"Geplagt" werden auf dem Kindergartenweg

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Moderator: Kathrin Buholzer

"Geplagt" werden auf dem Kindergartenweg

Beitragvon Ananas » 06.03.2008, 22:33

Meine Tochter, 5 Jahre alt, geht sehr gerne in den Kindergarten. Mit den beiden "Gspänli", mit denen sie anfänglich den Kindergartenweg gelaufen ist, läuft es aber nicht so gut. Sie wollte nicht mehr mit ihnen laufen, da sie von ihnen immer "geplagt" wurde. Deshalb hat sie sich anders orientiert und läuft nun mit einem anderen Gspänli, was ich gut fand.

Meine Tochter ist eine sehr feinfühlige, freundliche und auch friedvolle Persönlichkeit, aber vom Körperbau her fein und nicht sehr kräftig. Da es immer wieder Situationen gibt, da sie nicht alleine laufen will (wegen anderer Zeiten des neuen Gspänlis) oder sich die Drei trotzdem begegnen, denke ich, dass sie nun meine Hilfe braucht, denn es ist höchste Zeit: Sie kam kürzlich vom Kindi nach Hause und meinte, dass sie die beiden anderen Kinder am liebsten "nie mehr sehen würde". Auf meine Nachfrage hin sagte sie mir, dass das eine Kind das andere angestiftet hätte, ihr eine Kartonröhre (mit Deckel) an die Stirne zu hauen. (Es tat ihr einen Tag später noch weh.)

Es sind diverse weitere Vorfälle so passiert, wobei das (bis jetzt) meines Wissens das Handgreiflichste war. Ich habe die Drei dann versteckt auf dem Kindiweg beobachtet, weil ich mir selbst ein Bild machen wollte. Da meine Tochter dabei wieder was abbekommen hat, habe ich die Zwei dann gestellt. Allerdings sind sie erst davongerannt, als sie mich entdeckten... Darauf angesprochen, wieso zugeschlagen wurde, schob man die Schuld natürlich meiner Tochter in die Schuhe. Was will man da noch sagen... (ganz genau konnte ich es aus meinem Versteck nicht beurteilen.) Ich meinte schlussendlich zu den Dreien, es wäre jammerschade, dass sie nicht friedlich zu Dritt laufen könnten. (Das war vielleicht im nachhinein zu wenig scharf formuliert.)

Ich habe meiner Tochter erklärt, wie sie sich wehren soll: Klar STOP oder "hört auf" sagen oder davonlaufen.

Ich habe inzwischen mit der Kindergärtnerin gesprochen, welche das Thema (meiner Tochter zufolge) nun sogar im Kiga thematisiert hatte, was ich sehr gut fand (war allgemein formuliert, dass plagen nicht okay sei, dass man ein STOP akzeptieren muss etc.)

Nun hat sich die Lage offensichtlich trotz allem nicht enspannt. Es muss sehr lustig sein, zu Zweit einen Dritten zu plagen. Meine Tochter sagte heute, sie habe ihnen einige Male gesagt, sie sollten aufhören. (Heute wurde sie "eingesalzen" im Schnee) Die Beiden würden nur lachen und weitermachen.

Ich hoffe einfach, dass meine Tochter nicht allzufest unter der Situation zu leiden beginnt und ich möchte ihr helfen, weiss aber nicht, was das Beste ist.

Meine Einschätzung der Situation ist:
- es ist viel aufgestaute Agression da bei den beiden Kindern
- diese wird auf dem Kindiweg abgebaut, darunter leiden Andere
- es werden auch andere Kinder geplagt, nicht nur unsere Tochter
- es gibt keinen, der den beiden ihre grenzen klar aufzeigt!

Ich bin etwas hilflos, denn ich finde es bedenklich, wenn Kinder in diesem Alter bereits ein solches Verhalten an den Tag legen. Da frage ich mich, wie das noch kommen wird...

Ich hoffe sehr, dass Du mir mit einigen guten Tipps weiterhelfen kannst. Herzlichen Dank zum voraus!
Ananas
 
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 08.03.2008, 01:20

Hallo Ananas! Schön dass du hier dabei bist, herzlich willkommen hier im Forum!

Meine Tochter, 5 Jahre alt, geht sehr gerne in den Kindergarten. Mit den beiden "Gspänli", mit denen sie anfänglich den Kindergartenweg gelaufen ist, läuft es aber nicht so gut. Sie wollte nicht mehr mit ihnen laufen, da sie von ihnen immer "geplagt" wurde. Deshalb hat sie sich anders orientiert und läuft nun mit einem anderen Gspänli, was ich gut fand.

Meine Tochter ist eine sehr feinfühlige, freundliche und auch friedvolle Persönlichkeit, aber vom Körperbau her fein und nicht sehr kräftig. Da es immer wieder Situationen gibt, da sie nicht alleine laufen will (wegen anderer Zeiten des neuen Gspänlis) oder sich die Drei trotzdem begegnen, denke ich, dass sie nun meine Hilfe braucht, denn es ist höchste Zeit: Sie kam kürzlich vom Kindi nach Hause und meinte, dass sie die beiden anderen Kinder am liebsten "nie mehr sehen würde". Auf meine Nachfrage hin sagte sie mir, dass das eine Kind das andere angestiftet hätte, ihr eine Kartonröhre (mit Deckel) an die Stirne zu hauen. (Es tat ihr einen Tag später noch weh.)

Es sind diverse weitere Vorfälle so passiert, wobei das (bis jetzt) meines Wissens das Handgreiflichste war. Ich habe die Drei dann versteckt auf dem Kindiweg beobachtet, weil ich mir selbst ein Bild machen wollte. Da meine Tochter dabei wieder was abbekommen hat, habe ich die Zwei dann gestellt. Allerdings sind sie erst davongerannt, als sie mich entdeckten... Darauf angesprochen, wieso zugeschlagen wurde, schob man die Schuld natürlich meiner Tochter in die Schuhe. Was will man da noch sagen... (ganz genau konnte ich es aus meinem Versteck nicht beurteilen.) Ich meinte schlussendlich zu den Dreien, es wäre jammerschade, dass sie nicht friedlich zu Dritt laufen könnten. (Das war vielleicht im nachhinein zu wenig scharf formuliert.)

Ich hatte vor kurzem eine ähnliche Situation mit meiner Tochter. Einmal ging es darum, dass 3 andere Gspändli bei fremden Leuten an der Türe geklingelt und Velos umgeschmissen haben. Ein anderes Mal hatte meine Tochter eine kleine "Schlägerei" mit einem anderen Mädchen, welches den gleichen Weg hat wie sie. Wenn du merkst, dass deine Tochter selber nicht mehr weiter kommt, finde ich es in Ordnung mal einzugreifen. Evt. kannst du ja mal mit ihr den Kindergartenweg gehen. Wenn du die anderen Kinder ansprichst, versuch ihnen keine Moralpredigt zu halten oder zu fragen: "Warum habt ihr das getan." Komm mit ihnen ins Gespräch und sage ihnen dann, dass deine Tochter traurig ist und nicht mehr gerne zum Kindergarten laufe. Sag ihnen, dass es dich auch traurig macht und dass du verstehen kannst, wenn sie nicht mit ihr zusammen den Weg machen möchten. Sag ihnen aber auch ganz klar, dass du möchtest, dass sie deine Tochter in Ruhe lassen. "Wenn ihr nicht mit ihr gehen möchtet, dann sagt es ihr bitte so, aber lasst sie in Ruhe. Es macht sie traurig, wenn ihr sie ärgert oder ihr weh macht. Schöner fände ich es, wenn ihr alle zusammen friedlich zum Kiga laufen würdet. Sag ihnen am besten, was du von ihnen möchtest (also positiv formulieren) und nicht was du NICHT möchtest. Wenn es dann einmal gut geklappt hat, dann geh zu ihnen und lobe sie. "Hey, das freut mich, dass ihr jetzt mit Léonie zusammen in den Kiga läuft." od. "Ich finde es ganz toll, dass ihr Léonie jetzt in Ruhe lasst."

Ich habe meiner Tochter erklärt, wie sie sich wehren soll: Klar STOP oder "hört auf" sagen oder davonlaufen.

Versuch hier nicht einfach die Lösung vorzugeben. Sprich mit deiner Tochter darüber. Frag sie, wovor sie Angst hat. Hör genau hin was sie sagt. Frage nach und wiederhole in deinen eigenen Worten, was sie erzählt hat. Frag sie auch danach, welche Möglichkeiten sie hat, wenn so etwas passiert. "Was könntest du zum Beispiel tun, wenn dich die Kinder ärgern, oder plagen." Versucht gemeinsam Lösungen und Wege zu finden. Gib ihr Tipps, wenn sie selber keine Antwort weiss. Wenn ihr dann Lösungen gefunden habt, dann übe sie mit ihr zu Hause. Geht mal eine Situation durch und du spielst die anderen Kinder und sie spielt sich selber.

Ich habe inzwischen mit der Kindergärtnerin gesprochen, welche das Thema (meiner Tochter zufolge) nun sogar im Kiga thematisiert hatte, was ich sehr gut fand (war allgemein formuliert, dass plagen nicht okay sei, dass man ein STOP akzeptieren muss etc.)

Nun hat sich die Lage offensichtlich trotz allem nicht enspannt. Es muss sehr lustig sein, zu Zweit einen Dritten zu plagen. Meine Tochter sagte heute, sie habe ihnen einige Male gesagt, sie sollten aufhören. (Heute wurde sie "eingesalzen" im Schnee) Die Beiden würden nur lachen und weitermachen.

Lobe deine Tochter für Ihre Bemühungen, auch wenn es noch nicht gross genützt hat. Wenn sie nicht aufhören, dann stell sie nochmals zur Rede und sprich nochmals Klartext mit ihnen. Versuch herauszufinden, was ihre Beweggründe sind. Auch hier nachfragen, zuhören. Frag sie was sie denn an deiner Tochter so sehr ärgert, dass sie sie plagen. Sag ihnen nochmals, wie deine Tochter sich fühlt. Sag ihnen auch nochmals, dass du möchtest, dass sie deine Tochter in Ruhe lassen.

Ich hoffe einfach, dass meine Tochter nicht allzufest unter der Situation zu leiden beginnt und ich möchte ihr helfen, weiss aber nicht, was das Beste ist.

Meine Einschätzung der Situation ist:
- es ist viel aufgestaute Agression da bei den beiden Kindern
- diese wird auf dem Kindiweg abgebaut, darunter leiden Andere
- es werden auch andere Kinder geplagt, nicht nur unsere Tochter
- es gibt keinen, der den beiden ihre grenzen klar aufzeigt!

Ich denke, du hast das Problem sehr gut erkannt. Du kannst deine Tochter ein paar Mal begleiten, sie evt. auch ein paar Minuten früher los schicken, so dass sie nicht mit ihnen zusammentrifft. Du kannst deine Tochter stärken, mit ihr besprechen wie sie sich wehren kann, aber du kannst diese Kinder nicht umerziehen.
Ich finds auch gut, dass du dich an die Kindergärtnerin gewandt hast. Wenns nicht bessert, sprich nochmals mit ihr und frage sie, was sie dir empfehlen würde. Evt. mal die Eltern der Kinder miteinzubeziehen.


Ich bin etwas hilflos, denn ich finde es bedenklich, wenn Kinder in diesem Alter bereits ein solches Verhalten an den Tag legen. Da frage ich mich, wie das noch kommen wird...

Geht mir genauso!...

Ich hoffe sehr, dass Du mir mit einigen guten Tipps weiterhelfen kannst. Herzlichen Dank zum voraus!


Schwieriges Thema, nicht ganz einfach zu lösen und es gibt hier auch nicht DIE ultimativen Tipps. Probiers mal aus und berichte mir dann einfach wies geklappt hat, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
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"Geplagt" werden auf dem Kindergartenweg

Beitragvon Ananas » 19.03.2008, 15:08

Hallo Kathrin
Vielen Dank für Deine Antwort. Sie war sehr hilfreich! Ich habe die beiden Kinder auf dem Schulweg begleitet und mit Ihnen gesprochen, so wie Du es vorgeschlagen hast und ich glaube es hat sie zum Nachdenken gebracht. Am gleichen Nachmittag kam meine Tochter freudestrahlend vom Kindergarten nach Hause und verkündetet, sie hätten nun wieder "Frieden geschlossen" und ob die zwei zu uns zum Spielen kommen dürften!!! Ich bin fast aus allen Wolken gefallen und habe die Beiden dann natürlich gelobt, als sie zu uns kamen. Stolz verkündete das Mädchen, sie hätten eben sogar noch auf unsere Tochter gewartet, um mit ihr heimzulaufen. Bis heute also alles in Butter, ich hoffe es bleibt auch so! Nochmals vielen Dank und schöne Ostern wünscht Dir Ananas
PS: Ich finde das Forum hier eine ganz tolle Sache! Super dass es sowas gibt!
Ananas
 
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