Kurz vor dem Verzweifeln wende ich mich nun an euch - vielleicht habt ihr einen guten Tip für mich

Wir leben als Patchwork-Family mit unseren Teenagern zusammen. Meine Tochter ist 18, der Sohn meines Lebenspartners 16 Jahre alt.
Nun gibt es in Bezug auf die Erziehung oder Mithilfe der beiden Teens immer wieder Differen-zen zwischen mir und meinem Lebenspartner, die wir scheinbar nicht lösen können. In letzter Zeit trage ich mich immer mehr mit dem Gedanken, für mich und meine Tochter wieder eine ei-gene Wohnung zu suchen. Unsere Beziehung als Solches ist eigentlich sehr gut - wären nicht die ewigen Streitereien in Bezug auf Erziehungsfragen.
Also, ich versuche das Problem auf den Punkt zu bringen

Ich persönlich hatte in den letzten 9 Jahren seit der Trennung von meinem Mann mit meiner Tochter ein gutes und herzliches Verhältnis. Sie war zuverlässig, hat mitgeholfen, auch mal sel-ber mitgedacht und war - bis auf die wahrscheinlich normalen Zickereien - immer anständig, herzlich und rücksichtsvoll. Vor 2 Jahren sind wir dann mit meinem Lebenspartner und mit sei-nen 2 Kindern zusammengezogen (Die 19jährige Tochter lebt mittlerweile bei der Mutter).
Nun bin ich persönlich der Meinung, dass beide Kinder - meine Tochter und sein Sohn - gleich behandelt werden sollten und auch die Verteilung der wenigen Ämtli zeitlich in etwa gleich sein sollten. Früher haben meine Tochter und ich Hand in Hand gearbeitet und ich musste ihr keine festen Arbeiten zuweisen – es hat einfach geklappt. Natürlich haben wir das auch als Patch-workfamily versucht, was leider überhaupt nicht funktionierte. Es war dann so, dass meine Tochter mitgeholfen hat, der Sohn meines Lebenspartners sich um jede kleinste Arbeit gedrückt hat und es immer wieder schaffte, bei meinem Lebenspartner mit diesem Verhalten durchzu-kommen.
Ein kleines Beispiel: Wir essen jeweils alle miteinander zu Abend. Bis zum heutigen Tag ist es so, dass dann jeweils mein Lebenspartner, ich und meine Tochter das Nachtessen vorbereiten und auftischen. Meist ruft mein Lebenspartner seinen Sohn dann 2-3x, bis er sich dann mit zu uns an den Tisch setzt. Wenn es dann um’s Abräumen geht, bleibt der Junge re-gelmässig so lange sitzen, bis alles abgeräumt ist und er nur noch seinen eigenen Teller und Besteck wegräumen muss. Ich habe meinem Lebenspartner dann des öfteren gesagt, dass er seinen Sohn – wenn er sich um’s Auftischen drückt – dann wenigstens nach dem Essen den Tisch abräumen lassen soll. Mein Lebenspartner hat leider nicht die Konsequenz, dies durch-zuziehen und Irgendwann hatte meine Tochter dann genug und hat – nachdem sie sich diesbe-züglich des öfteren kommuniziert hatte – aufgehört, sich einzubringen und stänkert nun auch, wenn sie etwas helfen soll. Immer wieder höre ich: „Daniel muss ja auch nicht“. Und ich verstehe sie.
Das gleiche Verhalten zeigt sich beim Leeren des Mülleimers oder der Grünabfälle. Meine Tochter leert ab und zu den Müllsack, wenn er voll ist, der Junge schmeisst seinen Müll lieber hinter den Abfalleimer (auch wenn dieser noch nicht voll ist), die leeren Milchdeckel „spickt“ er hinter den Kühlschrank, Karton stopft er unter die Küchenschränke, unter seinem Bett finden sich stapelweise dreckiges Geschirr und verfaulte Essensreste. Auch finde ich des Öfteren sei-ne „Hinterbleibsel“ in der Thuja-Hecke oder in meinen Blumenkistchen am Fenster. Spricht man ihn darauf an, streitet er sehr oft ab oder grinst uns nur dämlich ins Gesicht. Ob seinen respekt-losen „Aktionen“ könnte ich die glatten Wände hochgehen. Die Reaktion meines Lebenspart-ners verläuft dann meist so, dass er ihm jedes Mal nett und freundlich sagt, er solle es doch BITTE wegräumen. Beim nächsten Mal wieder und wieder und wieder… grrrrr
Dasselbe mit den Zimmern der Kinder. Nachdem unter der Woche beide Zimmer jeweils ausse-hen wie wenn der Krieg durchgezogen wäre, haben wir den Beiden den Auftrag gegeben, je-weils bis Freitag Abend – bevor sie in den Ausgang gehen – die Zimmer aufzuräumen und zu staubsaugen. Dass dies – vor allem an Anfang der Kontrolle bedarf – war ich mir sehr wohl be-wusst. Doch immer wieder geht der Junge Freitags weg und das Zimmer ist nicht aufgeräumt, die Wäsche liegt noch kreuz und quer herum, sein Mülleimer ist nicht geleert und das Zimmer nicht staubsaugt. Spreche ich meinen Lebenspartner auf seine „Kontrolle“ an, bekomme ich sehr oft zur Antwort, er könne doch seinem Sohn nicht immer hinterher…
Immer wieder haben wir in letzter Zeit Diskussionen über die aus meiner Sicht mangelnde Kon-sequenz meines Lebenspartners. Mit Konsequenz meine ich nicht eine rein diktatorische Erzie-hung. Ich lobe auch immer wieder die Kinder (beide) wenn sie etwas gut machen. Aber – ich bin der Meinung, sie sollen lernen, dass nicht alles selbstverständlich ist, was wir Eltern für sie tun und dass ein Zusammenleben ein Geben und ein Nehmen sein sollte. Hier denke ich auch an die Zukunft der Kinder – so nach dem Motto: Was Hänschen nicht lernt…..
Ich selbst bin mittlerweile an einem Punkt angelangt, wo ich keine Lust mehr habe, die Erzie-hungsaufgaben meines Lebenspartners zu übernehmen – ich würde nämlich einiges Anders machen.
Liebes ElternPlanet-Team, habt ihr allenfalls einen Tip für mich? Ich möchte nicht, dass meine ansonsten wirklich glückliche Beziehung an den ständigen Reibereien mit der Erziehung zer-bricht.
Herzliche Grüsse