Brauche Rat

Erziehungsfragen und Antworten ab dem 1. Schuljahr

Moderator: Kathrin Buholzer

Brauche Rat

Beitragvon vy_canis_mayoris » 23.05.2009, 18:07

Hallo Kathrin

Mein Sohn wird im Juli 8 Jahre alt. Er geht in die erste Klasse und im schulischen ist er ziemlich gut obwohl er sich meines erachtens eigentlich gar nicht viel Mühe gibt. Damit meine ich, dass er seine Hausaufgaben schnell schnell erledigt und seine Handschrift danach dementsprechend aussieht. Er macht seine Hausaufgaben grundsätzlich alleine. Hat auch keinerlei Mühe damit. Danach schaue ich sie mir dann noch an und meistens entdecke ich Flüchtigkeitsfehler, die , wenn er im normalen Tempo gearbeitet hätte, nicht entstanden wären.

Die Lehrerin habe gesagt für das sei er ja in der ersten Klasse, die Fehler seien gute Freunde der Schüler. Mein Sohn nimmt oft alles wörtlich. Für ihn heisst das; wieso mehr leisten wenn die Lehrerin mit dem minimum einverstanden ist. Dabei meinte die Lehrerin, die Fehler sind da um aus ihnen zu lernen, damit man es das nächste mal nicht mehr macht.

Genau solche Beispiele sind es, wobei ich Rat brauche. Mein Sohn nimmt oft alles wörtlich. Er hat Schwierigkeiten Kontakt zu anderen Kindern aufzunehmen. Manchmal gelingt es ihm wirklich gut Anschluss zu finden, da freue ich mich und denke endlich hat er's kapiert wie er interagieren kann. Dann im nächsten Moment ist er wieder alleine und meine Hoffnung dahin.

Er ist ziemlich naiv, lässt sich ausnutzen, ist ängstlich und läuft sogar vor körperlich unterlegenen weg, wenn sie ihn bedrohen. Er ist ziemlich klug, aber stellt sich oft ungeschickt an.

Beispiel: Heute wollte er sich einen Apfel aus dem Kühlschrank holen. Die Äpfel waren in einem Plastikbeutel drin und mit einem Knopf verschlossen, aber der Beutel hatte auch ein grosses Loch, weil ich am Vortag, anstatt mich mit dem Knopf abzumühen ein Loch ins Plastik gerissen hatte, um einen Apfel rauszuholen.
Jetzt kommst; Er war Minuten lang damit beschäftigt den Konpf aufzumachen und hat das Loch im Plastik gar nicht bemerkt, bis ich ihn verärgert darauf aufmerksam gemacht habe.

Jetzt denke bitte nicht, dass ich nur Kritik für meinen Sohn übrig habe. Ich habe solche Sachen auch schon mit Humor genommen und z.B. gesagt; Ach du musst wohl immer den schwierigeren Weg einschlagen.

Aber im Moment bin ich ziemlich genervt. Es tut mir auch ziemlich weh, wenn ich mitansehe, dass die Kinder ihn ausnutzen, dass er vor eigentlich körperlich Unterlegenen davon läuft und die sich kaputt lachen.

Ich verstehe nicht wieso sich so ein kluges Kerlchen so dumm anstellt :(

Ich liebe meinen Sohn sehr, ich liebe ihn so wie er ist, nur wenn er so bleibt wie er ist, wird er's nicht einfach haben im Leben.

Was die meisten Kinder intuitiv wissen, muss ich ihm in mühseligen einzelnen Schritten erklären.
Beispiel: Jemand schenkt ihm etwas dass ihm nicht gefällt, da hat er keine Probleme zu sagen das möchte ich nicht, es gefällt mir nicht, er überlegt dabei gar nicht, dass er die Gefühle des Anderen verletzen könnte. Da muss ich ihm ganz genau erklären warum sein Verhalten nicht richtig war und worauf er das nächste mal achten muss. Manchmal hält er sich dran und manchmal auch nicht.

Es gibt viele solche Beispiele. Deshalb brauche ich deinen Rat. Was ist los mit ihm, oder verlange ich zu viel von einem fast Achtjährigen?

LG
vy canis majoris
vy_canis_mayoris
 
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 24.05.2009, 23:51

Hallo Kathrin

Mein Sohn wird im Juli 8 Jahre alt. Er geht in die erste Klasse und im schulischen ist er ziemlich gut obwohl er sich meines erachtens eigentlich gar nicht viel Mühe gibt. Damit meine ich, dass er seine Hausaufgaben schnell schnell erledigt und seine Handschrift danach dementsprechend aussieht. Er macht seine Hausaufgaben grundsätzlich alleine. Hat auch keinerlei Mühe damit. Danach schaue ich sie mir dann noch an und meistens entdecke ich Flüchtigkeitsfehler, die , wenn er im normalen Tempo gearbeitet hätte, nicht entstanden wären.

Lobe und ermutige ihn trotzdem und versuch den Fokus nicht zu sehr auf die Fehler, also aufs Negative zu legen. Du kannst ja mit ihm zusammen das Ganze nochmals anschauen und ihn dann die Fehler selber entdecken lassen.

Die Lehrerin habe gesagt für das sei er ja in der ersten Klasse, die Fehler seien gute Freunde der Schüler. Mein Sohn nimmt oft alles wörtlich. Für ihn heisst das; wieso mehr leisten wenn die Lehrerin mit dem minimum einverstanden ist. Dabei meinte die Lehrerin, die Fehler sind da um aus ihnen zu lernen, damit man es das nächste mal nicht mehr macht.

Sei da nicht zu streng mit ihm. Am Anfang ist es wichtig, dass die Schüler Freude am Schreiben und Lesen entwickeln, den Mut haben einfach drauf los zu schreiben, ohne ständig an Fehler denken zu müssen. Die Wörter richtig zu schreiben, darauf wird dann später schon noch Wert gelegt. (Ich bin selber auch Lehrerin, kenn mich da also schon ein wenig aus... :-)

Genau solche Beispiele sind es, wobei ich Rat brauche. Mein Sohn nimmt oft alles wörtlich. Er hat Schwierigkeiten Kontakt zu anderen Kindern aufzunehmen. Manchmal gelingt es ihm wirklich gut Anschluss zu finden, da freue ich mich und denke endlich hat er's kapiert wie er interagieren kann. Dann im nächsten Moment ist er wieder alleine und meine Hoffnung dahin.

Das ist in dem Alter ganz normal. So schnell wie die KInder in einer Gruppe integriert sind, so schnell sind sie manchmal auch wieder ausgeschlossen. So lange das nicht immer der Fall ist, musst du dir da keine Sorgen machen.

Er ist ziemlich naiv, lässt sich ausnutzen, ist ängstlich und läuft sogar vor körperlich unterlegenen weg, wenn sie ihn bedrohen. Er ist ziemlich klug, aber stellt sich oft ungeschickt an.

Welche Erwartungen hast du denn in einer solchen Situation an ihn?

Beispiel: Heute wollte er sich einen Apfel aus dem Kühlschrank holen. Die Äpfel waren in einem Plastikbeutel drin und mit einem Knopf verschlossen, aber der Beutel hatte auch ein grosses Loch, weil ich am Vortag, anstatt mich mit dem Knopf abzumühen ein Loch ins Plastik gerissen hatte, um einen Apfel rauszuholen.
Jetzt kommst; Er war Minuten lang damit beschäftigt den Konpf aufzumachen und hat das Loch im Plastik gar nicht bemerkt, bis ich ihn verärgert darauf aufmerksam gemacht habe.

Vielleicht hat es ihn einfach gereizt den Knoten aufzumachen. Kinder probieren ja gerne Dinge aus um zu sehen, ob sie es schaffen. Lass dich davon nicht ärgern oder aus dem Konzept bringen. Das ist ja nicht gefährlich und wenn er halt eine Zeit lang an diesem Knoten rumfummeln will, dann bleib gelassen. Vielleicht hat es ihn ja auch nur gestört, dass du den Sack nicht "ordentlich" aufgemacht hast...

Jetzt denke bitte nicht, dass ich nur Kritik für meinen Sohn übrig habe. Ich habe solche Sachen auch schon mit Humor genommen und z.B. gesagt; Ach du musst wohl immer den schwierigeren Weg einschlagen.

Das ist deine Sicht der Dinge. Kritisiere ihn nicht, lass ihn hier einfach seine Erfahrungen machen. Vielleicht kommt er ja nach einigen Versuchen selber drauf, dass es auch noch einfachere Wege gegeben hätte. Manchmal tun Kinder auch ganz bewusst das Gegenteil von dem was die Eltern vorschlagen...

Aber im Moment bin ich ziemlich genervt. Es tut mir auch ziemlich weh, wenn ich mitansehe, dass die Kinder ihn ausnutzen, dass er vor eigentlich körperlich Unterlegenen davon läuft und die sich kaputt lachen.

Ich verstehe nicht wieso sich so ein kluges Kerlchen so dumm anstellt.

Kinder müssen selber Erfahrungen sammeln. Auch wenn sich diese oft nicht mit unseren Vorstellungen decken. Ein Kind zur Selbstständigkeit erziehen heisst, dem Kind Erfahrungsräume zu öffnen. Es ist sehr wichtig ist, dass wir als Eltern Vertrauen in die Fähigkeiten unserer Kinder haben. Wir müssen ihnen etwas zutrauen D.h nicht immer grad alles selber erledigen (auch wenns oft schneller geht und bequemer ist) und ihnen auch nicht immer sagen, wie sie etwas tun sollen. Wenn er mal etwas nicht schafft, dann gib ihm nicht immer gleich die Lösung vor. Hier gilt das Motto: Hilf mir, es selbst zu tun. Gib ihm Tipps und Anregungen, aber dräng ihm nicht einfach deine Lösung auf. Du kannst ihn auch mal danach fragen: "Was könnest du denn jetzt tun? Schau mal, welche Möglichkeiten es auch noch geben würde?.. usw.
Viele Eltern räumen ihnen Kindern jedes Steinchen aus dem Weg und möchten sie auch vor allem bewahren.


Ich liebe meinen Sohn sehr, ich liebe ihn so wie er ist, nur wenn er so bleibt wie er ist, wird er's nicht einfach haben im Leben.

color=darkred]Du kannst dir sicher sein, dass er nicht so bleibt wie er ist. Er ist ein Kind und er entwickelt sich von Tag zu Tag weiter. Wir als Eltern sind es, die Entscheiden welche Werte und Fähigkeiten wir in unseren Kindern wecken wollen. Wir müssen Vorbild sein, Anregungen und Tipps geben, aber dann auch mal einen Schritt zurück stehen, damit die Kinder auch ihre Erfahrungen machen können. Das ist wichtig und gehört zur Entwicklung dazu.[/color]

Was die meisten Kinder intuitiv wissen, muss ich ihm in mühseligen einzelnen Schritten erklären.

color=darkred]Woher hast du diese Erkenntnis, dass die meisten Kinder das intuitiv wissen? Alle Kinder müssen gewisse Dinge lernen und das tun sie vor allem durch zusehen. Auch wenn du vielleicht das Gefühl hast, dass andere Kinder das alles einfach so können.[/color]

Beispiel: Jemand schenkt ihm etwas dass ihm nicht gefällt, da hat er keine Probleme zu sagen das möchte ich nicht, es gefällt mir nicht, er überlegt dabei gar nicht, dass er die Gefühle des Anderen verletzen könnte. Da muss ich ihm ganz genau erklären warum sein Verhalten nicht richtig war und worauf er das nächste mal achten muss.


color=darkred]Eigentlich ist sein Verhalten vollkommen richtig. Er ist ehrlich (wie das die meisten Kinder sind) und das ist ja eigentlich auch gut so. Sag ihm nicht einfach, was er tun soll, sondern besprich das vorher mit ihm. Also bevor er das Geschenk bekommt sag ihm: "Es kann gut sein, dass Laura etwas mitbringt. Was könntest du tun. wenn es dir nicht gefällt?" - "Dann sag ich ihr das." - "Ja, das wäre eine Möglichkeit. Was denkst du, wie würde sie dann reagieren?" - "Sie wäre wohl traurig." - "Ja genau, was könntest du denn sonst noch tun? " - "Ich sag einfach nicht viel, nur danke.".. usw.
[/color]
Manchmal hält er sich dran und manchmal auch nicht.

Es gibt viele solche Beispiele. Deshalb brauche ich deinen Rat. Was ist los mit ihm, oder verlange ich zu viel von einem fast Achtjährigen?

color=darkred]Ich kann dich beruhigen. Du hast einen ganz normalen achtjährigen Jungen. Ich denke, dass du sehr nah an ihm dran bist. Dass du ihm vielleicht oft auch etwas zu schnell Entscheidungen abnimmst und Sachen von ihm verlangst, weil du sie so haben möchtest, oder weil du das Gefühl hast, dass die Gesellschaft das so verlangt.
Ich denke schon, dass du recht hohe Erwartungen hast an deinen Sohn aber auch an dich selbst.
Überleg dir einmal, welche Veränderungen du dir denn genau bei deinem Sohn wünschst und welche bei dir. Und was kann er denn alles schon gut, was gefällt dir an ihm?[/color]

LG
vy canis majoris

Schau mal, was du damit anfangen kannst. Am besten meldest du dir einfach wieder, mit Fragen Feedback oder mehr Beispielen. Ok?
liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
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