Am Limit

Erziehungsfragen und Antworten ab dem 1. Schuljahr

Moderator: Kathrin Buholzer

Am Limit

Beitragvon simone@vidi.ch » 28.12.2009, 15:58

Liebe Kathrin
Vielen Dank für Deine prompte Antwort. Gerne wechsle ich ins Forum über.
Angefangen hat alles, bevor unser Sohn in den Kindergarten musste. So gegen Ende Frühling 2008. Seither wird es immer schlimmer, in letzter Zeit fast täglich. (Jetzt ist er in der ersten Klasse und beinahe 7 Jahre alt).
Unsere Streits haben eigentlich immer den selben Grund: Er wil nicht das tun, was er tun sollte. Zum Beispiel sich anziehen um nach draussen zu gehen. Oder wenn wir einkaufen gehen müssen. Oder wenn er zur Toilette soll. Wenn er ins Bett muss sowieso. Global zusammengefasst kann ich sagen: Sobald er etwas "muss" und von seinem Spiel weg muss, haben wir Streit.
Oh ja, wir sind schon mitten drin in dieser Negativspirale! Ich ertrage meinen Sohn fast nicht mehr! Natürlich habe ich ihn lieb - sehr sogar! Aber diese ständigen Streits, ständig für etwas kämpfen zu müssen, was halt einfach sein muss, das habe ich so satt!
Ich weiss, dass ich je länger je mehr falsch mache dadurch, dass ich ihn nicht mehr ertrage. Es fällt mir schwer, lieb zu ihm zu sein. Es sind nicht nur die Streiterein mit ihm, auch die Beziehung zu meinem Partner leidet sehr darunter.
Vorhin zum Beispiel: Ich habe mit ihm das heutige Programm besprochen: Anziehen, Frühstücken, spielen, einkaufen. Danach ist das "Programm" zu Ende und er kann den ganzen Nachmittag noch spielen. Schliesslich soll er ja mit den neu erhaltenen Geschenken spielen können. Er meinte, das sei ok. Jetzt aber, wo ich sagte "Bitte anziehen, wir wollen einkaufen gehen", wurde er frech, sagte nein, er komme nicht mit. Und sonst noch so ein paar nette Sachen... Normalerweise bleibe ich hart, dann haben wir Streit, aber er muss mit. Es dauert dann so etwa 15 bis 20 Minuten, bis wir aus dem Haus können. Dazu kommt dann immer auch noch das Thema, ob er ein Spielzeug mitnehmen darf. Ich sage jedes Mal nein, weil er meistens die Sachen vergisst oder verliert. Und dann herrscht wieder Chaos. Und ein Nein bleibt bei mir ein Nein. Immer.
Jetzt habe ich mich aber an den PC gesetzt um Dir zu schreiben. Das Einkaufen ist also erst mal vertagt.
Zu meinem Ärger muss ich zugeben, dass ich manchmal ziemlich fies sein kann und meinen Ärger an ihm aus lasse. Ich weiss, das sollte ich nicht. Aber wie schon erwähnt: Dieses ewige Theater habe ich so satt, und ich habe so keine Nerven und keine Kraft mehr... Dann rutscht mir manchmal schon mal das eine oder andere Wort raus, das nicht sollte.
Wegen dem Bettnässen: Im Herbst gab es eine längere Phase, in der er auch nachts trocken war. Er könnte es also. Der Arzt hat da auch nichst festgestellt. Aber seit etwa einem Monat, geht nachts ohne Windeln gar nichts mehr. Auch tagsüber müssen wir ihn oft aufs WC schicken. Und dann gibts auch jedes mal wieder Theater. Eben: Sobald er etwas "muss".
Ich weiss nicht genau, weshalb ich gegen Ritalin bin. Vielleicht habe ich mich da von meinem Partner anstecken lassen. Er ist strikt dagegen, will es zuerst noch mit Homöopathie versuchen. Mitte Januar habe ich einen Termin bei einem Homöopathen, der gleichzeitig auch Arzt ist und ev. das Ritalin dann auch verschreiben könnte, falls alles andere nichts nützt.
Aber ich bin mir auch selber nicht sicher, ob Ritalin wirklich etwas nützt bei unserem Sohn. Vielleicht habe ich einfach zu viel falsch gemacht und das ist jetzt sozusagen die "Quittung". Ich war seit der Geburt nicht mehr glücklich mit meinem Mann, weil ihm alles andere immer wichtiger war. Er konnte es nicht ertragen, nicht mehr im Mittelpunkt zu stehen. Als der Kleine dann kanpp 2 Jahre alt war, bin ich aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen. Ich habe dieses "Misslingen der Familiengründung" selber noch immer nicht ganz verarbeitet. Fühle mich schuldig, unserem Sohn keine richtige Familie geben zu können. Obschon mein neuer Partner (wir sind auch schon bald 5 Jahre zusammen) ganz toll ist. Vor allem auch für den Kleinen. Er hat ihn voll und ganz als "Papa" akzeptiert.
Zu meinem Ex-Mann habe ich ein einigermassen freundschaftliches Verhältnis. Er schaut aber nach wie vor nicht gut zu unserem Sohn, hält sich nie an Regeln und Abmachungen. Macht alles so, wie es ihm selber gerade am besten geht. (Meistens läuft den ganzen Tag der Fernseher, abends wird's immer sehr spät.) Das macht mich natürlich sauer. Ich habe beschlossen, ihm den Kleinen nicht mehr über Nacht zu geben. Er darf weiterhin 1x pro Woche zum Zmittag hin.
Neben der Arbeit (50 %) bin ich mit Streiten und Durchgreifen so stark ausgelastet, dass abends gar nichts mehr geht. Ich bin einfach nur noch müde. Und unglücklich. Und unzufrieden. Die Gesundheit leidet schon lange darunter, mein Körper reagiert stark auf diese permanente Überforderung. Mein Partner kriegt dann den ganzen Frust ab...
Du siehst - es herrscht Chaos pur bei uns. Was schlägst Du uns vor?
DANKE! Simone
simone@vidi.ch
 
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Re: Am Limit

Beitragvon Kathrin Buholzer » 28.12.2009, 22:34

Liebe Kathrin
Vielen Dank für Deine prompte Antwort. Gerne wechsle ich ins Forum über.
Angefangen hat alles, bevor unser Sohn in den Kindergarten musste. So gegen Ende Frühling 2008. Seither wird es immer schlimmer, in letzter Zeit fast täglich. (Jetzt ist er in der ersten Klasse und beinahe 7 Jahre alt).
Unsere Streits haben eigentlich immer den selben Grund: Er wil nicht das tun, was er tun sollte. Zum Beispiel sich anziehen um nach draussen zu gehen. Oder wenn wir einkaufen gehen müssen. Oder wenn er zur Toilette soll. Wenn er ins Bett muss sowieso. Global zusammengefasst kann ich sagen: Sobald er etwas "muss" und von seinem Spiel weg muss, haben wir Streit.

Da kann ich dich erst einmal beruhigen: Da ist er bei Weitem nicht der Einzige! :-) Deshalb ist es immer ganz wichtig, dass du gut vorausplanst. Sag ihm immer genau, was passiert, einen kleinen Überblick über die nächsten Aktivitäten, über die nächsten paar Minuten/Stunden. Es ist wie "laut denken". Sag ihm, was du jetzt tust, was er in der Zeit machen muss, wann ihr geht, wohin, wie lange usw. Überrumple ihn nicht mit deinen Plänen un Anweisungen. Bevor es dann soweit ist, geh zu ihm und sag ihm: "In 10 Minuten gehen wir, du kannst jetzt noch... Wenn ich wieder zu dir raufkomme, dann möchte ich dass du mit mir runterkommst und dich anziehst."

Oh ja, wir sind schon mitten drin in dieser Negativspirale! Ich ertrage meinen Sohn fast nicht mehr! Natürlich habe ich ihn lieb - sehr sogar! Aber diese ständigen Streits, ständig für etwas kämpfen zu müssen, was halt einfach sein muss, das habe ich so satt!

Gerade wenn ihr euch in einer Negativspirale befindet, ist es wichtig den Fokus aufs Positive zu legen. Wenn du deinem Sohn meist nur Feedback gibst, für Dinge die nicht klappen, dann wird er froh sein, überhaupt welches zu bekommen und benimmt sich auch dementsprechend daneben. Auch wenn es dir im Moment schwer fällt, achte dich mal auf die Dinge, die er gut macht und lobe und ermutige ihn dafür. Sag ihm genau, WAS dir gefallen hat und pass auf, dass du nicht ins Negative fällst. "Endlich mal, hast du grad getan was ich dir gesagt habe."

Ich weiss, dass ich je länger je mehr falsch mache dadurch, dass ich ihn nicht mehr ertrage. Es fällt mir schwer, lieb zu ihm zu sein. Es sind nicht nur die Streiterein mit ihm, auch die Beziehung zu meinem Partner leidet sehr darunter.
Vorhin zum Beispiel: Ich habe mit ihm das heutige Programm besprochen: Anziehen, Frühstücken, spielen, einkaufen. Danach ist das "Programm" zu Ende und er kann den ganzen Nachmittag noch spielen. Schliesslich soll er ja mit den neu erhaltenen Geschenken spielen können. Er meinte, das sei ok. Jetzt aber, wo ich sagte "Bitte anziehen, wir wollen einkaufen gehen", wurde er frech, sagte nein, er komme nicht mit.

Sag ihm das ein paar Minuten bevor du gehst noch einmal. Vielleicht ist es ja auch nicht unbedingt nötig dass er mitkommt. Er ist jetzt 7 Jahre alt und da kann er gut einen Moment alleine sein. Gerade wenn er viele neue und tolle Sachen bekommen hat...
Vielleicht musst du für ein anderes Mal auch die Reihenfolge etwas überdenken. Vielleicht wäre es besser zuerst einzukaufen und ihn dann mit seinen Sachen spielen zu lassen. Ich kann mir gut vorstellen, dass wenn er mitten im Spiel ist, keine grosse Lust hat mitzukommen. Bezieh ihn auch ins Einkaufen mit ein. Schau mit ihm zusammen was ihr braucht, lass ihn die Dinge aufzählen, evt. schreibt ihr zusammen eine Liste. Vielleicht macht er sogar selber eine Liste und ist dann für diese Dinge auch verantwortlich.


Und sonst noch so ein paar nette Sachen... Normalerweise bleibe ich hart, dann haben wir Streit, aber er muss mit.

Wieso denn?Es dauert dann so etwa 15 bis 20 Minuten, bis wir aus dem Haus können. Dazu kommt dann immer auch noch das Thema, ob er ein Spielzeug mitnehmen darf. Ich sage jedes Mal nein, weil er meistens die Sachen vergisst oder verliert.

Dann besprich das vorher mit ihm. Schaut, wo er das Spielzeug einpacken kann, damit er es nicht vergisst. Evt. lässt er es dann im Auto und nimmt es dann wieder wenn ihr fertig seid. Er muss dann selber verantwortlich sein für diese Dinge, wenn er es dann verliert, müsst ihr euch das nächste Mal überlegen, wie ihr das besser lösen könnt. Gib ihm hier etwas mehr Eigenverantwortung. Warum soll er denn nicht ein Spielzeug mitnehmen?

Und dann herrscht wieder Chaos. Und ein Nein bleibt bei mir ein Nein. Immer.

Das ist grundsätzlich richtig. Trotzdem gibt es, gerade wenn Kinder grösser werden, immer wieder die Möglichkeit Kompromisse auszuhandeln. Das ist auch wichtig, denn die Kinder müssen ja gewisse Dinge lernen...

Jetzt habe ich mich aber an den PC gesetzt um Dir zu schreiben. Das Einkaufen ist also erst mal vertagt.
Zu meinem Ärger muss ich zugeben, dass ich manchmal ziemlich fies sein kann und meinen Ärger an ihm aus lasse. Ich weiss, das sollte ich nicht. Aber wie schon erwähnt: Dieses ewige Theater habe ich so satt, und ich habe so keine Nerven und keine Kraft mehr... Dann rutscht mir manchmal schon mal das eine oder andere Wort raus, das nicht sollte.

Ich kann dich gut verstehen. Trotzdem ist das ganz wahnsinnig verletzend für ein Kind, gleich wie eine Ohrfeige auch.

Achte dich einmal auf deine Anweisungen, die sind nämlich ganz wichtig:

Wichtig ist, dass du nicht alles x-mal sagst. Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten:

Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich es mit Namen an und sag ihm genau was es tun soll: „Ich möchte, dass du jetzt deine Kleider anziehst und dann zum Essen kommst, …“ (auch hier, immer sagen, was es tun soll, was du von ihm möchtest). (Nicht einfach "Nein" sagen, sondern sagen, WAS es denn tun soll).
Warte ca. 5 Sekunden und gib ihm Zeit zu gehorchen.
Bleib in der Nähe und beobachte es. Wenn es tut, was du gesagt hast, dann lobe es.
Wenn nicht dann gib die Anweisung noch einmal. (Gilt nicht bei Problemverhalten, dann die Anweisung nur einmal geben!).
Wenn es wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit ihrem Verhalten in Zusammenhang steht. Das Kind aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.)
Sag ihm immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihm immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib es ihm dann wieder.

Beobachte dich einmal, WIE du Anweisungen gibst. Denk dran:

Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen. Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.

Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren!

Zu Ungenau! "Leonie!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.

Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!

Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihr vorher wie lange sie etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihr hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."

Eskalationsfallen:
Das Kind will etwas und wenn es das nicht bekommt, dann wird es lauter und fordernder, manchmal so lange und so laut, bis die Eltern dann nachgeben, um das Geschrei zu beenden. Die Kinder merken: "Aha, wenn ich etwas will, dann muss ich nur lästig sein, dann bekomme ich es.

Auch Eltern können in der "Eskalationsfalle" landen. Wenn sie von ihren Kindern etwas verlangen und die Kinder sich weigern. Die Eltern werden lauter, beginnen zu drohen: "Wenn du das jetzt nicht machst, dann..." "Jetzt, mach, sonst..." "Ich zähle jetzt bis drei..." Die Eltern lernen dabei, dass die Kinder nur auf sie hören, wenn sie drohen und schimpfen. Und die Kinder merken, dass sie erst auf die Eltern hören müssen, wenn diese laut werden und drohen, resp. auf 1,2,3 zählen...

Negative emotionale Botschaften: "Bist du heute Unmöglich, du bist ein Trotzkopf, ein Lama, eine Nervensäge... Sie kritisieren das Kind als Person und nicht sein Verhalten...

Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":

Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.

Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.

Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.


Wegen dem Bettnässen: Im Herbst gab es eine längere Phase, in der er auch nachts trocken war. Er könnte es also. Der Arzt hat da auch nichst festgestellt. Aber seit etwa einem Monat, geht nachts ohne Windeln gar nichts mehr. Auch tagsüber müssen wir ihn oft aufs WC schicken. Und dann gibts auch jedes mal wieder Theater. Eben: Sobald er etwas "muss".

Besprich das einmal in Ruhe mit ihm. Vielleicht kannst du mit ihn als Motivation einmal eine Punktekarte basteln. Du kannst z.B Fixzeiten abmachen, immer vor oder nach dem Essen, wo er aufs WC muss. Wenn er das macht ohne zu murren, dann kriegt er den Sticker. Hab auch ein Video dazu gemacht. Schau es dir doch einmal an.

Ich weiss nicht genau, weshalb ich gegen Ritalin bin. Vielleicht habe ich mich da von meinem Partner anstecken lassen. Er ist strikt dagegen, will es zuerst noch mit Homöopathie versuchen. Mitte Januar habe ich einen Termin bei einem Homöopathen, der gleichzeitig auch Arzt ist und ev. das Ritalin dann auch verschreiben könnte, falls alles andere nichts nützt.

Versteh mich nicht falsch. Ich will dir nicht das Ritalin "schmackhaft" machen. Ich finde es auch gut, wenn man andere Möglichkeiten in Betracht zieht. Manchmal ist es aber vielleicht doch besser, es damit zu versuchen, damit wieder etwas Ruhe einkehrt...

Aber ich bin mir auch selber nicht sicher, ob Ritalin wirklich etwas nützt bei unserem Sohn. Vielleicht habe ich einfach zu viel falsch gemacht und das ist jetzt sozusagen die "Quittung". Ich war seit der Geburt nicht mehr glücklich mit meinem Mann, weil ihm alles andere immer wichtiger war. Er konnte es nicht ertragen, nicht mehr im Mittelpunkt zu stehen. Als der Kleine dann kanpp 2 Jahre alt war, bin ich aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen. Ich habe dieses "Misslingen der Familiengründung" selber noch immer nicht ganz verarbeitet. Fühle mich schuldig, unserem Sohn keine richtige Familie geben zu können. Obschon mein neuer Partner (wir sind auch schon bald 5 Jahre zusammen) ganz toll ist. Vor allem auch für den Kleinen. Er hat ihn voll und ganz als "Papa" akzeptiert.
Zu meinem Ex-Mann habe ich ein einigermassen freundschaftliches Verhältnis. Er schaut aber nach wie vor nicht gut zu unserem Sohn, hält sich nie an Regeln und Abmachungen. Macht alles so, wie es ihm selber gerade am besten geht. (Meistens läuft den ganzen Tag der Fernseher, abends wird's immer sehr spät.) Das macht mich natürlich sauer. Ich habe beschlossen, ihm den Kleinen nicht mehr über Nacht zu geben. Er darf weiterhin 1x pro Woche zum Zmittag hin.

Solche Streitigkeiten gehen an Kindern nicht spurlos vorüber. Auch wenn man selber Stress hat, müde ist, Sorgen hat oder zuviele andere Probleme mit denen man kämpfen muss, merken das Kinder eigentlich immer. Sie haben ganz feine Antennen, können das aber oft noch nicht so richtig einordnen.
Denk auch daran: Das meiste Problemverhalten das Kinder zeigen ist antrainiert. Wir als Eltern sind da nicht immer ganz unschuldig daran. Wir können es ihnen aber wieder abgewöhnen und ihnen neues Verhalten lernen...


Neben der Arbeit (50 %) bin ich mit Streiten und Durchgreifen so stark ausgelastet, dass abends gar nichts mehr geht.

Wichtig finde ich, dass du versucht in kleinen Schritten wieder eine positive Beziehung zu deinem Sohn aufzubauen. Loben und ermutigen ist ein erster wichtiger Schritt. Pass auch auf, dass du nicht zu Nahe an ihm dran bist. Überleg dir immer vorher, ob deine Anweisungen die du geben willst auch wirklich wichtig sind. Mach Regeln ab mit ihm. Wenn es Situationen gibt, in denen ihr immer Streit habt und wenn Dinge nicht klappen, dann besprich das in Ruhe mit ihm. Zum Thema Regeln gibt es auch ein Video... Wichtig ist, dass ihr die Regeln aufschreibt und aufhängt.
Schau, dass du immer wieder während des Tages dir kurz Zeit nimmst für deinen Sohn. Das können ein paar Sekunden bis ein paar Minuten wertvolle Zeit sein. Also wenn er dich etwas fragen oder dir etwas zeigen will, unterbrich deine Tätigkeit kurz und sei da für ihn. Schau auch, dass ihr am Abend ein Ritual habt. Lass den Abend immer gleich ausklingen und nimm dir noch etwas Zeit für ihn. Ihr könnt z.B nach dem Pischi anziehen noch zusammen ein Spiel machen, etwas zeichnen. Lies ihm eine tolle Geschichte vor, das kann ein Bilderbuch sein oder auch eine längeres Buch. Wenn er im Bett ist, kuschle noch etwas mit ihm und ihr könnt z.B auch noch zusammen den Tag Revue passieren lassen. Besprecht, was alles an dem Tag so gelaufen ist und schau, dass ihr den Tag positiv abschliesst.


Ich bin einfach nur noch müde. Und unglücklich. Und unzufrieden. Die Gesundheit leidet schon lange darunter, mein Körper reagiert stark auf diese permanente Überforderung. Mein Partner kriegt dann den ganzen Frust ab...
Du siehst - es herrscht Chaos pur bei uns. Was schlägst Du uns vor?

Hast du die Möglichkeit neben Arbeit, Haushalt und Erziehung dir ab und zu eine Pause zu gönnen? Wichtig ist, dass du dir z.B über den Mittag eine halbe Std. oder noch besser eine Std. für dich Zeit nehmen kannst. Einen Kaffee trinkst, Zeitung liest, dich etwas hinlegst, dich entspannst. Vielleicht hast du ein Hobby, welches du wieder aufnehmen könntest, evt. machst du Sport, gehst ins Fitness. Vielleicht kannst du dir auch mal überlegen, einmal in der Woche ein Hüetimeitschi zu organisieren, damit du z.B am Freitagnachmittag 2-3 Std. Zeit hast für dich. Schau auch, dass ihr beide als Paar auch mal am Wochenende wieder etwas gemeinsam unternehmen könnt. Organisiert euch jemanden zum hüten, damit ihr auch zu zweit mal wieder etwas tun könnt.
So wie du deine Situation beschreibst, hast du sehr hohe Erwartungen an deinen Sohn, aber auch an dich selber. Erwartungen die du gar nicht erfüllen kannst und auch nicht erfüllen musst. Das bringt nur Stress und Unglück.

Schau mal was du damit anfangen kannst und melde dich dann einfach wieder. Am besten immer grad mit Feedback, Fragen und mehr Beispielen, ok?
liebe Grüsse
Kathrin

DANKE! Simone
Kathrin Buholzer
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