von Kathrin Buholzer » 20.10.2008, 20:55
Grüezi Kathrin
ich hätte nicht gedacht,dass ich so schnell wieder einen Tip von Ihnen brauche...
Du ist auch ok, ich duze dich ja auch... :-)
Situation heute:
wir waren auf dem Spielplatz,mein Sohn (3J) im Sandkasten mit einem Mädchen (fast 3J.)leider war ich Ihnene mit dem Rücken zugewandt,sodass ich nicht das ganze Szenario verfolgt habe.
Auf jeden Fall habe ich noch gesehen,wie mein Sohn diesem Mädchen eins ins Gesicht schlug. Das Mädchen weinte natürlich.
Ich ging hin fragte was los sei und warum er sie schlug. Es kam wie so oft keine Antwort.
Auf diese Frage wirst du wahrscheinlich bei einem kleinen Kind nie eine richtige Antwort erhalten. Auch wenn du eine Antwort bekommst, nützt es dir nicht viel. Was willst du darauf antworten?
am besten ist es, wenn du ihm schon vorher sagst, was du von ihm erwartest und die Regeln festlegst. Postiv formulieren. Schau, dass du ihn im Blickfeld behälst, oder ab und zu zu ihm hingehst. Du kannst ihn dann jeweils auch gleich loben, wenn es gut geklappt hat.
Wenn er ein Kind haut, dann geh zu ihm und sag ihm, dass du nicht willst, dass er andere haut. Nimm ihn dann ruhig aber bestimmt einen Moment aus dem Sandkasten raus und lass ihn dann nach der abgemachten Zeit wieder reingehen.
Ich forderte,dass er sich wenigstens entschuldigen solle. Ohne Erfolg. Mein Sohn stellte auf stur.
Das mit dem Entschuldigen ist immer so eine Sache. Wenn man Kinder dazu drängt, dann tun sie es meistens eh nicht. Ich würde hier zu ihm hingehen und sagen: "Hey, schau mal du hast dem Mädchen sehr weh getan. Was könntes du jetzt tun? Wenn man jemandem weh getan hat, was könnte man dann tun? Worüber würde sich das Mädchen wohl jetzt freuen?" Lass ihn selber auf die Idee kommen, dass er sich entschuldigen könnte. Wenn er nicht selber drauf kommt dann sag ihm, was er tun könnte. Wenn er es nicht tun will, dann dräng ihn nicht sondern sag ihm einfach: "Ich fänds schön, wenn du dich dann noch schnell entschuldigen würdest. Willst du jetzt gehen oder bevor wir nach Hause gehen? Soll ich mitkommen oder willst du alleine gehen."
So habe ich entschieden, nach hause zu gehen. Dies passte ihm natürlich überhaupt nicht und er machte ein Drama auf dem Platz.
Wir gingen trotzdem.
Das finde ich ein zu hartes Vorgehen. Ich würde ihn einfach aus dem Sandkasten nehmen. Er soll ja auch die Chance bekommen es besser zu machen. Erst wenn es noch ein weiteres mal passiert, dann kannst du mit ihm nach Hause gehen.
Auf dem Nachhauseweg kamen wir an einem "Kioskautomaten" vorbei. Er fragte, ob ich Geld dabei habe. Ich bejate und wusste auf was er hinaus wollte.(an diesem Automaten haben wir 2x etwas zum trinken gekauft) Klar kam die Frage ob wir was kaufen.
auch hier gut vorausplanen. Sag ihm schon wenn ihr losgeht, dass ihr an dem Automaten vorbeikommt, aber dass ihr nichts kauft.
Ich verneinte, und beredete nochmals die Situation, dass eben Kinder,welche nicht lieb sind und sich auch nicht entschuldigen,bestimmt keine Schleckereien bekommen. Er akzeptierte es.
Das ist eigentlich eine doppelte Bestrafung. Du hast ja schon eine logische Konsequenz eingesetzt, in dem du nach Hause gegangen bist.
Klar kannst du ihm sagen, dass er nichts bekommt, aber bring das nicht mit seinem Verhalten in Verbindung.
Nun zu hause muss er trotz Sonnenschein (16.00 Uhr )drinnenbleiben, das ist ja eigentlich der Sinn und Zweck der " vom Spielplatz nach hause gehen-Strafe" Ist das nun alles zu viel??
Ja! Du hast ihn damit grad drei Mal bestraft. Es geht auch nicht darum dein Kind möglichst hart zu bestrafen, es leiden zu lassen, sondern ihm eine logische Konsequenz für sein Handeln aufzuzeigen. Dein Sohn soll auch etwas aus der Situation lernen. Es kommt immer wieder vor, dass sich Kinder nicht so Verhalten wie wir das von ihnen erwarten. Deshalb ist es wichtig, dass wir ihnen zeigen wie und mit ihnen ein mögliches Alternativverhalten besprechen. Sie müssen dann aber auch die Möglichkeit kriegen, das zu üben.
Ich habe im Moment manchmal das Gefühl er will mir nicht zuhören, er gibt keine Antwort und stellt auf "Durchzug".
Wichtig ist, dass du nicht alles x-mal sagst. Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten:
Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich ihn mit Namen an und sag ihm genau was er tun soll: „Ich möchte, dass du jetzt deine Kleider anziehst und dann zum Essen kommst, …“ (auch hier, immer sagen, was er tun soll, was du von ihr möchtest). warte ca. 5 Sekunden und gib ihm Zeit zu gehorchen.
Bleib in der Nähe und beobachte ihn. Wenn er tut, was du gesagt hast, dann lobe ihn.
Wenn nicht dann gib die Anweisung noch einmal. (Gilt nicht bei Problemverhalten, dann die Anweisung nur einmal geben!). Wenn er wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Das Kind aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.)
Sag ihr immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihr immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib es ihr dann wieder.
Ich Botschaften sind in solchen Situationen auch immer sehr hilfreich. "Wenn du alle deine Sachen hier rumliegen lässt, dann macht mich das wütend, weil ich vorher grad alles schön ordentlich aufgeräumt habe." Oder: "Wenn du so rumtrödelst, dann ärgere ich mich, weil ich gerne mit dir Frühstücken möchte."
Lass ihn verstehen, warum du etwas von ihm möchtest und was es bei dir bewirkt, wenn er es nicht tut.
Beobachte dich einmal, WIE du Anweisungen gibst. Denk dran:
Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen. Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.
Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren!
Zu Ungenau! "Leon!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.
Negative, emotionale Mitteilungen: "Bist du heute wieder unmöglich, bist du ein Globi, ein Lama, ein Schreihals. Das Kind wird als Person kritisiert, nicht sein Verhalten.
Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!
Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihm vorher wie lange er etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihm hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."
Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":
Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.
Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.
Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.
Wie ist das Strafen sinnvoll? Man sagt es soll nach Möglichkeit eine Konsequenz des vorherigen Tuns sein....
Merci für Ihre Hilfe
Ich spreche lieber von Konsequenzen nicht von strafen. Diese sollten wenn immer möglich in Zusammenhang mit dem Verhalten stehen, also logisch sein. Oft sucht man einfach zu weit. Du kannst mir gerne noch ein paar Beispiele mehr aufschreiben, wenn du mit den logischen Konsequenzen noch nicht ganz klar kommst. Melde dich einfach wieder, ok?
liebe Grüsse
Kathrin