Null Respekt - beleidigende Schimpfworte :-((

Erziehungsfragen und Antworten ab dem 1. Schuljahr

Moderator: Kathrin Buholzer

Null Respekt - beleidigende Schimpfworte :-((

Beitragvon Sunny » 07.02.2008, 20:57

Hallo liebe Kathrin

Meine Tochter ist 10 1/2 Jahre alt und sie kommt im Schnelltempo in die Pubertät :cry:

Sie hat im Haushalt nur ein Aemtli und das ist den Tisch abräumen. Wenn ich sie bitte, z.B. den Abfallsack zum Container zu tragen, sagt sie mir als erstes mal "Nein, sicher nöd". Ich insistiere dann und sage es ihr nochmals (in einem ruhigen, bestimmten Ton). Und dann explodiert sie einfach so und sagt mir Sachen wie "Bisch du z'fuul zum das Mache, oder was" oder "Du bisch da d'Husfrau, nöd ich". Solche Aussagen treffen mich zutiefst, ich weiss, ich sollte mir da ein dickeres Fell zulegen, aber wie? Ich werde dann meistens recht wütend und meine Stimme wird dann lauter. Sie lacht dann nur sehr hämisch, was mich noch wütender macht.... Wie soll ich in solchen Situationen reagieren??

Eine andere Sache sind die beleidigenden Schimpfworte, welche sie einfach so und ohne Grund mir an den Kopf wirft. Wenn sie z.B. etwas von der Schule erzählt und ich etwas nachfrage, da ich den Zusammenhang nicht richtig verstanden habe, dann schaut sie mich so unverschämt von oben herab an und sagt mir Sätze wie: "Du bisch so blöd/dumm", oder in anderen Situationen: "Hau ab du Putze". Ich könnte heulen, wenn ich Dir dies schreibe, es verletzt mich dermassen :cry:

Heute z.B. wurde es mir zu bunt und ich habe ihr TV Verbot gegeben bis morgen abend. Sie sagte mir, dass es ihr egal sei. Als ich dann in ihr Zimmer ging um den DVD Player zu konfiszieren, flippte sie total aus und schrie das ganze Haus zusammen. Ich weiss nicht so recht, ob dies wirklich eine gute Konsequenz war, aber mir fiel nichts besseres ein im Moment.

Wie soll ich in solchen Momenten vorgehen? Was für Konsequenzen soll ich durchziehen? Ich bin im Moment völlig ratlos.

Ich freue mich auf Deine immer so guten Tips, lg Sunny
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 09.02.2008, 18:12

Hallo liebe Kathrin

Hallo liebe Sunny! Schön, dass du wieder hier vorbeischaust!

Meine Tochter ist 10 1/2 Jahre alt und sie kommt im Schnelltempo in die Pubertät

Sie hat im Haushalt nur ein Aemtli und das ist den Tisch abräumen.
Finde ich ehrlich gesagt ein bisschen wenig für eine fast 11 jährige...
Bei den Ämtli kannst du folgendes machen. Mach mal eine Liste, evt. grad die ganze Familie zusammen, welche Arbeiten bei euch zu Hause so täglich anfallen. (Waschen, staubsaugen, Zeitung holen, Tisch decken, Müll runter bringen, putzen usw). Schreibt dann jeweils den Namen hinter die Arbeit, von der Person die im Moment diese Arbeit erledigt. Wahrscheinlich wird fast überall dein Name stehen. Besprecht einmal zusammen, dass ihr als Familie ein Team seid, und dass gewisse Arbeiten aufgeteilt werden müssen. Deine Kinder können ja selber einmal aufzählen, welche Arbeiten sie gerne übernehmen würden und welche weniger. Also so 3 Ämtli kannst du deiner Tochter schon zumuten. Besprecht auch, wie lange jeder sein Ämtli machen muss und ob und wann ihr dann wechselt.
Mit dem kleineren Sohn kannst du eine Punktekarte machen, falls es nötig ist. (Wie das genau funktioniert, habe ich dir bei deiner letzten Frage bereits geschrieben).
Wichtig ist vorallem, dass ihr ganz genau aufschreibt, wer welches Ämtli hat und bis wann es erledigt sein muss. Mit deiner Tochter würde ich einen Verhaltensvertrag aufsetzen. Das ist eigentlich das gleiche wie eine Punktekarte nur halt für ältere Kinder. Du schreibst genau auf, welches Ämtli bis wann erledigt sein muss und wieviele Punkte sie sich verdienen kann, wenn es geklappt hat.
Besprich mit ihr zusammen, welche Belohnungen sie sich wünscht. (Du kannst auch Sachen nehmen, die sie bis jetzt einfach so erhalten hat, ohne etwas dafür zu tun. z.B Fernsehzeit, Computerzeit, Telefonzeit, ins Kino gehen, usw.)

Das kann z.B so aussehen, dass sie für den Abfallsack runterbringen 1 Punkt erhält, fürs Tisch decken 2 und fürs Zimmer staubsaugen am Samstag 3 Punkte. Die verdienten Punkte kann sie z.B jeden Tag gegen irgendetwas eintauschen. (10 Min. länger aufbleiben, 5 Min. Fernsehzeit verdienen oder dazuverdienen je nachdem) oder du kannst auch eine wöchentliche Belohnung in Aussicht stellen. Also wenn sie eine bestimmte Anzahl Punkte geschafft hat, darf sie am Wochenende z.B einen Film schauen, ins Kino gehen, mit dir in die Stadt usw. Wichtig ist auch hier, dass ihr das zusammen besprecht und beide den Vertrag unterschreibt. Du musst unbedingt kontrollieren, ob sie die Ämtli auch erledigt hat. Lobe sie und gib ihr wie abgemacht die Punkte.


Wenn ich sie bitte, z.B. den Abfallsack zum Container zu tragen, sagt sie mir als erstes mal "Nein, sicher nöd". Ich insistiere dann und sage es ihr nochmals (in einem ruhigen, bestimmten Ton). Und dann explodiert sie einfach so und sagt mir Sachen wie "Bisch du z'fuul zum das Mache, oder was" oder "Du bisch da d'Husfrau, nöd ich". Solche Aussagen treffen mich zutiefst, ich weiss, ich sollte mir da ein dickeres Fell zulegen, aber wie? Ich werde dann meistens recht wütend und meine Stimme wird dann lauter. Sie lacht dann nur sehr hämisch, was mich noch wütender macht.... Wie soll ich in solchen Situationen reagieren??

Wichtig ist, dass du nicht alles x-mal sagst.
Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten: Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich es mit Namen an und sag ihm genau was er tun soll: „bitte nimm den Abfallsack und bring ihn runter…“ Wenn die Kinder älter werden, kannst du ihnen auch ein Zeitfenster geben. "Ich möchte, dass du den Abfallsack runterträgst, wenn du raus zum spielen gehst." Es muss ja manchmal auch nicht grad jetzt, sofort und auf der Stelle sein.

Das hier gilt für kleinere Kinder: warte ca. 5 Sekunden und gib ihm Zeit zu gehorchen. Bleib in der Nähe und beobachte ihn. Wenn er macht, was du gesagt hast, dann lobe ihn. Wenn nicht dann gib ihm die Anweisung noch einmal. Wenn er wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Ihn aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.). Sag ihm immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihm immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib sie ihm dann wieder. Wenn es keine Konsequenz gibt, dann setze ihn für eine bis 2 Minuten auf den stillen Stuhl. Er muss dann kurz auf einen Stuhl, Treppe, Boden sitzen, sich beruhigen, kurz nachdenken und du holst ihn dann wieder. (Wie bei der Auszeit). Wenn er nicht still ist, dann bring ihn in die Auszeit. Sag ihm warum: „du bisch nid still gsi, drum muesch itze e moment id uszyt/timeout ids zimmer.
Wenn dich deine Tochter beleidigt, sag ihr klipp und klar, dass das nicht geht und das dich das verletzt. Sag ihr: "Leonie ich will, dass du anständig mit mir sprichst." Wenn das ein Problem ist, das andauert, dann würde ich das als Familienregel zusammen besprechen. Sag ihr, dass dich das verletzt und dass du möchtest, dass ihr in der Familie anständig und normal miteinander redet. Schreibt das zusammen auf, besprecht es und hängt die Regeln dann bei euch gut sichtbar auf.
Wenn sie sich nicht daran hält, ignoriere sie und sag ihr, dass du erst wieder mit ihr sprichst, wenn sie normal und anständig redet oder schick sie einen Moment in die Auszeit. Wenn die Kinder älter werden, ist das mit der Auszeit oft nicht mehr gut möglich. Wenn das freche Verhalten andauert, dann kannst du mit ihr einen Verhaltensvertrag II machen. Wenn du willst kann ich dir dazu ein paar Blätter schicken, damit du auch wirklich drauskommst. Ist etwas viel, dass hier alles aufzuschreiben. (Aber vielleicht brauchst du den im Moment auch gar noch nicht)


Eine andere Sache sind die beleidigenden Schimpfworte, welche sie einfach so und ohne Grund mir an den Kopf wirft. Wenn sie z.B. etwas von der Schule erzählt und ich etwas nachfrage, da ich den Zusammenhang nicht richtig verstanden habe, dann schaut sie mich so unverschämt von oben herab an und sagt mir Sätze wie: "Du bisch so blöd/dumm", oder in anderen Situationen: "Hau ab du Putze". Ich könnte heulen, wenn ich Dir dies schreibe, es verletzt mich dermassen.

Das verstehe ich gut. Trotzdem darfst du dich hier nicht in die "Opferrolle" drängen lassen. Du bist die Mutter und sie ist die 10 einhalbjährige Tochter.
Wenn sie von der Schule nach Hause kommt und etwas erzählt, dann ist es wichtig, dass du einfach mal zuhörst. Versuch sie nicht zu unterbrechen und sie zu "verhören."
Fasse das Gehörte zusammen oder frage nach, wenn du etwas nicht verstanden hast. "Dann warst du also ziemlich wütend, als dich Nadine einfach so stehen gelassen hat." oder "Habe ich das richtig verstanden, dass..." Versuch mit ihr zusammen eine Lösung zu finden oder frag sie, was du für sie tun kannst. Wenn sie dich beschimpft, sag ihr, dass sie damit aufhören und normal und anständig reden soll.
Wenn du merkst, dass sie wütend ist, kannst du auch sagen: "Ich merke gerade, dass du ziemlich sauer bist, wenn ich dir irgendwie helfen kann, dann kannst du es mir anständig sagen. Wenn es nicht klappt, dann sag ihr, dass es im Moment so grad keinen Sinn hat und dass sie dir ja später noch davon erzählen kann, oder zu dir kommen kann.

Alle diese Punkte wie Ämtliplan, Fam.regeln, Regeln für den Umgang untereinander würde ich an einer Familiensitzung besprechen. Wenn die Kinder älter werden, ist es hilfreich gewisse Themen regelmässig miteinander zu besprechen. Am besten ist es, wenn ihr ein Blatt irgendwo aufhängt oder hinlegt, wo jeder seine wichtigen Themen aufschreiben kann. Das muss nicht zwangsläufig ein Problemverhalten sein, dass kann z.B auch sein: "Was machen wir am Wochenende, was schenken wir dem Grosi zu Weihnachten..." Also auch die Kinder dürfen aufschreiben, was sie besprechen wollen und was ihnen auf dem Herzen liegt.
Versucht den "Familienrat" die "Familiensitzung" oder wie ihr dem auch immer sagen wollt, immer am gleichen Tag etwa zur gleichen Zeit durchzuführen. Die Besprechung sollte so zw. 10 und 20 Min. dauern und danach ist es gut, wenn alle zusammen etwas machen können. z.B Morgen- oder Abendessen, einen Spaziergang, einen Film schauen usw.
Auch wenn man das Gefühl hat man könne diese Sachen auch sonst mal unter der Woche besprechen, ist es halt im Alltag oft so, dass man oft keine Zeit hat oder oft auch gar nicht alle anwesend sind. Eine solche regelmässige Familiensitzung fördert auch den Zusammenhalt in der Familie und zeigt auch den Kindern, dass ihre Meinungen wichtig sind und auch angehört werden. Oft geht es darum Kompromisse zu finden, so dass alle einigermassen damit leben können.



Heute z.B. wurde es mir zu bunt und ich habe ihr TV Verbot gegeben bis morgen abend. Sie sagte mir, dass es ihr egal sei. Als ich dann in ihr Zimmer ging um den DVD Player zu konfiszieren, flippte sie total aus und schrie das ganze Haus zusammen. Ich weiss nicht so recht, ob dies wirklich eine gute Konsequenz war, aber mir fiel nichts besseres ein im Moment.

War das die Konsequenz aufs Frechsein?



Wie soll ich in solchen Momenten vorgehen? Was für Konsequenzen soll ich durchziehen? Ich bin im Moment völlig ratlos.

Wichtig ist, dass du versuchst deine Antennen sehr fein einzustellen. Versuch immer wieder deiner Tochter gut zuzuhören, sie nicht zu "verhören" und nimm ihre Gefühle ernst und benenne sie. Sie wird auch dich ernster nehmen und wird für deine Argumente zugänglicher.
Probiere auch Verallgemeinerungen zu verhindern. Wenn dir etwas nicht passt, dann sag es lieber in der Ich-Form. "Mich stört es, macht es traurig, hässig, wenn du mich so anschreist."
Versuch auch immer wieder zu loben. Macht deine Tochter etwas, dass dir gefällt dann lobe sie und sag ihr genau was dir gefallen hat. "Ich finds toll, dass du mich anständig gefragt hast."
Wichtig ist auch, dass du trotz den Schwierigkeiten im Gespräch mit ihr bleibst. Zieh dich nicht zurück und falle nicht in die "Opferrolle". Auch wenn ihr mal richtig Krach gehabt habt, such in einer ruhigen Minute das Gespräch. Sprich mit ihr darüber, auch wie es dir dabei ging, das schafft Vertrauen. Du musst ihr Halt geben, das heisst, dass du klar, konsequent aber auch fair sein musst.
Immer mehr müsst ihr auch gemeinsam nach Lösungen suchen. Frag sie auch immer wieder danach. "Wie könntest du das jetzt machen.?" "Was erwartest du von mir?" "Du hast dich nicht an die Abmachungen gehalten, deshalb nehme ich dir jetzt einen Moment deinen DVD Player weg. Ich verstehe, dass du wütend bist und lass dich jetzt einen Moment in Ruhe."
Warte mir den Konsequenzen nicht zu lange. Also nicht bis dir der Kragen schon fast platzt und du immer und immer wieder gedroht hast. Sag es einmal und wenn es in der abgemachten Zeit nicht geklappt hat oder sie eine Abmachung nicht eingehalten hat, dann lass eine logische Konsequenz folgen und sag ihr immer auch, warum du es tust.

Frag nach, bring mir noch mehr Beispiele, dann können wir versuchen, das noch ein wenig zu vertiefen, ok?


Ich freue mich auf Deine immer so guten Tips, lg Sunny

liebe Grüsse und machs guet!

Kathrin
Kathrin Buholzer
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