Sohn (bald 4)dreht manchmal richtig durch

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Sohn (bald 4)dreht manchmal richtig durch

Beitragvon Respekt » 02.02.2010, 22:51

Guten Abend zusammen!

Unser Sohn (geboren März 2006) ist ein liebes und angenehmes Kind (Einzelkind), welches von der Entwicklung her sehr gut "drin" ist (eher etwas weiter). Unser Problem ist einfach, dass wenn er etwas möchte oder ihm etwas nicht passt, klickt er völlig aus. Da wird geschlagen, gespuckt und Gegenstände durch die Wohnung geschmissen bis zum geht nicht mehr. Meistens geschieht dies fast täglich 2-3 Mal. Dazwischen ist er sehr angenehm. Wir sind so ziemlich überfordert und wissen nicht mehr weiter. Ist das immer noch die Trotzphase? Wie sollen wir reagieren in solchen Situationen? Mit Bestrafung (Bsp. kein Guet Nacht Gschichtli, 5 min ins Zimmer usw) wird nichts besser. Im Gegenteil. Wärend dieser Zeit schmeist er alles um was ihm in den Weg kommt und spuckt und schreit wie am Spiess. Wie weiter?
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Re: Sohn (bald 4)dreht manchmal richtig durch

Beitragvon Kathrin Buholzer » 03.02.2010, 00:06

Guten Abend zusammen!

Unser Sohn (geboren März 2006) ist ein liebes und angenehmes Kind (Einzelkind), welches von der Entwicklung her sehr gut "drin" ist (eher etwas weiter). Unser Problem ist einfach, dass wenn er etwas möchte oder ihm etwas nicht passt, klickt er völlig aus.

Hat sich bei euch, in eurem Umfeld in letzter Zeit etwas geändert? Achte dich einmal genau in welchen Situationen das passiert. Weiss sich nicht anders zu helfen? Ist es ihm Langweilig? Sucht er Aufmerksamkeit? Schau einmal genau hin und beobachte diese Situationen. Vielleicht machst du dir einmal ein paar Notizen. Manchmal erkennt man erst in der Beobachtung Gemeinsamkeiten und kann so ein Muster erkennen.

Geht er in den Kindergarten? Macht er sonst noch irgend etwas in seiner Freizeit?


Da wird geschlagen, gespuckt und Gegenstände durch die Wohnung geschmissen bis zum geht nicht mehr. Meistens geschieht dies fast täglich 2-3 Mal. Dazwischen ist er sehr angenehm.

Sprich mit ihm über Regeln. Was ist wichtig? Welchen Umgang möchtet ihr bei euch zu Hause? Diskutiert das einmal zusammen und schreibt dann ein paar Regeln für den Umgang untereinander auf. Ihr könnt das dann auf ein Blatt schreiben, dazu zeichnen oder Bilder aufkleben.
Das Video zum Thema Regeln findest du hier:
http://www.youtube.com/watch?v=eGsW1g0aPXg

Schaut auch mal miteinander an, was er denn tun könnte, wenn er sich so ärgert.
Dann müsst ihr auch über Konsequenzen sprechen. Was passiert in Zukunft, wenn er so austickt, euch schlägt, haut oder spuckt.
Wenn er "Gewalt" anwendet, schlägt oder boxt oder auch sonst in Situationen in denen du das Gefühl hast, dass ihr beide einen Moment braucht um runter zu kommen dann kannst du ihn in die Auszeit schicken.
Denk auch daran, dass du ihn nicht für jedes Fehlverhalten einfach ins Zimmer schickst. Es ist manchmal hilfreich eine Auszeit zu machen, das sollte aber nur als letzte Möglichkeit in Betracht gezogen werden. Also wenn es wirklich heftig zu und her geht und ihr beide euch etwas beruhigen müsst.

Hier noch ein paar Tipps dazu:
D.h du gehst zu ihm, sagst was er falsch gemacht hast, erinnerst ihn an die Regel und sagst: „Tim du hast jetzt grad den Leon gehauen, wir haben abgemacht, dass wir lieb, nett, sorgfältig miteinander umgehen, deshalb musst du jetzt einen Moment in die Auszeit“ Du nimmst ihn ganz ruhig und bestimmt, und bringst ihn in den Auszeitraum. Dieser sollte uninteressant sein, also nicht das Kinderzimmer, sondern das Schlafzimmer, Gästezimmer, Badezimmer…. Bring ihn ruhig und bestimmt dort hin. Sag ihm, dass du die Türe offen lässt, wenn er schön im Zimmer bleibt. Wenn nicht, geh zu ihm und sag ihm: "Schau, wir haben abgemacht, dass du in der Auszeit im Zimmer bleibst, du kommst aber immer wieder raus, deshalb muss ich die Türe jetzt einen Moment zu machen.." Ich weiss, das ist ein schwieriger Moment und es bricht einem fast das Herz. Wenn du aber eine Auszeit anwendest und er immer rauskommt, bleibt dir nichts anderes übrig. Du kannst die Türe einen Moment zuhalten (lieber nicht abschliessen, wenns nicht grad unbedingt sein muss), bleibe vor der Türe, damit er weiss, dass du da bist. Wenn er sich dann beruhigt hat, kannst du sagen: "So, du hast dich wieder beruhigt, jetzt mache ich die Türe wieder auf. Wenn du dann 3 Minuten still warst, hole ich dich und du kannst wieder rauskommen."Wenn er die festgesetzte Zeit ruhig war (es muss nicht mucksmäuschenstill sein, aber er muss sich einigermassen still verhalten), dann gehst du zu ihm und sagst: „du warst jetzt schön still, hast dich gut beruhigt, jetzt darfst du wieder rauskommen“

Versuch nicht mehr über den Vorgang zu sprechen, sondern versuch ihn wieder in eine Aktivität zu verwickeln. Die Auszeit zeigt ihm, dass er ganz klar eine Abmachung eine Regel übertreten hat, es gibt ihm aber auch dir die Möglichkeit euch zu beruhigen. Drohe nicht mit der Auszeit, er wird sonst lernen, dass er erst hören muss, wenn du drohst. Das gilt allgemein bei den Drohungen. Also das berühmte „wenn du jetzt nicht auf mich hörst, dann... oder ich zähle jetzt noch bis 3...“ solltest du vermeiden.
Dein Kind lernt nämlich dabei: Ich muss erst dann hören, wenn die Mama laut wird, wenn sie schimpft, droht oder auf 3 zählt. Die Auszeit vorher (also wenn es kein Problemverhalten gibt) mit dem Kind vorbesprechen und genau sagen, was passiert, wieso und wie lange man in die Auszeit muss und wann du ihn wieder von der Auszeit zurückholst. (Zwischen 1-5 Minuten)
Besprich die Auszeit am besten in einer ruhigen Minute mit ihm, damit er weiss, was dann passiert und wann er in die Auszeit muss. z.B wenn ihr die Regeln abmacht

Es ist auch möglich, dir eine Auszeit zu verordnen. Also wenn du merkst, dass du kurz vor dem Explodieren bist, dann sag deinem Sohn, dass du wütend bist und dass du kurz eine Auszeit machst um dich zu beruhigen. Geh aus dem Zimmer, in den Garten, auf den Balkon, ins Schlafzimmer und nimm dir ein paar Minuten Zeit. Du kannst auch einen Kaffee trinken, kurz etwas Musik hören.

Bücher können da manchmal auch recht hilfreich sein. z.B die Kleine Motzkuh. Die kann man dann einfach ins WC runterspülen... Schau mal unter Wut/Trotz im Shop:
http://www.elternplanet.ch/erziehung-mi ... inder.html

Plane immer gut voraus: Teile den Tag in kleine "Häppchen". Sag ihm immer, was du jetzt tust, was du von ihm erwartest. Ich sag dem immer "laut denken".Überrasche ihn nicht mit deinen Anweisungen, dann wird er sich auch eher daran halten.
Am besten schreibst du mir ein paar Beispiele dazu auf, dann kann ich dir noch etwas konkretere Tipps geben.


Wir sind so ziemlich überfordert und wissen nicht mehr weiter. Ist das immer noch die Trotzphase? Wie sollen wir reagieren in solchen Situationen? Mit Bestrafung (Bsp. kein Guet Nacht Gschichtli, 5 min ins Zimmer usw) wird nichts besser. Im Gegenteil. Wärend dieser Zeit schmeist er alles um was ihm in den Weg kommt und spuckt und schreit wie am Spiess. Wie weiter?

Schau mal was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
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Re: Sohn (bald 4)dreht manchmal richtig durch

Beitragvon Respekt » 03.02.2010, 09:03

Liebe Katrin

Besten Dank für deine Vorschläge. Die sind für uns nicht neu. Haben uns schon in der Mütterberatung ähnliche Infos geholt. Aber eben, wenns dann soweit ist, wird es schwierig und es bricht einem fast das Herz.

Was noch dazu kommt ist, dass er seit paar Wochen regelmässig in der Nacht im Tiefschlaf wieder ins Bett macht. Das macht uns grosse Sorgen. Meine Frau und ich fühlen uns länger schon unzufrieden. Nicht in der Beziehung miteinander, aber in unserem ganz privaten Bereich (Job Unsicherheiten, gebrochener Arm meiner Frau). Da haben wir selber sehr dünne Nerven und werden schon mal laut. Auch habe ich ihn schon öfters "gstrublet" wenn ich nicht mehr weiter wusste. Da will ich nichts beschönigen und weiss dass dies absolut Tabu ist :-(

Kann das einnässen mit dieser Lebenssituation zu tun haben? Hat er Angst vor etwas?
Respekt
 
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Re: Sohn (bald 4)dreht manchmal richtig durch

Beitragvon Kathrin Buholzer » 03.02.2010, 15:55

Liebe Katrin

Besten Dank für deine Vorschläge. Die sind für uns nicht neu. Haben uns schon in der Mütterberatung ähnliche Infos geholt. Aber eben, wenns dann soweit ist, wird es schwierig und es bricht einem fast das Herz.

Kann ich gut verstehen. Aber gerade das wird er merken. Dass ihr es dann nicht durchzieht. Wenn ihr eine Auszeit machen wollt, dann überlegt euch das gut. Schaut auch, dass ihr die Auszeit vorher gut mit ihm besprecht. Wenn es dann so weit ist, dann gibt es nix anderes, als das auch wirklich so durchzuziehen und auszuhalten...

Was noch dazu kommt ist, dass er seit paar Wochen regelmässig in der Nacht im Tiefschlaf wieder ins Bett macht. Das macht uns grosse Sorgen. Meine Frau und ich fühlen uns länger schon unzufrieden. Nicht in der Beziehung miteinander, aber in unserem ganz privaten Bereich (Job Unsicherheiten, gebrochener Arm meiner Frau). Da haben wir selber sehr dünne Nerven und werden schon mal laut. Auch habe ich ihn schon öfters "gstrublet" wenn ich nicht mehr weiter wusste. Da will ich nichts beschönigen und weiss dass dies absolut Tabu ist :-(

Kann das einnässen mit dieser Lebenssituation zu tun haben? Hat er Angst vor etwas?

Das ist schwierig von weit her zu beurteilen. Tatsache ist aber, dass Kinder sehr feine Antennen haben und feinfühlig sind. Sie merken, wenn etwas nicht stimmt, wenn die Eltern Sorgen haben, Unzufrieden sind. Auch wenn ihr strapazierte Nerven habt und auch mal laut werdet.
Wenn Eltern Stress haben, Probleme, Unzufrieden sind, dann ist es sehr schwierig in der Erziehung ruhig und gelassen zu bleiben.
Ganz wichtig ist es, dass ihr für euch und eure Bedürfnisse wieder Platz schafft. Schaut, dass ihr wieder mal zu zweit etwas unternehmen könnt. Vielleicht mal ein Wochenende oder auch mal wieder ins Kino gehen oder Essen. (Am besten, das immer grad fest einplanen, sonst vergeht immer so viel Zeit bis zum nächsten Mal).
Was wir am Wochenende auch ab und zu machen: Wir essen mit den Kindern etwas Kleines mit und wenn sie dann im Bett sind, kochen wir zusammen und geniessen unser Essen dann gemeinsam zu Hause. Das hat auch etwas Entspanntes, wenn man das wieder mal zu zweit geniessen kann.
Schaut, dass ihr Beide Zeit füreinander habt, aber dass sich auch jeder für sich Zeit nimmt. Manchmal ist es auch gut, wenn z.B am Samstag mal nur der Papa mit ihm einkaufen geht und die Mama hat dann einen Moment für sich, oder umgekehrt.

Du kannst mir auch gerne ein paar Situationen schildern, wo's ausgeartet ist, wo er ausgetickt ist, wo du nicht mehr weiter wusstest oder du ihn "gestrubbelt" hast. Ich kann dir dann vielleicht noch etwas konkretere Tipps geben. Ok?
liebe Grüsse
Kathrin
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