Trotzen- 3 Jahre die Welt ist manchmal einfach zu gross

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Trotzen- 3 Jahre die Welt ist manchmal einfach zu gross

Beitragvon wiibli » 12.12.2008, 15:24

Hallo zusammen

Meine Tochter ist 3 Jahre alt und sehr im Trotzalter! Ihre häufigste Antwort auf eine Aufforderung meinerseits ist im Moment NEIN! Sie geht nach dem Mittag in Ihr Zimmer. Manchmal schläft sie dabei noch oder sie spielt in Ihrem Zimmer. Für mich ist diese halbe Stunde wichtig. Da wir in unserem Haus eine Treppe haben, haben wir oben ein "Türli" montiert, dass Sie mometan nicht selber öffnen kann. Nachts hat sie noch Windeln und auch nach dem Mittag muss sie diese anziehen, wenn sie nicht vorher aufs WC geht. Heute wollte Sie also nicht. Ich glaube für sie ist das ein richtig schönes Spiel. Sie kriecht unter die Decke und grinst mich an. Was mach ich nun? Klar konsequent sein sagen da nun die meisten. Ich sage ihr also dass ich ihr behilflich bin, wenn sie das möchte, ansonsten würde ich nun gehen, da ich mich von ihr weder anschreien noch schlagen lasse und sie müsse die Windel selber anziehen. Keine Reaktion - grosses Grinsen ihrerseits! Ich gehe also und da rennt mir meine Tochter schreiend hinterher. Ich mache das Türli zu und gehe die Treppe runter. Sie benimmt sich oben wie ein kleines Rumpelstilzchen schreit tobt und wird richtig wütend. Nach 10 Minuten gehe ich wieder nach oben. Sie liegt im Bett und hat die Windel angezogen.

Meine Frage nun: Habe ich richtig gehandelt? Darf ich sie mit Ihrer Wut alleine lassen oder müsste ich sie versuchen zu unterstützen bzw. bei Ihr bleiben. Ist es richtig wenn ich sage, dass sie mich weder anschreien noch hauen soll und dies nicht dulde?

Bis auf ein nächsten Mal
wiibli
 
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 14.12.2008, 00:28

Hallo zusammen

Hallo wiibli! Herzlich willkommen hier auf dem Elternplaneten. Ich freue mich sehr, dass du hier dabei bist und mitschreibst.

Meine Tochter ist 3 Jahre alt und sehr im Trotzalter! Ihre häufigste Antwort auf eine Aufforderung meinerseits ist im Moment NEIN!

Achte dich einfmal auf deine Anweisungen. Es gibt ein paar grundsätzliche Punkte die du beachten solltest:
Wichtig ist, dass du nicht alles x-mal sagst. Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten: Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich es mit Namen an und sag ihm genau was es tun soll: „bitte geh jetzt deine Zähne putzen, sprich bitte in normalem Ton, versorge bitte deine Schuhe …“ (auch hier, immer sagen, was sie tun sollen, was du von ihnen möchtest). Warte ca. 5 Sekunden und gib ihm Zeit zu gehorchen.
Bleib in der Nähe und beobachte es. Wenn es tut was du gesagt hast, dann lobe es.
Wenn nicht dann gib die Anweisung noch einmal. (Gilt nicht bei Problemverhalten, dann die Anweisung nur einmal geben!).
Wenn es wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Die Kinder aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.). Sag ihnen immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihnen immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib es ihnen dann wieder.

Beobachte dich einmal, WIE du Anweisungen gibst. Denk dran:

Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen. Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.

Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren!

Zu Ungenau! "Leonie!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.

Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!

Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihm vorher wie lange er etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihm hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."

Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":

Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.

Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.

Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.


Sie geht nach dem Mittag in Ihr Zimmer. Manchmal schläft sie dabei noch oder sie spielt in Ihrem Zimmer. Für mich ist diese halbe Stunde wichtig. Da wir in unserem Haus eine Treppe haben, haben wir oben ein "Türli" montiert, dass Sie mometan nicht selber öffnen kann. Nachts hat sie noch Windeln und auch nach dem Mittag muss sie diese anziehen, wenn sie nicht vorher aufs WC geht. Heute wollte Sie also nicht. Ich glaube für sie ist das ein richtig schönes Spiel. Sie kriecht unter die Decke und grinst mich an. Was mach ich nun?

Die Frage ist, was du denn genau möchtest. Möchtest du, dass sie grundsätzlich keine Windeln mehr trägt? Kann sie denn schon alleine aufs WC gehen? Warum muss sie die Windeln nach dem Mittag anziehen?
Es ist wichtig, dass du das mit ihr besprichst. Wenn sie selber aufs WC gehen kann und es auch kontrollieren kann, dann sag ihr, dass sie in Zukunft keine Windeln mehr anziehen muss. Schau, dass du sie regelmässig aufs WC schickst. Frag sie nicht, ob sie gehen will, sondern schick sie einfach. Schick sie wirklich regelmässig. z.B am morgen nach dem Aufstehen, am Vormittag, vor dem Essen, vor der Mittagspause, am Nachmittag, vor dem Nachtessen, vor dem ins Bett gehen. Es ist für sie sehr verwirrend, wenn sie einmal die Windeln anziehen soll und einmal nicht. Du kannst ihr z.B auch eine Büechlikiste machen, mit witzigen Büechli, oder Büecher zum Thema. Ein paar Ideen findest du hier im Shop unter Trocken werden:
http://www.elternplanet.ch/9.html


Klar konsequent sein sagen da nun die meisten. Ich sage ihr also dass ich ihr behilflich bin, wenn sie das möchte, ansonsten würde ich nun gehen, da ich mich von ihr weder anschreien noch schlagen lasse und sie müsse die Windel selber anziehen. Keine Reaktion - grosses Grinsen ihrerseits! Ich gehe also und da rennt mir meine Tochter schreiend hinterher. Ich mache das Türli zu und gehe die Treppe runter. Sie benimmt sich oben wie ein kleines Rumpelstilzchen schreit tobt und wird richtig wütend. Nach 10 Minuten gehe ich wieder nach oben. Sie liegt im Bett und hat die Windel angezogen.

Meine Frage nun: Habe ich richtig gehandelt? Darf ich sie mit Ihrer Wut alleine lassen oder müsste ich sie versuchen zu unterstützen bzw. bei Ihr bleiben. Ist es richtig wenn ich sage, dass sie mich weder anschreien noch hauen soll und dies nicht dulde?

Ja du hast gut gehandelt. Am besten ist es, wenn du einen Wutanfall ignorierst. Wenn sie sich beruhigt hat, gehst du zu ihr und sag ihr dann: "Toll, dass du dich beruhigt hast und deine Windel angezogen hast.
Geh gar nicht auf diesen Wutanfall ein, lenk sie ab und wenn sie sich nicht beruhigen kann, dann lass sie einfach einen Moment.

Verhindern kannst du solche Trotzanfälle nicht. Es gibt allerdings ein paar Sachen die du tun kannst, damit es vielleicht nicht gar so häufig vorkommt.
- Lass ihm genügend Freiraum, renn nicht ständig hinter ihm her und versuch ihn nicht mit Anweisungen zu zutexten. Normalerweise geben wir immer viel zu viele Anweisungen. Stell Regeln auf, aber nicht zu viele und sei konsequent, wenn diese nicht beachtet werden. Achte darauf, dass du ihm nicht alles abnimmst und ihm dann deine Hilfe anbietest, wenn er nicht weiterkommt. Ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun."

- Oft ist es auch möglich in gewissen Dingen zu verhandeln. D.h du kannst ihm eine Auswahl geben und er kann selber entscheiden, was er möchte. ("Soll ich dir die Hand geben, oder willst du alleine raufgehen?" " Möchtest du die blaue oder die grüne Hose anziehen." usw. Einen Kompromiss eingehen, verhandeln, aber nur dort wo es auch wirklich Sinn macht.

- In Situationen in denen er sich ärgert, nützt es oft auch, wenn du versuchst ihn abzulenken. Manchmal merkst du auch schon vorher, dass es bald zu einem Trotzanfall kommt, dann kannst du mit dem Ablenkungsmanöver schon etwas früher anfangen.
Versuche dem Wutanfall möglichst wenig Beachtung zu schenken.


Bis auf ein nächsten Mal

Schau mal was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder. Mit mehr Fragen, Beispielen und Feedback, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
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