von Kathrin Buholzer » 02.11.2008, 16:15
Hallo
Hoffnungsvoll wende ich mich hier her, denn ich bin mit mienem Latein am Ende.
Ich habe 3 Söhne, 5,5 ; fast 4 und 14 MOnate alt.
Seit mein 2 Sohn etwa 3-4 Monate alt ist, haben wir Probleme mit ihm. Die ersten MOnate schlief er vorbildlich und war, abgesehen davon, dass er viel Körperkontakt brauchte und nach dem Stillen nicht sofort wieder einschlafen konnte eigentlich ein zufriedenes Menschenkind. Und dann ging plötzlich gar nichts mehr. Er braucht mich jede Nacht (die ganze Nacht) ich musste ihn ununterbrochen in den Armen halten, damit er überhaupt schlafen konnte. Nach langem Training und viel geduld (und nach dem ich, als er 6 MOnate alt war, total am Ende war) brachte ich ihn wieder dazu alleine zu schlafen. Er weckte uns aber bis er 18 MOnate alt war nahezu jede Nacht. Dann dachte ich okay, jetzt gehts aufwärts. Nein dem war nicht der Fall. Die Tage waren eben so nervenaufreibend. Er heulte (schrie in hohen schrillen Tönen) wegen jedem Mückendreck. Mann musste ich fast nur schief anschauen und schon schrie er los.
Wie hast du denn jeweils reagiert, als er euch in der Nacht geweckt hat?
Wie lief/läuft denn das ab am Tag? Beobachte doch einmal, wann das genau passiert? Wann heult er denn genau los, was geht diesem heulen voraus?
Oft steckt hinter einem solchen Verhalten eine grosse Unsicherheit. du kannst ihm dabei helfen sein Selbstwertgefühl zu stärken indem du ihm immer wieder das Gefühl gibst, dass er "stark" und unentberlich ist. Hilf ihm auch, dass er sich im Alltag orientieren kann. Dafür ist es wichtig, dass ihr den Tag gut plant und ihr viele Rituale habt. Dinge die immer gleich sind und auf die er sich verlassen kann. Versuch auch, den Tag in kleine "Häppchen" einzuteilen. Sag ihm immer genau, was als nächstes passiert und was du von ihm möchtest. "Ich geh jetzt schnell in die Waschküche, du gehst jetzt die Hände waschen und wenn ich wieder oben bin, ziehen wir beide die Schuhe an und gehen zu Fuss einkaufen." Lobe und ermutige ihn immer wieder auch in den ganz kleinen Dingen. Lobe ihn auch, wenn andere dabei sind.
Geht er in den Kindergarten? Wenn ja, wie lange schon?
Die Zeit verging und Situation entspannte sich einfach nicht. Er war motorisch immer seinem grossen Bruder voraus, lief früher, setzte sich früher in usw. Er hat heute seinen Bruder von wegen der Grösse eingeholt.
Wenn Kleinere die Grösseren überholen, dann vergisst man leicht, dass sie eben in ihrem Verhalten trotzdem immer noch jünger sind und viele Dinge einfach noch lernen müssen. Wir setzen dann oft vieles schon Voraus, was sie von ihrer Entwicklung her noch gar nicht können.
Doch plötzlich fiel uns auf, dass er immer umfiel.Irgendwann beschloss ich zu einer Osteopathin zu gehen und die regelt dann etwas, er fiel endlich nicht immer wieder um. Motorisch finde ich ihn eher auffällig. Ausserdem ist er beidhändig. Zeichnet also mit links und rechts.
Um medizinische Ursachen für sein Verhalten auszuschließen, wie z.B. eine Seh- oder Hörschwäche würde ich das einmal mit dem Kinderarzt besprechen.
Das Problem mit Umfallen hatten wir somit im Griff, nur das Weinen hielt an und wir waren wirklich schon total am Anschlag. Die Osteopathin hat mich zu einer Frau mit einer "Begabung" geschickt und sie hat meinen Sohn behandelt. Dank ihr schreit er nun eindeutig weniger. (wenn man ihn anschuppst oder so). Wenn ich das lese, muss ich sagen, dass er schon recht viele Fortschritte gemacht hat.
Aber er weint (heult, schreit, ich kann es gar nicht richtig beschreiben, auf jeden Fall tut es in den Ohren weh) jede Nacht. D.h. ich habe mit Schüsslersalz angefangen und jetzt sind es noch 2-3 mal die Woche. Es ist so schwierig darauf zu reagieren. Uns fehlt der Schlaf und sein gekreische geht mir einfach auf die Nerven.
Das Kreischen am Tag würde ich mal mit ihm besprechen. Besprecht zusammen mal Regeln für den Umgang miteinander. Wie muss man sich verhalten, dass sich alle wohlfühlen? Wie spricht man miteinander? Was ist wichtig? Was passiert wenn man laut ist und rumschreit? Versucht positiv zu formulieren und schreibt auf, wie er sich denn verhalten soll. Schreibt das auf ein Blatt, als Ergänzung und zum besseren Verständnis kannst du das noch mit Zeichnungen oder Bilder ergänzen. Hängt das Blatt denn gut sichtbar auf. Wenn er schreit, dann mach ihn darauf aufmerksam, erinner ihn an die Regeln und sagt ihm, dass er normal sprechen soll. Wenn er weiter schreit, ignorier ihn einfach und lass ihn einen Moment. Vielleicht hat er sich das Schreien jetzt auch ein bisschen angewöhnt, weil er gemerkt hat, dass er so Aufmerksamkeit erhält, auch wenn es nur negative ist. Vielleicht bessert es sich auch schon, wenn du ihm bewusst mehr positives Feedback gibst. Also dann, wenn er sich angemessen verhält und das negative Verhalten viel mehr ignorierst.
Dein Sohn ist der Mittlere, ein sogenanntes "Sandwichkind." Die Situation der in der Mitte geborenen Kinder ist halt manchmal etwas schwierig. Für viele Dinge sind sie noch zu klein. (z.B um länger aufzubleiben, hoch hinaufzuklettern, selber mit dem Fahrrad irgend wo hinfahren usw.) Bei anderen Dingen sind sie schon zu gross. "Du kannst dich selber anziehen du bist schon gross, jetzt lass deinen Bruder doch mal in Ruhe, du bist doch jetzt schon gross und sollst ihn nicht immer ärgern..."
Viele Kinder, die in der Mitte geboren sind, fühlen sich deshalb oft ungerecht behandelt, sie werden entweder aggressiv, oder sie haben ein mangelndes Selbstbewusstsein und ziehen sich zurück.
Versuch deinen Sohn als eigenständige Persönlichkeit anzuerkennen und nicht (auch nicht unbewusst) mit deiner Grossen oder Kleinen zu vergleichen.
Wie ich oben schon geschrieben habe, achte dich einmal wann diese Schreianfälle passieren. Es ist gut möglich, dass es auch Langeweile ist. Rege ihn zu versch. Beschäftigungen an, lass ihn mithelfen, trau ihm auch immer wieder etwas zu, auch wenn du vielleicht das Gefühl hast, dass er es noch nicht kann.
Wir haben irgendwie alles Probiert. Mit härte, mit belohnung usw. aber keinen Dauerhaften Erfolg.
Jetzt beginnt er, sich Tagsüber so auszudrücken, dass ihn etwas nervt. Vorher hat er einfach heult. Jetzt ist jedes 2. wort: Das nervt mich!
Das ist schon mal etwas ganz Gutes, dass er seinen Unmut ausdrücken kann. Wenn du dich etwas darauf achtest, in welchen Situationen er das sagt, kannst du vielleicht auch ein Verhaltensmuster erkennen. (Vielleicht braucht er mehr Zeit für sich, vielleicht traust du ihm zu viel/zu wenig zu, vielleicht gibst du ihm auch einfach nur zu viele Anweisungen... usw.)
Zu den Anweisungen kann ich dir noch folgenden, grundsätzlichen Tipp geben:
Ich kann dir einmal ein paar grundsätzliche Tipps geben:
Wichtig ist, dass du nicht alles x-mal sagst. Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten: Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich es mit Namen an und sag ihm genau was es tun soll: „bitte geh jetzt deine Zähne putzen, sprich bitte in normalem Ton, versorge bitte deine Schuhe …“ (auch hier, immer sagen, was sie tun sollen, was du von ihnen möchtest). Warte ca. 5 Sekunden und gib ihm Zeit zu gehorchen.
Bleib in der Nähe und beobachte es. Wenn es tut was du gesagt hast, dann lobe es.
Wenn nicht dann gib die Anweisung noch einmal. (Gilt nicht bei Problemverhalten, dann die Anweisung nur einmal geben!).
Wenn es wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Die Kinder aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.). Sag ihnen immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihnen immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib es ihnen dann wieder.
Beobachte dich einmal, WIE du Anweisungen gibst. Denk dran:
Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen. Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.
Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren!
Zu Ungenau! "Leon!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.
Negative, emotionale Mitteilungen: "Du bist ein schrecklicher Trotzkopf, ein Globi, ein Mühsamer, ein Löli, Trottel". Nicht das Kind als Person kritisieren, sondern sein Verhalten!
Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!
Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihm vorher wie lange er etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihm hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."
Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":
Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.
Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.
Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.
Fèr uns sind diese Nächte in denen er kreischend erwacht eine totale Belastung. Ich weiss einfach nicht woher das kommt, und was ich machen könnte.
Das musst du mir noch etwas genauer erklären. Wie äussert sich denn das? Wacht er schreiend auf, ist nicht wirklich ansprechbar, reagiert nicht auf euer Zureden, oder wie sieht das genau aus? Wenn du das Gefühl hast, dass er gar nicht richtig wach ist, sich am morgen auch nicht daran erinnert, dann könnte es sich um den sogenannten "Nachtschreck" handeln.
Hier eine kurze Erklärung dazu:
>>>>Wie Erwachsene wandern auch Kinder nachts durch mehrere Schlafzyklen. Jeder Zyklus besteht aus einer Tiefschalfphase und einer Traumphase (REM-Stadium), in der der Schlaf leichter ist. In dieser Traumphase verarbeitet das Gehirn des Kindes alles, was es tagsüber erlebt und lernt. Weil jüngere Kinder mehr Neues erfahren als ältere, träumen sie nachts besonders häufig. Den Wechsel der Schlafstadien bemerkt man normalerweise nicht. Bis zu fünf Mal wacht ein Kleinkind nachts auf, dreht sich um und schläft weiter.
Das ist beim Nachtschreck anders. Das Kind erwacht unvollständig aus dem Tiefschlaf. Das heißt: Einzelne Teile des Gehirns sind noch im Tiefschlafstadium, während sich andere schon in der REM-Phase befinden. Das äußert sich in einer Art Verwirrtheit.
Typisch für den Nachtschreck: Er tritt ausschließlich in der Tiefschlafphase auf, also meist eine bis drei Stunden nach dem Einschlafen. Ein Angstzustand am frühen Morgen ist kein Nachtschreck. Aus einem Albtraum kann man ein Kind immer aufwecken. Beim Nachtschreck dagegen sind die Kinder nicht ansprechbar."
Der Nachtschreck ist keine Krankheit, sondern nur eine harmlose Störung des Schlafs. Er ist keine psychische Störung und hat nichts mit Erziehung zu tun!>>>>
Oder hast du eher das Gefühl, dass es sich um Albträume handelt? Hat sich das in letzter Zeit verschlimmert, oder was das von Anfang an so?
Ob er angst hat, dass wir weg gehen, ob es einfach nur ein Splin von ihm ist, um unsere Aufmerksamkeit zu erhalten...
mIr gehen viele Sachen durch den Kopf: wäre es, wenn er ein Tier hätte besser (er hat kein Kuscheltier): wäre eine Therapie (z.B. Hippotherapie) angesagt, müssen wir einfach jede Nacht aufstehen und mit viel Liebe und Geduld zu ihm gehen, müssen wir ihn Weinen lassen (haben wir auch schon - Erfolg nicht sichtbar), erwarten wir von ihm zu viel?
Schreib mir doch zu diesem Schlafproblem noch etwas mehr dazu. Auch wie das am Abend beim ins Bett gehen abläuft. Wann geht er, welches Ritual habt ihr? Gehen alle zusammen ins Bett? Wie schläft er ein? Wie lange schläft er usw.
Vielleicht bringen sie etwas Licht ins Dunkle.
Danke
Schau mal was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder. Mit Feedback, Fragen und schreib mir doch zu meinen Fragen auch noch etwas dazu, dann kann ich dir noch besser weiterhelfen, ok?
liebe Grüsse
Kathrin