von Kathrin Buholzer » 18.06.2008, 14:52
Mein Sohn ist fast 2 1/2 und schon immer gab es Phasen, wo er eine Papiphase hatte. Die dauerten meist so 2 Wochen an und begannen meistens, wenn Papi Ferien hatte. Jetzt dauert es aber schon gute 4 Wochen. Am 20.5 bekam er eine Schwester, die er sehr lieb hat, er möchte sie immer halten und Küsschen geben. Im Spital übersah er mich einfach, was aber bei vielen Kindern vorkommen soll.
Das ist eine normale Reaktion. Du musst verstehen, dass es auch für deinen Sohn eine neue, ungewohnte Situation ist, er reagiert eifersüchtig.
Bis jetzt war er alleine und jetzt ist da plötzlich ein kleines Geschöpf, das so viel Aufmerksamkeit und Zuneigung bekommt. Nicht nur von dir, sondern auch von allen andern. Da kommen Leute extra zu Besuch, weil sie das Kleine sehen wollen. Wahrscheinlich wird es auch immer zuerst begrüsst und das macht deinen Grossen (Kleinen, er ist ja erst 2,5 Jahre alt) eifersüchtig.
Versuch dort ein gewisses Verständnis zu zeigen, dass er sich auch über seine Schwester ärgern darf. Dass kleine Schwestern auch manchmal ganz schön anstrengend sein können.
Sprich mit ihm darüber. Frag ihn auch, was ihn vielleicht nervt, was er toll findet an ihr.
Was sie z.B alles noch lernen muss und wie sie ihm dabei helfen kann.
(Schau mal unter Büchertipps für Kinder. Dort hat es ein paar herzige Titel. z.B auch: Ein Geschwisterchen für Pauli
Sein Papi hatte während meines Spitalaufenthaltes Ferien und anschliessend nochmals 2 Wochen. In dieser Zeit durfte ich ihn nicht anfassen und er wollte nichts mit mir spielen. In der Zwischenzeit arbeitet mein Mann die 2. Woche. Die erste Arbeitswoche ging mit den beiden Kindern sehr gut, vor allem auch weil das Wetter mitspielte und mir immer draussen waren. Seit gestern aber schreit er die ganze Zeit nach Papi, er solle nach Hause kommen, Mami solle arbeiten gehen, er habe Mami nicht lieb etc.
Ich kann dich gut verstehen, dass es dich trifft und belastet. Aber überleg dir einmal wie du reagieren würdest. Da ist plötzlich dein Papa die ganze Zeit um dich herum, nimmt sich Zeit, beschäftigt sich mit dir. Das ist etwas tolles, aber sicherlich auch Ungewohntes, weil der Papa ja sonst nicht so viel zu Hause ist. Wahrscheinlich habt ihr das mit eurem Sohn auch nicht klar vorausgesprochen. Dass der Papa ist für längere Zeit zu Hause ist und dass er jetzt dann wieder arbeiten geht und nicht mehr so viel da ist. Das ist für Kinder immer sehr wichtig, damit sie wissen was passier, was auf sie zu kommt. Gerade wenn sich eine Situation so grundlegend ändert ist es für die Kinder unheimlich wichtig zu wissen, was passiert, mit wem, was von ihnen erwartet wird und wer verantwortlich ist.
Es ist eine ganz normale Reaktion, es heisst nicht, dass dich dein Sohn nicht mehr liebt.
Gerade wenn der Papa nicht soviel zu Hause ist, dann muss er sich seine Zuneigung, seine Bestätigung und Aufmerksamkeit eben dann von ihm holen, wenn er da ist.
Ich kann dir mal ein paar Möglichkeiten aufzählen, was du tun könntest.
1. Ignorieren
Ignoriere dieses Verhalten einfach. Lass dir nichts anmerken, versuch mit deinem Sohn genau so umzugehen wie sonst auch. Wenn er dich wegschicken will, reagiere nicht darauf. Sprich mit ihm ganz normal weiter, lenk ihn ab, verwickle ihn in eine Diskussion, lass ihn dir etwas helfen usw.
2. Besprich mit ihm die Situation
Sag ihm mal wenn alle zusammen sind, dass es dich traurig macht, wenn er dich wegschicken will. Sag ihm, dass es ok ist, wenn er den Papa am liebsten für sich haben möchten, sag ihm aber auch, dass es dich stört und verletzt, wenn er dich wegstösst. Sag ihm WAS du von ihm möchtest und welches Verhalten du von ihm erwartest.
3. Lass deinen Mann auch mal alleine mit deinem Sohn etwas unternehmen. (Oder später auch mal mit beiden, ist auch möglich).
Hab keine Angst, dass er dich deswegen weniger lieb hat. Im Gegenteil, der Konkurrenzkampf wird vielleicht durch das etwas abnehmen. Er wird dann nicht immer das Gefühl haben, dass er so ganz offensichtlich zeigen muss, dass er jetzt grad lieber mit ihm sein möchte. (Weil ja in dem Fall nur er dabei ist). Geniesse diese "kinderlose Zeit" auch mal. Geh mal in Ruhe einkaufen, lies ein Buch, leg dich hin, geh spazieren und freu dich dann drauf, wenn sie alle wieder da sind.
4. Versuch das Ganze mit Humor zu nehmen. Sei nicht gekränkt und eingeschnappt. Ich sage in solchen Situationen manchmal: "Und neben mir will wieder gar niemand sitzen?.... Huhuhuuuuu, schluchz. Ich bin ganz alleine hier! Was soll ich jetzt tun, wenn ich ganz alleine bin? Ja nu, dann nehm ich halt den Bär und spiel ein bisschen mit dem." Oder: "Der Leon ist ja gar nicht da, den hab ich ja gar nirgends gesehen. Wo steckt denn der Leon bloss?"
Mach das mit einem Augenzwinkern, so dass es ein Spass ist und nimms nicht so tierisch ernst. Es ist dann auch nicht mehr so spannend "gegen" dich zu sein, wenn du da mitspielst. Verstehst du was ich meine? Das kannst du natürlich nicht die ganze Zeit machen, aber so ab und zu auf jeden Fall.
Ich weiss momentan einfach nicht mehr, wie ich damit umgehen soll, es tut extrem weh, dass zu hören. Ist es evt. doch eine Einversucht gegenüber seiner Schwester? Das Baby ist zum glück sehr zufrieden und schläft sehr viel, so dass ich genügend Zeit für ihn habe und sehr viel spielen kann mit ihm (Haushalt kann ja mal warten). Es ist in den letzten Tagen nichts spezielles vorgefallen, was sein Verhalten erklären könnte.
Meine Frage ist nun, wie soll ich damit umgehen, soll ich ihm sagen, dass das weh tut, soll ich es ignorieren? Bin um jeden Rat dankbar.
Dein Junge reagiert kann normal. Vorallem weil es ja für ihn auch eine spezielle Situation ist.
Das kommt auch bei uns immer wieder vor, dass die Kinder sagen: "ich habe den Papa lieber als dich." Das ist kein Weltuntergang und soll auch nicht heissen, dass dich deine Kinder nicht mehr lieben.
Schau mal, ob du mit diesen Tipps und Anregungen etwas anfangen kannst und melde dich einfach wieder.
liebe Grüsse
Kathrin