von Kathrin Buholzer » 29.08.2007, 17:39
Unser Sohn ist 4 1/2 Jahre alt und nun die zweite Woche im Kiga. Er hat sich sehr darauf gefreut, kennt auch schon einen Teil der Kinder und die Kigä von der grossen Schwester her. Leider hat sich die Freude schnell verzogen... anfangs ist er mehrmals einfach davongelaufen und nach Hause gerannt.
Hast du schon mit ihm gesprochen? Was gefällt dir am Chindsgi? Was machst du am liebsten? Wo spielst du und mit wem? (Evt. kannst du ja auch mal ein Kind, mit dem er sich gut versteht zu euch nach Hause einladen). Was findest du nicht so toll? Was ärgert dich? Mit welchen Kindern verstehst du dich nicht so? Manchmal sind es kleine Sachen, die sich aber durch ein Gespräch leicht aus der Welt schaffen lassen.
Das macht er nun nach einem intensiven Gespräch zum Glück nicht mehr. Aber es ist jeden Tag ein Kampf. Wenn er erwacht, fragt er als erstes: Muen i hüt in Chindsgi? Wenn ich ja sage, wird er entweder aggressiv und schlägt oder tritt irgendwohin, oder er macht einfach einen "Lätsch" und verzieht sich in eine Ecke. Anziehen und Morgenessen geht dann aber wieder recht gut. Ich (oder mein Mann) begleiten ihn dann in den Kiga, dort kann er sich dann aber fast nicht trennen. Zuerst muss er sich x mal von der grossen Schwester verabschieden, die gleich nebenan in die Schule geht, und dann dasselbe mit uns. Wenn ich denke, jetzt ist es gut, rennt er plötzlich weinend hinter mir her. Heute hat er offenbar auch in die Hose gemacht im Kiga, und nachmittags beim Opa nochmals, sogar das "grosse Geschäft".
Wichtig ist, dass du mit ihm zusammen absprichst, wie das vor, während und nach dem Kindergarten abläuft. Setz dich mit ihm zusammen und geh folgendermassen vor:
1. Genau besprechen, was er wo wann zu tun habt. Ablauf festlegen
2. Regeln festlegen: Wichtig ist, dass du ihm genau sagst, was du von ihm möchtest. Positiv formulieren! Also nicht: "I möcht nid, dass du usem Chindi dervoloufsch" sondern "I möcht, dass du im Chindi blibsch, bis mir di chöme cho hole." Du kannst mit ihm auch ein Abschiedsritual abmachen. Z.B dass ihr euch mit einem spez. Gruss verabschiedet, dass du ihm etwas bestimmtes mitgibst, z.B einen Zauberstein, damit er nicht traurig sein muss, ein spez. Zaubertaschentuch, ein Bild usw. Besprich mit ihm zusammen genau, wie das bei der Verabschiedung läuft. Sag ihm, was du von ihm erwartest und übe das mit ihm zu Hause. Frag ihn auch ab und zu wieder danach. Weisst du noch was wir abgemacht haben? Zusätzlich könntest du einen Punkteplan mit ihm machen.
Hier gibt es einige Punkte zu beachten:
Positiv formulieren, was möchtes du von ihm. Du kannst etwas witziges basteln, dass er gern hat. Z.B ein Piratenschiff, einen Zoo, eine Rennbahn usw. B. Piratenschiff kannst du auf jedes Fenster den Sticker kleben, bei der Rennbahn auf jedes Feld, Abschnitt und beim Zoo z.B in jedes Gehege. Die Punktekarte darf ruhig phantasievoll sein, witzig aussehen und Spass machen. Jedes Mal wenn er es geschafft hat, darf er am morgen ein Kleberli aufkleben. Bei kl. Kindern reicht oft schon der Kleber als Belohnung. Du kannst aber auch zusätzlich noch eine Belohung geben. Es muss nicht immer etwas teures, gekauftes sein. Z.B eine Extra Geschichte lesen, ins Schwimmbad gehen, einen Kuchenbacken, eine Velotour usw. lass dir was einfallen. Es ist auch möglich, eine grössere Belohnung in Aussicht zu stellen. Z.B einen Bagger, Plüschtier, muss aber nicht sein. Setz ein leichtes Ziel. Also z.B nach dem 1. Mal im Chindsgi bleiben, oder nach dem 1. Mal, wenn er ruhig und ohne Theater reingeht, ein Kleberli und eine kl. Belohnung. Nach insgesamt 3 Kleberli evt. eine grössere Belohnung und nach einer Woche dann eine grosse Belohnung. Mach es dann etwas schwieriger und lass mit der Zeit die Belohnungen weg und lass die Punktekarte „ausschleichen“. Achtung! Keine Kleber wegnehmen, nicht schimpfen wenns nicht geklappt hat, motivieren fürs nächste Mal.
Ich fühle mich hilflos und traurig, möchte ihm so gerne helfen, dass er Freude hat am Kiga. Was mich erstaunt ist, dass er noch nie "gefremelt" hat oder so. Er geht wirklich überallhin ohne Probleme: Grosseltern, Kindertagesstätte, Spielgruppe oder auch Ikea-Kinderland.....
Das kann ich gut verstehen. Trotzdem ist es wichtig ihm aufzuzeigen, was du von ihm erwartest. Wichtig ist, ihm zuzuhören, nachfragen. Ich denke auch, dass du dieses Verhalten jetzt noch nicht überbewerten solltest. Es ist erst die zweite Woche und mit deiner Hilfe und Unterstützung, aber auch mit klaren Anweisungen kannst du dafür sorgen, dass sich die ganze Situation wieder normalisiert.
Viele Antorten, hoffentlich kannst du etwas damit anfangen. Gib mir Feedback, frag nach, wenn du etwas nicht verstanden hast. Meld dich einfach wieder.
liebe Grüsse
Kathrin