Phu, im Moment sehr happig!

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Phu, im Moment sehr happig!

Beitragvon minggi » 04.12.2007, 18:41

Hallo
Super, dass ich von ihnen den Link bekommen habe.

Nun denn...
Unsere Tochter ist 3.5 Jahre alt. Vor zwei Monaten haben wir ein Bebe bekommen.
Unsere Grosse ist sehr mamafixiert, die Geburt und die erste Zeit waren nicht sehr einfach.
Wir haben sie auf das Geschwister vorbereitet, aber genützt hat es wohl nicht viel.

Jedenfalls ist sie seit der Geburt der Kleinen sehr extrem in ihrem Verhalten.

Beispiel:
Heute Mittag waren wir zwei am Kochen. Als ich nichts mehr für sie zu tun hatte, hat sie selber mit einem Rollenspiel begonnen. Sie ist zu mir zu Besuch gekommen, ich war die Grossmutter von ihrem Bäbi. Ich habe ihr die Türe geöffnet und sie willkommen geheissen und ihr gesagt, dass es doch super sei, dass sie komme. Es gäbe gerade was zu essen. Sie ist darauf eingestiegen...
Ich habe ihr noch einmal gesagt, gell, wir essen gleich, ich rufe noch den Papa. Dann habe ich serviert und alle zu Tisch gerufen. Und sie? Ist explodiert, hat rumgeschrien und mich gehauen. Sie wolle noch fertig spielen und jetzt nicht essen. Es war massiv. Wir haben ihr ganz ruhig erklärt, es sei jetzt Essenszeit und Spielen tun wir dann nacher. Dann haben mein Mann und ich gegessen. Sie hat weitergeschrien. Dann bin ich noch einmal zu ihr hin und habe ihr gesagt, sie solle sich in ihr Bett beruhigen gehen und wenn sie dann wieder ruhig sei, dann sei sie herzlich eingeladen, mit uns zu essen.
Sie ist dann tobend rauf und nach etwa zehn Minuten wieder runter gekommen.

Oder aber mit dem Nuggi:
Sie ist ein richtiger Nuggifan. Ich will aber nicht, dass sie den Nuggi überall und immer hat, darum haben wir Nuggiregeln aufgestellt. Nuggi gibt es nur noch im Bett. Ausnahme: Wenn sie krank ist. Wenn sie mit dem Nuggi raus kommt, dann muss sie auf die Treppe. (stiller Stuhl) Jedenfalls testet sie das mehrmals pro Woche, ob es denn auch noch gilt und beeindrucken tut es sie auch nicht. Nach dem dritten Test pro Tag nehme ich den Nuggi weg und sie bekommt ihn erst wieder am Abend.

Was mich am ganzen so nervt? Ich rede und rede - an eine Wand! Und zweitens: Es bringt eine so schlechte Grundstimmung in die Familie. Wir haben wegen jeder Kleinigkeit ein Mordstheater. Ruhig spielen mit ihr ist fast nicht mehr Möglich.

Was uns auch noch Schwierigkeiten macht, ist, dass sie die Kleine plagt. Ich kann die Kleine nirgends liegen lassen. Schon ist die Grosse obendrauf. Auch hier haben wir klare Regeln und wenn sie ihr was tut, dann muss sie wieder auf die Treppe. Fakt ist, dass sie zum Teil die Mehrheit des Morgens auf der Treppe verbringt...

Bin also sehr gespannt, was Sie dazu meinen...
minggi
 
Beiträge: 10
Registriert: 04.12.2007, 18:29

Beitragvon Kathrin Buholzer » 05.12.2007, 01:22

Hallo
Super, dass ich von ihnen den Link bekommen habe.

Gern geschehen, schön dass du hier bist!

Nun denn...
Unsere Tochter ist 3.5 Jahre alt. Vor zwei Monaten haben wir ein Bebe bekommen.
Unsere Grosse ist sehr mamafixiert, die Geburt und die erste Zeit waren nicht sehr einfach.
Wir haben sie auf das Geschwister vorbereitet, aber genützt hat es wohl nicht viel.

Jedenfalls ist sie seit der Geburt der Kleinen sehr extrem in ihrem Verhalten.

Das ist eigentlich ganz normal. Jetzt war sie 3,5 Jahre der Mittelpunkt in eurer Familie und nun kommt da ein kleines Geschöpf und sie hat nun sicherlich Angst, dass sie ihr den Platz streitig macht. Versuch ihr viel positive Aufmerksamkeit zu schenken. Lobe und ermutige sie und schenke ihr immer wieder wertvolle Zeit. D.h immer wieder am Tag ein paar Sekunden bis ein paar Minuten Zeit für sie nehmen, wenn sie grad deine Hilfe braucht. Nicht immer auf später vertrösten wie "ja ich komm dann gleich, ich muss noch schnell."

Beispiel:
Heute Mittag waren wir zwei am Kochen. Als ich nichts mehr für sie zu tun hatte, hat sie selber mit einem Rollenspiel begonnen. Sie ist zu mir zu Besuch gekommen, ich war die Grossmutter von ihrem Bäbi. Ich habe ihr die Türe geöffnet und sie willkommen geheissen und ihr gesagt, dass es doch super sei, dass sie komme. Es gäbe gerade was zu essen. Sie ist darauf eingestiegen...
Ich habe ihr noch einmal gesagt, gell, wir essen gleich, ich rufe noch den Papa.

Besser wäre hier: ihr so 5 bis 10 Minuten vorher anzukünden, dass es jetzt dann bald Essen gibt. "Jetzt nehmen wir noch das Dessert und dann möchte ich, dass du dir die Hände wäscht, damit wir dann Essen können." Wenn ihr das Dessert gegessen hast kannst du z.B sagen: "So, das Dessert war sehr fein, vielen Dank, abwaschen können wir ja nachher. Jetzt geh bitte schnell die Hände waschen, der Papa kommt und wir können essen." Versuch klare, ruhige und direkte Anweisungen zu geben. Also keine Frageform: "Würdest du jetzt bitte die Hände waschen, oder gell, jetzt kommst du dann gleich?" Gib ihr die Anweisung und dann gib ihr ein paar Sek. Zeit zu gehorchen (kannst für dich leise auf 5 zählen). Wenn sie es tut, dann lobe sie, wenn nicht, dann gib ihr die Anweisung noch einmal. Drohe nicht ("Wenn du jetzt nicht kommst, dann gibt es nicht zu essen)". Wenn sie nicht kommt dann ignoriere sie und geh einfach zum Tisch, lass sie toben, wenn es zu heftig wird, dann sag ihr, dass sie sich beruhigen soll und wenn sie dich haut, schick sie in die Auszeit.
Hier noch ein paar Tipps zur Auszeit und zum stillen Stuhl:
Ich kann dir auch noch ein paar Merkblätter dazu mailen, wenn du willst.

Der st. Stuhl ist eine milde und effektive Möglichkeit, dass Kinder angemessenes Verhalten lernen. In vielen Situationen schicken wir die Kinder einfach ins Zimmer, also in die Auszeit. Oft ist diese Konsequenz aber zu "hart" und viele Eltern sind froh, wenn sie sehen dass es noch etwas wie eine "Vorstufe" gibt. Den stillen Stuhl kannst du einsetzen, wenn sie nicht tut, was du ihr sagst, oder wenn andere Konsequenzen keinen Erfolg zeigen.

Der st. Stuhl bedeutet: Das Kind muss seine Beschäftigung unterbrechen und für kurze Zeit in dem Raum, in dem das Problem aufgetreten ist, ruhig sitzen muss. (Zw. 1-5 Minuten je nach Alter). Es kann ein Stuhl sein, eine Treppe, ein Trip Trap. Es ist kein "Schäm-di-Eggli" es muss also nicht ein bestimmter Stuhl sein, an einem bestimmten Ort. Den st. Stuhl kannst du auch beim einkaufen anwenden. Z.B auf einer Treppe, in der Tiefgarage, im Auto, auf dem Spielplatz auf einem Bänkli usw.
Wenn das Kind sich nicht an deine Anweisungen hält und es keine passenden log. Konsequenzen gibt, dann sag ihm: " Du hast jetzt nicht das gemacht, was ich dir gesagt habe, deshalb musst du jetzt für 2 Minuten auf den st. Stuhl." Bring sie ruhig aber bestimmt dort hin. Wenn sie die festgesetzte Zeit ruhig war ( wie ruhig, das kannst du selber entscheiden, wenn sie noch ein bisschen "rum mötzelt" ist das auch ok) dann darf sie wieder weiterspielen.
Lobe sie dann und sprich den Vorfall nicht mehr an. "Schön, dass du dich beruhigt hast, du bist jetzt schön still gewesen, jetzt darfst du wieder aufstehen."
Wenn sie nicht still sitzt (das ist am Anfang zu 99% der Fall) dann bring sie in die Auszeit. Sag ihr, was sie falsch gemacht hat und bring sie ruhig dorthin. "Du warst auf dem st. Stuhl nicht still, deshalb musst du jetzt in die Auszeit." Drohe nicht mit der Auszeit, sondern tu es einfach. Oder: "Lena, du hast jetzt gerade die Larissa gehauen, wir haben abgemacht, dass wir anständig und lieb miteinander umgehen. Deshalb gehst du jetzt für 3 - 5 Min. in die Auszeit."
Du nimmst sie ganz ruhig und bestimmt, und bringst sie in den Auszeitraum. Dieser sollte uninteressant sein, also nicht das Kinderzimmer, sondern das Schlafzimmer, Badezimmer….
Wenn sie die festgesetzte Zeit ruhig war (es muss nicht mucksmäuschenstill sein, aber sie muss sich einigermassen still verhalten), dann gehst du zu ihr und sagst: „du warst jetzt schön still, jetzt darfst du wieder rauskommen.“ Versuch nicht mehr über den Vorgang zu sprechen, sondern versuch sie wieder in eine Aktivität zu verwickeln.
Die Auszeit zeigt ihr, dass sie ganz klar eine Abmachung eine Regel übertreten hat, es gibt ihr aber auch dir die Möglichkeit euch zu beruhigen.
Drohe nicht mit der Auszeit, sie wird sonst lernen, dass sie erst hören muss, wenn du drohst. Das gilt allgemein bei den Drohungen. Also das berühmte „wed itze nid folgisch, denn… oder itze zelle ig no uf drü“ solltest du vermeiden. Dein Kind lernt nämlich dabei: Ich muss erst dann hören, wenn die Mama laut wird, wenn sie schimpft, droht oder auf 3 zählt. Versuch anstatt zu drohen, das Kind zu motivieren. „Hey, wenn di itze schnäll aziehsch, denn hei mer när no gnue Zyt fürs Büechli.“ Oder „Due di itze alege und wed agleit bisch denn chasch cho ässe.“ (Nicht: wed di itze nid aleisch, de chasch nid cho ässe).

Die Auszeit vorher (also wenn es kein Problemverhalten gibt) mit dem Kind vorbesprechen und genau sagen, was passiert, wieso und wie lange man in die Auszeit muss und wann du sie wieder von der Auszeit zurückholst.
Denk dran: Die Auszeit ist die letzte Möglichkeit und steht am Ende einer langen Kette von Erziehungsfertigkeiten (Fam. Regeln, direktes ansprechen, klare ruhige Anweisungen, Log. Konsequenzen, Stiller Stuhl und Auszeit. Die Auszeit funktioniert nur, wenn du vor allem auch die anderen Erziehungsstrategien (beschreibend loben, Aufmerksamkeit schenken, Zuneigung zeiten bei positivem Verhalten, beiläufiges lernen usw.) regelmässig anwendest. Überleg dir vorher, für welches Verhalten du die Auszeit anwenden willst. Also z.B für heftige Wutanfälle, spucken, schlagen, beissen, hauen usw.
Du kannst eine Auszeit auch direkt anwenden, ohne vorher noch den st. Stuhl zu brauchen.


Dann habe ich serviert und alle zu Tisch gerufen. Und sie? Ist explodiert, hat rumgeschrien und mich gehauen. Sie wolle noch fertig spielen und jetzt nicht essen. Es war massiv. Wir haben ihr ganz ruhig erklärt, es sei jetzt Essenszeit und Spielen tun wir dann nacher. Dann haben mein Mann und ich gegessen. Sie hat weitergeschrien. Dann bin ich noch einmal zu ihr hin und habe ihr gesagt, sie solle sich in ihr Bett beruhigen gehen und wenn sie dann wieder ruhig sei, dann sei sie herzlich eingeladen, mit uns zu essen.
Sie ist dann tobend rauf und nach etwa zehn Minuten wieder runter gekommen.

Oder aber mit dem Nuggi:
Sie ist ein richtiger Nuggifan. Ich will aber nicht, dass sie den Nuggi überall und immer hat, darum haben wir Nuggiregeln aufgestellt. Nuggi gibt es nur noch im Bett. Ausnahme: Wenn sie krank ist. Wenn sie mit dem Nuggi raus kommt, dann muss sie auf die Treppe. (stiller Stuhl) Jedenfalls testet sie das mehrmals pro Woche, ob es denn auch noch gilt und beeindrucken tut es sie auch nicht. Nach dem dritten Test pro Tag nehme ich den Nuggi weg und sie bekommt ihn erst wieder am Abend.

Nuggiregeln sind gut. Schau, dass sie positiv formuliert sind. Was möchtest du von ihr. Also: "Wenn du aus dem Bett kommst, dann kommt der Nuggi ins Bett." Stell die Regeln zusammen mit ihr auf. Besprecht zusammen, wie das genau ablaufen soll. Evt. hat sie selber Ideen und kann diese einbringen. bastelt, schreibt, klebt und zeichnet diese Regeln, sie kann ruhig auch mithelfen und hängt sie dann gut sichtbar z.B im Kinderzimmer auf. (Du kannst auch Regeln für den Umgang mit dem kleinen Geschwisterchen aufstellen.)
Zur Verstärkung, Motivation würde ich hier beim Nuggi nicht mit einer Konsequenz handeln, sondern mit einer Belohnung, wenn es klappt. Ich würde hier eine Punktekarte/Chläberliplan einsetzen. Hier noch ein paar wichtige Punkte dazu:

- Positiv formulieren, was möchtes du von ihr.
- Am wirkungsvollsten ist es, wenn du etwas witziges bastelst, dass er gern hat. Z.B einen Bauernhof einen Zoo, ein Piratenschiff usw. Beim Schloss z.B kannst du auf jedes Fenster den Sticker kleben, beim Zoo auf jedes Feld, Abschnitt und beim Zoo z.B in jedes Gehege. Die Punktekarte darf ruhig phantasievoll sein, witzig aussehen und Spass machen.
-Jedes Mal wenn sie es geschafft hat, also z.B sich an die "Nuggi-Regeln" gehalten hat, darf sie ein Kleberli aufkleben.
Bei kl. Kindern reicht oft schon der Kleber als Belohnung. Du kannst aber auch zusätzlich noch eine Belohung geben. Es muss nicht immer etwas teures, gekauftes sein. Z.B eine Extra Geschichte lesen, ins Schwimmbad gehen, einen Kuchenbacken, eine Velotour usw. lass dir was einfallen. Es ist auch möglich, eine grössere Belohnung in Aussicht zu stellen. Z.B ein Plüschtier, Malfarben, einen Bagger, Lego usw. muss aber nicht sein.
-Setz ein leichtes Ziel. Also z.B nach dem ersten Mal den Nuggi ins Bett legen eine kl. Belohnung. Nach insgesamt 3 Kleberli evt. eine grössere Belohnung und nach einer Woche dann eine grosse Belohnung.
-Mach es dann etwas schwieriger und lass mit der Zeit die Belohnungen weg und lass die Punktekarte „ausschleichen“. Achtung! Keine Kleber wegnehmen, nicht schimpfen wenns nicht geklappt hat, motivieren fürs nächste Mal.


Was mich am ganzen so nervt? Ich rede und rede - an eine Wand! Und zweitens: Es bringt eine so schlechte Grundstimmung in die Familie. Wir haben wegen jeder Kleinigkeit ein Mordstheater. Ruhig spielen mit ihr ist fast nicht mehr Möglich.

Versuch den Fokus aufs Positive zu richten. Tut sie etwas, dass du gut findest und dass du mehr von ihr sehen möchtest, dann lobe sie. Sag ihr genau, was dir gefallen hat. "Ich finds toll, dass du jetzt grad gekommen bin, als ich dich gerufen habe. Schön, dass du so ruhig gespielt hast, während ich telefoniert habe usw."
Wichtig ist auch, dass du nicht alles x-mal sagst.
Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten:
Geh zu ihr hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich sie mit Namen an und sag ihm genau was er tun soll: „bitte häb dini Füess abe, gang bitte ga Zähnputze, due bitte normal rede, …“ (auch hier, immer sagen, was er tun soll, was du von ihm möchtest). Achtung: KEINE Frageform. "Würdest du jetzt bitte aufhören? Kommst du bitte? Lässt du das jetzt bitte sein?" Du gibst ihm eine ANWEISUNG und keine Frage. Er kann nicht auswählen, ober er es tun will oder nicht.
Warte ca. 5 Sekunden und gib ihr Zeit zu gehorchen. Bleib in der Nähe und beobachte sie.
Wenn sie macht, was du gesagt hast, dann lobe sie.
Wenn nicht dann gib ihr die Anweisung noch einmal. (Bei Problemverhalten, also wenn sie mit etwas aufhören soll, dann gib die Anweisung nur 1 Mal und lasse dann gleich eine Konsequenz folgen).
Wenn sie wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Sie aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.). Sag ihr immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihr immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib es ihr dann wieder.
Wenn es keine Konsequenz gibt, dann setze sie wie gesagt für auf den stillen Stuhl.


Was uns auch noch Schwierigkeiten macht, ist, dass sie die Kleine plagt. Ich kann die Kleine nirgends liegen lassen. Schon ist die Grosse obendrauf. Auch hier haben wir klare Regeln und wenn sie ihr was tut, dann muss sie wieder auf die Treppe. Fakt ist, dass sie zum Teil die Mehrheit des Morgens auf der Treppe verbringt...

Versuch auch hier sie zu ermutigen. Gib ihr eine Aufgabe, die sie selber machen kann. Z.B ein Spielzeug bringen. Geh zu ihr und versuch ihr ein Alternativverhalten aufzuzeigen. Stell mit ihr zusammen Regeln auf. Wie muss sie mit dem Baby umgehen, damit es ihm nicht weh tut?Positiv formulieren!
Wenn sie sich dann nicht an die Regeln hält: Sag ihr, dass sie mit dem was sie tut aufhören soll und was sie stattdessen tun soll. Frag sie nach einer Alternative, was könntest du tun, anstatt auf sie draufzusitzen. Wenn sie selber schon gut sprechen kann, dann wird sie dir sicherlich ein Alternativverhalten aufzählen, wenn nicht, dann sag du ihr, was sie stattdessen tun könnte. "Hol ihr doch schnell ihr Plüschtier...Lobe und ermutige sie, wenn es klappt.


Bin also sehr gespannt, was Sie dazu meinen...

Und ich bin sehr gespannt, wie es klappt. Gib mir ein Feedback und frage nach, wenn du etwas nicht verstanden hast, ok?
Liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
Site Admin
 
Beiträge: 2022
Registriert: 04.06.2007, 00:33
Wohnort: Münsingen

Beitragvon minggi » 05.12.2007, 14:18

Danke für die prompte Antwort und die vielen Ideen.

Habe erst schnell quergelesen heute morgen und nur zwei Sachen rausgepickt:

1. Habe den ganzen Morgen immer ungefähr fünf Minuten zum Voraus angekündigt, was wir machen werden.

2. Ich habe sie für jedes Bitzeli gelobt.

Und schon diese zwei Sachen haben bewirkt, dass wir nur einen grossen Wutanfall hatten.

Lese dann deine Antwort noch ausführlicher und melde mich dann wieder.

Danke fängs!
minggi
 
Beiträge: 10
Registriert: 04.12.2007, 18:29

Beitragvon Kathrin Buholzer » 05.12.2007, 16:55

Danke für die prompte Antwort und die vielen Ideen.

Habe erst schnell quergelesen heute morgen und nur zwei Sachen rausgepickt:

1. Habe den ganzen Morgen immer ungefähr fünf Minuten zum Voraus angekündigt, was wir machen werden.

Genau, immer vorher ankündigen, was als nächstes passiert.
Versuch auch immer wieder einen Überblick über den Tag zu geben. z.B "nach dem Essen kannst du noch einen Moment für dich spielen und wenn ich die Küche aufgeräumt habe, dann gehen wir zu Fuss einkaufen und nach dem einkaufen noch schnell in die Apotheke."


2. Ich habe sie für jedes Bitzeli gelobt.

Probier sie vorallem für Sachen zu loben, die du mehr von ihr sehen möchtest, die noch nicht immer so gut klappen. Du kannst sicher ab und zu auch Sachen loben, die eigentlich klappen. Aber einfach nicht zu oft und zu überschwenglich.

Und schon diese zwei Sachen haben bewirkt, dass wir nur einen grossen Wutanfall hatten.

Lese dann deine Antwort noch ausführlicher und melde mich dann wieder.

Danke fängs!Bitte gern geschen! Am besten druckst du dir die Antworten aus und liest sie in Ruhe durch, da es sehr viele Tipps und Anregungen sind. Freue mich auf dein Feedback!
lg
Kathrin
Kathrin Buholzer
Site Admin
 
Beiträge: 2022
Registriert: 04.06.2007, 00:33
Wohnort: Münsingen

Beitragvon minggi » 05.12.2007, 22:41

Hi Kathrin
Ja genau, ich habe sie ausgedruckt, deine Antworten und meinem Mann gezeigt. Wir hatten eine angeregte Diskussion.

Das mit dem Loben ging mir doch auch gegen den Strich. Ich mag mein Kind nicht für Dinge loben, die eigentlich von selber geschehen sollten. Deine Unterteilung, dass ich sie vor allem für Dinge loben soll, von denen ich mehr sehen will von ihr, ist hilfreich und in meinen Augen angebracht.

Das gleiche gilt für die Kleberli... Irgendwie geht es mir gegen den Strich, mein Kind zu belohnen für ein Verhalten, welches wir von ihm erwarten und welches wir auch erwarten dürfen vom Alter und von der Entwicklung her. Und ich kenne mich selber... Ich wäre mit den Kleberli nicht konsequent. (Im Übrigen ging die ganze Kleberligeschichte bei uns mit dem "Gagi" ins Häfi machen nach hinten los und endete in einer Totalverweigerung seitens der Tochter. Daher bin ich eher vorsichtig.)

Was aber heute hervorragend geklappt hat, ist das mit dem "stillen Stuhl" als Vorstufe für die Auszeit. Ich musste es nur einmal anwenden. *staun* Und die Grosse hat sich ohne Widerrede auf den Boden gesetzt und gewartet.

Beim Abendgespräch hat sie dann von sich aus gesagt, dass sie es nicht schön fand, dass sie dort sitzen musste, aber sie fand es schön, dass sie nachher gehorcht hat und das gemacht hat, was ich von ihr wollte.

Habe gemerkt, dass ich wohl Vieles als selbstverständlich vorausgesetzt hatte. Ich muss wohl mehr kommunizieren, vor allem eben, was als nächstes kommt. Da unser Tagesablauf mit Bebe total durcheinander gekommen ist und auch halt wegen dem Stillen nie genau gleich ist, hilft es der Grossen vielleicht eher, mit der neuen Situation zurecht zu kommen.

Dies fängs als Rückmeldung...
minggi
 
Beiträge: 10
Registriert: 04.12.2007, 18:29

Beitragvon Kathrin Buholzer » 05.12.2007, 22:53

Hoi Minggi

zum Chläberliplan kann ich dir noch folgendes sagen:

Manchmal ist halt so, dass Kinder besonders motiviert werden müssen, um ein Verhalten zu ändern, eine neue Fertigkeit zu üben oder eine festgelegte Aufgabe bis zum Ende durchzuführen. Deshalb ist es wichtig genau zu überlegen, für WELCHES Verhalten diese Punktekarte eingesetzt werden kann.
Die Punktekarte ist eine wirkungsvolle Strategie, die für ein paar Wochen angewendet wird und dann aber auch wieder ausklingt.
Überleg dir auch immer: Was ist die Alternative? Häufig ist es: drohen, schimpfen, ewiger Streit, Stress und Missstimmung, weil es wieder und wieder nicht klappt.
Versuch dein Kind zu motivieren, deshalb ist es wichtig, dass du am Anfang ein ganz leichtes Ziel setzt, dass auch erreicht werden kann. Nach einer gewissen Zeit, hat sich dann das neue Verhalten so weit gefestigt, dass die Kleber gar nicht mehr nötig sind. (Meistens werden sie dann auch von den Kindern ganz vergessen).
Wenn du andere Möglichkeiten hast, deinem Kind zu helfen ein neues Verhalten zu lernen (z.B nach dem nach Hause kommen, Schuhe versorgen, ruhig am Tisch sitzen bleiben, im Bett bleiben ....) auch gut. Wenn du aber merkst, dass du ständig nur am schimpfen und drohen bist, den Fokus also nur auf das negative setzt, dann würde ich dir doch empfehlen nochmals eine Punktekarte in Angriff zu nehmen.
Liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
Site Admin
 
Beiträge: 2022
Registriert: 04.06.2007, 00:33
Wohnort: Münsingen

Beitragvon minggi » 10.12.2007, 14:11

Die Strategie geht nur solange auf, wie ich nicht müde bin. Und sie geht auch nur solange auf, wie ich die Möglichkeit habe, im Moment zu reagieren.
Heute war ich zum Beispiel unter der Dusche. Wir haben die Regel, dass sie mich fragen muss, wenn sie zur Kleinen gehen will. Nun denn, das hat sie gerade ausgenutzt... Sie ist zur Kleinen gegangen und hat sie gepiesakt, obwohl die Kleine (oder gerade wegen...) am Einschlafen war.
Ich konnte natürlich nicht reagieren und nachher wäre in meinen Augen eine zu lange Zeit vergangen gewesen.

Das finde ich zum Beispiel eine schwierige Situation.

Oder aber, wenn die Kleine am Einschlafen ist. Sie schläft nicht einfach so ein, sie braucht Begleitung. Und das kann ich nicht machen, weil die Grosse immer und immer wieder kommt, obwohl ich ihr was zum Spielen gegeben habe und mit ihr amgemacht habe, wie es läuft...

Hmmm.... Sie werden bestimmt mal gross! :wink:

Ansonste, eben, wenn ich präsent bin und nicht all zu müde, dann geht es recht viel besser...
minggi
 
Beiträge: 10
Registriert: 04.12.2007, 18:29

Beitragvon Kathrin Buholzer » 10.12.2007, 14:35

Die Strategie geht nur solange auf, wie ich nicht müde bin. Und sie geht auch nur solange auf, wie ich die Möglichkeit habe, im Moment zu reagieren.

Hallo Minggi, du hast Recht. Wenn man müde, gestresst oder sonst irgendwie grad nicht so zwäg ist, dann ist es immer schwieriger zu reagieren. (Das geht mir übrigens auch so :-)
Heute war ich zum Beispiel unter der Dusche. Wir haben die Regel, dass sie mich fragen muss, wenn sie zur Kleinen gehen will. Nun denn, das hat sie gerade ausgenutzt... Sie ist zur Kleinen gegangen und hat sie gepiesakt, obwohl die Kleine (oder gerade wegen...) am Einschlafen war.
Ich konnte natürlich nicht reagieren und nachher wäre in meinen Augen eine zu lange Zeit vergangen gewesen.

Doch, pitschnass aus der Dusche rennen... :-)Manchmal bleibt dir nur diese Möglichkeit, aber wenn du nicht gerade 2 Std. duschst, dann kannst du natürlich auch nachher reagieren. Wichtig ist einfach, dass du es tust. Es soll ja nicht so sein, dass ihr Verhalten dann toleriert wird. Versuch in solchen Momenten (duschen, telefonieren...) gut vorauszuplanen. Sag ihr nochmals vorher ganz explizit was du jetzt tust, wie lange und besprich nochmals mit ihr die Regeln. Sag ihr, wenn es gut klappt, dann könnt ihr nachher zusammen z.B ein Spiel machen oder ein Buch anschauen. Versuch sie in der Zeit zu beschäftigen. Suche interessante Beschäftigungen, dass sie etwas zu tun hat. Du kannst z.b auch eine spez. Spielkiste machen. Die gibt es nur dann wenn du z.B am Telefon od. unter der Dusche bist. In der Kiste hat es spez. Farben, Malbücher, Autos, Tiere, oder Spielsachen die sie schon lange nicht mehr gebraucht hat.) Bevor du ihr die Kiste gibst, besprich mit ihr genau, wie lange sie jetzt mit der Kiste spielen darf. Sonst hast du nämlich beim wegräumen gleich wieder ein Geschrei: "Ich möchte, dass du xy in Ruhe lässt und ruhig für dich spielt. Ich gebe dir jetzt die Spielkiste und ich geh unter die Dusche. Wenn ich mit duschen fertig bin, dann können wir noch 5 oder 10 Min. die Uhr einstellen und dann versorgen wir die Kiste wieder, bis zum nächsten Mal.

Das finde ich zum Beispiel eine schwierige Situation.

Oder aber, wenn die Kleine am Einschlafen ist. Sie schläft nicht einfach so ein, sie braucht Begleitung. Und das kann ich nicht machen, weil die Grosse immer und immer wieder kommt, obwohl ich ihr was zum Spielen gegeben habe und mit ihr amgemacht habe, wie es läuft...

Evt. kann sie ja ein Kissen nehmen und ein Buch und kann im Zimmer auf den Boden liegen oder sitzen. Du musst ihr einfach sagen, dass sie im Zimmer bleiben kann, wenn sie ruhig ist. (also wieder positiv formulieren!) Wenn du nicht willst, dass sie im Zimmer ist, oder es nicht geht, dann kannst du es mal mit einer Punktekarte/Chläberliplan versuchen.

Hmmm.... Sie werden bestimmt mal gross!

Ja, das stimmt. Aber darauf würde ich mich nicht verlassen. Das dauert vorallem noch lange und wenn du so lange nichts tust, gewöhnen sie sich dieses Verhalten an und es wird immer schwieriger es zu ändern...


Ansonste, eben, wenn ich präsent bin und nicht all zu müde, dann geht es recht viel besser...
Auch wenn noch nicht alles so klappt wie du es dir wünschst, freu dich an den einzelnen kleinen Fortschritten. Es ist anstrengend und es braucht viel Kraft und Energie. Aber es lohnt sich, das hast du sicherlich auch schon gemerkt.
Frag einfach nach, wenn etwas nicht klappt. Am besten immer mit Beispielen. Ich finde, du machst es ganz toll!

Liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
Site Admin
 
Beiträge: 2022
Registriert: 04.06.2007, 00:33
Wohnort: Münsingen

Beitragvon minggi » 10.01.2008, 15:54

so, da bin ich wieder... Wir haben die Weihnachtszeit en famille genossen!

Die Grosse hat sich doch mehr oder weniger mit der Situation abgefunden, dass da noch ein Bebe ist, Mama ist schon dann und wann auch vom Stillen oder pitschnass der Grossen hingernache gerannt! :wink: Alles in allem habe ich wohl sicherer gehandelt und es geht etwas besser, so dass wir die stille Treppe fast nicht mehr brauchen.

Nur manchmal, wenn wirklich der Wurm drin ist, dann sitzt sie halt oft da...

Und da wäre doch auch schon mein nächstes Fallbeispiel:
Wir waren gestern zu Besuch im Dorf und haben Geschenke bekommen. Unter anderem waren da auch Kaugummis. Auf dem Nachhauseweg, zu Fuss..., wollte sie dann einen versuchen. Ich, kindgerecht, auf die Kinie, ihr erklärt, sie dürfe EINEN haben. Dann sind wir weiter gegangen. Nach einer Zeit, der Kaugummi hatte wohl keinen Geschmack mehr, hat sie ihn in den Abfall geworfen und wollte noch einen. Ich noch mal auf die Kinie: "Nein, Grosse, es gibt keinen, EINEN war abgemacht. Komm, wir gehen schnell nach Hause, vielleicht ist Papa ja schon da (Ablenkungsversuch...)." Von da an war aber die Hölle los. Sie war nur noch am Rumplären und Schreien, wollte sich nicht mehr am Wägeli halten und auch nicht die Hand geben. Die Krux war, dass wir an einer sehr stark befahrenen Strasse entlang gehen mussten und ich sie nicht einfach noch so machen lassen konnte. Ich habe sie nicht mehr erreicht. Auf keine Art und Weise mehr. Reden nützte nichts, ignorieren auch nicht...Sie toben lassen konnte ich wegen den Autos nicht... Was hätte ich anders machen können?
Schlussendlich habe ich es mit Müh und Not nach Hause geschaft, wo das Theater bis nach dem Abendessen weiter gegangen ist...

Bin also schon gespannt auf ihre Antwort...
minggi
 
Beiträge: 10
Registriert: 04.12.2007, 18:29

Beitragvon Kathrin Buholzer » 13.01.2008, 15:49

So, endlich komme ich zum schreiben. Sorry, dass es so lange gedauert hat.

Wir waren gestern zu Besuch im Dorf und haben Geschenke bekommen. Unter anderem waren da auch Kaugummis. Auf dem Nachhauseweg, zu Fuss..., wollte sie dann einen versuchen. Ich, kindgerecht, auf die Kinie, ihr erklärt, sie dürfe EINEN haben. Dann sind wir weiter gegangen.
Also ich finde, du hast sehr gut reagiert. Gut vorausgeplant. Evt. hättest du sie beim Ablenkungsmanöver noch fragen können, ob sie ihn wegwerfen will, oder ob du das für sie tun sollst. So ein entweder oder, zum auslesen ist oft auch noch hilfreich. Evt. hättet ihr dann zusammen noch einen Abfalleimer suchen können und du hättest um den Kaugummi ja auch noch eine kleine Geschichte erfinden können. Was passiert jetzt mit ihm, wo kommt er hin, was hat es sonst noch so alles für Sachen im Abfall usw.

Nach einer Zeit, der Kaugummi hatte wohl keinen Geschmack mehr, hat sie ihn in den Abfall geworfen und wollte noch einen. Ich noch mal auf die Kinie: "Nein, Grosse, es gibt keinen, EINEN war abgemacht. Komm, wir gehen schnell nach Hause, vielleicht ist Papa ja schon da (Ablenkungsversuch...)." Von da an war aber die Hölle los. Sie war nur noch am Rumplären und Schreien, wollte sich nicht mehr am Wägeli halten und auch nicht die Hand geben. Die Krux war, dass wir an einer sehr stark befahrenen Strasse entlang gehen mussten und ich sie nicht einfach noch so machen lassen konnte. Ich habe sie nicht mehr erreicht. Auf keine Art und Weise mehr. Reden nützte nichts, ignorieren auch nicht...Sie toben lassen konnte ich wegen den Autos nicht... Was hätte ich anders machen können?
Schlussendlich habe ich es mit Müh und Not nach Hause geschaft, wo das Theater bis nach dem Abendessen weiter gegangen ist...
Ich finde du hast gut reagiert. In solchen Situationen gibt es manchmal halt nur die Möglichkeit: Kind unter den Arm, Augen zu und durch. :-)
Evt. hättes du noch sagen, können: "Ich möchte dass du dich jetzt beruhigst und mit schreien aufhörst." Wenn das Theater zu Hause noch weitergeht, dann hättest du sie zu Hause auf den Stuhl oder in die Auszeit schicken können. Man kann die Auszeit auch mal verschieben, wenns nicht anders geht.
Liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
Site Admin
 
Beiträge: 2022
Registriert: 04.06.2007, 00:33
Wohnort: Münsingen


Zurück zu Kinder 0-6 Jahre

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 18 Gäste