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Sohn 15 riskiert staatliche Intervention

BeitragVerfasst: 16.10.2010, 15:22
von Steffi Z.
Hallo zusammen

Auf dieses Forum bin ich auf der Suche nach möglicher Unterstützung für und mit meinem bald 15-jährigen Sohn gestossen. Ich bin seit 13 Jahren allein erziehend, musste immer 100% arbeiten, liess ihn bis in die 2. Oberstufe durch eine Tagesmutter betreuen, seither fühlt er sich "zu gross" dafür und ist oft alleine resp. auf sich selbst gestellt. Seinen Vater sieht er regelmässig 2x im Monat, hat aber eine eher kollegiale Beziehung zu seinem Vater, welcher sich auch in all den Jahren weder um den Alltag meines Sohnes, die Probleme oder Unterstützung gekümmert hat. Ein "männliches Vorbild" ist er leider auch nicht für ihn, da er als eher unbeteiligt und unzuverlässig wahrgenommen wird. Somit ist mein Sohn in einer eher frauenorientierten Umgebung aufgewachsen, auch in der Schule wurde er bis anhin ausschliesslich durch Lehrerinnen unterrichtet. Männliche Vorbilder sind für ihn somit die eher suspekten Hip-Hopper und Möchtegern-Gangster. Die Kindheit verlief trotz allem ziemlich problem- und reibungslos, seit der Pubertät ist dies leider nicht mehr der Fall. Dies zum Hintergrund.

Mitte letzten Jahre begannen die ersten Auffälligkeiten in der Schule (Schlägereien auf dem Pausenplatz, Widerworte und Respektlosigkeit gegenüber den Lehrpersonen) und auch im privaten Umfeld hat er sich vermehr mit mir unbekannten Personen umgeben, angefangen zu trinken und zu kiffen. Lügen zu Hause wurden immer mehr, Sanktionen liess er sich praktisch nicht mehr gefallen bis zur Eskalation, als er dann 2 Tage abgehauen und irgendwann total betrunken reumütig nach Hause getorkelt kam. Da aufgrund der Differenzen mit den Lehrpersonen der schulsoziale Dienst eingeschaltet wurde, habe ich privat ausser vermehrter Kontrolle und Aufsicht keine weiteren Interventionen eingeleitet. Bei der Schulpsychologin hat er sich dann ausserordentlich gut verhalten, war kooperativ und nichtssagend und hat die Geschichte innert 2 Monaten beendet. Leider hielt ihn das nicht vor weiteren Ausrutschern in der Schule ab, was schlussendlich mit einem ungenügenden Betragenseintrag im Zeugnis honoriert wurde.
Aus Angst auf die Auswirkungen auf die Lehrstellensuche habe ich ihn dann nochmals mündlich bearbeitet und ihm die Wichtigkeit des Betragens versucht zu vermitteln. Fazit: links rein, rechts raus, nix gelernt und nix verstanden... Die Noten haben sich dann zwar verbessert (vermutlich aber eher aufgrund der Koppelung an Ausgangs- und PC-Zeiten), das Betragen verschlechterte sich jedoch nach 3 Monaten wieder und er hat es tatsächlich geschafft, nochmals einen derartigen Eintrag zu kassieren. Mein Sohn sieht sich hier jedoch nur als Opfer, wurde ungerecht behandelt und ist sich keinerlei Eigenschuld bewusst. Gemäss Aussage eines Lehrmeisters ist er nun praktisch chancenlos auf eine Lehrstelle, was er nun als Grund sieht, dies nicht mal mehr zu versuchen und lieber zu warten, bis ihm eine Lehrstelle vor die Füsse fliegt.
Ich nehme an (er spricht ja nicht über Probleme oder Gefühle), dass ihn das total frustriert und er damit total überfordert ist, lässt sich aber von mir nicht helfen und ist auch keine Ausrede dafür, was darauf kam. Im Sommer war er dann mitverantwortlich für den Brand eines Clubhauses, was eine grosse Schadenssumme und ein Verfahren mit mehreren Anklagen durch die Jugendanwaltschaft/Schulpflege nach sich zieht. Der Anwalt hat ihm darauf hin nochmals gesagt, dass er sich nun nichts mehr erlauben kann, da er gerade bei der Schulpflege kein unbeschriebenes Blatt ist. Auch hier streitet er jegliche Schuld ab, sieht sich als Opfer, obwohl er gemäss diversen Aussagen massgeblich beteiligt war. Kiffen und trinken waren besser oder zumindest auf das Wochenende beschränkt und in einem Rahmen, in dem er immer noch gut bei sich war . Nun hatte er vorletzte Woche offenbar wieder eine Schlägerei, wobei er einem älteren Schüler die Nase zertrümmerte (oder noch schlimmeres). Als ich ihn darauf ansprach und ihm sagte, dass ich dieses Verhalten nicht tolerieren kann, meinte er nur, dass er sich schliesslich wehren muss und Schläge ins Gesicht ja nichts abnormales seinen... Bei meiner Anschliessenden "Razzia" musste ich dann zu allem hin auch noch feststellen, dass er offenbar mit einem langen Klappmesser "bewaffnet" unterwegs ist, was er auch als total normal sieht, da man sich - wie gesagt - ja wehren müssen kann...
Ich bin total schockiert und habe nun die Befürchtung, dass dies, zusammen mit seiner absoluten No-Future-Stimmung und dem kindlichen Drang, nur die aktuellen Bedürfnisse zu befriedigen und nicht an die Zukunft zu denken, bald zu einer noch schlimmeren Eskalation führt. Im Moment hat er offenbar aus seiner Sicht auch nichts mehr zu verlieren und nichts, worauf er sich freuen oder hinarbeiten kann. Sollte nun nochmals eine polizeiliche Ermittlung folgen, besteht aus meiner Sicht das Risiko, dass er im besten Fall fremdplatziert und im schlimmsten Fall korrektiven Massnahmen unterzogen wird. Beides würde ich gerne vermeiden, da er ein intelligenter Junge ist, welcher sicherlich auch eine Zukunft hätte und Unterstützung dabei von mir verdient.

Wissen Sie Rat oder können Sie mir sagen, wohin ich mich nun wenden soll? Fakt ist, warten geht nicht mehr, sonst läuft es weiter aus dem Ruder und ich scheine nicht die richtige Person zu sein, die meinen Sohn hier unterstützen kann... :( .

Vielen Dank und liebe Grüsse
Steffi

Re: Sohn 15 riskiert staatliche Intervention

BeitragVerfasst: 21.10.2010, 00:30
von Kathrin Buholzer
Hallo zusammen

Auf dieses Forum bin ich auf der Suche nach möglicher Unterstützung für und mit meinem bald 15-jährigen Sohn gestossen. Ich bin seit 13 Jahren allein erziehend, musste immer 100% arbeiten, liess ihn bis in die 2. Oberstufe durch eine Tagesmutter betreuen, seither fühlt er sich "zu gross" dafür und ist oft alleine resp. auf sich selbst gestellt.

Gibt es keine Möglichkeit, dass er z.B bei einem Schulkollegen oder einem Freund sein kann, damit er nicht zu viel auf sich alleine gestellt ist?

Seinen Vater sieht er regelmässig 2x im Monat, hat aber eine eher kollegiale Beziehung zu seinem Vater, welcher sich auch in all den Jahren weder um den Alltag meines Sohnes, die Probleme oder Unterstützung gekümmert hat. Ein "männliches Vorbild" ist er leider auch nicht für ihn, da er als eher unbeteiligt und unzuverlässig wahrgenommen wird. Somit ist mein Sohn in einer eher frauenorientierten Umgebung aufgewachsen, auch in der Schule wurde er bis anhin ausschliesslich durch Lehrerinnen unterrichtet. Männliche Vorbilder sind für ihn somit die eher suspekten Hip-Hopper und Möchtegern-Gangster. Die Kindheit verlief trotz allem ziemlich problem- und reibungslos, seit der Pubertät ist dies leider nicht mehr der Fall. Dies zum Hintergrund.

Ich war letztes Jahr mal Gast im "Club" (SF) und dort war der Initiator von Boys to Men Schweiz. Ich geb dir hier mal den Link: http://www.boystomen.ch/
Vielleicht findest du hier auch noch ein paar Anhaltspunkte oder evt. kannst du dich mal dort melden und sie haben dir vielleicht auch noch ein paar Anlaufstellen. Es gibt noch ganz viele andere Beratungsstellen, je nach Kanton ganz unterschiedliche. Von wo bist du denn genau?

Empfehlen kann ich dir auch den Elternbrief zum Thema "Teenager". Du findest ihn hier, ganz unten auf der Seite:
http://www.elternplanet.ch/elternkurse- ... nager.html


Mitte letzten Jahre begannen die ersten Auffälligkeiten in der Schule (Schlägereien auf dem Pausenplatz, Widerworte und Respektlosigkeit gegenüber den Lehrpersonen) und auch im privaten Umfeld hat er sich vermehr mit mir unbekannten Personen umgeben, angefangen zu trinken und zu kiffen. Lügen zu Hause wurden immer mehr, Sanktionen liess er sich praktisch nicht mehr gefallen bis zur Eskalation, als er dann 2 Tage abgehauen und irgendwann total betrunken reumütig nach Hause getorkelt kam. Da aufgrund der Differenzen mit den Lehrpersonen der schulsoziale Dienst eingeschaltet wurde, habe ich privat ausser vermehrter Kontrolle und Aufsicht keine weiteren Interventionen eingeleitet. Bei der Schulpsychologin hat er sich dann ausserordentlich gut verhalten, war kooperativ und nichtssagend und hat die Geschichte innert 2 Monaten beendet. Leider hielt ihn das nicht vor weiteren Ausrutschern in der Schule ab, was schlussendlich mit einem ungenügenden Betragenseintrag im Zeugnis honoriert wurde.
Aus Angst auf die Auswirkungen auf die Lehrstellensuche habe ich ihn dann nochmals mündlich bearbeitet und ihm die Wichtigkeit des Betragens versucht zu vermitteln. Fazit: links rein, rechts raus, nix gelernt und nix verstanden... Die Noten haben sich dann zwar verbessert (vermutlich aber eher aufgrund der Koppelung an Ausgangs- und PC-Zeiten), das Betragen verschlechterte sich jedoch nach 3 Monaten wieder und er hat es tatsächlich geschafft, nochmals einen derartigen Eintrag zu kassieren. Mein Sohn sieht sich hier jedoch nur als Opfer, wurde ungerecht behandelt und ist sich keinerlei Eigenschuld bewusst. Gemäss Aussage eines Lehrmeisters ist er nun praktisch chancenlos auf eine Lehrstelle, was er nun als Grund sieht, dies nicht mal mehr zu versuchen und lieber zu warten, bis ihm eine Lehrstelle vor die Füsse fliegt.
Schwierig jetzt für mich zu beurteilen, wie eure Kommunikation ist. Gerade wenn Kinder älter werden ist die Kommunikation ungeheuer wichtig. D.H echtes Interesse an der Welt des Teenagers zeigen, mit ihm reden und gut zuhören. Das Problem ist, dass in diesem Alter die Kinder oft starke Stimmungsschwankungen haben und auch sehr ruppig sein und man sich dann oft als Eltern auch etwas zurück zieht. Das eigene Erziehungsverhalten zu hinterfragen ist deshalb sehr wichtig. Wie gehe ich mit meinem Kind um, wann habe ich es das letzte Mal gelobt. usw. Es geht also darum einen guten Mittelweg zu finden. D.h den Teenager ernst nehmen und den wachsenden Freiheitsforderungen dann auch klare Regeln und Anforderungen entgegen stellen.

Manchmal muss man sich auch überlegen, ob der Teenager auch genug gefordert ist. Gerade in der Schule gibt es oft zu wenig Praxisbezug zum realen Leben, die Kids langweilen sich oder nehmen die Schule nicht mehr richtig ernst. Das überträgt sich dann oft auch auf die Freizeit.


Ich nehme an (er spricht ja nicht über Probleme oder Gefühle), dass ihn das total frustriert und er damit total überfordert ist, lässt sich aber von mir nicht helfen und ist auch keine Ausrede dafür, was darauf kam.
Ich weiss nicht genau welche Beziehung du zu ihm hast. Aber genau eine solche Beobachtung wäre wichtig, zurückzumelden. Also ihm zu sagen, was du beobachtest, was dir Sorgen macht, ohne das zu beurteilen und schon Lösungen vorzugeben.
Versuch ihn nicht zu fest unter Druck zu setzen. Biete ihm Hilfe an, überlegt euch vielleicht auch mal zusammen welche Lösungen es geben könnte.


Im Sommer war er dann mitverantwortlich für den Brand eines Clubhauses, was eine grosse Schadenssumme und ein Verfahren mit mehreren Anklagen durch die Jugendanwaltschaft/Schulpflege nach sich zieht. Der Anwalt hat ihm darauf hin nochmals gesagt, dass er sich nun nichts mehr erlauben kann, da er gerade bei der Schulpflege kein unbeschriebenes Blatt ist. Auch hier streitet er jegliche Schuld ab, sieht sich als Opfer, obwohl er gemäss diversen Aussagen massgeblich beteiligt war.

Hat ihm denn diesbezüglich mal jemand zugehört, so dass er seine Version erklären konnte?

Kiffen und trinken waren besser oder zumindest auf das Wochenende beschränkt und in einem Rahmen, in dem er immer noch gut bei sich war . Nun hatte er vorletzte Woche offenbar wieder eine Schlägerei, wobei er einem älteren Schüler die Nase zertrümmerte (oder noch schlimmeres). Als ich ihn darauf ansprach und ihm sagte, dass ich dieses Verhalten nicht tolerieren kann, meinte er nur, dass er sich schliesslich wehren muss und Schläge ins Gesicht ja nichts abnormales seinen... Bei meiner Anschliessenden "Razzia" musste ich dann zu allem hin auch noch feststellen, dass er offenbar mit einem langen Klappmesser "bewaffnet" unterwegs ist, was er auch als total normal sieht, da man sich - wie gesagt - ja wehren müssen kann...
Was tut er denn in seiner Freizeit. Hat er Hobbies, Dinge die er gerne macht?

Ich bin total schockiert und habe nun die Befürchtung, dass dies, zusammen mit seiner absoluten No-Future-Stimmung und dem kindlichen Drang, nur die aktuellen Bedürfnisse zu befriedigen und nicht an die Zukunft zu denken, bald zu einer noch schlimmeren Eskalation führt. Im Moment hat er offenbar aus seiner Sicht auch nichts mehr zu verlieren und nichts, worauf er sich freuen oder hinarbeiten kann. Sollte nun nochmals eine polizeiliche Ermittlung folgen, besteht aus meiner Sicht das Risiko, dass er im besten Fall fremdplatziert und im schlimmsten Fall korrektiven Massnahmen unterzogen wird. Beides würde ich gerne vermeiden, da er ein intelligenter Junge ist, welcher sicherlich auch eine Zukunft hätte und Unterstützung dabei von mir verdient.

FRag ihn doch mal, welche Unterstützung er sich denn von dir wünschen würde. Vielleicht könnt ihr das ja mal zusammen besprechen.

Wissen Sie Rat oder können Sie mir sagen, wohin ich mich nun wenden soll? Fakt ist, warten geht nicht mehr, sonst läuft es weiter aus dem Ruder und ich scheine nicht die richtige Person zu sein, die meinen Sohn hier unterstützen kann... .
Pro Juventute kannst du auch mal noch anfragen, die haben auch Familienbegleiterinnen und Fachpersonen, die dich vor Ort unterstützen können.
Schau mal was du damit anfangen kannst, ok?
liebe Grüsse
Kathrin



Vielen Dank und liebe Grüsse
Steffi