von Kathrin Buholzer » 15.04.2008, 22:14
Liebe Kathrin,
danke für deine Vorschläge, damit kann ich etwas anfangen. Mein Sohn ist halt nicht bereit Kompromisse zu machen. Bis jetzt wollte er auch keine Gespräche. Er rennt gleich davon und ist wütend. Er will selber entscheiden ohne Kompromisse.
Vielleicht kannst du ja bevor du mit ihm sprichst einen Zettel aufhängen mit Themenvorschlägen. Er kann dort seine Sachen aufschreiben, die ihm wichtig sind und die er besprochen haben möchte und du auch. Dann kann man sich auch ein wenig darauf vorbereiten. Macht eine Zeit ab, wann ihr zusammensitzen wollt. Am besten macht ihr eine solche "Sitzung" regelmässig. Also z.B alle 2 Wochen am Freitag um 19 Uhr, oder so. Legt auch eine Zeit fest, wie lange das Gespräch dauern soll (Nicht länger als 30 Minuten)
Was ihr besprochen habt, legt ihr schriftlich fest. Es ist wichtig, dass es nicht nur bei mündlichen Versprechungen bleibt. Macht eine Art Protokoll und die wichtigen Sachen müsst ihr zusätzlich wie eine Art "Vertrag" aufsetzen. Dort steht, wer wann was bis wann erledigt haben muss. Du kannst ihn auch danach fragen, was ihr machen wollt, wenn er sich nicht daran hält. Diskutiert zusammen und wenn ihr eine Lösung od. einen Kompromis gefunden habt, schreibt ihn auf und am besten unterschreibt ihr ihn beide. Dann hat er etwas Verbindliches. Wenn ihr fertig seid, könnt ihr ja noch etwas zusammen machen. Kaffee trinken, raus gehen. (Wenn er das möchte).
Zur Zeit tut er gar nichts. Er lebt in den Tag. Ich habe ihm gesagt, dass er bis er eine neue Ausbildung macht, seinen Unterhalt selber verdienen muss. Damit war er einverstanden, macht aber gar nichts. Er ist nun schon eine Woche zu Hause und hat noch nirgens für Arbeit nachgefragt.
Frag ihn z.B während eines Gesprächs, wie er vorgehen will und was er dafür braucht. Evt. kannst du ihm bei den ersten Schritten etwas helfen. Vielleicht könnt ihr ja auch ein Zwischenziel abmachen. Bis am Mittwoch zeigt er dir eine Liste mit Firmen die er anrufen will, bis am Freitag muss er alle angerufen haben, zum Beispiel.
Ich war mit ihm bei einer Jugendberaterin, die uns dazu geraten hat, dass ich loslasse und er alles selber in die Hand nimmt, auch seine Zahlungen wollte er selber machen; er macht auch das nicht, obwohl er es versprochen hat. Ich mach mir halt nun Sorgen. In die Beratung will er nicht mehr, da müsste er ja zugeben, dass er nicht gehalten hat was abgemacht war.
Ist ja klar, dass er sich dein Vertrauen erst verdienen muss. Deshalb würde ich am Anfang halt schon noch etwas kontrollieren und ihm auch Hilfe anbieten. Vielleicht macht ihr ja mal an einem Abend zusammen ab und macht die Zahlungen gemeinsam. Du machst deine, er macht seine und danach trinkt ihr noch etwas zusammen.
Mein Lebenspartner ist wütend, dass Gabriel nicht arbeitet und einfach zu Hause hockt. Das kann ich sogar verstehen. Mich macht es auch wütend, aber er ist mein Sohn und ich liebe ihn. Ich kann anders oder besser damit umgehen. Ich mache mir grosse Sorgen aber ich habe ja mit der Beraterin abgemacht dass ich loslasse und deshalb sind mir im Moment die Hände gebunden. Ich möchte Gabriel die Chace geben zu beweisen, dass er es schafft oder dass er eben die Konzequenz aus seinem Handeln tragen muss.
Ich würde ihm das während einem Gespräch auch noch mal so kommunizieren. Sag ihm, dass du ihn liebst und dir Sorgen machst, sag ihm, dass du ihm nicht ständig auf die Pelle rücken willst, dass ER jetzt beweisen soll, dass er es alleine schafft. Wenn er Probleme hat, biete ihm Hilfe an und unterstütze und ermutige ihn. Gib ihm auch ein positives Feedback, wenn er sich dann Mal bemüht hat. Auch wenns noch nicht so ganz geklappt hat, aber versuch auch mal den Fokus wieder aufs Positive zu setzen und lobe und ermutige ihn. Nicht immer nur Feedback geben, wenns nicht läuft und ihm nicht immer nur beim Negativen Aufmerksamkeit schenken.
liebe Grüsse
Kathrin