6 jähriger möchte nicht mehr zum Schwimmkurs

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Moderator: Kathrin Buholzer

6 jähriger möchte nicht mehr zum Schwimmkurs

Beitragvon mammia » 24.11.2008, 22:55

Mein 6 jöhriger bleibt nicht alleine in einem Sportclub!
Wir haben es mit Turnverein und Fussball versucht,
er blockte, machte nicht mit, fremdelte vor anderen Kindern,
weinte und blieb immer bei mir als Zuschauer sitzen. Also nahm, ich ihn nach 2-3 Schnupper-Lektionen aus dem Kurs! Turnverein und Fussball war meine Idee, dachte es wäre ein guter Ausgleich zum KIGA! In den Schwimmkurs wollte er aber unbedingt! 3 Kurse belgete er tip-top, Mami sass ja auch 30 Min. am Rande! Da seine bisherige Schwimmlehrerin nicht mehr weiter machte, wechselten wir nun in ein neues Bad und neue Schwimmlehrerin...die Lehrerin eröffnte die Schwimmlektion mit einem Fangis im Wasser...mein Sohn blockte, bekam Angst und versagte...weinend-fast hysterisch verliessen wir dann das Bad!
Kein überreden und gut zureden halfen mehr...nun nahm ich ihn aus dem Schwimmkurs! War ziemlich enttäuscht und kaputt...
Was soll ich machen? Zwingen kann und möchte ich ihn nicht,
doch wie kann ich ihn unterstützen? Soll ich mir einen neuen Schwimmkurs suchen oder alles zur Seite legen? Er ist sonst ein sehr offener Junge...doch wenn er die Kinder nicht kennt, blockt er!
Dasselbe bei Geburtstagspartys! Wie stärke ich seine Schwächen oder eben Stärken?
mammia
 
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 25.11.2008, 10:24

Hallo Mammia! Zuerst einmal herzlich willkommen hier bei uns auf dem Elternplaneten. Schön, dass du hier mitschreibst.

Mein 6 jöhriger bleibt nicht alleine in einem Sportclub!
Wir haben es mit Turnverein und Fussball versucht,
er blockte, machte nicht mit, fremdelte vor anderen Kindern,
weinte und blieb immer bei mir als Zuschauer sitzen. Also nahm, ich ihn nach 2-3 Schnupper-Lektionen aus dem Kurs! Turnverein und Fussball war meine Idee, dachte es wäre ein guter Ausgleich zum KIGA!

Grundsätzlich sollte es natürlich schon so sein, dass die Kinder von sich aus einen Kurs, einen Verein besuchen wollen und sie sich dort dann auch wohl fühlen und bestätigt fühlen. Welches sind denn seine Interessen, was kann er gut? Vielleicht liegen seine Stärken in einem anderen Bereich?

In den Schwimmkurs wollte er aber unbedingt! 3 Kurse belgete er tip-top, Mami sass ja auch 30 Min. am Rande! Da seine bisherige Schwimmlehrerin nicht mehr weiter machte, wechselten wir nun in ein neues Bad und neue Schwimmlehrerin...die Lehrerin eröffnte die Schwimmlektion mit einem Fangis im Wasser...mein Sohn blockte, bekam Angst und versagte...weinend-fast hysterisch verliessen wir dann das Bad!

Wichtig ist immer, dass du deinem Sohn vorher immer genau erklärst, was genau passiert. Wie lange dauert eine Lektion, wo findet sie statt, was passiert dort, wo bis du in der Zeit, was erwartest du von deinem Sohn? Besprich das vorher in Ruhe mit ihm. Du kannst ihn auch fragen, was er denn von dir braucht, welche Rahmenbedingungen denn herrschen müssten, damit es für ihn ok ist.
Wenn du mit ihm ins Bad gehst, erinner ihn an die Regeln.

Kein überreden und gut zureden halfen mehr...nun nahm ich ihn aus dem Schwimmkurs! War ziemlich enttäuscht und kaputt...

Ich würde auch schauen, dass du ihn nicht grad bei den ersten Schwierigkeiten aus der Situation rausnimmst. Es passiert immer wieder, dass man am Anfang auch Schwierigkeiten stösst, dass man sich an etwas erst gewöhnen muss. Das müssen Kinder zuerst lernen. Wenn wir ihnen diese Möglichkeit verwehren, dann lernen sie nie wirklich, sich in eine neue Situation/Gruppe einzufügen.
Wenn er weint und nicht mitmachen will, dann schaut ob ihr einen Kompromiss finden könnt. z.B, dass du in den ersten beiden Lektionen im Wasser auf der Treppe sitzt, oder auf der Mauer. Versuch dich dann immer mehr zurück zu ziehen, so dass du dann nach ein paar Mal, vom Rand aus zuschauen kannst. Lobe und ermutige ihn. Du kannst mit ihm auch abmachen, dass er nach dem Schwimmkurs noch einen Moment mit dir zusammen schwimmen darf, dass ihr nach dem Schwimmkurs noch eine Ovi trinken geht usw.


Was soll ich machen? Zwingen kann und möchte ich ihn nicht,
doch wie kann ich ihn unterstützen? Soll ich mir einen neuen Schwimmkurs suchen oder alles zur Seite legen? Er ist sonst ein sehr offener Junge...doch wenn er die Kinder nicht kennt, blockt er!

Vielleicht gibt es auch die Möglichkeit, dass er mit einem anderen Kind, das er kennt hingehen kann. Pass auf, dass er nicht signalisiert bekommt: "Aha, wenn mir am Anfang grad etwas unangenehm ist, ich etwas nicht kenne und mich nicht so wohl fühle, dann sträube ich mich, weine und schreie und dann ist die Sache gelaufen."
Für Kinder ist immer wichtig, dass sie wissen, worauf sie sich einlassen, was passiert, welche Erwartungen wir an sie haben, wie der Ablauf aussieht. Deshalb ist eine gute Vorbereitung sehr hilfreich. Du kannst das auch immer wieder in einfachen Situationen mit ihm üben.

Du kannst das Selbstvertrauen deines Sohnes immer wieder im Alltag üben in dem du ihn nicht übermässig behütest und einengst und ihm auch Freiräume gewährst.
Versuch auch, ihm nicht immer alles ab zu nehmen. Ganz besonders in schwierigen, problematischen Situationen ist das wichtig. Also wenn er z.B zu dir kommt und dir ein Problem schildert, z.B dass er etwas nicht schafft, einen Streit mit jemandem hat usw. Nicht immer grad die Lösung vorgeben, erklären, predigen, moralisieren, helfen, Anweisungen geben und ihm sagen was sie tun soll.
Hör ihm gut zu. Unterbrich ihn auch nicht ständig, frage nach wenn du etwas nicht verstanden hast. Oft reicht den Kindern schon nur, wenn wir zu hören, sie erwarten gar nicht immer von uns eine Lösung.
Versucht dann einmal zusammen mögliche Lösungen zu suchen. "Was könntest du jetzt tun? Hast du eine Idee, was du jetzt machen könntest, Was erwartest du von mir? Kann ich dir irgendwie helfen." Lass ihn einmal selber aufzählen, welche Möglichkeiten er hat. Unterstütze und hilf ihm nur so viel wie nötig. Versucht die Vor- und Nachteile aufzuzählen und einigt euch auf eine Lösung.
Oft hilft es den Kindern, wenn man diese Lösung einmal zusammen durchspielt. (Das kann eine Art Rollenspiel sein. Einmal bist du der ein Gsändli aus der Spielgruppe dann einmal er). Spielt das einmal durch, evt. mit versch. Varianten, Lösungsmöglichkeiten. Ihr werdet schnell merken, wo noch Schwierigkeiten sind und dann zusammen anschauen, wie ihr diese lösen könnt.
Das gibt ihm eine Sicherheit und er kann dann in der realen Situation besser damit umgehen, wenn er es schon einmal "geübt" und gefühlt hat. Lobe und ermutige ihn, so dass er sich gestärkt fühlt.
Gebt nicht zu schnell auf, wenn es beim ersten Mal noch nicht so gut klappt. Sprecht darüber, wie er sich gefühlt hat, was passiert ist und was er das nächste Mal noch besser machen könnte.
Trau ihm das auch zu. Wenn du selber schon eine gewisse Unsicherheit ausstrahlst und Angst hast, dass es schief gehen könnte, überträgt sich das auch auf ihn.
Ihr könnt ja zusammen auch einen "Mutmach- Handschlag" oder Gruss erfinden, zusammen mit einem Spruch.

Es ist sehr wichtig ist, dass wir als Eltern Vertrauen in die Fähigkeiten unserer Kinder haben. Wir müssen ihnen etwas zutrauen und ihnen auch Erfahrungsräume öffnen. So wie ich oben schon geschreiben habe: nicht immer grad alles selber erledigen (auch wenns oft schneller geht und bequemer ist).
Gib ihm Tipps und Hilfestellungen nur wenn nötig und erledige nicht alles für ihn.
Die Kinder können oft viel mehr, als wir ihnen zutrauen und oft auch mehr, als wir gedacht haben. Viele Eltern räumen ihnen Kindern jedes Steinchen aus dem Weg und möchten sie auch vor allem bewahren. Das ist zwar lobenswert, nützt aber dem Kind für seinen Alltag nicht sehr viel.


Dasselbe bei Geburtstagspartys! Wie stärke ich seine Schwächen oder eben Stärken?

Indem du ihn ermutigst, bestärkst, lobst. Ihm sagst, was dir gefällt, was hat er genau toll gemacht. Lass ihn auch immer wieder selber nach Lösungen suchen. Biete ihm Hilfe an, aber erledige es nicht für ihn. Wenn er dann (vielleicht auch mit deiner Hilfe) einen Weg gefunden hat, dann wird er doppelt stolz sein.
Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
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Beitragvon nuuneli » 21.12.2008, 22:15

Hoi mammia,
ich kenne das von unserem Sohn. Er geht im Moment meist nur mit seiner Schwester oder einem Freund irgendwohin. Einen "richtigen" Weg habe ich noch nicht gefunden - wir meinen, es sei "zuwarten" - und ihm vertrauen, dass er selber weiss, wie weit er schon ist.
Wegen der Sportart: Vielleicht sagt es ihm nicht zu? Unser Sohn ist z.B. ein totaler Fussballfanatiker - aber Fussballclub? Nein danke! Er hat Landhockey zu seiner Sportart gemacht. Ich nehme an, dass er Angst hat, beim Fussball zu versagen. (Er selber kann mir nicht sagen, wieso er nicht in den FC gehen möchte.)
Beim Schwimmen musste er auch lernen mit neuen Situationen umzugehen. Ich weiss mittlerweile, dass er sich selber sehr gut einschätzen kann. Ich gewähre ihm Auszeiten zwischen jeweiligen Kursen, bestehe aber darauf, dass er danach weiter in den Schwimmkurs geht (war bis jetzt 2x der Fall). Er würde auch nie alleine in den Schwimmkurs gehen - aber suggsessive hat er gelernt, dass seine Begleitperson nicht immer am Beckenrand sitzt und zuschaut, sondern selbst schwimmen geht.
Dieses posting steht jetzt vielleicht im Gegensatz zu Kathrins - ich kann aber Tipps aus ihrem posting entnehmen.
Es würde mich interessieren, wie Deine Geschichte weitergeht!
nuuneli
 
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