Extrem Mami fixiert

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Extrem Mami fixiert

Beitragvon 260604Niki » 30.10.2008, 15:43

Hallo Kathrin,
Seit einiger Zeit lese ich immer wieder mal die Einträge auf dem Forum. Der eine oder andere Tipp von Dir an andere Forum-Teilnehmer hat mir auch schon weiter geholfen. Jetzt hab ich allerdings eine andere Bitte, und hoffe, Du kannst mir weiter helfen.

Unser Sohn (Juli 2006) geht seit er 6 Monate alt war an 2,5 Tagen die Woche in die Krippe. Bis jetzt hat alles super geklappt. Immer wieder mal gab es mal Tage, an denen er mich beim "in-die-Krippe-bringen" nicht gehen lassen wollte, und geweint hat, aber das hat sich in Grenzen gehalten, und somit mich auch nicht gross gestört.

Seit 3 Wochen allerdings sagt er jeweils schon auf dem Weg zur Krippe, dass er nicht in die Krippe gehen will. Wenn wir ankommen, lässt er mich kaum los, klammert sich an meinem Bein fest, und will nicht, dass ich gehe. Wenn ich ihn dann spielerisch der Erzieherin "übergebe" (er darf immer zu ihr "fliegen".... das hat früher oft geklappt um ihn abzulenken), fängt er sofort an zu weinen. Abends beim abholen erzählt er mir dann mit einem Grinsen im Gesicht, dass er tagsüber ein paar mal geweint und nach mir gefragt hat. Die Erzieher bestätigen mir das auch. Ich muss vielleicht noch dazu sagen, dass er vor 2 Wochen einen Gips am Bein hatte (zum Glück nichts schlimmes). Als er damit in der Krippe war, und einmal wohl rechte Schmerzen hatte, haben sie mich angerufen, und ich kam ihn ca 1 Std früher abholen. Glaubst du, dass er das schon überrissen hat, und glaubt, dass ich ihn nun jedesmal früher holen komme, wenn er weint? aber das geht leider nicht.

Hast Du mir vielleicht ein paar Tipps, wie ich ihm die Krippe wieder "schmackhaft" machen kann?

Er ist übrigens auch sonst im Moment recht Mami-fixiert. Gestern abends z.B. ging ich aus, und er blieb beim Papi. Das hat bis jetzt immer wunderbar geklappt. Aber gestern hat er wohl dann auch mehrmals geweint und nach mir gefragt.

Vielen Dank schon im Voraus für Deine Hilfe!

Liebe Grüsse,

Niki
260604Niki
 
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Registriert: 19.08.2008, 20:49

Beitragvon Kathrin Buholzer » 30.10.2008, 16:00

Hallo Kathrin,
Seit einiger Zeit lese ich immer wieder mal die Einträge auf dem Forum. Der eine oder andere Tipp von Dir an andere Forum-Teilnehmer hat mir auch schon weiter geholfen. Jetzt hab ich allerdings eine andere Bitte, und hoffe, Du kannst mir weiter helfen.

Hallo Niki! Herzlich willkommen hier auf dem Elternplaneten, schön dass du hier dabei bist.

Unser Sohn (Juli 2006) geht seit er 6 Monate alt war an 2,5 Tagen die Woche in die Krippe. Bis jetzt hat alles super geklappt. Immer wieder mal gab es mal Tage, an denen er mich beim "in-die-Krippe-bringen" nicht gehen lassen wollte, und geweint hat, aber das hat sich in Grenzen gehalten, und somit mich auch nicht gross gestört.

Seit 3 Wochen allerdings sagt er jeweils schon auf dem Weg zur Krippe, dass er nicht in die Krippe gehen will. Wenn wir ankommen, lässt er mich kaum los, klammert sich an meinem Bein fest, und will nicht, dass ich gehe.

Hat sich in der Zeit etwas geändert? Neue Kinder in der Krippe? Neue Bezugspersonen?

Wenn ich ihn dann spielerisch der Erzieherin "übergebe" (er darf immer zu ihr "fliegen".... das hat früher oft geklappt um ihn abzulenken), fängt er sofort an zu weinen. Abends beim abholen erzählt er mir dann mit einem Grinsen im Gesicht, dass er tagsüber ein paar mal geweint und nach mir gefragt hat. Die Erzieher bestätigen mir das auch. Ich muss vielleicht noch dazu sagen, dass er vor 2 Wochen einen Gips am Bein hatte (zum Glück nichts schlimmes). Als er damit in der Krippe war, und einmal wohl rechte Schmerzen hatte, haben sie mich angerufen, und ich kam ihn ca 1 Std früher abholen. Glaubst du, dass er das schon überrissen hat, und glaubt, dass ich ihn nun jedesmal früher holen komme, wenn er weint? aber das geht leider nicht.

Das ist gut möglich. Manchmal reicht schon ein einmaliges "ausbrechen" aus der Routine, um die Kinder zu verwirren.
Fünf entwicklungsbedingte Angstformen begleiten Menschen ein Leben lang: die Körperkontaktverlustangst, die Achtmonatsangst und die Trennungsangst sind die Ängste, die bis zum dritten Lebensjahr, oder auch darüber hinaus vor allem auftauchen. Die Reaktionen sind hier Schreien, Anklammern an Bezugspersonen, Abwenden, Weglaufen.
So um das dritte Lebensjahr kommt es zur Ausbildung der Vernichtungsangst. Zwischen dem vierten und fünften Jahr entwickelt sich die Angst vor dem Tod.

Wichtig ist, dass du mit ihm vorher ganz genau besprichst, wie das dann genau abläuft. Reinkommen, Schuhe ausziehen, Täschli versorgen, Tschüss sagen, ins Kreisli sitzen.. .oder wie auch immer.

Positiv formulieren! Also nicht: "I möcht nid, dass du mir nachrennsch" sondern "I möcht, dass du zu de andere Chind geisch und i der Krippe blibsch, bis ig di chume cho hole."
Besprich das am besten mal mit ihm. Sag ihm, was du von ihm erwartest.
Macht zusammen ein Abschiedsritual ab. (Ihr könnt das dann auch mal zusammen zu Hause üben). Z.B ein Sprüchli sagen, ein spez. Abschiedsgruss, ein Kuss, nochmals zum Fenster reinschauen und winken usw. du kannst ihm auch einen Gegenstand auf den Weg geben. z.B eine Muschel, ein Tüechli, ein kleines Kuscheltierchen oder einen Stein.
Wenn ihr wollt, könnt ihr zusammen einen kleinen Stein suchen und diesen gemeinsam verzieren (mit Glitzerfarben, anmalen, mit Glitzersteinen verzieren). Wenn ihr euch verabschiedet, dann könnt ihr die Steine austauschen. Er hat dann etwas von dir und du hast etwas von ihm.
Allgemein zum "Abschied sagen" ist es wichtig, dass ihr einen gemeinsamen Schluss findet. Also nicht immer wieder: "Also Schätzli ich geh dann jetzt, ist gut, wenn ich jetzt gehe. Also dann machs gut, Mami kommt ja dann wieder, gell? Also dann häbs schön, bis nachher usw." Macht euch beide den Abschied nicht zu schwer, in dem ihr ihn unnötig in die Länge zieht. Auch wenns dir schwer fällt, versuch dich fröhlich zu verabschieden. Gib ihm auch das Gefühl, dass er jetzt etwas hat, was die Mama nicht hat und Sachen kennenlernen darf, die er dir dann am Abend erzählen und beibringen kann. Ein Lied, ein Versli, ein Spiel usw. Du kannst ihm auch vorher Tipps und Anregungen geben, wie und wo er sich beschäftigen kann. Er kann dir z.B ein bestimmtes Bild malen, oder dieses dann einer bestimmten Person schenken. Das gibt ihm dann auch wieder eine Bestätigung und ein Lob.
Du kannst ihm auch sagen, dass ihr es euch dann wieder gemütlich machen könnt, wenn er wieder zu Hause ist.
Wenn er vielleicht eine Freundin oder einen Freund in der Krippe hat, dann nützt es oft auch, wenn diese oder dieser ihn durch die Tür begleitet.


Hast Du mir vielleicht ein paar Tipps, wie ich ihm die Krippe wieder "schmackhaft" machen kann?

Er ist übrigens auch sonst im Moment recht Mami-fixiert. Gestern abends z.B. ging ich aus, und er blieb beim Papi. Das hat bis jetzt immer wunderbar geklappt. Aber gestern hat er wohl dann auch mehrmals geweint und nach mir gefragt.

So lange das in diesem Rahmen bleibt, ist es durchaus normal.
Sag ihm immer früh genug, wenn du weggehst, wie lange und was du von ihm erwartest. Wenn er dann ein bisschen weint, ist das ok. Das ist ein normaler Trennungsschmerz. Lass dich davon nicht zu fest beirren. Zögere dein Gehen nicht unnötig lange hinaus. Verabschiede dich zügig und geh dann. Du kannst z.B auch mit ihm abmachen, dass er vor dem ins Bett gehen noch kurz mit dir telefonieren darf.
Achtet auch darauf, dass ihr mit dem "ins Bett bringen" abwechselt. Wenn immer möglich soll auch dein Mann ihn ins Bett bringen, auch wenn du zu Hause bist. Dann wird das zur Selbstverständlichkeit und nicht zur Ausnahme. Lass ihn dann wirklich von A-Z alles mit dem Papa machen. Du kannst dann am Schluss noch Gute Nacht sagen.


Vielen Dank schon im Voraus für Deine Hilfe!

Liebe Grüsse,

Niki

Schau mal was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder mit Fragen und Feedback, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
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