von Kathrin Buholzer » 16.10.2008, 00:59
Liebe Kathrin
Hallo Yarisa! Wollte eigentlich grad ins Bett gehen, aber dein Posting hat mich grad etwas nachdenklich gemacht und deshalb schreibe ich dir jetzt schon grad mal ein paar Zeilen.
Erst einmal herzlich willkommen hier auf dem Elternplaneten. Ich hoffe, du fühlst dich hier wohl bei uns!
Ich schreibe das erste Mal etwas in dieses Forum (ist übrigens super) und gleich etwas ziemlich happiges, was mich auch etwas Mut kostet - einfach deshalb, weil ich mich dafür schäme...
Ganz zuerst möchte ich dir sagen, dass ich es ganz mutig und toll finde von dir, dass du Hilfe suchst und dass du hier offen von deinen Gefühlen und Schwierigkeiten erzählst. Das ist nicht einfach, aber ein erster Schritt wieder die Kontrolle zu erlangen. Ich schreibe dir hier mal ein paar grundsätzliche Tipps und Anregungen auf und auch ein paar konkrete Antworten auf deine Situationen. Du wirst aber vielleicht nicht darum herum kommen, dir zusätzlich auch noch andere Hilfe zu holen.
Ich habe zwei Kinder, 3 1/2 und 1 1/2. Als ich mit meiner 1. Tochter schwanger war, da war ich überglücklich, weil wir uns schon lange ein Baby gewünscht haben. Die Schwangerschaft verlief super - im Gegensatz zur Geburt. Sie war ziemlich traumatisch und ich war so fix und fertig, dass ich kaum mehr Kraft fand, mich um mein Baby zu kümmern. Von der ersten Minute an war mein Mann für sie da. Wir hatten ein Familienzimmer und ausser beim Stillen, kümmerte er sich ausschliesslich um sie. Ich hätte das gerne getan, war aber so schlecht dran, dass es einfach nicht ging.
So wie du das beschreibst, tönt das nach einer postnatalen Depression. Das haben ganz viele Frauen, doch die meisten können es nicht einordnen, fühlen sich dann als schlechte Mütter und werden noch depressiver. Aus einer solchen Depression findet man oft nur ganz schwer selber wieder heraus, da braucht es fachliche Hilfe. Hast du damals Hilfe gesucht? Hast du das jemandem erzählt? Wie hat dein Arzt, dein Mann, dein Umfeld darauf reagiert? Hast du das dann irgendwann einfach so hingenommen und dich damit abgefunden? Hat sich das dann wieder gelegt, resp. hast du es dann halt einfach verdrängt?
Die ersten vier Monate hat sie ausschliesslich geschrien, exzessiv, mehrere Stunden am Tag. Mein Welt, so wie ich mir das Familienleben vorstellte, war überhaupt nicht mehr da. Ich litt zunehmend darunter, dass sie mich nur wollte, wenn mein Mann nicht da war. Sie war und ist noch heute total auf ihn fixiert. Es hat mir wehgetan, weil ich doch das Gefühl hatte, ein Baby gehöre zur Mama. Irgendwann bin ich so eine Art resigniert, um es mal so auszudrücken. Aber gleichzeitig merkte ich auch, dass mir manchmal ein Stück Mutterliebe fehlte. Alles was ich mit ihr machen wollte - und ich machte es wirklich gern - wollte sie von mir nicht annehmen. Beim Papa wars kein Problem. Als mein 2. Kind auf die Welt kam, war die Geburt zwar auch stressig (wieder Kaiserschnitt, aber nicht mehr Notfall), aber die Nähe zu ihr komplett anders. Und das ist bis heute geblieben. Ich liebe meine 1. Tochter, merke aber gleichzeitig, dass ich viel mehr Gefühle habe für mein 2. Kind.
Das ist nicht nur für dich, sondern auch für deine Tochter eine ganz traurige Sache. Als deine Tochter 1,5 Jahre alt war, also selber noch fast ein Baby, kam deine 2. Tochter auf die Welt. Schon die Veränderung, wenn ein Geschwisterchen auf die Welt kommt, ist für viele Kinder ein Schock und stellt die ganze Welt auf den Kopf. Nun aber auch zu merken, dass die Mama jetzt ständig mit der Kleinen beschäftigt ist, jedes Schreien des Babys führt automatisch dazu, dass sich die Mama ums Baby kümmert, ist ganz schwierig zu verstehen. Ganz automatisch fühlen sich Kinder dann zurückgestossen. Für deine Tochter muss es nun zusätzlich noch ganz traurig sein, wenn sie merkt, dass die Mama die kleine Schwester lieber hat als sie selber.
Nun merke ich einfach zusehends, dass ich meiner 1. Tochter gegenüber aggressiv reagiere. In letzter Zeit ist mir ein paar Mal die Hand ausgerutscht, ich habe sie "geschüpft" und auch schon gehauen. Ich schäme mich sehr dafür, aber ich habe einfach keine Nerven für sie. Sie ist sehr fordernd und das schlimmste ist, dass ich ihr gegenüber keine Autorität habe.
Warum denkst du ist sie so fordernd? Weil sie dir sagen möchte: "Hey Mama, ich bin auch noch da. Ich brauche dich, nimm mich in den Arm, hab mich doch auch lieb, beachte mich, sei stolz auf mich."
Überleg dir einmal: Was genau nervt dich denn so an ihr? Und überleg dir dann auch, was möchtest du denn genau von ihr? Was erwartest du denn genau von ihr? Wenn Kinder sich daneben benehmen, tun sie das oft, weil wir sie nicht genügend beachten, wenn sie sich gut verhalten. Oft wissen Kinder auch gar nicht genau, was wir Eltern denn von ihnen möchten. Sie hören oft von uns nur so pauschale Anweisungen wie: "Due nid so blöd, due nid so dumm, jetzt längts aber de...". Mit diesen vagen Anweisungen können sie nichts anfangen. Es sagt ihnen weder, mit was sie aufhören, noch was sie stattdessen tun sollen.
Ganz wichtig ist, dass du versuchst den Fokus aufs Positive zu lenken. Nimm dir vor, deine Tochter mind. 5 Mal am Tag zu loben und zu motivieren. Tut sie etwas, dass dir gefällt, dass sie gut gemacht hat, dann sag ihr genau, was dir gefallen hat: "Toll, dass du grad gekommen bist, als ich dir gerufen habe. Super, dass du mich so lieb gefragt hast. Ich bin stolz, dass du mir so gut geholfen hast." usw. pass auf, dass du nichts ins Negative fällst: "Endlich mal hast du nicht so blöd getan..."
Ich kann ihr mehrmals etwas sagen, sie ignoriert mich komplett. Irgendwann fange ich an, sie anzuschreien, ja und dann ist's nicht mehr weit...
Wenn sie dich ignoriert, dann hat das wohl damit zu tun, dass sie das Gefühl hat, dass du das Selbe auch mit ihr machst. Dass du dich eh nicht so für sie interessierst. Es kommt auch ganz fest darauf an, WIE du Anweisungen gibst:
Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen. Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.
Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren!
Zu Ungenau! "Lara!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.
Negative, emotionale Botschaften: "Bist du heute unmöglich, bist du eine Heulsuse, ein Globi, ein Lama...usw." Also das Kind als Person schlecht machen/kritisiern und nicht sein Verhalten.
Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!
Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihr vorher wie lange sie etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihr hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."
Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":
Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.
Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.
Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.
Ganz wichtig ist, dass du gut vorausplanst. D.h dass du deiner Tochter immer sagst, was als nächstes passiert und was genau du von ihr erwartest.
Versuch den Tag in kleinen Schritten zu erklären. Also am morgen z.B "So, ich räume jetzt die Küche auf, du kannst in der Zeit etwas ruhig für dich spielen. Wenn ich fertig bin, komme ich zu dir und dann können wir zusammen etwas machen." Erklär ihr immer was als nächstes passiert und was DU von ihr erwartest, was sie tun soll. Versuch sie wenn immer möglich im Haushalt mit einzubeziehen. Sie kann dir ganz gut bei gewissen Dingen helfen. z.B Möbel abstauben, die Türrahmen abwischen, staubsaugen. Auch wenn du das Gefühl hast, dass es dir rein "putztechnisch" nicht allzuviel bringt, ist es für sie sehr wichtig. Sie hat so a). etwas zu tun und b). das Gefühl, dass sie gebraucht wird und etwas tun kann.
Ich will mein Kind nicht mit solchen Ausbrüchen meinerseits erziehen und leide unter meiner Art und Weise. Aber ich komme nicht aus der Spirale raus (wohl ein geerbtes Muster, von dem man denkt, dass man es sicherlich nie so macht).
Deine Tochter ist ein einem Alter, in dem sie die Welt entdecken möchte, hilf ihr dabei. Auch hier ein paar Tipps dazu:
Es ist sehr wichtig ist, dass wir als Eltern Vertrauen in die Fähigkeiten unserer Kinder haben. Wir müssen ihnen etwas zutrauen und ihnen auch Erfahrungsräume öffnen. D.h nicht immer grad alles selber erledigen (auch wenns oft schneller geht und bequemer ist). Wenn dein Kind etwas nicht schafft, vielleicht deshalb auch wütend wird, nimm ihr nicht immer die Arbeit ab und präsentier ihr grad die Lösung. Versuch zusammen mit ihr eine Lösung zu finden. Frag sie, was sie tun wollte und was nicht geklappt hat und überlegt euch, wie sie das jetzt anpacken könnte. Gib ihr Tipps und Hilfestellungen aber erledige es nicht für sie.
Die Kinder können oft viel mehr, als wir ihnen zutrauen und oft auch mehr, als wir gedacht haben. Viele Eltern räumen ihnen Kindern jedes Steinchen aus dem Weg und möchten sie auch vor allem bewahren. Sie sind fast pausenlos beschäftigt, ihre Wünsche zu erfüllen. Trotzdem ist das Kind oft unzufrieden und quengelig. Überleg dir einmal wie du dich fühlen würdest, wenn du ein unselbstständiger Erwachsener wärst.
Genau so muss sich auch ein unselbstständiges Kind fühlen, so nach dem Motto: "ich kann das nicht allein, ich brauche ständig einen Erwachsenen um mich herum, ohne Erwachsene bin ich hilflos, ich kann es eh nicht allein, deshalb versuche ich es erst gar nicht. Die Erwachsenen müssen immer für mich da sein, damit meine Wünsche erfüllt werden. Sie müssen sich pausenlos mit mir beschäftigen, sonst wirds mir Langweilig und ich mache Blödsinn."
Ein unselbstständiges Kind hat auch das Gefühl, dass es Dinge im Alltag gar nicht selber erledigen kann, weil sie ihm ja meistens von einem Erwachsenen abgenommen werden. Häufig unterstützen wir dieses Gefühl mit Aussagen wie: "Dafür bist du noch zu klein, warte ich helf dir, du kannst das noch nicht." Das Kind wird abhängig von den Erwachsenen und es lernt auch nicht Verantwortung zu übernehmen und auch die Konsequenzen für sein Handeln zu tragen. Es wird bequem egoistisch und nützt andere aus. Ausserdem ist ihm oft Langweilig, weil es gar nie richtig gelernt hat sich selber zu beschäftigen. Ein unselbstständiges Kind hat oft wenig Selbstwertgefühl. Es ist oft unsicher, manchmal schüchtern, mutlos aber auf alle volle hat es ganz hohe Ansprüche an uns Eltern und wird zum Tyrannen. Das vor allem auch, weil es wenig Widerstand spürt und auch nicht gelernt hat mit unangenehmen Situationen fertig zu werden.
Ein Kind zur Selbstständigkeit erziehen heisst nicht, ihm alles erlauben, alles durchgehen lassen. Es ist das Gegenteil von abhängig sein, angewiesen sein auf den anderen. Also möglichst früh, das selber zu tun, was möglich ist, ohne dass jemand hilft oder es für einen erledigt.
Was heisst das jetzt genau? Versuch immer wieder im Alltag deinem Kind die Möglichkeit zu geben, Dinge zu entdecken, selber auszuprobieren, ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun". Wir unterschätzen unsere Kinder ganz häufig und sind erstaunt, wie viel sie schon selber können. Es ist nicht immer ganz einfach und es ist oft auch anstrengender, mit mehr Zeit und Energie verbunden, wenn wir versuchen unsere Kinder zu mehr Selbstständigkeit zu erziehen. Doch wenn wir es tun, dann werden die Kinder auch weniger am eigenen "Rockzipfel" hängen.
Lass dein Kind die Dinge die es selbst tun kann auch selber tun. Beobachte dein Kind und wenn du merkst, dass es Hilfe braucht, dann sei ihm eine Stütze, zieh dich aber dann auch wieder zurück.
Versuch sie mit kleinen Dingen zu unterstützen. Selber anziehen, waschen, Jacke anziehen, Brot streichen, Dinge wegräumen...
Sag ihr immer genau, was du von ihr erwartest. Wenn du merkst, dass sie es noch nicht alleine schafft, dann frag sie, was sie als erstes tun muss: "z.B wenn du deine Schuhe anziehen willst, was musst du zuerst machen?" - "Den Verschluss aufmachen." - "Genau, und dann...?" Geh mit ihr das schön Schritt für Schritt durch, lobe und ermutige sie.
Mach nicht die ganze Aufgabe selber, sondern zeige ihr was sie tun muss und wahrscheinlich wird sie Spass daran haben und gar nicht mehr auf die Idee kommen Blödsinn zu machen.
Versuch konsequent zu sein, ruhig und entspannt zu bleiben und nicht am Schluss doch noch nachzugeben und es selber zu tun. So wird deine Tochter beginnen, über die möglichen Folgen ihres Tuns und Lassens nachzudenken. Das ist ein ganz wichtiger Schritt für ihre Selbständigkeit und trägt wesentlich zur Entspannung bei euch in der Familie bei. Je weniger du dich in der Situation ärgerst, umso besser.
Kinder können nur Verantwortung üben, wenn wir sie ihnen nicht ständig abnehmen.
Es gibt dazu einen guten Satz: Es gibt eine Hilfe, die keine Hilfe ist!
Als Beispiele folgendes:
1. Wir sind im Restaurant, essen Nussgipfel und ich sage ihr, komm mit die klebrigen Händchen waschen, ich gehe mit der Kleinen. Ich sage es fünf Mal, sie ignoriert mich einfach und tut, als würde sie mich nicht hören.
Auch hier: Gut vorausplanen. Sag ihr schon vorher: "Wenn du den Nussgipfel gegessen hast, dann gehen wir dann rasch die Hände waschen, damit dann nicht alles so klebrig ist. Danach können wir noch auf den Spielplatz." Vielleicht hast du ja auch Feuchttücher dabei, dann kann sie die Hände selber waschen.
Versuch sie zu motivieren. Vielleicht darf sie dann selber die Seife rausdrücken, die Hände fönen, sich selber ein Tuch zum trocknen nehmen... usw.
Ich sage ihr zwar, dass sie nachher auf den Spielplatz darf, es nützt alles nichts. Nun will ich ja keine Megaszene im Restaurant, zumal ich ja noch die Kleine auf dem Arm habe, aber in mir drin kocht es... Wir gingen dann nicht mehr auf den Spielplatz, aber ich hab mich so über sie geärgert, dass ich sie an den Haaren nahm und Dinge gesagt habe, die ich nachher bereute.
Lass dich davon nicht aus der Ruhe bringen. Vielleicht kannst du mit ihr ja einfach nur eine Auswahl anbieten. "Du kannst wählen, ob du die Hände in der Toilette waschen, oder mit einer Serviette etwas abputzen, oder etwas abschlecken."
Pass auch auf, dass du nicht aus einer "Mücke" einen "Elefanten" machst. So schmutzig werden die Hände wahrscheinlich auch nicht gewesen sein, oder?
2. Die Kleine sitzt auf dem Bobbycar. Sie stösst x-Mal mit dem Fuss dran. Ich erkläre ihr lieb, sie soll doch aufhören, die Kleine würde sonst runterfallen. Als ich einen Moment nicht schaue, passierts und fällt.
Was denkst du warum sie das tut? Für sie ist wahrscheinlich die kleine Schwester der Grund allen Übels. Sie hat ihr die Mama weggenommen, wegen ihr hat sie die Mama nicht mehr so lieb, wegen ihr hat die Mama nicht mehr soviel Zeit... Also irgendwo ist es nachvollziehbar, dass sie mit dem Fuss gegen den Bobbycar stösst. Zeig ihr hier Alternativen auf, z.B kann sie die Kleine ja stossen, evt. möchte sie ja vielleicht auch eine Runde fahren. Vielleicht könntest du, wenn die Kleine auf dem Bobbycar sitzt, dann schnell mit ihr etwas machen. z.B einmal hin und zurückrennen usw.
Ich ertrage es dann nicht, dass sie weint und ihr Verhalten hat mich so aggressiv gemacht, dass ich sie ins Zimmer schickte.
Deine Tochter ist ganz klar auf der Suche nach Aufmerksamkeit, die versucht sie mit allen Mitteln zu bekommen, auch wenn es negative ist.
Klar ist es nicht ok, wenn sie mit dem Fuss daran stösst. Aber wenn das passiert, dann warte nicht zu lange. Sag es ihr einmal und dann handle. Nicht drohen, sondern sie dann halt einfach einen Moment vom Bobbycar wegnehmen und ihr auch sagen, warum.
Sie kam wieder raus und dann habe sie aufs Bett geworfen. Es endete in einem riesen Streit und überhaupt nicht konstruktiv.
Hier würde ich sie nicht grad in die Auszeit schicken.
Wenn du es tust und sie wieder rauskommt, dann sag ihr ganz ruhig, dass sie erst rauskommen darf, wenn sie die festgesetzte Zeit ruhig war.
(Ich kann dir dann gerne noch ein paar Tipps zur Auszeit geben, doch im Moment gibt es für mich noch grad ein paar wichtigere Punkte. Ich würde mehr auf "Prävention" setzen, also versuchen zu erreichen, dass ihr eine gute Beziehung zusammen aufbauen könnt.)
3. Sonntagmorgen, alle im Pijama, ausser mein Mann, der Gipfeli holt. Sie will auch mit und ich weiss, wenn sie will, dann will die Kleine auch und beide zuerst anziehen, ist zu stressig.
Das wäre doch jetzt grad eine gute Gelegenheit gewesen, dass sie grad mit dem Papa etwas alleine hätte machen können. Wenn sie dann zurückkommen, dann kannst du sie auch grad loben und ihr sagen, wie toll du das findest, dass sie die Gipfeli gekauft hat.
Zeig deiner Tochter immer wieder (auch vor anderen) wie stolz du auf sie bist. Lobe und ermutige sie. Sag ihr wie stolz du auf ihr Können, ihre Hilfsbereitschaft und Selbstständigkeit bist. Lass sie auch immer wieder Sachen tun, die ältere Kinder schon tun dürfen. z.B am Abend länger aufbleiben, einmal alleine mit Mama oder Papa oder dem Gotti etwas unternehmen. Dann hat sie nicht das Gefühl, sie sei immer im Nachteil. Wenn sie sich nämlich genügend bestätigt fühlt, dass sie die Grössere und Stärkere ist, dann hat sie es weniger nötig, dies ihrer kleinen Schwster gegenüber immer unter Beweis zu stellen.
Schau auch, dass sie genügend "Rückzugsmöglichkeiten" hat. Es ist durchaus normal, dass sie auch einmal etwas ohne das Dabeisein ihrer Schwester machen will. Schaff ihr eine Spielecke in ihrem Zimmer.
Versuch auch immer wieder Zeiten zu schaffen, wo du ausschliesslich Zeit für sie hast. z.B am Mittag, wenn die Kleine schläft, oder zusammen mit ihr in einen Schwimmkurs gehen, ins turnen usw. Denk auch daran, dass sie mit 3 Jahren noch nicht so gut gelernt hat Rücksicht zu nehmen. Zeig ihr wie das geht und hilf ihr dabei. Wie alle Kleinkinder, ist sie ein kleiner Egoist, das ist normal, wenn auch nervig! :-)
Versuch auch deine Ansprüche etwas runterzuschrauben. Oft haben wir das Gefühl, dass Geschwister doch immer gut auskommen sollten, dass sie ein Herz und eine Seele sein müssten.
Ich sage ihr, komm wir decken den Tisch hübsch, wenn Papa kommt, können wir essen. Es nützt nichts. Er ist gegangen und sie schreit wie am Spiess.
Kann ich ehrlich gesagt gut verstehen. Du hast sie mit deinen Plänen völlig überrascht. Sie hat sich das so vorgestellt und dann kommt alles ganz anders... Wenn du nicht willst, dass sie mitgeht, dann musst du auch hier gut vorausplanen und ihr das schon vorher sagen. "Der Papa geht nachher schnell Gipfeli kaufen. Ich möchte dass du hier bleibst. Wir können den Tisch schön decken, du darfst die Servietten auswählen und allen noch ein Schoggiherzli auf den Teller legen..." (Aber wie gesagt, ich kann das jetzt auch nicht so nachvollziehen, warum sie nicht mitdurfte..."
Eine Viertelstunde lang. Sie läuft davon, ich muss sie an der Haustüre unten wieder holen (Hauptstrasse), sie ist mit nichts zu beruhigen. Das Geschrei macht mich so hässig, dass ich sie schliesslich an den Haaren gepackt und sie gehauen habe. Einfach aus meiner Unfähigkeit heraus, diese Situation auszuhalten und auch deshalb, weil sie auf all meine Ablenkungsmanöver nicht reagierte.
Denk immer daran: Du kannst nicht von ihr erwarten, dass sie zu ihrer kleiner Schwester und auch zu anderen Kindern lieb und anständig ist, sie nicht hauen oder schubsen darf, und du tust es dann selber. Wie willst du ihr das erklären?
Ich habe einmal vor etwa 2,5 Jahren unsere Tochter in die Auszeit bringen wollen, sie hat sich so gewehrt und ich war so genervt und am Ende, dass ich sie raufgezerrt habe und ihr mit der Hand einen Klaps auf den Hintern gegeben habe. (Wir hatten und haben sie noch heute, Familienregeln. Dort steht unter anderem: Lieb, anständig und respektvoll miteinander umgehen. Also nicht hauen, beissen, schlagen...) Als ich nach der Auszeit wieder zu ihr ins Zimmer gegangen bin, hat sie als Erstes zu mir gesagt: "Mama, wenn ich nicht hauen darf, darfst du aber auch nicht!" - BINGO!
Eigentlich bin ich mich vom Beruf her an stressige Situationen. Dachte ich jedenfalls. Aber so wie es im Moment ist, ist für niemanden befriedigend. Ansonsten bin ich ja eher der sanfte Typ, schmuse viel mit meiner Tochter, unternehme Aktivitäten usw.. Aber meine Ausbrüche machen mir selber Angst. Hast du mir vielleicht einen Typ und noch was - sorry, dass mein Posting so lang wurde...
Liebe Grüsse
Yarisa
Viele Antworten und Tipps. Schau mal, was du damit anfangen kannst. Vielleicht druckst du dir das alles mal aus und liest es in Ruhe durch. Melde dich doch wieder, mit Feedback und noch mehr Fragen. Zusammen können wir da sicherlich wieder etwas "Licht ins Dunkel" bringen. Ich helfe dir gerne dabei, ok?
liebe Grüsse
Kathrin