Lehrabbruch

Fragen rund ums Teenageralter

Moderator: Kathrin Buholzer

Lehrabbruch

Beitragvon Denise » 03.04.2008, 19:50

Hallo zusammen

Ich habe ein riesiges Problem mit meinem Bruder (18 J.). Ich bin selber Mutter von 3 Mädchen, 4J, 2J. & 9 Monate. Ich hatte zu meinem Bruder immer ein sehr gutes Verhältnis. Er ist auch der Götti meiner 2. Tochter. Doch nun verstehe ich ihn nicht mehr. Er hat nach nicht mal einem Jahr seine Ausbildung als Multimediaelektroniker an den Nagel gehängt. Er hatte von Anfang an Mühe in der Schule mitzukommen (sagt er!), meine Mutter sagt, dass er nicht einmal seinen Schulsack mit ins Zimmer nimmt. Der liegt die ganze Woche an der selben Stelle! Ich verstehe das nicht. Er hat eine Lehrstelle in seinem Traumberuf gefunden und tut überhaupt nichts dafür. Mit meiner Mutter versteht er sich immer schlechter. Er kommt abens erst spät nach Hause und kommt dementsprechen am nächsten Morgen nie aus dem Bett! Meine Mutter kann sagen was sie will, er hört ihr nicht mal mehr zu. Er hat absolut keinen Respekt vor ihr und lässt sich überhaupt nichts mehr sagen. Seit bald einem Monat geht er auch nicht mehr in die Berufsschule. Ein Gespräch mit den Lehrern hat ergeben, dass sie ihm gerne noch eine Chance geben würden. Ebenso verlief das Gespräch mit dem Lehrmeister. Alle sagen, dass er ohne Probleme die Lehre zu ende bringen könnte, wenn er nicht so faul wäre. Das ist doch einfach HORROR! Er verbaut sich das ganze Leben und sieht es nicht einmal. Nun will er def. abbrechen und ein Jahr "irgenetwas" arbeiten und danach eine Privatschule für Musik (weiss nichts genaueres) die ca. 6 Monate dauert besuchen. Danach hat er nicht mal einen Abschluss!
Ich habe mich bisher rausgehalten weil ich ihn nicht vergraulen wollte. Es reicht doch wenn er mit Mami stendig Probleme hat. Er soll ja auch noch zu jemandem Vertrauen haben. Nur fällt mir das immer schwerer... ich habe ihn wirklich mega gerne, habe aber furchtbar Angst, dass er total abstürzen könnte (er hascht regelmässig, vermute da ist noch mehr er gibts aber nicht zu). Vielleicht ist ja jemand in einer ähnlichen Situation und weiss mir einen Rat. Bin über alles dankbar.
Denise
 
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 06.04.2008, 16:35

Hallo zusammen

Hallo Denise! Herzlich willkommen hier im Forum!

Ich habe ein riesiges Problem mit meinem Bruder (18 J.). Ich bin selber Mutter von 3 Mädchen, 4J, 2J. & 9 Monate. Ich hatte zu meinem Bruder immer ein sehr gutes Verhältnis. Er ist auch der Götti meiner 2. Tochter. Doch nun verstehe ich ihn nicht mehr. Er hat nach nicht mal einem Jahr seine Ausbildung als Multimediaelektroniker an den Nagel gehängt. Er hatte von Anfang an Mühe in der Schule mitzukommen (sagt er!), meine Mutter sagt, dass er nicht einmal seinen Schulsack mit ins Zimmer nimmt. Der liegt die ganze Woche an der selben Stelle! Ich verstehe das nicht. Er hat eine Lehrstelle in seinem Traumberuf gefunden und tut überhaupt nichts dafür. Mit meiner Mutter versteht er sich immer schlechter. Er kommt abens erst spät nach Hause und kommt dementsprechen am nächsten Morgen nie aus dem Bett! Meine Mutter kann sagen was sie will, er hört ihr nicht mal mehr zu. Er hat absolut keinen Respekt vor ihr und lässt sich überhaupt nichts mehr sagen. Seit bald einem Monat geht er auch nicht mehr in die Berufsschule. Ein Gespräch mit den Lehrern hat ergeben, dass sie ihm gerne noch eine Chance geben würden. Ebenso verlief das Gespräch mit dem Lehrmeister. Alle sagen, dass er ohne Probleme die Lehre zu ende bringen könnte, wenn er nicht so faul wäre. Das ist doch einfach HORROR! Er verbaut sich das ganze Leben und sieht es nicht einmal. Nun will er def. abbrechen und ein Jahr "irgenetwas" arbeiten und danach eine Privatschule für Musik (weiss nichts genaueres) die ca. 6 Monate dauert besuchen. Danach hat er nicht mal einen Abschluss!
Ich habe mich bisher rausgehalten weil ich ihn nicht vergraulen wollte. Es reicht doch wenn er mit Mami stendig Probleme hat. Er soll ja auch noch zu jemandem Vertrauen haben. Nur fällt mir das immer schwerer... ich habe ihn wirklich mega gerne, habe aber furchtbar Angst, dass er total abstürzen könnte (er hascht regelmässig, vermute da ist noch mehr er gibts aber nicht zu). Vielleicht ist ja jemand in einer ähnlichen Situation und weiss mir einen Rat. Bin über alles dankbar.
Ich würde genau hier ansetzen. Du bist seine Schwester und sorgst dich um ihn.
Wenn du ein Gespräch mit ihm beginnst ist es manchmal noch gut, wenn man sogenannte "Türöffner" braucht: "Möchtest du darüber sprechen?" oder "Mich würde interessieren, was du darüber denkst." oder "Ich möchte deine Beweggründe besser verstehen können."
Versuch ihm einmal genau zu zuhören. Nicht gleich Bedenken anmelden und Lösungen anbieten. Hör ihm zu und versuche ihn zu verstehen. Versuche das was er gesagt hat nachzuvollziehen und gib das Gehörte in deinen eigenen Worten wieder. "Du sagt, dass dir die Schule verleidet ist." oder "Habe ich das richtig verstanden, du willst alles hinschmeissen, weil es dir stinkt dorthin zu gehen?" Er kann dann deutlich machen, was er genau meint und korrigieren, wenn du nicht ganz richtig liegst.
Wenn man in Sorge ist oder ärgerlich ist, ist es besonders schwierig in einem Gespräch nicht immer den "Polizisten" rauszuhängen. Wir geben häufig schön Lösungen vor, moralisieren, predigen, kritisieren, machen Vorwürfe, interpretieren, befehlen, verhören... Besser ist es "Vermittler" zu sein. Fragen zu stellen, nachzufragen ohne gleich eine Lösung anzubieten.
Du kannst dieses Problem nicht für ihn lösen. Er ist 18 Jahre alt und er muss seinen eigenen Weg gehen und auch seine eigenen Fehler machen. Du kannst ihm aber Unterstützung anbieten, ihn Fragen, ob du ihm helfen kannst. Du kannst zum Beispiel auch Vor- und Nach-Teile seiner Entscheidungen mit ihm anschauen. Was bringt es, wenn er die Lehre fertig macht? Welche Möglichkeiten hat er? Welche neg. Punkte gibt es? Was bringt es ihm, wenn er die Lehre abbricht, diese Schule besucht. Welche Voraussetzungen braucht er überhaupt für diese Schule?
Wichtig finde ich, dass du in diesem Gespräch ehrlich bist und ihm auch sagst, dass du dich um ihn sorgst. Dass du auch nicht recht weisst, wie du mit der Situation umgehen sollst. Probier ihn in diesem Gespräch nicht in eine Ecke zu drängen, oder etwas von ihm hören zu wollen, dass er nicht will.
Biete ihm Hilfe und Unterstützung an (auch betr. Drogen).
Ein gutes Buch zum Thema Kommunikation/Konfliktlösung ist die Familienkonferenz von Thomas Gordon. (Link findest du auf der Büchertipps Seite).
liebe Grüsse
Kathrin
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