Hilfe!

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Hilfe!

Beitragvon papalandi » 06.12.2008, 22:30

Hallo!

Wo sollen wir nur anfangen?

Unsere Grosse(Cheyenne,4) macht uns echte Sorgen, und da gibt es leider nicht nur ein Problem...

Das Hauptproblem ist wahrscheinlich die Ignoranz. Wir können machen was wir wollen wir werden von ihr ignoriert auf ganzer Linie. Wir reden ganz ruhig und freundlich mit ihr -sie hört nicht zu, reagiert gar nicht oder macht etwas ganz anderes. Meistens werden wir dann natürlich etwas energischer im Tonfall, in vielen Fällen reicht das immer noch nicht und artet dann in nervigen Diskussionen oder Geschrei aus.
Manchmal wird dann wirklich nur noch reagiert wenn wir richtig laut werden, was uns -milde ausgedrückt- echt ankotzt.(sorry)

Es macht uns einfach total fertig und belastet die Stimmung zuhause enorm. Es ist manchmal echt zum davonlaufen oder sich heulend in die Ecke stellen...

Ein weiteres "Highlight" ist immer wieder das In-die-Hose-Ka...n. Fast jeden 2. Tag passiert das. Dann sind wir natürlich sauer, machen sie aber selbstverständlich sauber, ziehen sie neu an usw. Dann gehts mal einen Tag gut, an dem sie dann abends zu hause stolz erzählt das sie immer schön aufs WC gegangen ist. Wir loben sie dann auch und sagen ihr wie toll wir das finden, aber dann am nächsten Tag... wieder die Hosen voll...
Am schlimmsten ists jedoch so wie heute: Wir hatten schon gemerkt das sie sich in eine Ecke zurückzog. Wir sagten ihr sie soll bitte zum WC gehen, sie:"Ich muss nich!". Das ging ein paar mal bis es dann zu spät war... Sie hat direkt neben uns gesessen wir haben ihr mehrmals gesagt sie soll aufs WC gehen aber sie macht lieber in die Hose.

Wir brauchen wirklich Hilfe so gehts nicht weiter, wir können sie doch nicht nur noch anschreien...

Bitte, wir wollen doch nur das Beste für unsere Kinder!
papalandi
 
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 08.12.2008, 02:26

Hallo!

Wo sollen wir nur anfangen?

Hallo papalandi! Erst einmal herzlich willkommen hier auf dem Elternplaneten. Schön, dass du hier gelandet bist und hier mitschreibst.

Unsere Grosse(Cheyenne,4) macht uns echte Sorgen, und da gibt es leider nicht nur ein Problem...

Das Hauptproblem ist wahrscheinlich die Ignoranz. Wir können machen was wir wollen wir werden von ihr ignoriert auf ganzer Linie. Wir reden ganz ruhig und freundlich mit ihr -sie hört nicht zu, reagiert gar nicht oder macht etwas ganz anderes.

Wenn Kinder nicht zuhören, dann hat das häufig damit zu tun, dass wir sie viel zu oft zutexten. Den ganzen Tag reden und quatschen wir auf sie ein, geben viel zu viele unnütze Anweisungen. Irgendwann machen sie dann einfach "dicht" und mögen gar nicht mehr hören.

Wichtig ist, dass du nicht alles x-mal sagst. Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten: Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich es mit Namen an und sag ihm genau was es tun soll: „bitte geh jetzt deine Zähne putzen, sprich bitte in normalem Ton, versorge bitte deine Schuhe …“ (auch hier, immer sagen, was sie tun sollen, was du von ihnen möchtest). Warte ca. 5 Sekunden und gib ihm Zeit zu gehorchen.
Bleib in der Nähe und beobachte es. Wenn es tut was du gesagt hast, dann lobe es.
Wenn nicht dann gib die Anweisung noch einmal. (Gilt nicht bei Problemverhalten, dann die Anweisung nur einmal geben!).
Wenn es wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Die Kinder aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.). Sag ihnen immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihnen immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib es ihnen dann wieder.

Beobachte dich einmal, WIE du Anweisungen gibst. Denk dran:

Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen. Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.

Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren!

Zu Ungenau! "Leonie!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.

Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!

Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihm vorher wie lange er etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihm hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."

Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":

Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.

Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.

Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.


Meistens werden wir dann natürlich etwas energischer im Tonfall, in vielen Fällen reicht das immer noch nicht und artet dann in nervigen Diskussionen oder Geschrei aus.

Das ist genau das Problem. Deine Tochter wird merken, dass sie erst gehorchen muss, wenn ihr laut werdet und du hast gemerkt, dass sie erst hört, wenn du laut wirst.

Manchmal wird dann wirklich nur noch reagiert wenn wir richtig laut werden, was uns -milde ausgedrückt- echt ankotzt.(sorry)

Es macht uns einfach total fertig und belastet die Stimmung zuhause enorm. Es ist manchmal echt zum davonlaufen oder sich heulend in die Ecke stellen...

Wichtig ist, dass ihr den Fokus vermehrt aufs Positive setzt. Tut sie etwas, dass euch gefällt, etwas dass sie gut gemacht hat, dann lobt sie und sagt ihr genau, WAS euch gefallen hat. "Toll, dass du grad gemacht hast, was ich dir gesagt habe." Passt auf, dass ihr nicht ins negative fällt. "Endlich, hast du mal grad getan, was ich dir gesagt habe."

Ein weiteres "Highlight" ist immer wieder das In-die-Hose-Ka...n. Fast jeden 2. Tag passiert das. Dann sind wir natürlich sauer, machen sie aber selbstverständlich sauber, ziehen sie neu an usw.

Genau das ist das Problem. Wenn ihr sie immer wie ganz selbstverständlich sauber macht, dann wird sie auch keinen Grund sehen, nicht mehr in die Hosen zu machen. " Wenn ich die Hosen voll habe, dann kommen Mama und Papa und machen mich dann sauber."
Versuch nicht jede Angelegenheit von deinem Kind zu deinem Problem zu machen. Wenn du ihr jede Hürde aus dem Weg räumst, dann nimmst du ihr die Chance auf eigenen Beinen zu stehen. Gib deiner Tochter nicht immer die Lösung für ihre Probleme, du musst nicht immer alle ihre Probleme lösen. Sie soll lernen für ihr Verhalten selber verantwortlich zu sein und auch selber nach Lösungen zu suchen. Mache deiner Tochter klar, dass es in Zukunft ihre Angelegenheit ist, ihren Körper sauber zu halten und nicht mehr deine. Zeige ihr, wo die Wäsche ist, die Unterhosen und die Hosen und wo sie die dreckigen Sachen hinbringen muss. Zeig ihr, wie sie ihr Fudi putzen kann, wenn es dreckig ist. Evt. machst du ihr einen Waschlappen, oder Feuchttücher parat. Wenn sie wieder in die Hosen macht, dann sag ihr: "Leonie, du weisst wo die sauberen Sachen sind und wie du dich sauber machen musst." Schimpfe nicht mit ihr, sondern lass sie selber die Sache in Ordnung bringen. Wenn sie bei etwas Mühe hat, dann zeig ihr wie sie es schaffen kann, aber tu es nicht selber für sie. Sie wird bald merken, dass es echt unbequem ist, ständig in die Hosen zu machen. Versuch konsequent zu sein, ruhig und entspannt zu bleiben und nicht am Schluss doch noch nachzugeben und es selber zu tun. So wird deine Tochter beginnen, über die möglichen Folgen ihres Tuns und Lassens nachzudenken. Das ist ein ganz wichtiger Schritt für ihre Selbständigkeit und trägt wesentlich zur Entspannung bei euch in der Familie bei. Je weniger du dich in der Situation ärgerst, umso besser.
Kinder können nur Verantwortung üben, wenn wir sie ihnen nicht ständig abnehmen.
Es gibt dazu einen guten Satz: Es gibt eine Hilfe, die keine Hilfe ist!


Dann gehts mal einen Tag gut, an dem sie dann abends zu hause stolz erzählt das sie immer schön aufs WC gegangen ist. Wir loben sie dann auch und sagen ihr wie toll wir das finden, aber dann am nächsten Tag... wieder die Hosen voll...

Achte dich mal, wann das genau passiert. Wahrscheinlich vergisst sie es einfach. Versuch sie regelmässig aufs WC zu schicken. z.B nach dem Aufstehen, dann während des Vormittags, vor dem Mittag, evt. noch vor der Mittagspause, am Nachmittag, vor dem Nachtessen, vor dem ins Bett gehen. Besprich das mit ihr und sag ihr, was du von ihr erwartest. Sie soll einfach zu den abgemachten Zeiten aufs WC gehen, auch wenn dann halt nix kommt. Sag ihr, dass ihr das helfen soll, es nicht mehr zu vergessen.

Am schlimmsten ists jedoch so wie heute: Wir hatten schon gemerkt das sie sich in eine Ecke zurückzog. Wir sagten ihr sie soll bitte zum WC gehen, sie:"Ich muss nich!".

Hier musst du einfach darauf bestehen. Nimm sie an der Hand und sag ihr: "Ich möchte, dass du jetzt aufs WC gehst. Willst du mir die Hand geben, oder willst du grad alleine gehen?" Wenn sie nicht will, dann versuch sie zu motivieren. Du kannst ihr z.B eine lustige Geschichte erzählen, ein Lied singen usw.
Wenn du möchtest, kannst du als zusätzliche Motivation auch eine Punktekarte machen.
Hier noch ein paar wichtige Punkte dazu:

- Positiv formulieren, was möchtes du von ihr.
- Am wirkungsvollsten ist es, wenn du etwas witziges bastelst, dass sie gern hat. Z.B einen Bauernhof einen Zoo, ein Piratenschiff, ein Prinzessinnenschloss usw. Beim Schloss z.B kannst du auf jedes Fenster den Sticker kleben, beim Zoo auf jedes Feld, Abschnitt und beim Zoo z.B in jedes Gehege. Die Punktekarte darf ruhig phantasievoll sein, witzig aussehen und Spass machen.
-Jedes Mal wenn sie es geschafft hat, also z.B "aufs WC sitzen" (eine abgemachte Zeit) darf sie ein Kleberli aufkleben. Und wenn sie dann z.B das Gagi macht zusätzlich ein Kleberli (vielleicht auch ein grösseres) aufkleben.
Bei kl. Kindern reicht oft schon der Kleber als Belohnung. Du kannst aber auch zusätzlich noch eine Belohung geben. Es muss nicht immer etwas teures, gekauftes sein. Z.B eine Extra Geschichte lesen, ins Schwimmbad gehen, einen Kuchenbacken, eine Velotour usw. lass dir was einfallen. Es ist auch möglich, eine grössere Belohnung in Aussicht zu stellen. Z.B ein Plüschtier, Malfarben, einen Bagger, Lego usw. muss aber nicht sein. Vorher genau abmachen, welche Belohnung es wann gibt.
-Setz ein leichtes Ziel. Also z.B nach dem ersten Mal aufs WC sitzen eine kl. Belohnung. Nach insgesamt 3 Kleberli evt. eine grössere Belohnung und nach einer Woche dann eine grosse Belohnung.
-Mach es dann etwas schwieriger. Z.B nur noch ein Kleberli wenn sie ein Gagi macht und lass mit der Zeit die Belohnungen weg und lass die Punktekarte „ausschleichen“. Achtung! Keine Kleber wegnehmen, nicht schimpfen wenns nicht geklappt hat, motivieren fürs nächste Mal. ¨
Fürs WC kannst du ihr eine spez. WC Büechlikiste machen, mit Büechli die sie gerne hat oder solche zum Thema. Ein Link zum Shop findest du hier: http://www.elternplanet.ch/9.html
(Du kannst die Punktekarte auch mal einfach im Hinterkopf behalten, vielleicht ist es ja auch gar nicht nötig und du kommst mit den anderen Tipps schon ein Stück weiter).

Wenn sie dann extra in die Hosen macht, dann schimpfe nicht mit ihr, sondern mache ihr klar, dass es ihre Angelegenheit ist, sich sauber zu halten und nicht deine. Zeige ihr, wo die Wäsche ist, die Unterhosen und die Hosen und wo sie die dreckigen Sachen hinbringen muss.
Wenn sie in die Hosen gemacht hat, dann sag ihr: "Léonie, du weisst wo die sauberen Sachen sind und wie du dich sauber machen musst." Schimpfe nicht mit ihr, sondern lass sie selber die Sache in Ordnung bringen. Wenn sie bei etwas Mühe hat, dann zeig ihr wie sie es schaffen kann, aber tu es nicht selber für sie.
Sie wird bald merken, dass es echt unbequem ist, in die Hosen zu machen und die Sachen dann selbst in die Hand zu nehmen.
Versuch konsequent zu sein, ruhig und entspannt zu bleiben und nicht am Schluss doch noch nachzugeben und es selber zu tun.

Versuch aber nicht allzu fest den Fokus darauf zu richten. Also immer nur dieses Thema im Auge zu haben. Ständig darüber zu wachen, zu bitten, zu reden...


Das ging ein paar mal bis es dann zu spät war... Sie hat direkt neben uns gesessen wir haben ihr mehrmals gesagt sie soll aufs WC gehen aber sie macht lieber in die Hose.

Versucht etwas weniger auf sie einzureden. In dem Fall also lieber grad mit ihr aufs WC gehen.

Wir brauchen wirklich Hilfe so gehts nicht weiter, wir können sie doch nicht nur noch anschreien...

Bitte, wir wollen doch nur das Beste für unsere Kinder!

Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder. Mit mehr Beispielen, mit Fragen und Feedback, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
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