von Kathrin Buholzer » 09.12.2008, 16:02
Hallo
Seit meinem Eintrag ist einige Zeit vergangen. Deine Tipps waren sehr nützlich. Auf dem Schulweg lässt er den Clown im Hosensack. Leider ist das Problem weiterreichender als wir bisher vermutet haben. Wir haben die Vermutung, dass unser Sohn einen ungünstigen Einstieg in den Kiga hatte. Er verhält sich anders, als bei uns zu Hause oder in der Kinderkrippe.
Warst du schon mal im Kindergarten zu Besuch? Wenn nicht, würde ich dir empfehlen mal an einem Morgen einen Besuch zu machen, damit du mal etwas beobachten kannst und auch den Lärmpegel und die Stimmung etwas mitbekommst. Wenn du vorbei gehst, sag deinem Sohn vorher genau, wie dein Besuch ablaufen wird. Was du von ihm erwartest, was du tun wirst usw.
Ich hatte dir ja geschildert, dass er Quak Geräusche macht, anderen Kindern sehr nahe kommt (aber nicht bös gemeint, sondern eher spielerisch) und Probleme hat dieses Verhalten zu unterlassen. Im Kindergarten hat er Probleme sich zu öffnen. D.H. er redet nicht in der Gruppe, wenn, dann quiekt er etwas unverständliches.
Auch bei Kontakt mit Fremden, antwortet er nicht (z.B. Schuhverkäufer). Zu Hause und in der Krippe hingegen redet er viel und mit reichem Wortschatz. Auch komplexe Themen (Weltall und Unendlichkeit reizen ihn).
Wahrscheinlich ist er sehr unsicher in einer solchen Situation. Versuch doch mal mit ihm zu Hause solche Situationen nach zu spielen. Wie läuft ein Besuch im Schuhgeschäft ab? Was gehört dazu? Was macht der Verkäufer? Was erwartest du von ihm?
Im Kiga beeindrucken ihn Jungs, die Regeln brechen und Stören. Er versucht das nachzuahmen. Mit mässigen Erfolg. Die Kinder finden das Verhalten bei ihm nicht lustig. Die Betreuer erst recht nicht. Die Eltern finden ihn "Verhaltensauffällig", insbesondere, weil er am Besuchstag, sehr störend auffiel. Zwar auch noch viele andere Kinder, aber er hat sein störendes Verhalten unendlich langatmig durchgezogen.
Auch ein Besuchstag kann verunsichern. Was passiert dann? Was machen die Eltern? Vielleicht ist es ihm auch etwas peinlich, wenn viele zuschauen. Versuch auch hier mit ihm gut vorzubesprechen und sag ihm, was genau passiert und was du von ihm erwartest.
Vom Kiga berichtet er mir nicht besonders viel. Nur wilde Geschichten, die ich gar nicht so recht glauben kann. Er wird mit viel nonverbaler und verbaler Gewalt im Kindergartenalltag konfrontiert. Ich habe anfangs gedacht, er übertreibt. Aber je mehr ich mit anderen Eltern rede, desto mehr erfährt man, dass es leider sehr wild (undiszipliniert und gewalttätig) in seiner Gruppe zu geht.
Vielleicht wäre hier auch mal ein Gespräch mit der Kindergärtnerin angebracht. Vielleicht könnt ihr das auch mal an einem Elternabend ansprechen. Am besten ist es natürlich, wenn du vorher mal vorbeigeschaut hast.
Einige Kinder weinen nachts und wollen nicht mehr in den Kiga. Leider ist die Situation im Kiga sehr ungünstig, da die Kindergärtnerin durch einen Unfall stark eingeschränkt ist, und somit die Betreuung variiert. Eine Turnlehrerin an einem Tag, eine weitere an einem weiteren Tag und sonst die eigentliche Kindergärtnerin, die aber nun erneut ausfällt und irgendwie ersetzt wird. Ich denke dass unser Sohn unter dem Wechsel der Betreuung stark leidet.
Besprich das mal mit ihm. Sag ihm, wer für was zuständig ist. Am besten machst du mit ihm einen Plan, damit er sieht, wer an welchem Tag im Kindergarten ist. Hängt den zusammen auf, dann kann er immer schauen: Wer ist am Montag, wer am Dienstag usw. da. Du kannst es mit ihm ja dann immer noch kurz anschauen, entweder am Abend vorher oder am Tag selber.
In der Kinderkrippe sowie der Waldspielgruppe war ihm die Bezugsperson immer sehr wichtig. Von Bezugsperson im Kiga würde ich momentan gar nicht sprechen. Gerade in Situationen, in denen er Hilfe bräuchte, wenn z.B. ein Kind ihn herumschubst, oder Gewalt antut fühlt er sich allein gelassen. Wir vermuten, dass er im Kiga nicht den richtigen Weg findet, so zu sein wie er ist.
Vielleicht könnt ihr zusammen auch mal nach Möglichkeiten suchen. Was könnte er tun, wenn er geschubst wird? Was sagen? Wo Hilfe holen?
Er lenkt durch Quatsch ab und verhält sich introvertiert und abweisend. Mit den anderen Kindern kommt er eigentlich gut zurecht (ausser mit ein zwei Jungen, die ihm Angst einjagen und ihn plagen, durch schubsen, spucken, etc.).
Ich denke die Kinder schätzen seine guten Eigenschaften (keine Gewalt, begeistert sich für vieles und ist in dem Sinn zuverlässig nett).
Sag ihm das und betone das immer wieder. Lobe und ermutige ihn.
Leider ist es für ihn schwer, sein ich (ausser während der Pausen, da ist er ganz normal) zu zeigen. In den verschiedenen Spielecken "taut" er erst am Ende der Spielsession auf, so dass er es verpasst sich zu öffnen. Es beruhigt uns, dass die anderen Kinder ihn gern haben. Aber es beunruhigt uns sehr, dass wir ihm nicht helfen können, sich zu öffnen und mehr Selbstbewusstsein zu zeigen.
Das wäre eigentlich die Aufgabe der Kindergärtnerin, nicht eure...
Bei uns daheim ist er sehr selbstständig und selbstbewusst (fliegt allein mit dem Flugzeug zu den Grosseltern, kocht gerne, hilft sehr gern und geschickt im Haushalt, spielt ganz normal mit anderen Kindern, die zu Besuch kommen). Zudem ist es schwierig, dem Umfeld zu erklären, dass er eigentlich keine Regelquärolant ist, sondern ein ganz lieber zuverlässiger Junge, der zu Hause handzahm ist.
Gibt es denn im Kiga überhaupt Regeln? Wenn sich Kinder nicht an Regeln halten, dann liegt es oft daran, dass es keine gibt (also keine schriftlichen, bildlichen) und dass den Kindern niemand gesagt hat, was von ihnen erwartet wird.
Ich vermute er hat einfach Angst, sich ausserhalb unserem zu Hause richtig zu verhalten, so dass man ihn gern hat. Momentan verhält er sich sehr ungeschickt, so dass er wirklich verhaltensauffällig ist. Manchmal wirkt es richtig provokativ (Gegenstände auf Tische hauen, wenn viel Läute da sind).
Hilf ihm dabei, es besser zu machen. Besprich das mit ihm vorher und mache ihn darauf aufmerksam, wenn er es dann doch tut. "Ich möchte, dass du aufhörst die Sachen auf den Tisch zu schlagen. Lass sie einfach liegen. Nimm sie ihm dann einen kurzen Moment weg, wenn er es wieder tut und sag ihm warum und gib sie ihm nach der vereinbarten Zeit wieder.
Ich habe den Verdacht, dass er den Frust vom Tag (er merkt ja selber, dass es im Kiga nicht so funktioniert), des ständigen nicht so Verhaltens wie er es eigentlich gerne würde, am Nachmittag durch Provokationen und Ausbrüche rauslässt.
Wie kann ich ihm helfen, die Verhaltensunsicherheiten in den Griff zu kriegen? Wenn ich mit ihm unterwegs bin, liegt das Ganze noch in meiner Hand, so dass ich die Situation mit ihm reflektieren kann.
Vielleicht hast du die Möglichkeit ihn in ein Turnen, in eine Gruppe zu schicken, in der er seine Stärken zeigen kann. Etwas, das er gut kann, das ihm Selbstvertrauen gibt.
Aber im Kindergarten? Hilfe vom Kindergarten bekomme ich eigentlich nicht. Auch finde ich die Kommunikation sehr mühsam. Ich habe das Gefühl, es gibt so viele Probleme im Kindergarten, dass unser Problem nicht gerade an erster Stelle steht. Eine Psychologin seitens der Schule ist beantragt, aber zeitlich noch in Ferne.
DAs sind Dinge, die ihr mit dem Kindergarten klären müsst. Besprecht das mit der zuständigen Person (Kindergärtnerin, Kindergartenkommission).
Ich muss noch erwähnen, dass er in der Krippe, sowie in der Spielgruppe immer gut klar gekommen ist. Die Betreuer haben ihn immer als Pflegeleicht und ohne Probleme eingestuft. Er ist sehr sensibel und irgendwie auch ein bisschen introvertiert. Aber auch lustig und gern ein Lausbub. Die anderen Kinder haben ihn gern. Er ist aber kein Initiant, sondern macht gerne alles mit.
Lass ihn das auch immer wieder spüren. Mach ihm keine Vorwürfe und schimpfe nicht mit ihm, sondern hilf ihm, es besser zu machen. Er verliert sonst die Freude am Kindergarten und hat das Gefühl, es eh nicht zu können, eh alles falsch zu machen und fühlt sich so immer unwohler.
Wer kann uns helfen, die Situation im Kiga in den Griff zu kriegen? Wir möchten nicht, dass er Regeln regelmässig bricht. Wie können wir seine Angst und Hilflosigkeit bei Gewalt im Kiga schüren? An wen können wir uns wenden? Vielen Dank für Anregungen und Tipps.
Es ist wichtig, dass ihr den Kontakt mit der Kindergärtnerin habt. Hört euch auch regelmässig ihre Eindrücke an und erklärt ihr eure Sorgen.Geht mal selber vorbei und macht euch ein Bild. Ist es wirklich so schlimm, wie es vielleicht im Moment aussieht?
Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, ok?
Liebe Grüsse
Kathrin