Heftige Trotzanfälle

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Heftige Trotzanfälle

Beitragvon California » 27.11.2009, 09:49

Liebe Kathrin

Momentan stossen wir an unsere Grenzen und vorallem ich als Mutter fühle mich als Versagerin.

Die Trotzanfälle von unserem Sohn (nächsten Monat wird er vier jährig) sind so heftig, dass wir nur noch ratlos sind und nicht mehr weiter wissen. Z.B. schlägt er sich selber auf den Kopf wenn er etwas nicht bekommt. Wir haben schon versucht, dies nicht zu beachten, aber auch zu sagen, dass wir uns nicht schlagen. Beides erfolglos. Jetzt hat er auch angefangen, uns zu hauen und vorallem uns auch zu beissen und zwar heftig. Seit gestern beisst er sich nun auch selber, was mir fast das Herz bricht. Es ist schlimm zuzusehen, wie sich unser Kind selber weh tut. Er sagt dann jeweils, dass ihn das gut tut! Wir haben von Dir, der Mütterberatung etc. schon so viele gute Tipps bekommen, aber irgendwie schaffen wir es nicht, diese dann umzusetzen. Wenn er z.B. beisst, tollerieren wir das ganz bestimmt nicht und in diesem Fall bekommt er eine Auszeit. Aber er bleibt nicht in diesem Zimmer (Badezimmer), sondern kommt wie eine Furie wieder raus, klammert sich an mein Bein und schreit wie am Spiess. Was ist in einer solchen Situation zu machen? Immer wider zurück ins Badezimmer bringen klappt auch nicht, er kommt immer wieder raus oder legt sich auf den Boden und ich zerre ihn natürlich nicht dort hin zurück und das unzählige Mal (er hat Ausdauer!). Wir haben es mit klaren Ansagen probiert, mit gut zureden, mit ignorieren, mit Kompromissvorschlägen, mit Raum verlassen, mit bestrafen (Nuggi weg) etc. aber nichts besänftigt eine solche Situation. Und wenn ich den Raum verlasse, rennt er mir hinter her, das klappt auch nicht mehr. Dann kommt noch dazu, dass er plötzlich wider in die Hose pinkelt und auch Gaggi in die Hose macht. Wir haben im Juli dieses Jahres angefangen, ihn trocken zu bringen. Und zwar wie Du uns empfohlen hast, mit kleinen Belohnungen, Ende einer Woche eine grössere Belohnung etc. Es klappte auch einigermassen, doch plötzlich verzichtete er lieber auf die Überraschung/Belohnung, als dass er aufs Töfpchen geht. Und trotzdem, so schlimm wie es momentan diesbezüglich ist, war es nicht mehr. Er pinkelt oder gaggelet extra in die Hose und wir sind eigentlich wider am Anfang. Seit der Zeitverschiebung schläft er plötzlich bis zu zwei Stunden weniger und kommt am Morgen demensprechend sehr früh. Da er so früh kommt, haben wir ihn auch keinen Mittagsschlaf mehr machen lassen (vorher machte er pro Woche ca. 3x einen Mittagsschlaf von ca. zwei Stunden), da er sonst schon um fünf Uhr in unserem Schlafzimmer stehen würde. Nun fragen wir uns, ob er vielleicht einfach übermüdet ist und deshalb solch heftige Trotzanfälle hat? Er ist aber jeweils den ganzen Tag aufgestellt, motiviert und ausgeglichen (ausser wenn er einen Trotzanfall hat), deshalb hatten wir das Gefühl, dass er es gut ohne Mittagsschlaf aushalten kann. Und trotzdem sind es einige Stunden weniger Schlaf pro Woche und zudem geht er nun zusätzlich zum Singen auch noch in die Waldspielgruppe und ins Turnen. Vielleicht ist doch alles etwas zu viel für ihn, obwohl es nicht den Eindruck macht? Wir wären Dir über ein paar Tipps betr. den heftigen Trotzanfällen, mit schlagen, beissen, wieder aus dem Auszeitsraum herauskommen etc. seeeehr dankbar, denn wir zweifeln wirklich an uns und es macht uns traurig, dass er diese Agressionen in sich hat und wir ihm nicht helfen können. Ganz herzlichen Dank und lieber Gruss. California
California
 
Beiträge: 31
Registriert: 22.05.2008, 03:23
Wohnort: Luzern

Re: Heftige Trotzanfälle

Beitragvon Kathrin Buholzer » 01.12.2009, 12:16

Liebe Kathrin

Momentan stossen wir an unsere Grenzen und vorallem ich als Mutter fühle mich als Versagerin.

Die Trotzanfälle von unserem Sohn (nächsten Monat wird er vier jährig) sind so heftig, dass wir nur noch ratlos sind und nicht mehr weiter wissen.

Hat sich denn in letzter Zeit etwas bei euch geändert? Geht er in den Kindergarten/Spielgruppe? Ist dort etwas anders?

Z.B. schlägt er sich selber auf den Kopf wenn er etwas nicht bekommt. Wir haben schon versucht, dies nicht zu beachten, aber auch zu sagen, dass wir uns nicht schlagen. Beides erfolglos. Jetzt hat er auch angefangen, uns zu hauen und vorallem uns auch zu beissen und zwar heftig. Seit gestern beisst er sich nun auch selber, was mir fast das Herz bricht. Es ist schlimm zuzusehen, wie sich unser Kind selber weh tut. Er sagt dann jeweils, dass ihn das gut tut!

Auch wenn es dir schwer fällt. Ignoriere das Kopfschlagen und das sich selber beissen am besten einfach. Lass ihn dann einfach einen Moment, geh aus dem Zimmer und mach etwas anderes. Je mehr du darauf eingehst, umso spannender wird es für ihn. Er wird merken, dass er dich damit verunsichern kann und er damit Aufmerksamkeit erhält.
Wenn dir das schwer fällt, kannst du auch einfach sein Verhalten ignorieren, ihn aber gleichzeitig ablenken und ihm etwas zu tun geben. "Ich geh rasch in die Waschküche. Wenn du willst, kannst du mir helfen die Waschmaschine anzustellen." Manchmal vergessen die Kinder dann ihren Frust und ihre Wut. Sprich einfach von etwas ganz Anderem, ignoriere aber das Kopfschlagen.


Wir haben von Dir, der Mütterberatung etc. schon so viele gute Tipps bekommen, aber irgendwie schaffen wir es nicht, diese dann umzusetzen. Wenn er z.B. beisst, tollerieren wir das ganz bestimmt nicht und in diesem Fall bekommt er eine Auszeit. Aber er bleibt nicht in diesem Zimmer (Badezimmer), sondern kommt wie eine Furie wieder raus, klammert sich an mein Bein und schreit wie am Spiess. Was ist in einer solchen Situation zu machen? Immer wider zurück ins Badezimmer bringen klappt auch nicht, er kommt immer wieder raus oder legt sich auf den Boden und ich zerre ihn natürlich nicht dort hin zurück und das unzählige Mal (er hat Ausdauer!).

Sprich mit ihm in einer ruhigen Minute noch einmal darüber. Sag ihm, wie die Auszeit genau abläuft und wie lange er still sein muss. Mach ihm klar, dass er im Bad bleiben muss und du sonst die Türe einen Moment zu machen musst. Wenn es dann soweit kommt, sag ihm genau, was er falsch gemacht hat und warum er jetzt in die Auszeit muss. Bring ihn ruhig und bestimmt dort hin. Sag ihm, dass du die Türe offen lässt, wenn er schön im Zimmer bleibt. Wenn nicht, geh zu ihm und sag ihm: "Schau, wir haben abgemacht, dass du in der Auszeit im Zimmer bleibst, du kommst aber immer wieder raus, deshalb muss ich die Türe jetzt einen Moment zu machen.." Ich weiss, das ist ein schwieriger Moment und es bricht einem fast das Herz. Wenn du aber eine Auszeit anwendest und er immer rauskommt, bleibt dir nichts anderes übrig. Du kannst die Türe einen Moment zuhalten (lieber nicht abschliessen, wenns nicht grad unbedingt sein muss), bleibe vor der Türe, damit er weiss, dass du da bist. Wenn er sich dann beruhigt hat, kannst du sagen: "So, du hast dich wieder beruhigt, jetzt mache ich die Türe wieder auf. Wenn du dann 3 Minuten still warst, hole ich dich und du kannst wieder rauskommen."
Ich maile dir noch ein paar Blätter zur "Auszeit".
Bücher können da manchmal auch recht hilfreich sein. z.B die Kleine Motzkuh. Die kann man dann einfach ins WC runterspülen... Schau mal unter Wut/Trotz im Shop:
http://www.elternplanet.ch/erziehung-mi ... inder.html


Wir haben es mit klaren Ansagen probiert, mit gut zureden, mit ignorieren, mit Kompromissvorschlägen, mit Raum verlassen, mit bestrafen (Nuggi weg) etc. aber nichts besänftigt eine solche Situation. Und wenn ich den Raum verlasse, rennt er mir hinter her, das klappt auch nicht mehr. Dann kommt noch dazu, dass er plötzlich wider in die Hose pinkelt und auch Gaggi in die Hose macht. Wir haben im Juli dieses Jahres angefangen, ihn trocken zu bringen. Und zwar wie Du uns empfohlen hast, mit kleinen Belohnungen, Ende einer Woche eine grössere Belohnung etc. Es klappte auch einigermassen, doch plötzlich verzichtete er lieber auf die Überraschung/Belohnung, als dass er aufs Töfpchen geht. Und trotzdem, so schlimm wie es momentan diesbezüglich ist, war es nicht mehr. Er pinkelt oder gaggelet extra in die Hose und wir sind eigentlich wider am Anfang.

Schick ihn immer regelmässig aufs WC. Also am morgen, während dem Tag, vor dem Essen, vor der Mittagspause, am Nachmittag, vor dem Nachtessen, vor dem ins Bett gehen. Frag ihn nicht, ob er aufs WC will, sondern schick ihn einfach. Wenn er in die Hosen macht, dann lass ihn das selber in Ordnung bringen und putze ihn dann nicht einfach. Das Gaggi ins WC leeren, sich sauber machen, die dreckige Wäsche in den Waschkorb legen, neue Unterwäsche holen usw.
Auch hier gibt es gute Bücher dazu. Du findest sie ebenfalls im Shop unter "Trocken werden". Du kannst gut nochmals einen Kläberliplan machen. Setz ein leichtes Ziel, also z.B schon wenn er aufs WC sitzt ein Kläberli geben. Besprich mit ihm die Belohnungen und lass ihn da mitdenken.


Seit der Zeitverschiebung schläft er plötzlich bis zu zwei Stunden weniger und kommt am Morgen demensprechend sehr früh. Da er so früh kommt, haben wir ihn auch keinen Mittagsschlaf mehr machen lassen (vorher machte er pro Woche ca. 3x einen Mittagsschlaf von ca. zwei Stunden), da er sonst schon um fünf Uhr in unserem Schlafzimmer stehen würde. Nun fragen wir uns, ob er vielleicht einfach übermüdet ist und deshalb solch heftige Trotzanfälle hat? Er ist aber jeweils den ganzen Tag aufgestellt, motiviert und ausgeglichen (ausser wenn er einen Trotzanfall hat), deshalb hatten wir das Gefühl, dass er es gut ohne Mittagsschlaf aushalten kann.

Das kann er mit 4 Jahren eigentlich schon. Lass ihn aber trotzdem eine Mittagspause machen. Eine Ruhephase damit er sich etwas erholen kann, in seinem Zimmer etwas spielen, Bücher schauen oder CD's hören kann.
Die Schlafphasen können sich immer wieder mal verändern. Vielleicht müsst ihr den Tagesablauf etwas anpassen. z.B am Abend eine halbe Std. später ins Bett bringen usw.


Und trotzdem sind es einige Stunden weniger Schlaf pro Woche und zudem geht er nun zusätzlich zum Singen auch noch in die Waldspielgruppe und ins Turnen. Vielleicht ist doch alles etwas zu viel für ihn, obwohl es nicht den Eindruck macht?

Das kannst du besser beurteilen als ich. Aber ich habe auch nicht das Gefühl. Vielleicht hat er zu Hause einfach zu wenig zu tun? Schau, dass du viele interessante Beschäftigungen anbietest. Lass ihn dir viel mithelfen, rege seine Fantasie an, gib ihm viele Dinge zum basteln, entdecken, forschen, ausprobieren. Ein paar Tipps findest du hier: http://www.elternplanet.ch/erziehung-mi ... spass.html

Wir wären Dir über ein paar Tipps betr. den heftigen Trotzanfällen, mit schlagen, beissen, wieder aus dem Auszeitsraum herauskommen etc. seeeehr dankbar, denn wir zweifeln wirklich an uns und es macht uns traurig, dass er diese Agressionen in sich hat und wir ihm nicht helfen können. Ganz herzlichen Dank und lieber Gruss. California

California

Schau mal was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder. Mit Fragen Feedback oder mehr Beispielen, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
Site Admin
 
Beiträge: 2022
Registriert: 04.06.2007, 00:33
Wohnort: Münsingen


Zurück zu Kinder 0-6 Jahre

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 11 Gäste