wenn er "randaliert" dann würd ich ihm eine Auszeit verordnen. Wenn du auswärts bist, dann geh einen Moment mit ihm in ein Zimmer oder geh mit ihm einen Moment raus, vor die Türe oder ins Auto.

Hier ein paar wichtige Dinge dazu:
Wichtig ist zu wissen, dass der stille Stuhl und die Auszeit am Schluss einer langen Kette von Erziehungsfertigkeiten steht.
Wichtig ist vorallem den Fokus aufs Positive zu legen. Tut dein Kind etwas das dir gefällt, das du mehr sehen möchtest, dann lobe und ermutige es und sag ihm genau, was dir gefallen hat.
Wenn Regeln oder Anweisungen nicht eingehalten werden, dann ist es immer besser logische Konsequenzen einzusetzen. Also irgend etwas, das mit dem Problemverhalten in Zusammenhang steht. Das Spielzeug einen Moment wegnehmen, eine Tätigkeit einen Moment unterbrechen. Danach das Kind die Tätigkeit aber wieder fortführen lassen und das Spielzeug wieder zurückgeben, damit es das richtige Verhalten üben kann.
Manchmal gibt es Situationen, in denen es keine log. Konsequenzen gibt, oder das Verhalten ist schon etwas schwerwiegender, dann gibt es die Möglichkeit des Stillen Stuhls. z.B wenn ein Kind nicht tut, was man ihm sagt, oder eben wenn andere Konsequenzen keinen Erfolg haben.
St. Stuhl bedeutet, dass das Kind seine Beschäftigung einen Moment unterbrechen muss und für kurze Zeit auf einen Stuhl, Trip Trap auf eine Treppe (oder draussen, z.B auf ein Bänkli) sitzen muss. Erinner ihn an die Regeln, wenn du ihm zum st. Stuhl bringst, also z.B wie lange er sitzen bleiben muss. Wenn es die festgesetzte Zeit ruhig war (1-5 Minuten, je nach Alter) darf es wieder weiter spielen. Der stille Stuhl ist nicht immer am gleichen Ort, je nachdem wo das Problemverhalten aufgetaucht ist. Im Kinderzimmer, im Wohnzimmer, auf dem Spielplatz usw. Wie ruhig es sein muss, ist dir selber überlassen, wenn er noch etwas jammert oder leise weint, ist es ok. Schenk ihm in der Zeit keine Aufmerksamkeit. Wenn er aufsteht, und das wird er am Anfang in 99,9% der Fälle bringst du ihn in die Auszeit und sagst ihm auch warum: "Du warst auf dem st. Stuhl nicht still, also musst du jetzt in die Auszeit."

Eine Auszeit wird eingesetzt, wenn das Kind auf dem St. Stuhl nicht still war oder wenn schwerwiegendes Problemverhalten auftaucht:

Die Auszeit sollte als letzte Möglichkeit eingesetzt werden, bei schwerwiegenderem Problemverhalten. Wenn du merkst, dass er wirklich heftig reagiert, schlägt, beisst, haut dann musst du ganz klar ein Zeichen setzen. Nur zu sagen, das tut man nicht, das macht weh reicht nicht. Wenn er es tut, geh zu ihm, sag ihm dass er aufhören soll. Als Auszeitraum wählst du am besten nicht das Kinderzimmer. Der Raum sollte uninteressant sein, also z.B das Schlafzimmer oder ein Gästezimmer. Das Kinderzimmer sollte auch nicht der Ort sein, wo man hingeschickt wird, sondern dort sollte man sich gerne und freiwillig aufhalten.
Bei der Auszeit gehst du folgendermassen vor. Du gehst zu ihm und sagst, was er falsch gemacht hat:„Sarah, du hast mich jetzt grad ganz fest gehauen, deshalb musst du jetzt für 1-2 Min. in die Auszeit.“
Du nimmst ihn ganz ruhig und bestimmt, und bringst ihn in den Auszeitraum. Wenn er die festgesetzte Zeit ruhig war (es muss nicht mucksmäuschenstill sein, aber er muss sich einigermassen still verhalten), dann gehst du zu ihm und sagst: „du warst jetzt schön ruhig, jetzt darfst du wieder rauskommen.“
Versuch nicht mehr über den Vorgang zu sprechen, sondern versuch ihn wieder in eine Aktivität zu verwickeln.
Die Auszeit zeigt ihm, dass er ganz klar eine Abmachung eine Regel übertreten hat, es gibt ihm aber auch dir die Möglichkeit euch beide zu beruhigen.
Drohe nicht mit der Auszeit, er wird sonst lernen, dass er erst hören muss, wenn du drohst. Das gilt allgemein bei den Drohungen.
Dein Kind lernt nämlich dabei: Ich muss erst dann hören, wenn die Mama laut wird, wenn sie schimpft, droht oder auf 3 zählt. Versuch anstatt zu drohen, das Kind zu motivieren. „Hey, wenn du dich jetzt schnell anziehst, dann haben wir nachher noch genug Zeit zusammen ein Buch zu schauen.“ Oder „Zieh dich jetzt an und wenn du fertig bist, dann kannst du zum Essen kommen." (Nicht: "Wenn du dich nicht anziehst, kannst du nicht zum Essen kommen.")

Die Auszeit vorher (also wenn es kein Problemverhalten gibt) mit dem Kind vorbesprechen und genau sagen, was passiert, wieso und wie lange man in die Auszeit muss und wann du ihn wieder von der Auszeit zurückholst. Die Auszeit solltest du nur anwenden, wenn es wirklich um ein grosses Problemverhalten geht.

Es ist auch möglich, dir eine Auszeit zu verordnen. Also wenn du merkst, dass du kurz vor dem Explodieren bist, dann sag deinem Sohn, dass du wütend bist und dass du kurz eine Auszeit machst um dich zu beruhigen. Geh aus dem Zimmer, in den Garten, auf den Balkon, ins Schlafzimmer und nimm dir ein paar Minuten Zeit. Du kannst auch einen Kaffee trinken, kurz etwas Musik hören.

Bei der Auszeit geht es nicht darum, das Kind zu "bestrafen" in dem man es ins Zimmer schickt. Es geht viel mehr darum, beiden (Mutter/Vater und Kind) die Möglichkeit zu geben, sich in einer schwierigen Situation, die kurz vor dem eskalieren steht, zu beruhigen und zu verhindern, dass man das Kind anbrüllt, am Arm reisst, an den Haaren zieht oder schlägt. Die Auszeit/der stille Stuhl funktionieren nur, wenn das Kind viel positive Zuwendung erfährt. Also wenn man eine positive Beziehung zueinander hat. Die Auszeit/den st. Stuhl wirklich nur ganz selten anwenden, nicht als tagtägliches Erziehungmittel einsetzen.


sobald ich eine Konsequenz ankündige und dann durchführe schreit er eben od. beisst od. eben sagt Du bist ein böses Mami/oder du besch kes liebs Mami

Zu Hause haben wir selten bis nie Probleme immer auswärts testet er extrem seine Grenzen und fordert es bis zum letzten hinaus...

Das hat oft damit zu tun, dass diese Grenzen und Regeln auswärts oft nicht so klar definiert, resp. besprochen wurden.

Zusätzlich haben meine Freundin und ich ein Problem. Unsere 2 Jungs sind ca. 6 Wochen auseinander und kennen sich seitdem 8 Lebensmonat. Wir haben oft und viel miteinander unternommen..Doch es geht nicht mehr..die zwei jungs schlagen sich regelmässig die Köpfe ein..Jeder will der Anführer sein und keiner gibt nach..

Schreib mir doch da mal ein paar Beispiele dazu auf, dann kann ich dir noch etwas besser helfen.

Es sind keine gemütliche Treffen mehr sondern für uns nur noch Stress pur... Im moment haben wir einwenig Distanz verortnet aber das kann ja auch nicht die Lösung sein.

Vielleicht könnt ihr euch im Moment eher auf "neutralem Boden" treffen. Draussen, auf dem Spielplatz, im Schwimmbad, im Wald usw.

Schau mal was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
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