Quatsch machen und stören

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Quatsch machen und stören

Beitragvon Eva » 08.09.2008, 10:48

Hallo
Mein Sohn ist neu in den Kindergarten gekommen. All das neue strengt ihn ziemlich an. Er hat schon immer dazu geneigt, gerne mal die Ohren abzustellen, wenn ich oder sein Papa ihn um etwas bitten. Insbesondere wenn am Tag viel passiert, hat er gar nicht mehr die Fähigkeit zuzuhören. Uns geht insbesondere das Quatsch machen und Plagen von anderen auf die Nerven. Beispielsweise gehen 5 Kinder morgens gemeinsam zum Kindergarten und unser Sohn ist der einzige, der ständig andere plagt und Quatsch macht. Konkret: er macht unerlässlich Geräusche (quak quak oder Löwengebrüll) und zappelt irgendwie rum. Zudem geht er so nah an andere Kinder ran, dass diese entweder verlegen mitlachen oder zum Teil auch weinen. Er meint das gar nicht böse, aber versteht irgendwie nicht, dass sein Verhalten stört. Insbesondere beim Schulweg legen die andere Eltern und wir auch wert darauf, das kein gezappele, gerenne und quatsch passiert. Wenn ich versuche ihm das nahezulegen und ihn auffordere nicht mehr quatsch zu machen und rumzuzappeln, ignoriert er mich und macht weiter quatsch. Mein Problem ist, das mein Sohn mich in letzter zeit durch sein Verhalten derart okkupiert, das ich mich kaum um seine beiden kleineren Geschwister kümmern kann. Das ständige Ermahnen dominiert unsere Ausflüge. Zu Hause oder wenn wir unter uns sind ist er ganz normal. Aber ich möchte gerne weiterhin am sozialen Leben ausserhalb unserer vier Wände teilnehmen, ohne ständig meinen Sohn vom Plagen abzuhalten. Es ist schwierig Konsequenzen zu finden, die nicht allen den Spass verderben. Wenn wir beispielsweise ins Hallenbad gehen und er in der Umkleide nur damit beschäftigt ist zu quaken oder andere Kinder zu plagen, dann kann ich mich nicht ausreichend um die anderen beiden kümmern, so dass als Konsequenz kein Hallenbadbesuch mehr möglich ist. Dann sind leider auch die Geschwister betroffen. Auf der Strasse werden von ihm einfach Menschen geplagt (z.B. einen wildfremden Mann an der Jacke ziehen, oder ein Kinde das gerade laufen kann wie ein Monster anbrüllen bis es weint). Sicherlich hängt unser Problem auch damit zusammen, dass ich als Mutter von drei kleinen Kindern (1,2,5 Jahre) sehr viel zu tun habe (dabei habe ich schon viel Hilfe im Haushalt, um Zeit zum Spielen und Basteln etc. mit den Kindern zu haben) und immer an drei Orten gleichzeitig schauen muss.
Ich frage mich, was ich für Konsequenzen bei Quatsch machen und Plagen anwenden kann oder ob ich gar einen ganz anderen Weg wählen soll.
Dieser Zustand belastet uns sehr, da wir uns wirklich durch das Verhalten von anderen abschotten. Freunde ermahnen uns wir sollten unseren Sohn besser erziehen - manche meiden den Kontakt weil unser Sohn nicht "hört". Wie gesagt, bei uns daheim ist das Verhalten kein Problem, nur wenn andere Kinder, auf die sich unser Sohn sehr freut dabei sind oder viele Aktivitäten stattfinden, dann artet das Verhalten aus.
Vielen Dank für Tipps und Anregungen :)
Eva
 
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 08.09.2008, 16:59

Hallo

Hallo Eva! Herzlich Willkommen hier auf dem Elternplaneten, schön dass du hier gelandet bist und hier mitschreibst! Wenn du magst kannst du dich unter "Bewohnder des Elternplaneten" kurz vorstellen.

Mein Sohn ist neu in den Kindergarten gekommen. All das neue strengt ihn ziemlich an.

Das ist immer eine einschneidende Veränderung. Viele neue Eindrücke, neue Rituale, Kinder und eine neue Gruppe, in der er sich behaupten muss. Es gibt auch immer wieder Frust, weil er vielleicht etwas tun muss, das ihm nicht so liegt, oder das er nicht so gerne macht.

Er hat schon immer dazu geneigt, gerne mal die Ohren abzustellen, wenn ich oder sein Papa ihn um etwas bitten.

Kinder stellen oft ihre Ohren ab, wenn sie zu viele Anweisungen erhalten. Wir Eltern neigen ja dazu, die Kinder damit zu zutexten. Zum Teil rattern wir die Anweisungen nur so runter, meist sinde es auch einfach nur Ermahnungen. "Pass auf, dort drüben, nicht so schnell, jetzt hör auf, was tust du da?, nicht zu fest..."
Ich kann dir hier mal ein paar grundsätzliche Tipps zu Anweisungen geben:

WIE du die Anweisungen gibst ist wichtig. Ich kann dir hier ein paar Tipps dazu geben:

Wichtig ist auch, dass du nicht alles x-mal sagst.
Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann probier mal diesen Schritten zu folgen:
Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen
Sprich ihn mit Namen an und sag ihm genau was er tun soll: „bitte häb dini Füess abe, gang bitte ga Zähnputze, due bitte normal rede, …“ (auch hier, immer sagen, was sie tun soll, was du von ihr möchtest).
Achtung: KEINE Frageform. "Würdest du jetzt bitte aufhören? Kommst du bitte? Lässt du das jetzt bitte sein?" Du gibst ihm eine ANWEISUNG und keine Frage. Er kann nicht auswählen, ober er es tun will oder nicht.
Versuch nicht zu drohen! Also nicht: "Wenn du jetzt nicht aufhörst, dann..." oder "Ich sage es jetzt nicht nochmal." oder "Ich zähle jetzt auf 3..." Die Kinder lernen so, dass sie erst gehorchen müssen, wenn du laut wirst oder drohst. (Wenn du das häufig machst, wird dein Sohn das bei dir auch versuchen anzuwenden).
Warte ca. 5 Sekunden und gib ihm Zeit zu gehorchen. Bleib in der Nähe und beobachte ihn.
Wenn er macht, was du gesagt hast, dann lobe ihn.
Wenn nicht dann gib ihm die Anweisung noch einmal. (Bei Problemverhalten, also wenn er mit etwas aufhören soll, dann gib die Anweisung nur 1 Mal und lasse dann gleich eine Konsequenz folgen).
Wenn er wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Ihn aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.). Sag ihm immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihm immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib es ihm dann wieder.

Beobachte dich einmal, WIE du Anweisungen gibst. Denk dran:

Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen. Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.

Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren!

Zu Ungenau! "Sarah!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.

Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!

Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihm vorher wie lange er etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihm hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."

Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":

Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.

Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.

Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.


Insbesondere wenn am Tag viel passiert, hat er gar nicht mehr die Fähigkeit zuzuhören.

Das ist normal. Deshalb ist es wichtig, dass ihr euch wirklich auf eure Anweisungen achtet. Nur so viel wie nötig. Vorher immer kurz überlegen, muss ich das jetzt wirklich sagen?
Nicht zu viel Aktivitäten in einen Tag packen.


Uns geht insbesondere das Quatsch machen und Plagen von anderen auf die Nerven.

Achtet darauf, dass ihr ihm nicht einfach nur sagt, es solle keinen Quatsch machen, das ist zu ungenau. Sagt ihm lieber, was ihr denn von ihm erwartet, was er denn genau tun soll. "Ich möchte, dass jetzt mit mir ruhig in den Laden gehst."

Beispielsweise gehen 5 Kinder morgens gemeinsam zum Kindergarten und unser Sohn ist der einzige, der ständig andere plagt und Quatsch macht. Konkret: er macht unerlässlich Geräusche (quak quak oder Löwengebrüll) und zappelt irgendwie rum.

am besten ist, wenn du die ganze Sache mit dem Kindergartenweg mal mit ihm besprichst. Sag ihm, was dir Angst macht und besprecht zusammen, was auf dem Schulweg wichtig ist. Ihr könnt zusammen auch mal dem Frosch oder dem Löwen sagen, dass sie auf dem Schulweg drin bleiben müssen und erst wieder zu Hause quaken und brüllen dürfen. Frag ihn selber auch nach dem richtigen Verhalten. Gib ihm nicht einfach vor, was er zu tun hat. "Was denkst du, wie ist es für die anderen Kinder, wenn du sie so laut anbrüllst? Was tust du, wenn ein Kind weint, oder sagt, dass es kein Gebrüll mehr haben will?"
Du kannst ihm hier Hilfestellungen geben, pass aber auch auf, dass du nicht ständig dazwischen gehst und rumnörgelst. Die Kinder müssen auch lernen, sich selber zu wehren. Du kannst ja die anderen Kinder auch mal darauf ansprechen, sie fragen ob sie das stört und was sie dagegen tun können, oder[ was sie ihm dann sagen sollen./color]

Zudem geht er so nah an andere Kinder ran, dass diese entweder verlegen mitlachen oder zum Teil auch weinen. Er meint das gar nicht böse, aber versteht irgendwie nicht, dass sein Verhalten stört. Insbesondere beim Schulweg legen die andere Eltern und wir auch wert darauf, das kein gezappele, gerenne und quatsch passiert. Wenn ich versuche ihm das nahezulegen und ihn auffordere nicht mehr quatsch zu machen und rumzuzappeln, ignoriert er mich und macht weiter quatsch.

[color=darkred]Auch hier: Sag ihm nicht einfach, was er nicht tun soll. Sag ihm, welches Verhalten du von ihm erwartest. "Ich möchte, dass du auf dem Schulweg ganz normal gehst und die anderen Kinder in Ruhe lässt. Weisst du was passieren kann, wenn man rumzappelt und zu nahe an der Strasse geht?"
Falls der Polizist mal noch in den Kindergarten kommt, dann schau, dass er dieses Thema auch noch gleich thematisiert. Das betrifft nämlich nicht nur deinen Sohn.


Mein Problem ist, das mein Sohn mich in letzter zeit durch sein Verhalten derart okkupiert, das ich mich kaum um seine beiden kleineren Geschwister kümmern kann. Das ständige Ermahnen dominiert unsere Ausflüge.

Er wird wahrscheinlich gemerkt haben, dass er dadurch genau diese Aufmerksamkeit erhält. Versuch vermehrt den Fokus aufs Positive zu richten. Tut er etwa was dir gefällt, dass er gut kann (da gibt es sicherlich so einiges) dann lobe und ermutige ihn. Sag ihm genau, WAS dir gefallen hat. Pass auf, dass du nicht ins Negative fällst: "Endlich hast du heute mal nicht so blöd getan."

Wichtig ist im Alltag, dass du immer gut vorausplanst. Teile den Tag in kleine Schritte und sage immer und künde an, was jetzt dann passiert und was du von deinen Kindern erwartest."Ihr dürft jetzt noch einen Moment spielen und ich räume die Küche auf, danach komme ich zu euch und dann möchte ich, dass ihr die Zähne putzen geht."

Häufig benehmen sich Kinder daneben, weil wir ihnen nicht genau sagen, WIE sie sich denn zu benehmen sollen. Gerade beim Beispiel Besuch oder beim Weggehen ist es so, dass die Kinder oft gar nicht wissen, was jetzt denn genau passiert. Wer kommt, wie lange? Wo geht man hin? Was macht man da? Und was wird von mir erwartet? Versuch einmal eine solche Situation gut vorauszuplanen.

1. Gute Vorbereitung: Sag ihm genau, wer kommt oder wo ihr hingeht und wie lange? was ihr dann alles macht zusammen? Er kann z.B auch alle die Spielsachen wegräumen, die er nicht teilen möchte. Er erklärt sich dann auch einverstanden, dass er die anderen Spielsachen, die noch im Zimmer sind,teilt. Oder ein paar von seinen Spielsachen mitnehmen.

2. Sprich mit ihm über Regeln: Schaut einmal, was es braucht, damit sich alle wohlfühlen, du kannst ihn danach fragen, wenn er nichts sagt, dann erklär ihm was du von ihm erwartest. Positiv formulieren. Also nicht: Nicht blöd tun, sondern: Mit normaler Stimme sprechen, ruhig und anständig mit den anderen umgehen, Hallo sagen wenn sie kommen usw. Du kannst das Fehlverhalten schon aufzählen, aber versuch dann auch zu formulieren, was du gerne möchtest.

3. Schau auch, dass du grad am Anfang versuchst ihn ein wenig zu begleiten oder ihm eine Aufgabe zu geben. Gib ihm auch hier kleine Hilfestellungen und sag ihm was du erwartest. Beim Besuch z.B: nicht grad auf ihn loslassen, sondern vielleicht alle zusammen mal grad etwas machen. Das Zimmer anschauen, ein Spiel machen usw. Schau auch, dass die Kinder etwas zu tun haben und ins Spiel finden. (Interessante Beschäftigungen parat haben. Das kann z.B auch heissen, dass ihr mal kurz etwas zusammen macht oder zwischendurch mal auf den Spielplatz geht).

4. Lobe und ermutige ihn, wenn es klappt. Du kannst z.B auch vorher mit ihm eine Belohnung abmachen, wenn es klappt. Du musst einfach ganz klar abmachen, wann es die Belohnung gibt. Also das Verhalten welches du erwartest, muss ihm klar sein. Nicht zu viel erwarten und auch nicht zu hohe Ziele setzen. Eine Belohnung kann z.B ein Dessert sein, nachher zusammen ein Buch anschauen, nach dem Essen noch etwas rausgehen use, oder auch einfach nur ein Lob.

5. Konsequenzen einsetzen. Wenn er sich nicht daran hält, dann mach ihn auf das Problem aufmerksam, geh zu ihm hin und sag, was er falsch gemacht hat und was du von ihm erwartest. Sag es ihm einmal und warte dann ein paar Sekunden. Wenn er nicht gehorcht dann musst du eine log. Konsequenz folgen lassen. Das heisst: Es gibt z.B die abgemachte Belohnung nicht oder wenn er sich wirklich total unmöglich benimmt, dann kannst du ihn auch einen Moment in die Auszeit schicken. Du nimmst ihn damit einen Moment aus der Situation raus, er kann sich beruhigen und wieder etwas zu sich selber finden.
D.h du gehst zu ihm, sagst was er falsch gemacht hast, erinnerst ihn an die Regel und sagst: „Luca, du hesch itze grad der Lea gschlage, mir hei abgmacht, dass mir fiin und lieb mitenand umgöh, drum muesch du itze für 1 oder 2 Min. id Uszyt.“ Du nimmst ihn ganz ruhig und bestimmt, und bringst ihn in den Auszeitraum. Dieser sollte uninteressant sein, also nicht das Kinderzimmer, sondern das Schlafzimmer, Badezimmer…. Wenn er die festgesetzte Zeit ruhig war (es muss nicht mucksmäuschenstill sein, aber er muss sich einigermassen still verhalten), dann gehst du zu ihm und sagst: „du bisch itze schön still gsi, itze darfsch wieder usecho.“ Versuch nicht mehr über den Vorgang zu sprechen, sondern versuch ihn wieder in eine Aktivität zu verwickeln. Die Auszeit zeigt ihm, dass er ganz klar eine Abmachung eine Regel übertreten hat, es gibt ihm aber auch dir die Möglichkeit euch zu beruhigen. Drohe nicht mit der Auszeit, er wird sonst lernen, dass er erst hören muss, wenn du drohst. Das gilt allgemein bei den Drohungen. Also das berühmte „wed itze nid folgisch, denn… oder itze zelle ig no uf drü“ solltest du vermeiden. Dein Kind lernt nämlich dabei: Ich muss erst dann hören, wenn die Mama laut wird, wenn sie schimpft, droht oder auf 3 zählt. Die Auszeit vorher (also wenn es kein Problemverhalten gibt) mit dem Kind vorbesprechen und genau sagen, was passiert, wieso und wie lange man in die Auszeit muss und wann du ihn wieder von der Auszeit zurückholst.


Zu Hause oder wenn wir unter uns sind ist er ganz normal. Aber ich möchte gerne weiterhin am sozialen Leben ausserhalb unserer vier Wände teilnehmen, ohne ständig meinen Sohn vom Plagen abzuhalten. Es ist schwierig Konsequenzen zu finden, die nicht allen den Spass verderben. Wenn wir beispielsweise ins Hallenbad gehen und er in der Umkleide nur damit beschäftigt ist zu quaken oder andere Kinder zu plagen, dann kann ich mich nicht ausreichend um die anderen beiden kümmern, so dass als Konsequenz kein Hallenbadbesuch mehr möglich ist.

Auch hier: gut vorausplanen, sagen was du von ihm möchtest. Wegen dem Quaken könnt ihr auch ein Zeichen abmachen, oder ein Säckli mitnehmen, ein Zündholzschachteli lustig anmalen, als Bett für den Frosch und ihn dann während dem Hallenbadbesuch dort rein versorgen. Am besten ignorierst du dann das Gequake einfach. Je mehr du dich darüber aufregst, je lustiger ist es für ihn. du kannst ihm auch sagen, dass du dich dann wieder mit ihm unterhälst, wenn der Frosch versorgt wurde. Als Konsequenz würde ich ihn einen Moment aus dem Wasser nehmen. Oder er muss einen Moment warten, bis er ins Wasser darf. (Dafür muss er aber die Auszeit oder die Methode "Ich muss einen Moment irgendwo ruhig sitzen" zuerst kennen und du musst sie mit ihm geübt haben. Also nicht als erstes im Hallenbad ausprobieren!...

Dann sind leider auch die Geschwister betroffen. Auf der Strasse werden von ihm einfach Menschen geplagt (z.B. einen wildfremden Mann an der Jacke ziehen, oder ein Kinde das gerade laufen kann wie ein Monster anbrüllen bis es weint).

Auch hier: Vorher Regeln abmachen, sag ihm wasa du von ihm erwartest. Wenn Kinder so etwas tun, hat es sicherlich mit Aufmerksamkeit die sie erlangen möchten zu tun, häufig aber auch mit Langeweile. Denkt euch eine lustige Geschichte aus, zählt die roten Autos, sucht Steine, denkt euch lustige Namen für die Menschen auf der Strasse aus... usw. Solche interessanten Beschäftigungen helfen immer sehr viel, auch zu Hause. Ein paar Tipps dazu findest du auch hier: http://www.elternplanet.ch/50.html

Sicherlich hängt unser Problem auch damit zusammen, dass ich als Mutter von drei kleinen Kindern (1,2,5 Jahre) sehr viel zu tun habe (dabei habe ich schon viel Hilfe im Haushalt, um Zeit zum Spielen und Basteln etc. mit den Kindern zu haben) und immer an drei Orten gleichzeitig schauen muss.

Versuch auch immer wieder Zeit mit deinem Sohn alleine zu finden. Lass ihn auch Dinge tun, die er als Grosser jetzt schon darf. z.B am Abend etwas länger aufbleiben, wieder mal mit dir, deinem Mann, seinem Gotti etwas ganz alleine unternehmen.
Dann hat er nicht das Gefühl, er sei immer im Nachteil. Wenn er sich nämlich genügend bestätigt fühlt, dass er der Grössere und Stärkere ist, dann hat er es weniger nötig, dies Anderen gegenüber immer unter Beweis zu stellen.
Schau auch, dass er genügend "Rückzugsmöglichkeiten" hat. Es ist durchaus normal, dass er auch einmal etwas ohne das Dabeisein seiner Geschwister machen will.

Schau auch, dass du nicht zu hohe Erwartungen an ihn, aber auch nicht an dich hast.


ch frage mich, was ich für Konsequenzen bei Quatsch machen und Plagen anwenden kann oder ob ich gar einen ganz anderen Weg wählen soll.
Dieser Zustand belastet uns sehr, da wir uns wirklich durch das Verhalten von anderen abschotten. Freunde ermahnen uns wir sollten unseren Sohn besser erziehen - manche meiden den Kontakt weil unser Sohn nicht "hört".

[Schau dafür, dass dein Sohn wieder richtig hören lernt. Achte auf die Anweisungen und sag nur was wichtig ist, vermeide Drohungen, motiviere und lobe ihn, gib ihm Hilfestellungen aber mach nicht alles für ihn, stell Regeln auf und sei bereit, diese mit log. Konsequenzen zu unermauern, plane gut voraus und sag ihm was du von ihm erwartest, lenke ihn wenn nötig ab, sei fantasievoll und lass auch den Humor nicht zu kurz kommen. Mehr dazu findest du hier:
http://www.elternplanet.ch/45.html


Wie gesagt, bei uns daheim ist das Verhalten kein Problem, nur wenn andere Kinder, auf die sich unser Sohn sehr freut dabei sind oder viele Aktivitäten stattfinden, dann artet das Verhalten aus.
Vielen Dank für Tipps und Anregungen

Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder mit Feedback, Fragen oder noch mehr konkreten Beispielen, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
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Danke

Beitragvon Eva » 09.09.2008, 11:49

Vielen Dank für die nützlichen Tipps. Wir werden vermehrt versuchen die Kommunikation positiv zu führen, genaue Anweisungen, aber nur wenn nötig zu geben, mehr Lob auszusprechen aber auch Konsequenzen folgen zu lassen. Auch verbringe ich den Montags ein paar Stunden nur mit ihm allein. Wir gehen davon aus, bzw. hoffen, dass sich mit der Zeit Veränderungen ergeben und unser Sohn besser hören lernt.

Insbesondere die Anregung mehr vorauszuplanen und die Erwartungen mit den Kindern zu besprechen finde ich gut.

Rein theoretisch klingt alles sehr einfach - aber ein Tag mit drei kleinen Kindern ist ganz schön anstrengend, wenn man diesen wertvoll gestalten möchte. Das ständige vorausschauen, planen, fünf Dinge gleichzeitig erledigen, jemanden am Rockzipfel zu haben und noch alle Kinder in das Geschehen einzubinden oder präventiv zu beschäftigen ist ganz schön anspruchsvoll. Unser Sohn schafft es erfolgreich die meiste Aufmerksamkeit zu bekommen, denn diese ganzen Präventivmassnahmen brauchen "Aufmerksamkeit".

Wir hoffen, dass sich damit aber die "Attacken" wie zum Beispiel das Plagen wildfremder Menschen einstellen.
Vielen Dank und herzliche Grüsse,
Eva
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 09.09.2008, 16:55

Hallo Eva
du hast Recht, in der Theorie tönt das alles immer einfacher als es ist. Aber es geht auch darum, schon mal das Bewusstsein zu haben, aufmerksam zu werden auf seine Erziehungsfehler. Das kann man nicht alles auf einmal ändern. Das braucht Zeit und viel Energie.
Ich denke, dass du recht hohe Erwartungen hast an dich. Es ist zwar lobenswert den Tag wertvoll zu gestalten, ist aber nicht immer möglich und muss auch nicht immer sein. Für drei Kinder da zu sein ist echt anstrengend und du machst einen tollen Job. Es ist nicht immer möglich allen gerecht zu werden, auch wenn du das anstrebst. Schau auch, dass du dich selbst nicht verlierst. Ab und zu mal eine Pause gönnen, z.B am Mittag oder auch mal an einem Nachmittag oder Samstag ist nötig, damit du genug Kraft und Energie hast.
Vorausplanen kann dir helfen, dass die Kinder nicht von deinen Plänen überrascht werden, dass sie wissen, was als nächstes passiert und was du von ihnen erwartest. Wenn du das vorankündest, dann weiss auch dein Sohn, was kommt und wer als nächstes an der Reihe ist. Wenn du ihm vorallem vermehrt positive Aufmerksamkeit schenkst, ihm also dann ein Feedback gibst, wenn er sich gut verhält, dann wird das ihn motivieren.
Melde dich einfach wieder bei Fragen oder mit mehr Beispielen, wenn du magst.
liebe Grüsse
Kathrin
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Auffälliges Verhalten

Beitragvon Eva » 09.12.2008, 13:59

Hallo
Seit meinem Eintrag ist einige Zeit vergangen. Deine Tipps waren sehr nützlich. Auf dem Schulweg lässt er den Clown im Hosensack. Leider ist das Problem weiterreichender als wir bisher vermutet haben. Wir haben die Vermutung, dass unser Sohn einen ungünstigen Einstieg in den Kiga hatte. Er verhält sich anders, als bei uns zu Hause oder in der Kinderkrippe.
Ich hatte dir ja geschildert, dass er Quak Geräusche macht, anderen Kindern sehr nahe kommt (aber nicht bös gemeint, sondern eher spielerisch) und Probleme hat dieses Verhalten zu unterlassen. Im Kindergarten hat er Probleme sich zu öffnen. D.H. er redet nicht in der Gruppe, wenn, dann quiekt er etwas unverständliches.
Auch bei Kontakt mit Fremden, antwortet er nicht (z.B. Schuhverkäufer). Zu Hause und in der Krippe hingegen redet er viel und mit reichem Wortschatz. Auch komplexe Themen (Weltall und Unendlichkeit reizen ihn).
Im Kiga beeindrucken ihn Jungs, die Regeln brechen und Stören. Er versucht das nachzuahmen. Mit mässigen Erfolg. Die Kinder finden das Verhalten bei ihm nicht lustig. Die Betreuer erst recht nicht. Die Eltern finden ihn "Verhaltensauffällig", insbesondere, weil er am Besuchstag, sehr störend auffiel. Zwar auch noch viele andere Kinder, aber er hat sein störendes Verhalten unendlich langatmig durchgezogen. Vom Kiga berichtet er mir nicht besonders viel. Nur wilde Geschichten, die ich gar nicht so recht glauben kann. Er wird mit viel nonverbaler und verbaler Gewalt im Kindergartenalltag konfrontiert. Ich habe anfangs gedacht, er übertreibt. Aber je mehr ich mit anderen Eltern rede, desto mehr erfährt man, dass es leider sehr wild (undiszipliniert und gewalttätig) in seiner Gruppe zu geht. Einige Kinder weinen nachts und wollen nicht mehr in den Kiga. Leider ist die Situation im Kiga sehr ungünstig, da die Kindergärtnerin durch einen Unfall stark eingeschränkt ist, und somit die Betreuung variiert. Eine Turnlehrerin an einem Tag, eine weitere an einem weiteren Tag und sonst die eigentliche Kindergärtnerin, die aber nun erneut ausfällt und irgendwie ersetzt wird. Ich denke dass unser Sohn unter dem Wechsel der Betreuung stark leidet.
In der Kinderkrippe sowie der Waldspielgruppe war ihm die Bezugsperson immer sehr wichtig. Von Bezugsperson im Kiga würde ich momentan gar nicht sprechen. Gerade in Situationen, in denen er Hilfe bräuchte, wenn z.B. ein Kind ihn herumschubst, oder Gewalt antut fühlt er sich allein gelassen. Wir vermuten, dass er im Kiga nicht den richtigen Weg findet, so zu sein wie er ist. Er lenkt durch Quatsch ab und verhält sich introvertiert und abweisend. Mit den anderen Kindern kommt er eigentlich gut zurecht (ausser mit ein zwei Jungen, die ihm Angst einjagen und ihn plagen, durch schubsen, spucken, etc.). Ich denke die Kinder schätzen seine guten Eigenschaften (keine Gewalt, begeistert sich für vieles und ist in dem Sinn zuverlässig nett). Leider ist es für ihn schwer, sein ich (ausser während der Pausen, da ist er ganz normal) zu zeigen. In den verschiedenen Spielecken "taut" er erst am Ende der Spielsession auf, so dass er es verpasst sich zu öffnen. Es beruhigt uns, dass die anderen Kinder ihn gern haben. Aber es beunruhigt uns sehr, dass wir ihm nicht helfen können, sich zu öffnen und mehr Selbstbewusstsein zu zeigen. Bei uns daheim ist er sehr selbstständig und selbstbewusst (fliegt allein mit dem Flugzeug zu den Grosseltern, kocht gerne, hilft sehr gern und geschickt im Haushalt, spielt ganz normal mit anderen Kindern, die zu Besuch kommen). Zudem ist es schwierig, dem Umfeld zu erklären, dass er eigentlich keine Regelquärolant ist, sondern ein ganz lieber zuverlässiger Junge, der zu Hause handzahm ist.
Ich vermute er hat einfach Angst, sich ausserhalb unserem zu Hause richtig zu verhalten, so dass man ihn gern hat. Momentan verhält er sich sehr ungeschickt, so dass er wirklich verhaltensauffällig ist. Manchmal wirkt es richtig provokativ (Gegenstände auf Tische hauen, wenn viel Läute da sind). Ich habe den Verdacht, dass er den Frust vom Tag (er merkt ja selber, dass es im Kiga nicht so funktioniert), des ständigen nicht so Verhaltens wie er es eigentlich gerne würde, am Nachmittag durch Provokationen und Ausbrüche rauslässt.
Wie kann ich ihm helfen, die Verhaltensunsicherheiten in den Griff zu kriegen? Wenn ich mit ihm unterwegs bin, liegt das Ganze noch in meiner Hand, so dass ich die Situation mit ihm reflektieren kann. Aber im Kindergarten? Hilfe vom Kindergarten bekomme ich eigentlich nicht. Auch finde ich die Kommunikation sehr mühsam. Ich habe das Gefühl, es gibt so viele Probleme im Kindergarten, dass unser Problem nicht gerade an erster Stelle steht. Eine Psychologin seitens der Schule ist beantragt, aber zeitlich noch in Ferne. Ich muss noch erwähnen, dass er in der Krippe, sowie in der Spielgruppe immer gut klar gekommen ist. Die Betreuer haben ihn immer als Pflegeleicht und ohne Probleme eingestuft. Er ist sehr sensibel und irgendwie auch ein bisschen introvertiert. Aber auch lustig und gern ein Lausbub. Die anderen Kinder haben ihn gern. Er ist aber kein Initiant, sondern macht gerne alles mit.
Wer kann uns helfen, die Situation im Kiga in den Griff zu kriegen? Wir möchten nicht, dass er Regeln regelmässig bricht. Wie können wir seine Angst und Hilflosigkeit bei Gewalt im Kiga schüren? An wen können wir uns wenden? Vielen Dank für Anregungen und Tipps.
Eva
 
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 09.12.2008, 16:02

Hallo
Seit meinem Eintrag ist einige Zeit vergangen. Deine Tipps waren sehr nützlich. Auf dem Schulweg lässt er den Clown im Hosensack. Leider ist das Problem weiterreichender als wir bisher vermutet haben. Wir haben die Vermutung, dass unser Sohn einen ungünstigen Einstieg in den Kiga hatte. Er verhält sich anders, als bei uns zu Hause oder in der Kinderkrippe.

Warst du schon mal im Kindergarten zu Besuch? Wenn nicht, würde ich dir empfehlen mal an einem Morgen einen Besuch zu machen, damit du mal etwas beobachten kannst und auch den Lärmpegel und die Stimmung etwas mitbekommst. Wenn du vorbei gehst, sag deinem Sohn vorher genau, wie dein Besuch ablaufen wird. Was du von ihm erwartest, was du tun wirst usw.

Ich hatte dir ja geschildert, dass er Quak Geräusche macht, anderen Kindern sehr nahe kommt (aber nicht bös gemeint, sondern eher spielerisch) und Probleme hat dieses Verhalten zu unterlassen. Im Kindergarten hat er Probleme sich zu öffnen. D.H. er redet nicht in der Gruppe, wenn, dann quiekt er etwas unverständliches.
Auch bei Kontakt mit Fremden, antwortet er nicht (z.B. Schuhverkäufer). Zu Hause und in der Krippe hingegen redet er viel und mit reichem Wortschatz. Auch komplexe Themen (Weltall und Unendlichkeit reizen ihn).

Wahrscheinlich ist er sehr unsicher in einer solchen Situation. Versuch doch mal mit ihm zu Hause solche Situationen nach zu spielen. Wie läuft ein Besuch im Schuhgeschäft ab? Was gehört dazu? Was macht der Verkäufer? Was erwartest du von ihm?

Im Kiga beeindrucken ihn Jungs, die Regeln brechen und Stören. Er versucht das nachzuahmen. Mit mässigen Erfolg. Die Kinder finden das Verhalten bei ihm nicht lustig. Die Betreuer erst recht nicht. Die Eltern finden ihn "Verhaltensauffällig", insbesondere, weil er am Besuchstag, sehr störend auffiel. Zwar auch noch viele andere Kinder, aber er hat sein störendes Verhalten unendlich langatmig durchgezogen.

Auch ein Besuchstag kann verunsichern. Was passiert dann? Was machen die Eltern? Vielleicht ist es ihm auch etwas peinlich, wenn viele zuschauen. Versuch auch hier mit ihm gut vorzubesprechen und sag ihm, was genau passiert und was du von ihm erwartest.

Vom Kiga berichtet er mir nicht besonders viel. Nur wilde Geschichten, die ich gar nicht so recht glauben kann. Er wird mit viel nonverbaler und verbaler Gewalt im Kindergartenalltag konfrontiert. Ich habe anfangs gedacht, er übertreibt. Aber je mehr ich mit anderen Eltern rede, desto mehr erfährt man, dass es leider sehr wild (undiszipliniert und gewalttätig) in seiner Gruppe zu geht.

Vielleicht wäre hier auch mal ein Gespräch mit der Kindergärtnerin angebracht. Vielleicht könnt ihr das auch mal an einem Elternabend ansprechen. Am besten ist es natürlich, wenn du vorher mal vorbeigeschaut hast.

Einige Kinder weinen nachts und wollen nicht mehr in den Kiga. Leider ist die Situation im Kiga sehr ungünstig, da die Kindergärtnerin durch einen Unfall stark eingeschränkt ist, und somit die Betreuung variiert. Eine Turnlehrerin an einem Tag, eine weitere an einem weiteren Tag und sonst die eigentliche Kindergärtnerin, die aber nun erneut ausfällt und irgendwie ersetzt wird. Ich denke dass unser Sohn unter dem Wechsel der Betreuung stark leidet.

Besprich das mal mit ihm. Sag ihm, wer für was zuständig ist. Am besten machst du mit ihm einen Plan, damit er sieht, wer an welchem Tag im Kindergarten ist. Hängt den zusammen auf, dann kann er immer schauen: Wer ist am Montag, wer am Dienstag usw. da. Du kannst es mit ihm ja dann immer noch kurz anschauen, entweder am Abend vorher oder am Tag selber.

In der Kinderkrippe sowie der Waldspielgruppe war ihm die Bezugsperson immer sehr wichtig. Von Bezugsperson im Kiga würde ich momentan gar nicht sprechen. Gerade in Situationen, in denen er Hilfe bräuchte, wenn z.B. ein Kind ihn herumschubst, oder Gewalt antut fühlt er sich allein gelassen. Wir vermuten, dass er im Kiga nicht den richtigen Weg findet, so zu sein wie er ist.

Vielleicht könnt ihr zusammen auch mal nach Möglichkeiten suchen. Was könnte er tun, wenn er geschubst wird? Was sagen? Wo Hilfe holen?

Er lenkt durch Quatsch ab und verhält sich introvertiert und abweisend. Mit den anderen Kindern kommt er eigentlich gut zurecht (ausser mit ein zwei Jungen, die ihm Angst einjagen und ihn plagen, durch schubsen, spucken, etc.).
Ich denke die Kinder schätzen seine guten Eigenschaften (keine Gewalt, begeistert sich für vieles und ist in dem Sinn zuverlässig nett).

Sag ihm das und betone das immer wieder. Lobe und ermutige ihn.

Leider ist es für ihn schwer, sein ich (ausser während der Pausen, da ist er ganz normal) zu zeigen. In den verschiedenen Spielecken "taut" er erst am Ende der Spielsession auf, so dass er es verpasst sich zu öffnen. Es beruhigt uns, dass die anderen Kinder ihn gern haben. Aber es beunruhigt uns sehr, dass wir ihm nicht helfen können, sich zu öffnen und mehr Selbstbewusstsein zu zeigen.

Das wäre eigentlich die Aufgabe der Kindergärtnerin, nicht eure...

Bei uns daheim ist er sehr selbstständig und selbstbewusst (fliegt allein mit dem Flugzeug zu den Grosseltern, kocht gerne, hilft sehr gern und geschickt im Haushalt, spielt ganz normal mit anderen Kindern, die zu Besuch kommen). Zudem ist es schwierig, dem Umfeld zu erklären, dass er eigentlich keine Regelquärolant ist, sondern ein ganz lieber zuverlässiger Junge, der zu Hause handzahm ist.

Gibt es denn im Kiga überhaupt Regeln? Wenn sich Kinder nicht an Regeln halten, dann liegt es oft daran, dass es keine gibt (also keine schriftlichen, bildlichen) und dass den Kindern niemand gesagt hat, was von ihnen erwartet wird.

Ich vermute er hat einfach Angst, sich ausserhalb unserem zu Hause richtig zu verhalten, so dass man ihn gern hat. Momentan verhält er sich sehr ungeschickt, so dass er wirklich verhaltensauffällig ist. Manchmal wirkt es richtig provokativ (Gegenstände auf Tische hauen, wenn viel Läute da sind).

Hilf ihm dabei, es besser zu machen. Besprich das mit ihm vorher und mache ihn darauf aufmerksam, wenn er es dann doch tut. "Ich möchte, dass du aufhörst die Sachen auf den Tisch zu schlagen. Lass sie einfach liegen. Nimm sie ihm dann einen kurzen Moment weg, wenn er es wieder tut und sag ihm warum und gib sie ihm nach der vereinbarten Zeit wieder.

Ich habe den Verdacht, dass er den Frust vom Tag (er merkt ja selber, dass es im Kiga nicht so funktioniert), des ständigen nicht so Verhaltens wie er es eigentlich gerne würde, am Nachmittag durch Provokationen und Ausbrüche rauslässt.
Wie kann ich ihm helfen, die Verhaltensunsicherheiten in den Griff zu kriegen? Wenn ich mit ihm unterwegs bin, liegt das Ganze noch in meiner Hand, so dass ich die Situation mit ihm reflektieren kann.

Vielleicht hast du die Möglichkeit ihn in ein Turnen, in eine Gruppe zu schicken, in der er seine Stärken zeigen kann. Etwas, das er gut kann, das ihm Selbstvertrauen gibt.

Aber im Kindergarten? Hilfe vom Kindergarten bekomme ich eigentlich nicht. Auch finde ich die Kommunikation sehr mühsam. Ich habe das Gefühl, es gibt so viele Probleme im Kindergarten, dass unser Problem nicht gerade an erster Stelle steht. Eine Psychologin seitens der Schule ist beantragt, aber zeitlich noch in Ferne.

DAs sind Dinge, die ihr mit dem Kindergarten klären müsst. Besprecht das mit der zuständigen Person (Kindergärtnerin, Kindergartenkommission).

Ich muss noch erwähnen, dass er in der Krippe, sowie in der Spielgruppe immer gut klar gekommen ist. Die Betreuer haben ihn immer als Pflegeleicht und ohne Probleme eingestuft. Er ist sehr sensibel und irgendwie auch ein bisschen introvertiert. Aber auch lustig und gern ein Lausbub. Die anderen Kinder haben ihn gern. Er ist aber kein Initiant, sondern macht gerne alles mit.

Lass ihn das auch immer wieder spüren. Mach ihm keine Vorwürfe und schimpfe nicht mit ihm, sondern hilf ihm, es besser zu machen. Er verliert sonst die Freude am Kindergarten und hat das Gefühl, es eh nicht zu können, eh alles falsch zu machen und fühlt sich so immer unwohler.

Wer kann uns helfen, die Situation im Kiga in den Griff zu kriegen? Wir möchten nicht, dass er Regeln regelmässig bricht. Wie können wir seine Angst und Hilflosigkeit bei Gewalt im Kiga schüren? An wen können wir uns wenden? Vielen Dank für Anregungen und Tipps.

Es ist wichtig, dass ihr den Kontakt mit der Kindergärtnerin habt. Hört euch auch regelmässig ihre Eindrücke an und erklärt ihr eure Sorgen.Geht mal selber vorbei und macht euch ein Bild. Ist es wirklich so schlimm, wie es vielleicht im Moment aussieht?
Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, ok?
Liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
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