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Ausgang und Lehre

BeitragVerfasst: 09.09.2009, 10:17
von anubia
Hallo!
Ich bin neu hier und habe wie Ihr Alle ein Problem mit meinem Teenie. Vielleicht kann mir jemand einen nützlichen Tip geben.
Meine Tochter wird im Dezember 17 Jahre alt. Sie besucht das 2. Lehrjahr und ist nicht gerade die beste Schülerin, weil sie recht faul ist, und ihr alles andere wichtiger ist als die Schule. Unter der Woche lasse ich sie nicht weggehen - sie kommt jeweils sowieso erst gegen 19:00 nach Hause vom Arbeiten. Danach Essen, Duschen und ab ins Zimmer. Am Familienleben nimmt sie nicht teil - hilft auch nicht das Geringste mit.
Wenn sie im Zimmer ist, läuft ihr Laptop. Die Schulaufgaben macht sie husch, husch, damit sie nacher im MSN mit ihren Kollegen und Kolleginnen chatten kann - gleichzeitig läuft ein Film im Zimmer.
Sie hat nicht gross Ämtli im Haushalt, weil sie 12 Stunden pro Tag unterwegs ist, und ich der Meinung bin, dass die Schulaufgaben wichtiger sind, als im Haushalt zu helfen. Am Wochenende erwarte ich allerdings von ihr ein wenig Mithilfe. Entweder beim Wäsche zusammenlegen, beim Badezimmer putzen oder mal in ihrem Zimmer den Boden aufnehmen. Das klappt aber nie ohne 3-4 maliges Erinnernn - Zeit zum chatten hat sie aber.
Ich hatte mit ihr schon Riesenstress wegen ihrem Ausgang am Wochenende. Sie hat das Gefühl, sie kann weggehen bis wann und mit wem sie will. Ich kenne ihre Kollegen nicht - sie motzt, wenn sie um 02:00 vom Ausgang Zuhause sein muss - die anderen dürfen scheinbar alle länger bleiben. Wir leben ein bisschen ausserhalb der Stadt - mir passt auch nicht, dass sie jeweils alleine Nachhause fahren muss. Sie erwartet von mir auch, dass sie bei ihren Kollegen schlafen kann - männlich oder weiblich, es sind ja "nur" Kollegen. Ich verlange jeweils eine Festnetznummer, habe auch schon Anrufe gemacht, zum sichergehen, dass meine Tochter dort ist. Zu uns bringt sie aber nie jemanden heim, weil sie der Meinung ist, dass es bei uns zuviele Regeln gibt, an welche sie sich nicht auch noch mit ihrem Besuch halten will.
Wie macht ihr das so? Bis wann, und unter welchen Bedingungen lasst Ihr Eure Tochter weg am Wochenende? Soll ich ihr das Internet vorübergehend streichen, oder ist das ein zu tiefer Einschnitt in ihre Privatsphäre? Wie weit darf man einen Teenie bevormunden? Ich trage ja die Verantwortung für sie, also somit auch die Konsequenzen......
Mich stresst dieser Zustand - ich bin dankbar um Tipps!

Liebe Grüsse
Anubia

Re: Ausgang und Lehre

BeitragVerfasst: 10.09.2009, 14:43
von Kathrin Buholzer
Hallo!
Ich bin neu hier und habe wie Ihr Alle ein Problem mit meinem Teenie. Vielleicht kann mir jemand einen nützlichen Tip geben.

Hallo anubia! Herzlich willkommen hier auf dem Elternplaneten! Schön, dass du hier dabei bist und mitschreibst. Ich hoffe, du fühlst dich wohl bei uns.

Meine Tochter wird im Dezember 17 Jahre alt. Sie besucht das 2. Lehrjahr und ist nicht gerade die beste Schülerin, weil sie recht faul ist, und ihr alles andere wichtiger ist als die Schule. Unter der Woche lasse ich sie nicht weggehen - sie kommt jeweils sowieso erst gegen 19:00 nach Hause vom Arbeiten. Danach Essen, Duschen und ab ins Zimmer. Am Familienleben nimmt sie nicht teil - hilft auch nicht das Geringste mit.

Was hast du denn allgmein für ein Verhältnis zu ihr? Wie habt ihr euer Zusammenleben geregelt? Welche Pflichten hat sie? Muss sie dir etwas Geld abgeben? Welche Regeln habt ihr? Seid wann besteht dieses Problem? Hatte sie früher, irgendwelche Aufgaben im Haushalt zu erledigen?
Das Problem ist halt, dass sie es wahrscheinlich bis jetzt ziemlich praktisch hatte. Ein liebes Mami, welches alles für sie macht, sie hat eine Wohnung, die Wäsche wird erledigt... Warum sollte sie jetzt plötzlich daran etwas ändern?...


Wenn sie im Zimmer ist, läuft ihr Laptop. Die Schulaufgaben macht sie husch, husch, damit sie nacher im MSN mit ihren Kollegen und Kolleginnen chatten kann - gleichzeitig läuft ein Film im Zimmer.

Auch wenn dich das stört, denke ich, dass du ihr hier die Eigenverantwortung übergeben muss. Sie ist dafür verantwortlich, wie sie ihre Aufgaben macht.
Du kannst ihr allenfalls Hilfe anbieten, wenn sie selber nicht so vom Fleck kommt. Tipps und Anregungen geben, wenn sie das möchte.


Sie hat nicht gross Ämtli im Haushalt, weil sie 12 Stunden pro Tag unterwegs ist, und ich der Meinung bin, dass die Schulaufgaben wichtiger sind, als im Haushalt zu helfen.

Hmm... Wenn sie später mal arbeitet und eine eigene Wohnung hat, muss sie auch beides machen...

Am Wochenende erwarte ich allerdings von ihr ein wenig Mithilfe. Entweder beim Wäsche zusammenlegen, beim Badezimmer putzen oder mal in ihrem Zimmer den Boden aufnehmen. Das klappt aber nie ohne 3-4 maliges Erinnernn - Zeit zum chatten hat sie aber.

Gibt es da eine fixe Regelung. Habt ihr das schriftlich festgehalten. Erwartungen haben ist das Eine. Dann muss man diese mitteilen und klar formulieren. Vielleicht findet ihr einen Kompromiss, eine Aufgabe die sie eigentlich noch relativ gerne macht. Dann ist es wichtig, dass ihr ganz klar aufschreibt, was sie erledigen muss, wie oft und bis wann. Macht das schriftlich, wie einen Vertrag und unterschreibt den beide.
Sag ihr auch, was dir wichtig ist und lass sie bei den Entscheidungen mit diskutieren. Du kannst auch gewisse Privilegien/Annehmlichkeiten, die sie bis jetzt umsonst bekommen hat mit diesen Aufgaben verknüpfen.


Ich hatte mit ihr schon Riesenstress wegen ihrem Ausgang am Wochenende. Sie hat das Gefühl, sie kann weggehen bis wann und mit wem sie will. Ich kenne ihre Kollegen nicht - sie motzt, wenn sie um 02:00 vom Ausgang Zuhause sein muss - die anderen dürfen scheinbar alle länger bleiben.

Sprich mit ihr über diese Ausgehsituation. Sag ihr, was dir Angst macht, warum es dir wichtig ist, dass sie um 2 Uhr zu Hause ist. Wenn Teenager merken, dass die Eltern es nicht aus lauter Bosheit machen, sondern aus Sorge, können sie es etwas besser nachvollziehen.
"Ich mach mir Sorgen, wenn du so spät nach Hause kommst. Ich schlafe dann schon und merke gar nicht, dass du auch wirklich da bist. Wie wollen wir das in Zukunft organisieren?" Vielleicht findet ihr einen Kompromiss. Wenn sie länger bleiben will, dann muss ein Rückfahrdienst nach Hause organisiert sein, zum Beispiel.
Setz dich mit den Eltern ihrer Kolleginnen und Kollegen auseinander. Du kannst auch mal mit diesen sprechen und fragen, wie es bei ihnen läuft.


Wir leben ein bisschen ausserhalb der Stadt - mir passt auch nicht, dass sie jeweils alleine Nachhause fahren muss. Sie erwartet von mir auch, dass sie bei ihren Kollegen schlafen kann - männlich oder weiblich, es sind ja "nur" Kollegen.

Sprich auch diese Sorgen einmal an. Warum hast du Angst, warum stört es dich? Was würdest du dir denn wünschen? Vielleicht erinnerst du dich auch mal an deine Teeniezeit und wie es bei dir war. Gewisse Wünsche und Vorstellungen kannst du ja sicherlich auch nachvollziehen. Manchmal hilft es auch, wenn man diese mit den Kindern teilt und von sich erzählt.
Frag sie auch mal nach ihren Ideen. Gibt es auch hier einen Kompromiss. Welche Ideen hat sie?
Pass auf, dass du sie nicht in eine Ecke drängst, sie bevormundest, predigst und ihr deine Meinung und deine Vorstellung aufdrängst.


Ich verlange jeweils eine Festnetznummer, habe auch schon Anrufe gemacht, zum sichergehen, dass meine Tochter dort ist. Zu uns bringt sie aber nie jemanden heim, weil sie der Meinung ist, dass es bei uns zuviele Regeln gibt, an welche sie sich nicht auch noch mit ihrem Besuch halten will.

Vielleicht kannst du mit ihr abmachen, dass sie dich kurz anruft. Dann kann sie das etwas diskret machen, damit es nicht gar so peinlich ist. Frag sie auch einmal, welche Regeln ihr dann zuwider sind. Was sie sich denn wünschen würde, damit sie sich mit ihrem Besuch bei euch wohlfühlt.

Wie macht ihr das so? Bis wann, und unter welchen Bedingungen lasst Ihr Eure Tochter weg am Wochenende? Soll ich ihr das Internet vorübergehend streichen, oder ist das ein zu tiefer Einschnitt in ihre Privatsphäre? Wie weit darf man einen Teenie bevormunden? Ich trage ja die Verantwortung für sie, also somit auch die Konsequenzen......

ich kann deine Sorge sehr gut verstehen. Das eigene Kind in die Erwachsenen Welt ziehen zu lassen ist nicht einfach. Am liebsten möchte man es vor allem bewahren, doch das geht nicht. Teenager müssen ihre eigenen Erfahrungen machen können. Sie müssen aber auch wissen, dass die Eltern für sie da sind, auch wenn mal etwas nicht so gut gelaufen ist. Es ist eine Gratwanderung zwischen "Wissen wo sie sind und was sie tun", sie aber nicht zu bevormunden und ihnen den wichtigen Freiraum für Erfahrungen zu lassen.
Wichtig ist, dass du ihr nicht einfach etwas verbietest, sondern ihr mitteilst, was dir durch den Kopf geht. Was dir Angst und Sorge bereitet und ihr dann versucht gemeinsam zu schauen, wie ihr dieses Problem lösen könnt. Zieh sie in diese Lösungsfindung mit ein. Sie wird dann merken, dass du ihr wichtig bist und du ihr auch etwas zutraust, dass du auch Vertrauen hast in sie. Sie wird sich so auch ernst genommen fühlen und merken, dass sie dir wichtig ist.
Was sich immer bewährt, ist eine regelmässige "Familiensitzung, Konferenz".

Sucht euch einen ruhigen Ort, ohne TV oder Radiolärm.
Stellt Regeln auf, z.B wir sprechen in normalem Ton miteinander, wir lassen einander ausreden.
Schreibt vorgängig die Themen auf, die ihr besprechen möchtet. Ihr könnt z.B eine Liste irgendwo aufhängen, auf welcher jeder seine "Traktanden" notieren darf. An einem solchen Treffen müssen nicht zwangsläuftig immer über "Probleme" diskutiert werden. Auch Fragen wie: "Was kaufen wir der Oma zum 80. Geburtstag, Wo fahren wir in die Ferien, Was essen wir an Weihnachten, können diskutiert werden."
Setzt eine Zeitlimite, damit die Sitzung nicht zu lange wird. 20-30 Minuten genügen.
Bestimmt einen Gesprächsleiter und einen Protokollführer und haltet Entscheidungen schriftlich fest.
Nach einem solchen Treffen könnt ihr dann alle zusammen noch etwas unternehmen. z.B frühstücken, Abendessen, einen Film schauen, spazieren, ins Kino gehen usw.
Macht diese Sitzungen regelmässig, also z.B alle 14 Tage oder sogar jede Woche. Wichtig ist, dass deine Tochter nicht das Gefühl hat, dass ihr jetzt 20 Minuten auf sie einredet, sondern dass sie selber an einem solchen Treffen auch ihre Wünsche und Anregungen einbringen kann. Wenn sie z.B länger wegbleiben oder auswärts übernachten möchte, dann kann sie das als Thema aufschreiben und ihr besprecht es dann zusammen. Das Gespräch darüber passiert dann in einer ruhigen Minute und nicht dann, wenn es quasi schon "brennt.".

Empfehlen kann ich dir noch dieses pdf. http://www.elternplanet.ch/elternkurse- ... nager.html
Du findest es ganz unten auf der Seite. Elternbrief für Eltern von Teenagern. Sehr ausführlich und informative Erklärungen wie Teenager ticken, inkl. Anregungen und Ideen.


Mich stresst dieser Zustand - ich bin dankbar um Tipps!

Liebe Grüsse

Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder. Mit Fragen oder Feedback, ok?

liebe Grüsse
Kathrin