Schimpf- und Fluchwörter

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Schimpf- und Fluchwörter

Beitragvon Hera » 04.01.2009, 19:22

Liebe Kathrin.
Sohnemann ist nun 4.5 und wieder mal in einer Phase, die für mich sehr anstrengend ist und wir kommen nicht wirklich weiter. Zur Zeit sind Wörter wie "Scheiss.... (irgendwas)" und auch noch viel Schlimmeres an der Tagesordnung. Wir sind diesbezüglich sicher nicht sein Vorbild, aber wissen schon ungefähr, woher das Vokabular kommt (Grossväter). Wir haben es mit Verschiedenem probiert, ihm erklärt dass bei uns nicht so gesprochen wird, ihm einen "Wutsack" angeboten, in den er Reinmotzen darf, aber es klappt nicht. Er provoziert uns ganz gezielt damit, indem er noch ein wüstes Wort hinterherschreit, wenn wir ihm gerade erklärt haben, dass wir das nicht wollen. Gerade habe ich ihn ins Bett geschickt, nachdem alle Ermahnungen einfach nichts genützt haben und ich ihm das auch angedroht hatte. Wir waren beim Nachtessen, als er wieder loslegte und trotz Ermahnung weiter machte. Was könnte ich noch anderes tun? Er weiss sehr genau, was wir von ihm wollen und erwarten und er tut es regelrecht um uns wütend zu machen. Einfach ignorieren finde ich falsch, er hat schliesslich eine kleine Schwester, die fleissig von ihm lernt.... Danke für deinen Rat! lg
Hera
 
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 05.01.2009, 12:52

Liebe Kathrin.
Sohnemann ist nun 4.5 und wieder mal in einer Phase, die für mich sehr anstrengend ist und wir kommen nicht wirklich weiter. Zur Zeit sind Wörter wie "Scheiss.... (irgendwas)" und auch noch viel Schlimmeres an der Tagesordnung. Wir sind diesbezüglich sicher nicht sein Vorbild, aber wissen schon ungefähr, woher das Vokabular kommt (Grossväter).

Hallo Hera! Hier würde natürlich das Sprichwort: "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm" gut passen. :-) Es ist halt schon so, dass die Kinder viel durch Nachahmung lernen. Vielleicht könnt ihr ja mal mit dem Grossvater reden und ihn (und euch auch) ermutigen, vor eurem Sohn etwas zurückhaltender mit Schimpfwörter zu sein.
Dann würde ich mich auch einmal achten, wann das passiert. Sagt er diese Wörter um dich zu provozieren, ist er einfach nur wütend und sauer, schimpft er, wenn er etwas nicht kann? usw. Wenn er dich einfach provozieren will, oder ihm einfach ein Wort eher so rausrutscht, dann würde ich nicht darauf eingehen. Je mehr du schimpfst und es ihm verbietest, je wichtiger und spannender wird es für ihn. Anders sieht es aus, wenn er dich mit mit Wörtern beschimpft, also z.B "du huere Schissmama, du Arschloch usw. Sag ihm, dass dich das traurig macht und verletzt. Frag ihn auch, ob er weiss, was die Wörter überhaupt bedeuten, wenn nicht erklär es ihm. Sag ihm auch, dass niemand wie Scheisse aussieht, oder wie ein Arschloch und dass du nicht gerne als solches bezeichnet werden möchtest. Ihr könnt z.B zusammen mal selber ein paar Wörter empfinden, oft muss man dabei dann auch wirklich lachen. Es gibt auch ein lustiges Buch dazu: Das kleine Schimpfwörter ABC, du findest es im Shop unter Wut und Trotz.


Wir haben es mit Verschiedenem probiert, ihm erklärt dass bei uns nicht so gesprochen wird, ihm einen "Wutsack" angeboten, in den er Reinmotzen darf, aber es klappt nicht. Er provoziert uns ganz gezielt damit, indem er noch ein wüstes Wort hinterherschreit, wenn wir ihm gerade erklärt haben, dass wir das nicht wollen.

Achte dich immer gut darauf, dass du ihn mit deinen Anweisungen nicht überrumpelst. Am besten ist es, wenn du gut vorausplanst und ihm schon vorher sagst, was du von ihm möchtest und was du von ihm erwartest. Dann weiss er was kommt und wird dann auch weniger wütend. Wenn er ein Wort hinterherschreit, dann würde ich das einfach ignorieren. Bleib ruhig und gelassen und bleib auch bei dem, was du gesagt hast.
Manchmal reicht es auch, wenn man dem Kind anbietet, die Schimpfwörter im WC runterzuspülen, zum Fenster rauszuwerfen oder in eine Schachtel zu legen.
Manchmal nützt auch der Trick mit der "Motzkuh". Die ist ganz klein, fliegt umher und sitzt dann plötzlich einfach zu jemandem ins Haar, ins Ohr in die Hosentasche. Sie sagt ihm dann, dass er laut motzen, schimpfen und wüste Wörter brauchen soll und wenn er es tut, fliegt sie dann weg. Manchmal hilft es auch, das Kind zu fragen, ob wohl die Motzkuh grad irgendwo gelandet ist und das Kind dann bittet, diese doch zu verscheuchen und irgendwo einzusperren. Das Buch dazu findest du hier im Shop unter Wut und Trotz:

http://www.elternplanet.ch/9.html


Gerade habe ich ihn ins Bett geschickt, nachdem alle Ermahnungen einfach nichts genützt haben und ich ihm das auch angedroht hatte.

Pass auf mit Drohungen. Du musst ihm Konsequenzen nicht androhen. Er wird sonst lernen, dass du es nur ernst meinst, wenn du laut wirst und drohst und dass er erst dann hören muss.
Was ist denn genau passiert?


Wir waren beim Nachtessen, als er wieder loslegte und trotz Ermahnung weiter machte. Was könnte ich noch anderes tun?

!sicher mal herausfinden, was ihn denn so ärgert. Wenn er nicht aufhört, dann kannst du ihm entweder einen Moment den Teller wegnehmen. Sag ihm immer warum du es tust. "Luca, du bist hier nur am schimpfen und rumschreien, deshalb nehme ich dir jetzt den Teller einen Moment weg." Gib ihm den Teller nach der abgemachten Zeit (so zwischen 1-3 Minuten) wieder. Wenn er sich nicht beruhigt und weiter schimpft, dann kannst du ihn einen Moment vom Tisch schicken. Entweder schiebst du einfach seinen Stuhl ein paar Meter vom Tisch weg, so dass er mit dem Rücke zu euch sitzt, oder bringst ihn einen Moment vom Tisch weg, so dass er kurz irgendwo sitzen muss. Sag ihm auch hier, warum du es tust und lass ihn dann wieder zum Tisch kommen.

Er weiss sehr genau, was wir von ihm wollen und erwarten und er tut es regelrecht um uns wütend zu machen.

Wenn es anhält, dann könnt ihr auch mal mit ihm Regeln besprechen. Welchen Umgang möchtet ihr in der Familie? Welche Wörter sind tabu? Ihr könnt diese z.B aufschreiben, in einen Sack stecken, im Schnee vergraben usw. Wenn er dich wirklich regelmässig wüst beschimpft, das wirklich ausartet, so als würde er dich hauen oder beissen, dann würde ich ihn immer einen Moment z.B auf die Treppe oder einen Stuhl setzen. Wichtig ist, dass du das vorher mit ihm besprichst, ihm sagst, wann das passiert und warum. Wenn er sich dann wieder beruhigt hat, dann gehst du zu ihm und verwickelst ihn wieder in eine Aktivität.
Ich denke, das wird wahrscheinlich gar nicht nötig sein und das würde ich auch nur tun, wenn es wirklich ausartet.


Einfach ignorieren finde ich falsch, er hat schliesslich eine kleine Schwester, die fleissig von ihm lernt.... Danke für deinen Rat!Trotzdem ist es bei leichtem Problemverhalten das Beste. Du nimmst den Schimpfwörtern so quasi die Existenzberechtigung. Was soll er dich beschimpfen, wenn du gar nicht mehr zu hörst und es einfach ignorierst.
Meine Kinder hatten grad gestern mal wieder einen Riesenspass am Tisch mit Bisi und Gaggiwörtern rumzuexperimentieren. Ich habe sie darauf aufmerksam gemacht, dass sie damit aufhören sollen und dann nach dem Essen oben in ihrem Zimmer so laut sie wollen, wüste Wörter brauchen dürfen. Nach einer Weile kamen sie wieder runter und sagten: "Wir möchten aber lieber hier. Oben ist es langweilig, wir möchten hier bei euch, damit wir schauen können, ob ihr schimpft...." Das sagt eigentlich schon alles, oder?
Also versuch ruhig und gelassen zu bleiben, lass dich nicht provozieren und vorallem: Sei selber ein gutes Vorbild! (Meine Anzahl von "huere" Wörter hat sich also auch schon drastisch reduziert, seit mir meine Kinder immer sagen: "Mama, du hesch de huere gseit..."
Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, mit Fragen, Feedback oder mehr Beispielen, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
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Beitragvon Hera » 14.01.2009, 21:03

Hoi Kathrin. Trotz der Berücksichtigung all deiner Ratschläge kommen wir im Thema Schimpfwörter mit unserem Sohn nicht wirklich voran. Er sagt sicher 100 mal pro Tag laut und mit einem breiten Grinsen im Gesicht "scheisse!" Wenn ich nicht reagiere baut er sich vor mir auf und wiederholt solange, bis ich reagiere. Auch vor viele andere Sachen hängt er das Wort "Scheiss..." voran, zum Beispiel "Scheiss-Florian" (ein Freund von ihm) oder "Scheiss-Spiel" zu einem Spiel, das er zu Weihnachten bekommen hat. Alles mit ihm reden und erklären fruchtet einfach nichts. Es gelingt mir nicht mehr ruhig zu bleiben, weil ich mich so wenig respektiert fühle von ihm. Kennst du sowas?
Herzliche Grüsse
Hera
 
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 14.01.2009, 23:13

Hoi Kathrin

Hallo Hera! Wenn ich so aufs Datum meiner Antwort gucke, dann sehe ich, dass es erst ein paar Tage her ist. Ich weiss, dass du das am liebsten gleich von heute auf morgen ändern möchtest, aber es braucht halt schon ein bisschen Geduld... ;-)
Dinge, die sich Kinder angewöhnt haben, brauchen auch ihre Zeit bis sie wieder abgewöhnt sind.


Trotz der Berücksichtigung all deiner Ratschläge kommen wir im Thema Schimpfwörter mit unserem Sohn nicht wirklich voran. Er sagt sicher 100 mal pro Tag laut und mit einem breiten Grinsen im Gesicht "scheisse!"

Gerade das zeigt ja, dass er nur Aufmerksamkeit damit erzeugen will. Also je mehr du darauf eingehst, umso spannender ist es für ihn.
Achte darauf, dass du den Fokus möglichst auf das Positive richtest. Also tut er etwas, dass du gut findest, dass du vielleicht auch öfter von ihm sehen möchtest, dann lobe ihn und sag ihm genau, WAS dir gefallen hat. Aufpassen, dass du nicht ins Negative fällst. "Endlich hast du mal anständig geredet."
Es ist gut möglich, dass er damit einfach nur Aufmerksamkeit erregen will. Deshalb ist es besser, wenn du ihm viel Aufmerksamkeit gibt, aber einfach dann, wenn er sich angemessen verhält. Versuch dir wenn immer möglich er kurz zu dir kommt, auch Zeit zu nehmen. Oft haben wir Erwachsenen ja immer etwas zu tun: "Warte schnell, ich muss noch rasch... Wenn ich dies oder das erledigt habe, dann komme ich zu dir..."D.h wir vertrösten unsere Kinder oft, diese werden immer ungeduldiger und quengeliger: "Maaaaamaaaaaaa, kommst du jetzt endlich?..." und uns ärgert dann das ständige Rufen. Also wenn immer möglich, schnell zu ihm hingehen, zuhören, helfen, kurz mit ihm anschauen, was sein Problem ist und dann kannst du auch wieder an deine Arbeit gehen.


Wenn ich nicht reagiere baut er sich vor mir auf und wiederholt solange, bis ich reagiere.

Genau gegen dieses Verhalten solltest du etwas tun. Entweder läufst du halt einfach davon, machst deine Sachen weiter und beachtest ihn gar nicht. Wenn dir das schwer fällt, dann würde ich einfach versuchen davon abzulenken. Sag ihm, dass er dir etwas helfen kann, dass ihr zusammen noch etwas spielen könnt, ein Buch anschauen oder was auch immer. Auch wenn es dir schwer fällt. Je mehr du schimpfst, auf ihn einredest, ihn für diese Provokation bestrafst, umso lustiger findet er es. Wenn du das gar nicht kommentierst, dann nimmst du ihm den Wind aus den Segeln und es macht für ihn dann mit der Zeit keinen Spass mehr.

Auch vor viele andere Sachen hängt er das Wort "Scheiss..." voran, zum Beispiel "Scheiss-Florian" (ein Freund von ihm) oder "Scheiss-Spiel" zu einem Spiel, das er zu Weihnachten bekommen hat.

Es kann natürlich auch gut sein, dass er sich über diesen Florian auch wirklich ärgert. Das kannst du selber besser beurteilen, ob er einfach nur Spass am Wort "Scheiss" hat oder ob er sich wirklich über ihn ärgert. Du könntest dann z.B sagen: "Du bist ganz schön sauer nicht wahr?" oder "Der Florian muss dich ja mächtig geärgert haben..." Hör ihm dann einfach mal nur in Ruhe zu. Vielleicht erzählt er dir ja etwas, vielleicht ist etwas passiert, ein Streit, eine Ungerechtigkeit...Versuch das Gehörte dann mit deinen eigenen Worten zusammenzufassen. "Du hast dich also geärgert, weil er gestern nicht mit dir spielen wollte?" Versuch dann mit ihm eine Lösung für das Problem zu suchen, oder frag ihn ganz einfach: "Kann ich etwas für dich tun? Kann ich dir irgendwie helfen?."
Beim Spiel ist es vielleicht so, dass er es nicht spielen kann, weil er nicht draus kommt, oder weil er bis jetzt immer verloren hat oder vielleicht will er damit auch einfach nur sagen: "Hey, spiel doch mit mir." Hier könntest du z.B auch sagen: "Du findest das Spiel echt blöd, was?" - "Ja, es ist das blödste Spiel, das ich je bekommen habe." - "Dann möchtest du es nie mehr spielen?" - "Doch, aber ich verliere immer..." - "Du ärgerst dich also, weil du immer verlierst?" - "Ja, das macht mich richtig wütend."... Oft merken wir in solchen Moment, was denn das wirkliche Problem ist. Also: Wenn er das nur zum Provozieren macht, dann überleg dir mal, was er dir denn damit sagen will. (Sucht er Aufmerksamkeit? Will er so mit dir in Kontakt kommen? Its es ihm Langweilig, fühlt er sich dadurch gross und stark...?) Versuch dann ihn ernst zu nehmen, abzulenken, ihm etwas anzubieten, aber geh gar nicht auf das Wort ein. Wenn er es aber tut, weil er dich wirklich wüst beschimpfen will, einen Wutanfall hat und sich nicht mehr beruhigen lässt, dann kannst du ihn in einem solchen Fall auch mal in die Auszeit bringen. (Aber das nur als letzte Möglichkeit).
Lobe und ermutige ihn viel, wenn er sich angemessen verhält, schenk ihm viel positive Aufmerksamkeit, gib ihm etwas zu tun (interessante Beschäftigungen suchen) und gib ihm auch etwas Zeit. Das ist wie bei einem Sportler, wenn man sich angewöhnt hat mit dem linken Fuss abzuspringen und jetzt sollte man es mit dem rechten tun, dann braucht das viel Training und jemand, der einem dabei hilf.


Alles mit ihm reden und erklären fruchtet einfach nichts. Es gelingt mir nicht mehr ruhig zu bleiben, weil ich mich so wenig respektiert fühle von ihm.

Wenn es so bei dir ankommt, dann sag ihm das. "Das macht mich traurig, wenn du das zu mir sagst. Wenn du so mit mir sprichst, dann mag ich dir gar nicht zuhören."

Kennst du sowas?
Herzliche Grüsse

Schau mal, was du damit anfangen kannst und hab auch etwas Geduld... Auch wenn's schwer fällt! :-)
liebe Grüsse
Kathrin
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