Was und wie viel soll ein Teenager zuhause helfen?

Fragen rund ums Teenageralter

Moderator: Kathrin Buholzer

Was und wie viel soll ein Teenager zuhause helfen?

Beitragvon melody » 24.05.2008, 12:17

Ich und meine Tochter, 16, geraten immer wieder aneinander, wenns ums Mithelfen im Haushalt geht. Oft hab ich den Eindruck, ich rede an eine Wand. Ihre Gelassenheit bringt mich dann manchmal zur Explosion.
Wir haben es grundsätzlich gut miteinander, sie hat auch viele Freiheiten, doch würde ich auch erwarten, dass sie freiwillig mehr mithilft. Was mach ich falsch? Wie löst ihr das mit dem Mithelfen?
Freue mich auf Anregungen...
Melody
melody
 
Beiträge: 17
Registriert: 24.05.2008, 11:43
Wohnort: Solothurn

Beitragvon Kathrin Buholzer » 24.05.2008, 15:57

Hallo Melody! Zuerst ein mal ein herzliches willkommen! Schön, dass du hier dabei bist!

Ich und meine Tochter, 16, geraten immer wieder aneinander, wenns ums Mithelfen im Haushalt geht. Oft hab ich den Eindruck, ich rede an eine Wand.

Welche Regeln habt ihr denn betr. Ämtli und Mithilfe? Oft machen die Kinder/Teenager nicht mit, weil ihnen niemand klar gesagt hat welche Aufgaben sie übernehmen müssen.
Manchmal müssen Jugendliche besonders motiviert werden, wenn sie ein Verhalten ändern und ein neues Verhalten lernen sollen. Es kann einige Wochen dauern, bis es klappt und braucht von uns Eltern ein bisschen Geduld. Damit es besser klappt, kannst du einen "Verhaltensvertrag" einsetzen. D.h. deine Tochter kann sich durch positive Veränderungen in ihrem Verhalten (in dem Fall mit dem Mithelfen im Haushalt) Privilegien verdienen. (Das können durchaus auch Dinge sein, die sie bis jetzt einfach so "umsonst" durfte, ohne etwas dazu beizutragen).
Das vermittelt ihr ein Gefühl für ihre eigenen Leistungen und auch eine Anerkennung für ihre Bemühungen.
Wichtig ist, den Vertrag zusammen mit ihr zu besprechen und auszuhandeln. Auch wenn ihr dabei Kompromisse eingehen müsst und sie am Schluss nicht mit allen Punkten ganz einverstanden ist.
Es kommt immer wieder die Frage: Warum muss man Jugendliche für Verhalten belohnen, die doch eigentlich selbstverständlich sein sollten? Auch wenn man die Jugendlichen immer wieder vom Gegenteil zu überzeugen versucht, mit ihnen diskutiert, halten sie sich oft trotzdem nicht an unsere Wünsche und Bitten.
Die Eltern haben dann oft den Eindruck, dass ihr Kind nur noch auf Schimpfen, laut werden oder auf Drohungen reagiert. Dies führ langfristig zu Verstimmungen, Ärger und zu Konflikten in der Familie. Was tun die Eltern dann? Sie geben nach und erledigen bestimmte Aufgaben halt selber. Wenn das passiert, dann haben die Jugendlichen leider nicht die Möglichkeit die Fertigkeiten zu lernen, die sie eigentlich fürs Leben brauchen.
Deshalb ist ein System, bei dem man sich über eine kurz- bis mittelfristige Zeitspanne Privilegien verdienen kann, immer noch die bessere Möglichkeit.

Ich würde dir vorschlagen, dass du mal in einer ruhigen Minute mit deiner Tochter zusammen sitzst. Sag ihr, dass du es leid bist und er dir zuwider ist, wenn du sie immer wieder ermahnen musst mitzuhelfen. Schreibt mal zusammen auf, welche Aufgaben bei euch zu Hause im Haushalt erledigt werden müssen. Wer diese Aufgaben im Moment erledigt und wer davon profitiert. Wahrscheinlich wird bei fast allen Aufgaben dein Name stehen. Deine Tochter wird so schnell sehen, dass ein Missverhältnis besteht.
Überlegt einmal zusammen, welche Aufgaben du unbedingt selber erledigen musst und welche Aufgaben sie übernehmen kann.
Überlegt euch als nächstes, welche Privilegien/Belohnungen deine Tochter dabei verdienen kann. Das können z.B sein:
Familienaktivitäten sein:
Gemeinsame Unternehmungen, Essen gehen

Besondere Ereignisse:
Ausflüge, Kino, Bei einer Freundin übernachten, shoppen gehen, Sportveranstaltungen besuchen

Gekauftes/Geschenke
Zeitschriften, CD's, Telefonkarten, Kleidung, Games

Benutzen von:
Computer, TV, Telefon, Handy
usw...
Sprich mit deiner Tochter darüber, welche Vorschläge sie hat.

Hier noch ein paar Tipps zu den Verhaltensverträgen:

- Beschreib das Verhalten konkret und positiv. z.B jeden Tag nach dem Abendessen die Abschwaschmaschine einräumen oder selber das Bett machen.

- Legt gemeinsam und genau fest, für welches Verhalten es welche Privilegien und Belohnungen gibt.
Das kann z.B bedeuten, dass sie in Zukunft eine bestimmte Sendung im TV schauen darf, wenn sie eine bestimmte Arbeit im Haushalt erledigt hat.

- Am Anfang noch nicht gleich zu viel erwarten. Du kannst auch schrittweise Verbesserungen belohnen. D.h auch wenn sie sich anstrengt, es aber noch nicht gleich alles auf Anhieb klappt. Dann später den Vertrag einfach so ändern, damit es etwas schwieriger wird.

Schreibt alles genau auf. Also für welches Verhalten gibt es welche Belohnung.
Wenn es mehrere Aufgaben sind kannst du auch Punkte verteilen.
Also fürs Maschine einräumen z.B 2 Punkte, Bett machen 1 Punkt, dreckige Wäsche in den Wäschekorb bringen 2 Punkte. Dann zählst du jeden Tag zusammen wieviele Punkte sie hat und diese kann sie dann z.B gegen Fernsehzeit, Ausgehzeit, Telefonzeit oder was auch immer eintauschen.
Notiert alles schriftlich und unterschreibt beide. Damit erhält die ganze Sache ein Verbindlichkeit und niemand kann dann später so tun, als hätte er von alldem gar nichts gewusst.
Lobe und ermutige sie wenn es klappt und gib ihr die versprochene Belohnung jeweils auch. Wenn es dann klappt, kannst du den Verhaltensvertrag langsam "ausschleichen" lassen.


Ihre Gelassenheit bringt mich dann manchmal zur Explosion.
Wir haben es grundsätzlich gut miteinander, sie hat auch viele Freiheiten, doch würde ich auch erwarten, dass sie freiwillig mehr mithilft. Was mach ich falsch? Wie löst ihr das mit dem Mithelfen?
Freue mich auf Anregungen...
Melody

Schau mal, ob du etwas damit anfangen kannst und melde dich bei Fragen oder für Feedback, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
Site Admin
 
Beiträge: 2022
Registriert: 04.06.2007, 00:33
Wohnort: Münsingen

Beitragvon melody » 27.05.2008, 14:39

Hallo Kathrin
Vorerst mal ganz herzlichen Dank für deine rasche Antwort.
Sie enthält Anregungen, die ich bestimmt umzusetzen versuche, und ich werde auf jeden Fall eine Rückmeldung machen.
Liebe Grüsse
Melody
melody
 
Beiträge: 17
Registriert: 24.05.2008, 11:43
Wohnort: Solothurn

Wie es weiterging...

Beitragvon melody » 24.03.2009, 16:16

Ich weiss jetzt, warum ich das Gefühl hatte, an eine Wand zu reden... Durch die Abklärung von meinem Sohn (Näheres ist zu lesen unter '7-12Jährige', Thema 'Mobbing-ich bin verzweifelt') hat sich auch herausgestellt, dass er visuell besser aufnimmt als übers Gehör. Wir haben nun eine Zeichensprache vereinbart und das ist jetzt kein Witz: es hilft!
Das habe ich auch mit meiner Tochter versucht. Wir haben zusammen besprochen, wie wir das machen könnten. Sie hatte die Idee, das, was sie nicht vergessen sollte, an den Spiegel zu schreiben, also zb 'Lüften', 'Wäsche' usw. und siehe da: es funktioniert.
Ich bin total begeistert und erstaunt, wie banal manchmal 'tiefschürfende Konflikte' gelöst werden können.

Liebe Grüsse
Melody
melody
 
Beiträge: 17
Registriert: 24.05.2008, 11:43
Wohnort: Solothurn


Zurück zu Teenager

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 3 Gäste

cron