meine Tochter der Stierkopf

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

meine Tochter der Stierkopf

Beitragvon Denise » 01.04.2008, 19:59

Hallo zusammen
ich hoffe, dass ich hier ein paar nützliche Tipps erhalte. Meine Tochter ist im Januar 2 Jahre alt geworden. Sie ist die 2. von 3! Vielleicht ist das auch schon das erste Problem? Sie ist ein total süsses, aufgewecktes Kind das man einfach gern haben muss.... nur eine Erziehung ist bei ihr unmöglich. Sie nimmt mich gar nicht richtig wahr... ich kann ihr drohen (mit Fernsehverbot, kein Gute nacht Geschichtli etc.) und sie lacht mich nur an. Ich habe keine Ahnung ob ich einfach nur zu viel verlange. Bei meiner ersten Tochter (jetzt bald 4 Jahre alt) hatte ich diese Probleme nie... klar Erziehung ist immer Stress aber dass ich gar nicht an ein Kind ran komme ist mir neu und macht mir auch ein wenig Angst wenn ich ehrlich bin.
Vielen Dank für Eure Tipps.
Denise
 
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 01.04.2008, 22:45

Hallo zusammen

Hallo Denise! Schön, dass du hier bist. Herzlich willkommen hier im Forum!

ich hoffe, dass ich hier ein paar nützliche Tipps erhalte. Meine Tochter ist im Januar 2 Jahre alt geworden. Sie ist die 2. von 3! Vielleicht ist das auch schon das erste Problem? Sie ist ein total süsses, aufgewecktes Kind das man einfach gern haben muss....

Das tönt ja schon mal nicht schlecht!... :-)

nur eine Erziehung ist bei ihr unmöglich.

Was meinst du damit? Wann hat das angefangen? Denk dran: Viele Verhaltensweisen (auch Problemverhalten) die deine Tochter zeigt sind antrainiert. Du kannst ihr dieses Verhalten wieder abtrainieren und mit deiner Hilfe kann sie auch neues, angemessenes Verhalten lernen.

Sie nimmt mich gar nicht richtig wahr... ich kann ihr drohen (mit Fernsehverbot, kein Gute nacht Geschichtli etc.) und sie lacht mich nur an.

Versuch den Fokus aufs Positive zu richten. Tut sie etwas, dass du gut findest und dass du mehr von ihr sehen möchtest, dann lobe sie. Sag ihr genau, was dir gefallen hat. "Ich finds toll, dass du jetzt grad gekommen bin, als ich dich gerufen habe. Schön, dass du so ruhig gespielt hast, während ich telefoniert habe usw."
Wichtig ist auch, dass du nicht alles x-mal sagst.
Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten:
Geh zu ihr hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich sie mit Namen an und sag ihm genau was er tun soll: „bitte häb dini Füess abe, gang bitte ga Zähnputze, due bitte normal rede, …“ (auch hier, immer sagen, was sie tun soll, was du von ihr möchtest).
Achtung: KEINE Frageform. "Würdest du jetzt bitte aufhören? Kommst du bitte? Lässt du das jetzt bitte sein?" Du gibst ihr eine ANWEISUNG und keine Frage. Sie kann nicht auswählen, ober sie es tun will oder nicht.
Versuch nicht zu drohen! Also nicht: "Wenn du jetzt nicht aufhörst, dann..." oder "Ich sage es jetzt nicht nochmal." oder "Ich zähle jetzt auf 3..." Die Kinder lernen so, dass sie erst gehorchen müssen, wenn du laut wirst oder drohst.
Warte ca. 5 Sekunden und gib ihr Zeit zu gehorchen. Bleib in der Nähe und beobachte sie.
Wenn sie macht, was du gesagt hast, dann lobe sie.
Wenn nicht dann gib ihr die Anweisung noch einmal. (Bei Problemverhalten, also wenn sie mit etwas aufhören soll, dann gib die Anweisung nur 1 Mal und lasse dann gleich eine Konsequenz folgen).
Wenn sie wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Sie aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.). Sag ihr immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihr immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib es ihr dann wieder.
Wenn es keine Konsequenz gibt, dann setze sie wie gesagt für auf den stillen Stuhl.

Der st. Stuhl ist eine milde und effektive Möglichkeit, dass Kinder angemessenes Verhalten lernen. In vielen Situationen schicken wir die Kinder einfach ins Zimmer, also in die Auszeit. Oft ist diese Konsequenz aber zu "hart" und viele Eltern sind froh, wenn sie sehen dass es noch etwas wie eine "Vorstufe" gibt. Den stillen Stuhl kannst du einsetzen, wenn sie nicht tut, was du ihr sagst, oder wenn andere Konsequenzen keinen Erfolg zeigen.

Der st. Stuhl bedeutet: Das Kind muss seine Beschäftigung unterbrechen und für kurze Zeit in dem Raum, in dem das Problem aufgetreten ist, ruhig sitzen muss. (Zw. 1-5 Minuten je nach Alter). Es kann ein Stuhl sein, eine Treppe, ein Trip Trap. Es ist kein "Schäm-di-Eggli" es muss also nicht ein bestimmter Stuhl sein, an einem bestimmten Ort. Den st. Stuhl kannst du auch beim einkaufen anwenden. Z.B auf einer Treppe, in der Tiefgarage, im Auto, auf dem Spielplatz auf einem Bänkli usw.
Wenn das Kind sich nicht an deine Anweisungen hält und es keine passenden log. Konsequenzen gibt, dann sag ihm: " Du hast jetzt nicht das gemacht, was ich dir gesagt habe, deshalb musst du jetzt für 2 Minuten auf den st. Stuhl." Bring sie ruhig aber bestimmt dort hin. Wenn sie die festgesetzte Zeit ruhig war ( wie ruhig, das kannst du selber entscheiden, wenn sie noch ein bisschen "rum mötzelt" ist das auch ok) dann darf sie wieder weiterspielen.
Lobe sie dann und sprich den Vorfall nicht mehr an. "Schön, dass du dich beruhigt hast, du bist jetzt schön still gewesen, jetzt darfst du wieder aufstehen."
Wenn sie nicht still sitzt (das ist am Anfang zu 99% der Fall) dann bring sie in die Auszeit. Sag ihr, was sie falsch gemacht hat und bring sie ruhig dorthin. "Du warst auf dem st. Stuhl nicht still, deshalb musst du jetzt in die Auszeit." Drohe nicht mit der Auszeit, sondern tu es einfach. Oder: "Lena, du hast jetzt gerade die Larissa gehauen, wir haben abgemacht, dass wir anständig und lieb miteinander umgehen. Deshalb gehst du jetzt für 3 - 5 Min. in die Auszeit."
Du nimmst sie ganz ruhig und bestimmt, und bringst sie in den Auszeitraum. Dieser sollte uninteressant sein, also nicht das Kinderzimmer, sondern das Schlafzimmer, Badezimmer….
Wenn sie die festgesetzte Zeit ruhig war (es muss nicht mucksmäuschenstill sein, aber sie muss sich einigermassen still verhalten), dann gehst du zu ihr und sagst: „du warst jetzt schön still, jetzt darfst du wieder rauskommen.“ Versuch nicht mehr über den Vorgang zu sprechen, sondern versuch sie wieder in eine Aktivität zu verwickeln.
Die Auszeit zeigt ihr, dass sie ganz klar eine Abmachung eine Regel übertreten hat, es gibt ihr aber auch dir die Möglichkeit euch zu beruhigen.
Drohe nicht mit der Auszeit, sie wird sonst lernen, dass sie erst hören muss, wenn du drohst. Das gilt allgemein bei den Drohungen. Also das berühmte „wed itze nid folgisch, denn… oder itze zelle ig no uf drü“ solltest du vermeiden. Dein Kind lernt nämlich dabei: Ich muss erst dann hören, wenn die Mama laut wird, wenn sie schimpft, droht oder auf 3 zählt. Versuch anstatt zu drohen, das Kind zu motivieren. „Hey, wenn di itze schnäll aziehsch, denn hei mer när no gnue Zyt fürs Büechli.“ Oder „Due di itze alege und wed agleit bisch denn chasch cho ässe.“ (Nicht: wed di itze nid aleisch, de chasch nid cho ässe).

Die Auszeit vorher (also wenn es kein Problemverhalten gibt) mit dem Kind vorbesprechen und genau sagen, was passiert, wieso und wie lange man in die Auszeit muss und wann du sie wieder von der Auszeit zurückholst.
Denk dran: Die Auszeit ist die letzte Möglichkeit und steht am Ende einer langen Kette von Erziehungsfertigkeiten (Fam. Regeln, direktes ansprechen, klare ruhige Anweisungen, Log. Konsequenzen, Stiller Stuhl und Auszeit. Die Auszeit funktioniert nur, wenn du vor allem auch die anderen Erziehungsstrategien (beschreibend loben, Aufmerksamkeit schenken, Zuneigung zeiten bei positivem Verhalten, beiläufiges lernen usw.) regelmässig anwendest. Überleg dir vorher, für welches Verhalten du die Auszeit anwenden willst. Also z.B für heftige Wutanfälle, spucken, schlagen, beissen, hauen usw.
Du kannst eine Auszeit auch direkt anwenden, ohne vorher noch den st. Stuhl zu brauchen.


Ich habe keine Ahnung ob ich einfach nur zu viel verlange.

Was verlangst du denn? Welche Werte und Fähigkeiten möchtest du denn deiner Tochter vermitteln? Was genau stört dich? Was möchtest du, dass sich bei ihrem Verhalten ändert? Was möchtest du bei deinem Verhalten ändern?

Bei meiner ersten Tochter (jetzt bald 4 Jahre alt) hatte ich diese Probleme nie... klar Erziehung ist immer Stress aber dass ich gar nicht an ein Kind ran komme ist mir neu und macht mir auch ein wenig Angst wenn ich ehrlich bin.

Es ist immer schwierig Vergleiche zu ziehen. Versuch deine mittlere Tochter nicht zu sehr mit den andern zu vergleichen. Versuch ihr viel positive Aufmerksamkeit zu schenken, lobe sie und denk dran: Sie ist erst 2 Jahre alt. Wichtig ist auch realistische Erwartungen zu haben. Das heisst nicht, dass du ihr nichts zutrauen darfst, oder ihr alles abnehmen sollst. Unterstütze sie, ganz nach dem Motto: Hilf mir, es selbst zu tun!

Viele Antworten. Am besten druckst du dir das alles mal aus und liest es in Ruhe durch. Melde dich, wenn du Fragen hast. Vielleicht kannst du mir auch noch ein paar Beispiele mehr geben, dann kann ich dir noch ganz konkrete Tipps für die jeweiligen Situationen geben. Gib mir mal ein Feedback, wie es klappt. Ok?
liebe Grüsse
Kathrin

Vielen Dank für Eure Tipps.
Bitte, sehr gern geschehen! :-)
Kathrin Buholzer
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