Tipps um aus dem Negativstrudel herauszukommen

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Tipps um aus dem Negativstrudel herauszukommen

Beitragvon nuuneli » 21.12.2008, 21:59

Hoi zämme,
....das habe ich vor den Herbstferien in einem anderen Forum geschrieben:
Wie jedes Kind hat Sohnemann immer wieder diese schweren (Entwicklungs-) Phasen, mit denen ich einfach nicht so gut zugange komme. Jetzt zum Beispiel. Wahrscheinlich sind wieder Ferien nötig oder was weiss ich - egal.
Ich suche Tipps, damit ich selber es schaffe gelassener zu bleiben. Denn momentan ist der Negativ-Strudel wieder mal so stark, dass ich selbst bei der kleinsten affigen Art seinerseits auf 180 starte und ziemlich schnell laut werde . X-mal am Tag rede ich mir ein, dass ich's gelassener nehmen soll, ruhig bleiben soll, aber momentan schaff ich's einfach nicht mehr. Wir haben schon mehrmals miteinander gesprochen, zusammen nach Lösungen gesucht, aber irgendwie haut's nicht hin. Ich merke selbst, wie hart ich mit ihm bin, ihm enorm Grenzen aufzeige und viel Energie dafür brauche und ich verstehe nicht, wieso ich es nicht schaffe, die Zügel zu lockern. (Ich muss dazu sagen, dass ich an mich eine sehr hohe Erwartungshaltung habe und ich auch weiss, dass ich leider dazu tendiere, dies meinen Kindern - vorallem Sohnemann - weiterzugeben...und das geschieht eben meist in diesen strengen Phasen)

In und nach den Ferien verbesserte sich die Situation sehr. Jetzt, so vor Samichlaus vorallem spitzt sich die Lage leider wieder zu. Eigentlich wollte ich mit Entspannungsübungen an mir arbeiten - bin aber nicht dazu gekommen :roll: .
Item - ich suche weiterhin möglichst einfach umsetzbare Tipps um diesen Situationen gerecht zu werden. Merci!
nuuneli
 
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 21.12.2008, 23:27

Hoi zämme,

Hallo nuuneli! Herzlich willkommen hier auf dem Elternplaneten, schön dass du hier bei uns dabei bist!

....das habe ich vor den Herbstferien in einem anderen Forum geschrieben:
Wie jedes Kind hat Sohnemann immer wieder diese schweren (Entwicklungs-) Phasen, mit denen ich einfach nicht so gut zugange komme. Jetzt zum Beispiel. Wahrscheinlich sind wieder Ferien nötig oder was weiss ich - egal.
Ich suche Tipps, damit ich selber es schaffe gelassener zu bleiben. Denn momentan ist der Negativ-Strudel wieder mal so stark, dass ich selbst bei der kleinsten affigen Art seinerseits auf 180 starte und ziemlich schnell laut werde .

Was ärgert dich denn konkret? Was wünschst du dir? Was erwartest du von ihm?Was sollte sich ändern? Schreib mir doch mal ein paar konkrete Beispiele aus deinem Alltag? Was passiert genau? Versuch mal zu beobachten, wie oft das passiert und wann? Wie reagierst du in solchen Situationen?

X-mal am Tag rede ich mir ein, dass ich's gelassener nehmen soll, ruhig bleiben soll, aber momentan schaff ich's einfach nicht mehr. Wir haben schon mehrmals miteinander gesprochen, zusammen nach Lösungen gesucht, aber irgendwie haut's nicht hin.

Welches sind denn die Hauptprobleme? Was habt ihr zusammen besprochen? Wie hat er darauf reagiert? Welche Lösungen habt ihr gefunden? Regeln aufgestellt?

Ich merke selbst, wie hart ich mit ihm bin, ihm enorm Grenzen aufzeige und viel Energie dafür brauche und ich verstehe nicht, wieso ich es nicht schaffe, die Zügel zu lockern.

Welche Fähigkeiten möchtest du denn bei deinem Sohn fördern? Was ist dir wichtig?

(Ich muss dazu sagen, dass ich an mich eine sehr hohe Erwartungshaltung habe und ich auch weiss, dass ich leider dazu tendiere, dies meinen Kindern - vorallem Sohnemann - weiterzugeben...und das geschieht eben meist in diesen strengen Phasen)

Wie alt sind denn deine Kinder?

In und nach den Ferien verbesserte sich die Situation sehr. Jetzt, so vor Samichlaus vorallem spitzt sich die Lage leider wieder zu. Eigentlich wollte ich mit Entspannungsübungen an mir arbeiten - bin aber nicht dazu gekommen .
Item - ich suche weiterhin möglichst einfach umsetzbare Tipps um diesen Situationen gerecht zu werden. Merci!

Ich kann dir sehr gerne ein paar Tipps geben. Du müsstes mir aber vorher noch ein paar Anhaltspunkte mehr geben. Schreib mir doch ein paar Beispiele aus deinem Alltag auf. Was genau wolltest du von deinem Sohn, welche Anweisung hast du ihm gegeben? Wie hat er darauf reagiert? Was hast du darauf gesagt usw.
Schreib mir doch noch etwas mehr (inkl. Beantwortung meiner Fragen von oben), ok?
liebe Grüsse
Kathrin
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Beitragvon nuuneli » 22.12.2008, 15:41

Hallo Kathrin - ich versuche mal auf deine Fragen zu antworten, obwohl dies schwierig ist am PC, da ich nicht so schriftgewandt bin....Was ärgert dich denn konkret? Was wünschst du dir? Was erwartest du von ihm?Was sollte sich ändern? Schreib mir doch mal ein paar konkrete Beispiele aus deinem Alltag? Was passiert genau? Versuch mal zu beobachten, wie oft das passiert und wann? Wie reagierst du in solchen Situationen?
Ein Beispiel, was mich ärgert: Wir haben abgemacht, dass TV/Wii/PC in den gleichen Topf gehören und dass wir 30 Min. täglich als Limite haben (bei Wii kann's bis zu 60 Min sein, wenn wir als Familie ein Sportgame spielen). Gestern haben wir am morgen Wii gespielt und zuerst akzeptierte er das Abschalten nicht und dann gab es immer ein Gebrüll, wenn wir zum weiteren Spielen am Nachmittag nein gesagt haben. Dieses Beispiel kann man auf viele Sachen im Alltag abwälzen. Ich begreife nicht, wieso er es nicht akzeptieren kann. Wir erklären die Regel und sind konsequent. Gestern haben wir andere Gesellschaftsspiele vorgeschlagen, zusammen rausgehen - alles nein. Wir sind dann nach draussen gegangen unter Riesengeschrei des Grossen. Unsere Reaktionen gehen von diskutieren, nicht beachten, schimpfen, ins Zimmer stellen - nichts nützt... Ich hätte so gerne, dass er die Grenzen, die wir ihm geben, akzeptieren würde und zweifle langsam an unserem Tun - obwohl ich nicht das Gefühl habe, ihn einzuengen, mache ich mir über diesen Punkt Gedanken.
Welche Fähigkeiten möchtest du denn bei deinem Sohn fördern? Was ist dir wichtig?
Ich hätte gerne , dass er etwas selbständiger ist. Heute fährt er das erste Mal mit dem Bus nach Hause einen Teil nach Hause - sein Gotti wird 5 Stationen vor ihm aussteigen. Er wollte zuerst nicht, oder nur gegen Geld (! das stört mich!) - ich habe ihm dennoch -.50 gegeben, dass er sich zur Belohnung am Kiosk etwas kaufen kann (wo ich wieder nicht sicher bin, ob er dann nur gegen eine Belohnung und nicht von sich aus etwas macht - er scheint mir ein Materialist zu sein). Es gibt so kleine Dinge wie dass er es nicht schafft, zu einem Gspänli zu gehen ohne dass ich mitgehen soll, was ich sowieso nicht bieten kann, weil ich die beiden andern überallhin mitschleppen kann. Vielleicht ist er aber tatsächlich nicht soweit und ich übe mich in Geduld - irgendwann geht's dann schon.
Wie alt sind denn deine Kinder? 1/4/7 Jahre
Ich kann dir sehr gerne ein paar Tipps geben. Du müsstes mir aber vorher noch ein paar Anhaltspunkte mehr geben. Schreib mir doch ein paar Beispiele aus deinem Alltag auf. Was genau wolltest du von deinem Sohn, welche Anweisung hast du ihm gegeben? Wie hat er darauf reagiert? Was hast du darauf gesagt usw.
Es fällt mir schwer, im Nachhinein Situationen zu schildern (deswegen habe ich bis jetzt noch keine externe Hilfe geholt) - wenn mal wieder was aktuell ist , werde ich's mir aufschreiben und dir sagen.
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 22.12.2008, 19:32

Ein Beispiel, was mich ärgert: Wir haben abgemacht, dass TV/Wii/PC in den gleichen Topf gehören und dass wir 30 Min. täglich als Limite haben (bei Wii kann's bis zu 60 Min sein, wenn wir als Familie ein Sportgame spielen).

Ganz wichtig ist es, dass ihr Regeln gemeinsam aufstellt. Zieh deine Kinder in die Aufstellung der Regeln mit ein. Schreib die Regeln dann unbedingt auf und zwar positiv formuliert. Also was darf man, was erwartet ihr. Schreibt diese Computer/TV Regeln auf ein Blatt und besprecht das ganz genau. Also wenn ihr als Familie spielt, dann sind die 30 Minuten Compi Zeit auch vorbei. Macht zusammen ab, dass ihr z.B beim Start eine Uhr/einen Wecker stellt, dann kann er auch immer selber nachschauen wie lange es noch geht. Macht z.B auch zusammen ab, dass wenn er sich an die Abmachung hält, also nach 30 Minuten den Compi abstellt, er am nächsten Tag seine 30 Minuten auch wieder spielen oder schauen darf. Wenn es nicht klappt, dann ist die Computerzeit entweder ganz gestrichen, oder einfach nur 15 Minuten lang. Am übernächsten Tag, darf er es dann wieder mit der regulären Zeit, also mit den 30 Minuten versuchen.
Ihr könnt das Regelblatt auch noch mit Bilder, Stickern, Zeichnungen verzieren, damit es noch verständlicher wird. Ihr könnt auch alle noch unterschreiben und es dann an einem gut sichtbaren Ort aufhängen.
Sag ihm, was du erwartest, wenn die Zeit um ist. z.B dass er ohne zu Murren, den Compi/TV ausmacht. Evt. kannst du ihn 5 Minuten vorher nochmals darauf aufmerksam machen, damit er merkt, dass es bald soweit ist.
Lobe ihn, wenn es klappt und als "Belohnung" kriegt er am nächsten Tag seine Zeit auch wieder zu gesprochen. Wenn er nicht abschalten will, dann geh zu ihm und sage: "Die Zeit ist um, wir haben abgemacht, dass du wenn der Wecker klingelt ausschaltest. Willst du grad selber, oder soll ich grad?" Wenn er nicht will, dann schalte den TV/Compi aus und sag ihm: "Du hast dich nicht an unsere Regeln gehalten, morgen fällt die Compizeit für dich weg. Du kannst es dann übermorgen wieder versuchen." Er wird wütend, sauer, ärgerlich sein. Sag ihm, dass du das gut verstehen kannst, dass es aber nun so ist, weil das eure Abmachung war. Ignoriere weiteren Protest, nimm notfalls den Controller, weg oder zieh halt das Kabel aus. Wenn er sich nicht beruhigt, Sachen rumschmeisst, haut, brüllt, bringst du ihn einen Momen in die Auszeit, damit er sich wieder beruhigen kann.


Gestern haben wir am morgen Wii gespielt und zuerst akzeptierte er das Abschalten nicht und dann gab es immer ein Gebrüll, wenn wir zum weiteren Spielen am Nachmittag nein gesagt haben.

Erinner ihn da schon an die Regeln. "Wir spielen jetzt zusammen ein Spiel. Eine Stunde, du kannst grad den Wecker stellen. Weisst du noch, was das heisst, wie lange darfst du dann noch alleine spielen? Genau, die Zeit ist um, nach dieser Std. ist das Kontingent von heute aufgebraucht. Ich möchte, dass du das dann nach dem Spiel auch so akzeptierst."

Dieses Beispiel kann man auf viele Sachen im Alltag abwälzen. Ich begreife nicht, wieso er es nicht akzeptieren kann. Wir erklären die Regel und sind konsequent. Gestern haben wir andere Gesellschaftsspiele vorgeschlagen, zusammen rausgehen - alles nein.

Erklärt die Regeln nicht einfach. Schreibt sie zusammen auf, bezieht die Kinder mit ein. Regeln, die man zusammen aufgestellt hat, kann man dann auch besser einhalten.
Konsequent sein, heisst dann aber auch: Wenn er sich nicht an die Regeln hält, dann muss eine logische Konsequenz folgen.


Wir sind dann nach draussen gegangen unter Riesengeschrei des Grossen. Unsere Reaktionen gehen von diskutieren, nicht beachten, schimpfen, ins Zimmer stellen - nichts nützt... Ich hätte so gerne, dass er die Grenzen, die wir ihm geben, akzeptieren würde und zweifle langsam an unserem Tun - obwohl ich nicht das Gefühl habe, ihn einzuengen, mache ich mir über diesen Punkt Gedanken.

Ich hätte gerne , dass er etwas selbständiger ist.

Viele Eltern möchten das und trotzdem stehen sie ihren Kindern in Vielem immer wieder im Weg. Sie sind sehr nah an den Kindern dran und erledigen immer grad alles für sie. Vorallem wenn sich eine Konfliktsituation anbahnt, wenn es beim Kind vielleicht grad nicht so klappt, wie es das vielleicht gerne möchte und anfängt zu schreien oder zu toben.

Es ist sehr wichtig ist, dass wir als Eltern Vertrauen in die Fähigkeiten unserer Kinder haben. Wir müssen ihnen etwas zutrauen und ihnen auch Erfahrungsräume öffnen. D.h nicht immer grad alles selber erledigen (auch wenns oft schneller geht und bequemer ist). Wenn dein Kind etwas nicht schafft, vielleicht deshalb auch wütend wird, nimm ihm nicht immer die Arbeit ab und präsentier ihm die Lösung. Versuch zusammen mit ihm eine Lösung zu finden. Frag ihn, was er tun wollte und wie er das jetzt anpacken könnte. Gib ihm Tipps und Hilfestellungen aber erledige es nicht für ihn. Wenn die Kinder noch kleiner sind brauchen sie noch etwas mehr Hilfestellungen.
Die Kinder können oft viel mehr, als wir ihnen zutrauen und oft auch mehr, als wir gedacht haben. Viele Eltern räumen ihnen Kindern jedes Steinchen aus dem Weg und möchten sie auch vor allem bewahren. Sie sind fast pausenlos beschäftigt, ihre Wünsche zu erfüllen. Trotzdem ist das Kind oft unzufrieden und quengelig. Überleg dir einmal wie du dich fühlen würdest, wenn du ein unselbstständiger Erwachsener wärst.
Genau so muss sich auch ein unselbstständiges Kind fühlen, so nach dem Motto: "ich kann das nicht allein, ich brauche ständig einen Erwachsenen um mich herum, ohne Erwachsene bin ich hilflos, ich kann es eh nicht allein, deshalb versuche ich es erst gar nicht. Die Erwachsenen müssen immer für mich da sein, damit meine Wünsche erfüllt werden. Sie müssen sich pausenlos mit mir beschäftigen, sonst wirds mir Langweilig und ich mache Blödsinn."
Ein unselbstständiges Kind hat auch das Gefühl, dass es Dinge im Alltag gar nicht selber erledigen kann, weil sie ihm ja meistens von einem Erwachsenen abgenommen werden. Häufig unterstützen wir dieses Gefühl mit Aussagen wie: "Dafür bist du noch zu klein, warte ich helf dir, du kannst das noch nicht." Oft ist es auch aus Bequemlichkeit, es geht grad einfacher und schneller, wenn wir die Jacke schnell zu machen, einschenken, die Spielsachen wegräumen.
Das Kind wird abhängig von den Erwachsenen und es lernt auch nicht Verantwortung zu übernehmen und auch die Konsequenzen für sein Handeln zu tragen. Es wird bequem egoistisch und nützt andere aus. Ausserdem ist ihm oft Langweilig, weil es gar nie richtig gelernt hat sich selber zu beschäftigen. Ein unselbstständiges Kind hat oft wenig Selbstwertgefühl. Es ist oft unsicher, manchmal schüchtern, mutlos aber auf alle volle hat es ganz hohe Ansprüche an uns Eltern und wird zum Tyrannen. Das vor allem auch, weil es wenig Widerstand spürt und auch nicht gelernt hat mit unangenehmen Situationen fertig zu werden.

Ein Kind zur Selbstständigkeit erziehen heisst nicht, ihm alles erlauben, alles durchgehen lassen. Es ist das Gegenteil von abhängig sein, angewiesen sein auf den anderen. Also möglichst früh, das selber zu tun, was möglich ist, ohne dass jemand hilft oder es für einen erledigt.
Was heisst das jetzt genau? Versuch immer wieder im Alltag deinen Kind die Möglichkeit zu geben, Dinge zu entdecken, selber auszuprobieren, ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun". Wir unterschätzen unsere Kinder ganz häufig und sind erstaunt, wie viel sie schon selber können. Es ist nicht immer ganz einfach und es ist oft auch anstrengender, mit mehr Zeit und Energie verbunden, wenn wir versuchen unsere Kinder zu mehr Selbstständigkeit zu erziehen. Das heisst auch, dass er Dinge selber holen kann. Wenn er z.B etwas ausleert, was ja nicht schlimm ist, schimpfe nicht mit ihm, sondern zeig ihm einfach ganz ruhig, wo der Lappen ist und sag ihm, dass er es aufputzen soll.
Zeig ihm wo die Becher sind und wie er selber Wasser einschenken kann. Hilf ihm nur dort, wo es nötig ist. Wenn du ihm ein Glas hinstellst und er möchte eine Tasse, oder ein anderes Glas haben, dann lass ihn selber eins holen.


Heute fährt er das erste Mal mit dem Bus nach Hause einen Teil nach Hause - sein Gotti wird 5 Stationen vor ihm aussteigen. Er wollte zuerst nicht, oder nur gegen Geld (! das stört mich!) - ich habe ihm dennoch -.50 gegeben, dass er sich zur Belohnung am Kiosk etwas kaufen kann (wo ich wieder nicht sicher bin, ob er dann nur gegen eine Belohnung und nicht von sich aus etwas macht - er scheint mir ein Materialist zu sein).

Warum gibst du es ihm, wenn es dich stört. Um ihn zu motivieren, ist es ok, wenn er eine Belohnung bekommt. DAs muss aber nicht immer etwas Materielles sein. Belohungen können auch sein: zusammen ein Buch anschauen, eine Geschichte erzählen, ein Spiel machen, zusammen einen Kuchen backen, Lieblingsessen wünschen, ein Dessert auswählen, eine Velotour machen, auf die Eisbahn gehen.... usw.

Es gibt so kleine Dinge wie dass er es nicht schafft, zu einem Gspänli zu gehen ohne dass ich mitgehen soll, was ich sowieso nicht bieten kann, weil ich die beiden andern überallhin mitschleppen kann.


Wahrscheinlich kann er es nicht, weil er es noch nicht oft genug geübt hat. Setz mit ihm ein leichtes Ziel fest. Evt. gehst du mit ihm mit bis zur Haustüre und verabschiedest dich dann. Späte gehst du nur noch den halben Weg, am Schluss geht er alleine. Lobe und ermutige ihn. Motiviere ihn und besprecht zusammen mögliche Lösungsmöglichkeiten. Vielleicht hilft es ihm, wenn er ein paar Sachen von sich, die er kennt und gerne hat mitnehmen darf. Evt. trifft er sich mit dem Gspändli zuerst mal bei euch. Er macht das ja nicht extra, sondern weil er wahrscheinlich noch recht unsicher ist. Da braucht es Geduld und viel Übung. Erziehen, das heisst auch immer und immer wieder wiederholen.

Vielleicht ist er aber tatsächlich nicht soweit und ich übe mich in Geduld - irgendwann geht's dann schon.

Es fällt mir schwer, im Nachhinein Situationen zu schildern (deswegen habe ich bis jetzt noch keine externe Hilfe geholt) - wenn mal wieder was aktuell ist , werde ich's mir aufschreiben und dir sagen.

Es ist immer hilfreich, wenn du dich im Alltag immer wieder selbst beobachtest. Welche Situationen machen dir Mühe? Haben diese Situationen etwas gemeinsam? Ist es ihm da Langweilig, ist er müde, aufgedreht, hast du deine Anweisungen evt. nicht klar formuliert usw.
Wichtig ist es auch darauf zu achten, wie oft das passiert. Manchmal hat man das Gefühl das passierer nonstop. Wenn man sich dann ein wenig darauf achtet, merkt man, dass es weit weniger passiert als angenommen.

Ich kann dir grundsätzlich mal ein paar Anregungen und Tipps Anweisungen geben:

Beobachte dich einmal, WIE du Anweisungen gibst. Denk dran:

Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen.
Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.

Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren! (Nicht immer nur "Nein" sagen)

Zu Ungenau! "Leon!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.

Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!

Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihm vorher wie lange er etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihm hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."

Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":

Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.

Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.

Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.

Pass auf mit Drohungen. Obwohl es meistens nützt, lernen die Kinder dabei, dass sie erst hören müssen, wenn du laut wirst, schreist oder auf 3 zählst.
Anstatt: "Wenn du jetzt nicht kommst, dann gibt es keine Geschichte", könntest du sagen: "Wenn du jetzt schnell bist, dann haben wir noch genügend Zeit, das Buch zu schauen."

Wichtig ist, dass du nicht alles x-mal sagst. Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten: Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich es mit Namen an und sag ihm genau was es tun soll: „bitte geh jetzt deine Zähne putzen, sprich bitte in normalem Ton, versorge bitte deine Schuhe …“ (auch hier, immer sagen, was sie tun sollen, was du von ihnen möchtest). Warte ca. 5 Sekunden und gib ihm Zeit zu gehorchen.
Bleib in der Nähe und beobachte es. Wenn es tut was du gesagt hast, dann lobe es.
Wenn nicht dann gib die Anweisung noch einmal. (Gilt nicht bei Problemverhalten, dann die Anweisung nur einmal geben!).
Wenn es wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Die Kinder aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.). Sag ihnen immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihnen immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib es ihnen dann wieder.


Griessli nuuneli

Schau mal was du damit anfangen kannst. Melde dich einfach wieder mit Fragen, mehr Beispielen und Feedback, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
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Beitragvon nuuneli » 29.12.2008, 17:31

Hallo Kathrin
Vielen Dank für Deine Antworten, ich habe noch meinen Senf dazugegeben :wink: . Die Ferien sind da, der Familienalltag ist wieder wesentlich ruhiger! (Typisch, typisch....)
Noch eine Frage zu Ferien auswärts: Wie sollen wir in diesen Situationen reagieren: Sohnemann ist immer mit der Umgewöhnung an die Ferien ausserhalb unserer Wohnung (egal wo) überfordert. Dies äussert sich in extremen Fordern (z.B. tagewiese immer "spiel mit mir" - und da nützen Abmachungen wie "ja, wir spielen jetzt eine Viertelstunde zusammen und dann muss ich noch den Koffer ausräumen nichts) auch in massiven Trotzanfällen. In der Regel braucht er 4 Tage, bis er sich beruhigt hat (deshalb gehen wir meist nicht nur eine Woche in die Ferien.) Hast Du Tipps, wie wir ihm die Anklimatisierung erleichtern können? (Es ist jetzt zwar schon besser geworden mit dem Alter.)

Ganz wichtig ist es, dass ihr Regeln gemeinsam aufstellt. Zieh deine Kinder in die Aufstellung der Regeln mit ein. Schreib die Regeln dann unbedingt auf und zwar positiv formuliert. Also was darf man, was erwartet ihr. Schreibt diese Computer/TV Regeln auf ein Blatt und besprecht das ganz genau. Also wenn ihr als Familie spielt, dann sind die 30 Minuten Compi Zeit auch vorbei. Macht zusammen ab, dass ihr z.B beim Start eine Uhr/einen Wecker stellt, dann kann er auch immer selber nachschauen wie lange es noch geht. Macht z.B auch zusammen ab, dass wenn er sich an die Abmachung hält, also nach 30 Minuten den Compi abstellt, er am nächsten Tag seine 30 Minuten auch wieder spielen oder schauen darf. Wenn es nicht klappt, dann ist die Computerzeit entweder ganz gestrichen, oder einfach nur 15 Minuten lang. Am übernächsten Tag, darf er es dann wieder mit der regulären Zeit, also mit den 30 Minuten versuchen. Sag ihm, was du erwartest, wenn die Zeit um ist. z.B dass er ohne zu Murren, den Compi/TV ausmacht. Evt. kannst du ihn 5 Minuten vorher nochmals darauf aufmerksam machen, damit er merkt, dass es bald soweit ist.
Diese Regel haben wir übernommen - danke, dass du nicht nur die Konsequenz (die ja jeder kennt) sondern auch den weiteren Ablauf vorgeschlagen hast!


Lobe ihn, wenn es klappt und als "Belohnung" kriegt er am nächsten Tag seine Zeit auch wieder zu gesprochen. Wenn er nicht abschalten will, dann geh zu ihm und sage: "Die Zeit ist um, wir haben abgemacht, dass du wenn der Wecker klingelt ausschaltest. Willst du grad selber, oder soll ich grad?" Wenn er nicht will, dann schalte den TV/Compi aus und sag ihm: "Du hast dich nicht an unsere Regeln gehalten, morgen fällt die Compizeit für dich weg. Du kannst es dann übermorgen wieder versuchen." Er wird wütend, sauer, ärgerlich sein. Sag ihm, dass du das gut verstehen kannst, dass es aber nun so ist, weil das eure Abmachung war. Ignoriere weiteren Protest, nimm notfalls den Controller, weg oder zieh halt das Kabel aus. Wenn er sich nicht beruhigt, Sachen rumschmeisst, haut, brüllt, bringst du ihn einen Momen in die Auszeit, damit er sich wieder beruhigen kann.
Das machen wir seit eh und je - es sind auch die Kinder, die selber abstellen dürfen/sollen/müssen. Wenn's nicht klappt, stellen IMMER wir ab und bis jetzt war das nicht das Problem, sondern das Gestürm nacher. Ignoranz hilft sehr wenig - die Auszeit bekommt er (vielleicht zu spät?) unten in seinem Zimmer, wohin ich ihn dann tragen muss, weil wir eine gefährliche Treppe haben und ich keine Lust habe, ihm die Schulter oder so ähnliches auszurenken, weil er sich so wehrt. Der Tipp mit dem Lob und dem Sagen, dass er am nächsten Tag die gleiche Zeit erhält, finde ich gut. Das ist für mich noch ein Knackpunkt: ich nehme zu oft das Gute hin und sage nichts (obwohl ich mich jeden Morgen daran zu erinnern versuche).

Erklärt die Regeln nicht einfach. Schreibt sie zusammen auf, bezieht die Kinder mit ein. Regeln, die man zusammen aufgestellt hat, kann man dann auch besser einhalten.
Konsequent sein, heisst dann aber auch: Wenn er sich nicht an die Regeln hält, dann muss eine logische Konsequenz folgen.

Ich höre immer wieder von der logischen Konsequenz, das ist aber nicht immer einfach. Mir fällt es primär nicht schwer, die Konsequenz zu formulieren und dann einzuhalten - viel mehr ist es ein sekundäres Problem: Was mache ich, wenn er nach 1 Stunde immer noch wegen dem Gleichen stürmt und schreit? (Das kann er sehr gut!) Ich lasse ihn in der Auszeit, gehe nach ein 10 Minuten zu ihm, wenn er wieder anfängt, gehe ich wieder usw. Irgendwann habe ich aber keine Lust mehr auf dieses Spiel und werde bei allen guten Vorsätzen auch wütend. Was rätst du mir dann? Bevor ich ausflippe, sage ich: "Du kannst wieder zu mir kommen, wenn du dich beruhigt hast." Aber soll ich ein 7-jähriges Kind wirklich eine halbe Stunde alleine im Zimmer lassen? Das widerstrebt mir sehr!

Viele Eltern möchten das und trotzdem stehen sie ihren Kindern in Vielem immer wieder im Weg. Sie sind sehr nah an den Kindern dran und erledigen immer grad alles für sie. Vorallem wenn sich eine Konfliktsituation anbahnt, wenn es beim Kind vielleicht grad nicht so klappt, wie es das vielleicht gerne möchte und anfängt zu schreien oder zu toben. Es ist sehr wichtig ist, dass wir als Eltern Vertrauen in die Fähigkeiten unserer Kinder haben. Wir müssen ihnen etwas zutrauen und ihnen auch Erfahrungsräume öffnen. D.h nicht immer grad alles selber erledigen (auch wenns oft schneller geht und bequemer ist). Wenn dein Kind etwas nicht schafft, vielleicht deshalb auch wütend wird, nimm ihm nicht immer die Arbeit ab und präsentier ihm die Lösung. Versuch zusammen mit ihm eine Lösung zu finden. Frag ihn, was er tun wollte und wie er das jetzt anpacken könnte. Gib ihm Tipps und Hilfestellungen aber erledige es nicht für ihn. Wenn die Kinder noch kleiner sind brauchen sie noch etwas mehr Hilfestellungen.
An diesem Punkt müssen wir (oder jetzt schiebe ich ganz böse den schwarzen Peter meinem Mann zu) muss mein vorallem mein Mann noch arbeiten. Und ich muss lernen, bei A zu beginnen und nicht bei C, denn in der Reflexion ist mir aufgefallen, dass ich wohl Hilfestellung gebe, aber bereits ein oder zwei Schritte vorgehe, ohne das Problem für ihn aber zu beheben.
Die Kinder können oft viel mehr, als wir ihnen zutrauen und oft auch mehr, als wir gedacht haben. Viele Eltern räumen ihnen Kindern jedes Steinchen aus dem Weg und möchten sie auch vor allem bewahren. Sie sind fast pausenlos beschäftigt, ihre Wünsche zu erfüllen. Trotzdem ist das Kind oft unzufrieden und quengelig. Überleg dir einmal wie du dich fühlen würdest, wenn du ein unselbstständiger Erwachsener wärst.
Genau so muss sich auch ein unselbstständiges Kind fühlen, so nach dem Motto: "ich kann das nicht allein, ich brauche ständig einen Erwachsenen um mich herum, ohne Erwachsene bin ich hilflos, ich kann es eh nicht allein, deshalb versuche ich es erst gar nicht. Die Erwachsenen müssen immer für mich da sein, damit meine Wünsche erfüllt werden. Sie müssen sich pausenlos mit mir beschäftigen, sonst wirds mir Langweilig und ich mache Blödsinn."
Ein unselbstständiges Kind hat auch das Gefühl, dass es Dinge im Alltag gar nicht selber erledigen kann, weil sie ihm ja meistens von einem Erwachsenen abgenommen werden. Häufig unterstützen wir dieses Gefühl mit Aussagen wie: "Dafür bist du noch zu klein, warte ich helf dir, du kannst das noch nicht." Oft ist es auch aus Bequemlichkeit, es geht grad einfacher und schneller, wenn wir die Jacke schnell zu machen, einschenken, die Spielsachen wegräumen.

Ich merke, dass dies auch sehr viel mit dem Charakter des Kindes zu tun hat. Da finde ich, wirfst du alle in einen Topf! Um wieder den schwarzen Peter abzuschieben, ein Beispiel: Mein Mann macht sehr oft den Kindern die Jacke zu, damit es eben schneller geht. Sohnemann ist das seit jeher egal, die Mittlere wehrt sich wehement gegen Hilfestellung - das kann meinen Mann rasend machen. Ueberhaupt ist sie viel die "Gefitztere" und Eigensinnigere, er eher der Langsamere und Formbare (wenn ich das mal so nennen darf).
Das Kind wird abhängig von den Erwachsenen und es lernt auch nicht Verantwortung zu übernehmen und auch die Konsequenzen für sein Handeln zu tragen. Es wird bequem egoistisch und nützt andere aus. Ausserdem ist ihm oft Langweilig, weil es gar nie richtig gelernt hat sich selber zu beschäftigen. Ein unselbstständiges Kind hat oft wenig Selbstwertgefühl. Es ist oft unsicher, manchmal schüchtern, mutlos aber auf alle volle hat es ganz hohe Ansprüche an uns Eltern und wird zum Tyrannen. Das vor allem auch, weil es wenig Widerstand spürt und auch nicht gelernt hat mit unangenehmen Situationen fertig zu werden. Ein Kind zur Selbstständigkeit erziehen heisst nicht, ihm alles erlauben, alles durchgehen lassen. Es ist das Gegenteil von abhängig sein, angewiesen sein auf den anderen. Also möglichst früh, das selber zu tun, was möglich ist, ohne dass jemand hilft oder es für einen erledigt.
Grundsätzlich mag das sein, aber ich glaube nicht, dass das uns betrifft. Bei uns gibt es nicht wenig Widerstand, trotzdem ist das Selbstwertgefühl nicht sehr gross. Ich bin erneut der Meinung, dass dies etwas mit Reife und Charakter zu tun hat und dass man nicht jedes Kind in den gleichen Topf werfen darf. Ich glaube, es braucht individuellere Massnahmen, die auf das jeweilige Kind zugeschnitten sind. Wenn ich unseren Sohnemann zu etwas zwinge, dass er sich nicht zutraut - was bringt's ihm, wenn er tatsächlich versagt? Ich vertraue darauf und habe schon einige Male die Bestätigung durch ihn bekommen, dass er sich sehr gut selbst einschätzen kann - das finde ich eine sehr grosse Ressource von ihm!


Was heisst das jetzt genau? Versuch immer wieder im Alltag deinen Kind die Möglichkeit zu geben, Dinge zu entdecken, selber auszuprobieren, ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun". Wir unterschätzen unsere Kinder ganz häufig und sind erstaunt, wie viel sie schon selber können. Es ist nicht immer ganz einfach und es ist oft auch anstrengender, mit mehr Zeit und Energie verbunden, wenn wir versuchen unsere Kinder zu mehr Selbstständigkeit zu erziehen. Das heisst auch, dass er Dinge selber holen kann. Wenn er z.B etwas ausleert, was ja nicht schlimm ist, schimpfe nicht mit ihm, sondern zeig ihm einfach ganz ruhig, wo der Lappen ist und sag ihm, dass er es aufputzen soll.
Zeig ihm wo die Becher sind und wie er selber Wasser einschenken kann. Hilf ihm nur dort, wo es nötig ist. Wenn du ihm ein Glas hinstellst und er möchte eine Tasse, oder ein anderes Glas haben, dann lass ihn selber eins holen.

Gute, nachvollziehbare und von uns immer durchgesetzte Beispiele.

Warum gibst du es ihm, wenn es dich stört. Um ihn zu motivieren, ist es ok, wenn er eine Belohnung bekommt. DAs muss aber nicht immer etwas Materielles sein. Belohungen können auch sein: zusammen ein Buch anschauen, eine Geschichte erzählen, ein Spiel machen, zusammen einen Kuchen backen, Lieblingsessen wünschen, ein Dessert auswählen, eine Velotour machen, auf die Eisbahn gehen.... usw.
Ich habe das Gefühl, dass ich schon sehr viel mit meinem Sohn zusammen einfach so mache. Bücher schauen wir regelmässig an, Geschichten erzähle ich den Kindern immer wieder, zusammen spielen kommt auch nicht zu kurz... Ich finde, dass die Belohnung in einem richtigen Verhältnis zur "Tat" besteht - wegen einmal alleine Bus fahren, würde ich nie mit ihm eine Zugsreise unternehmen!

Wahrscheinlich kann er es nicht, weil er es noch nicht oft genug geübt hat.
Das kann sicher sein - es ist mir halt auch nicht unbedingt möglich ihn immer zu begleiten....

Beobachte dich einmal, WIE du Anweisungen gibst. Denk dran:
Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen.
Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.

Das passiert mir in Zeiten der Ueberforderung immer wieder! :roll:

Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren! (Nicht immer nur "Nein" sagen)
Dazu hätte ich mal gerne ein paar Beispiele: das höre ich immer von Erziehungsberaterinnen, aber nie Sätze dazu - vielleicht weil es eben so schwer ist?

Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!
Das passiert bei mir immer wieder - wir haben eine 2-stöckige Wohnung...und ich bin manchmal zu faul oder z.B. am kochen und gehe darum nicht nach unten.

Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.

Da sind wir Eltern uns uneinig - ich finde, dass mein Mann zu unsequent ist....

Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.

Dies muss ich beobachten!

Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.

Eben, eben...

Pass auf mit Drohungen. Obwohl es meistens nützt, lernen die Kinder dabei, dass sie erst hören müssen, wenn du laut wirst, schreist oder auf 3 zählst.
Anstatt: "Wenn du jetzt nicht kommst, dann gibt es keine Geschichte", könntest du sagen: "Wenn du jetzt schnell bist, dann haben wir noch genügend Zeit, das Buch zu schauen."

Auch das ist für mich die "Ueberforderungsfalle", sonst schaff ich das gut...

Wichtig ist, dass du nicht alles x-mal sagst. Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten: Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich es mit Namen an und sag ihm genau was es tun soll: „bitte geh jetzt deine Zähne putzen, sprich bitte in normalem Ton, versorge bitte deine Schuhe …“ (auch hier, immer sagen, was sie tun sollen, was du von ihnen möchtest). Warte ca. 5 Sekunden und gib ihm Zeit zu gehorchen. Bleib in der Nähe und beobachte es. Wenn es tut was du gesagt hast, dann lobe es.
Wenn nicht dann gib die Anweisung noch einmal. (Gilt nicht bei Problemverhalten, dann die Anweisung nur einmal geben!).
Wenn es wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Die Kinder aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.). Sag ihnen immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihnen immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib es ihnen dann wieder.

Danke für diese genaue Ausführung!

Griessli nuuneli
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 31.12.2008, 12:36

Hallo nuuneli!
Hier noch ein paar Ergänzungen zu deinen und ein paar Antworten auf deine Fragen.


Ich höre immer wieder von der logischen Konsequenz, das ist aber nicht immer einfach. Mir fällt es primär nicht schwer, die Konsequenz zu formulieren und dann einzuhalten - viel mehr ist es ein sekundäres Problem: Was mache ich, wenn er nach 1 Stunde immer noch wegen dem Gleichen stürmt und schreit? (Das kann er sehr gut!)

Grundsätzlich ist es so, dass die Auszeit als letzte Möglichkeit in einer lange Kette von Erziehungsstrategien steht. Versuch immer zu überlegen, ob es andere Wege gibt. Also z.B ein Spielzeug einen Moment wegnehmen, ein Spiel kurz unterbrechen, den Teller einen Moment wegstellen und ihm dann immer wieder die Möglichkeit geben, es wieder zu üben. Das bringt oft mehr, als ihn immer wieder in die Auszeit (besser als sein Zimmer, wäre z.B das Schlafzimmer, ein Gästezimmer) zu bringen. Am besten schreibst du mir ein paar konkrete Beispiele auf, dann kann ich dir auch ein paar konkrete Tipps dazu geben.

Ich lasse ihn in der Auszeit, gehe nach ein 10 Minuten zu ihm, wenn er wieder anfängt, gehe ich wieder usw. Irgendwann habe ich aber keine Lust mehr auf dieses Spiel und werde bei allen guten Vorsätzen auch wütend. Was rätst du mir dann? Bevor ich ausflippe, sage ich: "Du kannst wieder zu mir kommen, wenn du dich beruhigt hast." Aber soll ich ein 7-jähriges Kind wirklich eine halbe Stunde alleine im Zimmer lassen? Das widerstrebt mir sehr!

Wenn es gar keine log. Konsequenz gibt, oder das Problemverhalten so schwer ist, dass er (oder du) euch beruhigen müsst, dann kannst du ihn einen Moment in die Auszeit schicken. Am besten in einem uninteressanten Raum. Sag ihm immer warum er in die Auszeit muss. Wichtig ist, dass du ihn in die Auszeit bringtst und ihn auch wieder abholst, wenn die Zeit um ist. Wenn du sagst: "Du darfst rauskommen, wenn du dich beruhigt hast", dann kann es gut sein, dass er schon nach ein paar Sekunden wieder aus dem Zimmer kommt und dir erklärt, er habe sich beruhigt.
So lange er schreit, tobt, mit Sachen schmeisst, lass ihn einfach in der Auszeit. Er wird mit der Zeit selber merken, dass wenn er sich beruhigt, er wieder raus kommen kann und wieder mitmachen darf.


Ich merke, dass dies auch sehr viel mit dem Charakter des Kindes zu tun hat. Da finde ich, wirfst du alle in einen Topf! Um wieder den schwarzen Peter abzuschieben, ein Beispiel: Mein Mann macht sehr oft den Kindern die Jacke zu, damit es eben schneller geht. Sohnemann ist das seit jeher egal, die Mittlere wehrt sich wehement gegen Hilfestellung - das kann meinen Mann rasend machen. Ueberhaupt ist sie viel die "Gefitztere" und Eigensinnigere, er eher der Langsamere und Formbare (wenn ich das mal so nennen darf).

Irgend einmal kommt bei allen Eltern die Idee, dass die Kinder das ja eigentlich gut selber machen könnten. Es ist dann einfach oft schwierig es den Kindern wieder abzugewöhnen, weil man es ihnen ja lange genug abgenommen hat.

Grundsätzlich mag das sein, aber ich glaube nicht, dass das uns betrifft. Bei uns gibt es nicht wenig Widerstand, trotzdem ist das Selbstwertgefühl nicht sehr gross.

Mit wenig Widerstand meine ich: Wenn ein Problem auftaucht, dann sind die Eltern oft immer grad zur Stelle und erledigen es für das Kind.

Ich bin erneut der Meinung, dass dies etwas mit Reife und Charakter zu tun hat und dass man nicht jedes Kind in den gleichen Topf werfen darf.

Ich glaube, es braucht individuellere Massnahmen, die auf das jeweilige Kind zugeschnitten sind. Wenn ich unseren Sohnemann zu etwas zwinge, dass er sich nicht zutraut - was bringt's ihm, wenn er tatsächlich versagt?

Es geht nicht um zwingen, sondern ihm etwas zutrauen, wenn er es nicht schafft, Hilfestellungen anbieten und mit ihm nach Lösungen suchen, wie er es besser machen könnte.

Ich vertraue darauf und habe schon einige Male die Bestätigung durch ihn bekommen, dass er sich sehr gut selbst einschätzen kann - das finde ich eine sehr grosse Ressource von ihm!

Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren! (Nicht immer nur "Nein" sagen)
Dazu hätte ich mal gerne ein paar Beispiele: das höre ich immer von Erziehungsberaterinnen, aber nie Sätze dazu - vielleicht weil es eben so schwer ist?

Wir sind es uns aus lauter Höflichkeit so gewohnt. Einfach das Fragezeichen weglassen. "Nimm bitte deine Fusse vom Tisch. (punkt) Ich möchte, dass du die Hände waschen gehst. Nimm bitte deine Gabel zum Essen. Sprich bitte mit normaler Stimme. Ich möchte, dass du deine Schuhe zuerst wegräumst." usw.

Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!
Das passiert bei mir immer wieder - wir haben eine 2-stöckige Wohnung...und ich bin manchmal zu faul oder z.B. am kochen und gehe darum nicht nach unten.

Versuch es einfach immer wieder. Es wirkt Wunder!

Griessli nuuneli

Jetzt schau mal, was du mit all diesen Tipps und Anregungen anfangen kannst und melde dich einfach wieder, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
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