von Kathrin Buholzer » 08.08.2007, 13:20
Wir haben zwei Kinder. Ein Mädchen 4 1/2 und ein Junge 3 Jahre. Grundsätzlich habe ich das Gefühl wir sind mit der Erziehung unserer Kinder auf der richtigen Schiene... nur mit dem Zuhören klappts nicht wirklich gut.
Das hat ganz fest damit zu tun, WIE du die Anweisungen gibst.
Wichtig ist, dass du nicht alles x-mal sagst. Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten:
Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich ihn mit Namen an und sag ihm genau was er tun soll: „bitte häb dini Füess abe, gang bitte ga Zähnputze, due bitte normal rede, …“ (auch hier, immer sagen, was es tun soll, was du von ihm möchtest). warte ca. 5 Sekunden und gib ihm Zeit zu gehorchen. Bleib in der Nähe und beobachte es. Wenn es macht, was du gesagt hast, dann lobe es.
Wenn nicht dann gib ihm die Anweisung noch einmal. Wenn es wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Ihn aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.). Sag ihm immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihm immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib sie ihm dann wieder.
Wenn es keine Konsequenz gibt, dann setze ihn für eine bis 2 Minuten auf den stillen Stuhl. Er muss dann kurz auf einen Stuhl, Treppe, Boden sitzen, sich beruhigen, kurz nachdenken und du holst ihn dann wieder. (Wie bei der Auszeit). Wenn er nicht still ist, dann bring ihn in die Auszeit. Sag ihmwarum: „du bisch nid still gsi, drum muesch itze e moment id uszyt/timeout ids zimmer. Den Stillen Stuhl musst du vorher mit deinem Kind genau absprechen. Also in einer ruhigen Minute erklärst du ihm, wann es auf den Stillen Stuhl muss, was es dort tun soll und wann du es wieder holst.
Die Auszeit ist die letzte Möglichkeit und steht am Ende einer langen Kette von Erziehungsfertigkeiten (Fam. Regeln, direktes ansprechen, klare ruhige Anweisungen, Log. Konsequenzen, Stiller Stuhl und Auszeit. Die Auszeit funktioniert nur, wenn du vor allem auch die anderen Erziehungsstrategien (beschreibend loben, Aufmerksamkeit schenken, Zuneigung zeiten bei positivem Verhalten, beiläufiges lernen usw.) regelmässig anwendest.
Die Kinder spielen sehr gut zusammen, aber wenns mal kracht, dann ist keines der Beiden bereit aufzuhören. Ich möchte nicht ständig dazwischen gehen und den Streit schlichten und schon gar nicht immer so laut brüllen.
Hier ist es wichtig, dass du nicht als „Polizist“ in die Situation rein gehst, sondern als „Vermittler“. Wenn sie sich streiten und du zu ihnen gehst, dann versuche nicht gleich selber die Situation zu klären. Also nicht: „ was isch itze hie scho wider los, Leonie was hesch ume gmacht? Muesch immer mit de andere stritte, itze gib ihne sofort die Sache zrügg/la se i Rueh usw.“ Versuch als erstes mal zuzuhören. Was genau ist passiert, versuch nicht zu bewerten und Partei für jemanden zu ergreifen. Hör zu und mach dir ein Bild. Wenn nötig fass das Gehörte zusammen: „Also hani das richtig verstande, Leonie du bisch verruckt worde, wüll d Melanie nid hett wölle mit dir spile.“ Versuch auch hier nicht gleich selber die Lösung zu geben. Probier deine Kinder zu einer Lösung zu bewegen. „Also, Melanie du möchtsch nümme mit de Bäbi spiele und du Leonie möchtsch, dass si no mit dir witerspilt. Was mache mer itze? Was gits itze für ne Möglichkeit, heit der e Idee. Wie chönntet dir das Problem itze löse?
“
Kinder haben meistens selber sehr gute Ideen Probleme zu lösen, man muss sie nur lassen. Wichtig ist, dass du ihnen nur soviel Hilfe wie nötig gibst, so dass sie das Problem eigentlich selber lösen können. Wenn es dann nicht klappt, oder sie sich nicht einigen können, dann kannst du immer noch einschreiten od. eine Lösung vorschlagen. „Luget, wenn dir öich nid chöit einige, wär itze mit dem Outo spilt, de nimenis itze für ne Moment wäg. 10 Minute gibenis euch de wider und de chöit der de nomal versueche das z löse.“ Es ist nicht deine Aufgabe abzuwägen und den Schiedsrichter zu spielen, du sollst nur Hilfestellungen geben und die Kinder müssen es dann selber versuchen. Das ist für dich einfacher, denn sonst stehst du immer zwischendrin, du bist immer für irgendjemanden „die Böse“ du kannst es nicht allen recht machen. Deshalb ist es für dich auch viel entspannter, wenn deine Kinder nach Lösungen suchen. Sie werden mit der Zeit auch merken, dass sie dich auch nicht immer rufen müssen, denn du ergreifst ja „keine Partei“ mehr für jemanden. Ich weiss, das ist sehr schwierig am Anfang, vor allem wenn man es sich gewohnt ist, immer gleich einzuschreiten und Tipps zu geben oder zu befehlen, wies jetzt läuft. Es braucht Fingerspitzengefühl um sich auch mal zurückzuhalten und den „Ball“ an die Kinder zurückzugeben. Es wird sicher auch nicht gleich beim ersten Mal klappen, aber probier es einfach immer wieder. Du kannst mir ja ein Feedback geben wie es geklappt hat.
Ich versuche auch wirklich positiv und ruhig mit den Kindern zu reden, aber manchmal kostet so ein Streit der letzte Nerv. Auch das Aufräumen vor dem zubettgehen verläuft noch etwas unruhig und endet meist mit Disskusionen.
Räumt vor dem Essen auf. Dann kannst du die Kinder motivieren: "So jetzt räumt ihr schnell noch euer Zimmer auf. Leonie was räumst du auf, Sara was verräumst du?" oder du gibst jedem einen Auftrag und sagst ihnen, wenn sie fertig sind, dass sie dich rufen können und du ihnen noch ein wenig hilfst. Wenn sie fertig sind, dann können sie zum z Nacht kommen. Dann ist die unangenehme Sache schon erledigt und wer mag schon nach dem Essen (mit vollem Bauch und wenn man müde ist, noch ein Zimmer aufräumen?)
Versucht das Abendritual immer gleich zu gestalten. Wenn ihr das bis jetzt noch nicht gemacht hat, dann besprecht das mit euren Kindern. Macht einen "Zubettgeh Plan". Schreibt und zeichnet zusammen auf ein grosses Blatt was genau ab dem Nachtessen passiert. (z.B: aufräumen, Essen, wegräumen, Pischi anziehen, noch ein paar Minuten spielen, Zähne putzen, Büechli anschauen, aufs WC gehen, ins Bett gehen, Lied singen, Gute Nacht sagen). Versucht das immer so durchzuziehen.
Wichtig ist auch, dass ihr euren Kindern immer sagt, was als nächstes passiert. Auch wenn du das Gefühl hast, sie wissen es schon längst. Sag vor dem essen: "Mädels, wir können bald essen, ich möchte, dass ihr jetzt schnell noch in euer Zimmer geht und das und das aufräumt. Wenn ihr fertig seid, könnt ihr euch die Hände waschen und dann essen wir". Nach dem Essen kannst du sagen: "Ich möchte, dass ihr euer Teller wegräumt, die Hände wascht und dann dürft ihr noch ein paar Min. spielen, während dem ich die Küche mache. " Dann rufe ich euch und ihr zieht euren Schlafanzug an." Wichtig ist, dass deine Kinder immer wissen, was du von ihnen erwartest. (Also immer positiv formulieren) und was als nächstes kommt. Lobe sie, wenn es klappt. (Toll, dass ihr euch so schnell umgezogen habt. Achtung! Nichts negatives reinbringen, also nicht: "Schön, dass ihr heute mal nicht so rumgetrödelt habt."
Natürlich helfen mein Mann und ich mit und versuchen die Sache möglichst ruhig zu gestalten und singen vielleicht noch ein Liedli dazu. Ich lege mich einfach nicht gerne schlafen wenn ich zuvor noch so aufwühlende 5 Minuten hatte. Hast Du uns ein paar Tips???
Tipps gibts natürlich noch viel mehr. Aber ich glaube das reicht fürs erste. Gib mir Feedback, frage nach, wenn du was nicht verstanden hast. Ok?
Denk dran, nimm dir nicht alles auf einmal vor. 1-2 Sachen genügen. Du musst dir auch klar sein, was du bei deinem Kind aber auch bei dir verändern möchtest. Diese Veränderungen wirst du (leider) nicht von heute auf morgen erreichen. Step by Step ist das Motto.
Liebe Grüsse
Und viel Spass und Energie beim Ausprobieren!
Kathrin