Sehr oft Streit mit Tochter

Erziehungsfragen und Antworten ab dem 1. Schuljahr

Moderator: Kathrin Buholzer

Sehr oft Streit mit Tochter

Beitragvon Mamita » 04.12.2008, 17:21

Hallo, ich bin ratlos. Meine Tochter ist im Juni 6 Jahre alt geworden. Im Sommer ist sie in die 1. Klasse gekommen. Sie war immer ein lustiges, fröhliches und liebes Mädchen. Vor 2 Jahren hat sie noch einen kleinen Bruder bekommen, den sie abgöttisch liebt und er sie. Doch seither haben wir sehr oft Streit. Das Zusammensein macht keinen Spass mehr. Ich schimpfe sehr viel, nerve mich über sie, der Ton ist nicht gut. Das kommt natürlich zurück. Die Negativspirale dreht sich.

Meine Tochter hat nie gern gemalt oder gebastelt. Sie kann das auch nicht gut. Das hat sie nie gestört. Doch im Kindergarten wurde sie ausgelacht. Es ging Richtung Mobbing.

Sie geht mit den selben Mädchen auch wieder zur Schule. Die Beziehungen sind besser. Aber meine Tochter will immer noch nichts machen, weswegen sie vielleicht ausgelacht werden könnte. Alles, was nicht auf Anhieb geht, schiebt sie beiseite. Und leider geht in der Schule nicht viel gleich ohne lernen. Und so hat es für sie schlecht begonnen.

All diesen Frust lässt sie daheim aus. Sie kann sich für nichts wirklich begeistern. Es scheint, als wäre für sie alles selbstverständlich. Sie zeigt keine Wertschätzung für Geschenke oder Bemühungen für oder um sie. Das nervt mich total. Und so verlange ich dann Dank und Respekt. Oder einfach ein wenig Einsatz, statt nur zu jammern. Ich werde immer böser mit ihr, blockiere sie so wahrscheinlich nur noch mehr. Ich nehme mir immer vor, lieber zu ihr zu sein, denn ich liebe sie von Herzen. Aber dann streiten wir uns schon wieder morgens, weil sie das nicht anziehen möchte, was wir abends zuvor gemeinsam bereit gelegt haben, beim Abschied, weil sie die Mütze nicht anziehen will, beim Mittagessen, weil sie schon beim Anblick des Essens motzt, weil es ev. nicht Teigwaren sind, etc. etc.

Ich habe das Gefühl ich sei ein schleches Mami. Alles wird umso schwieriger, weil unser Sohn ein wirklich süsser Junge ist, von dem noch nicht viel erwartet wird. Und so wird mit ihm auch noch nicht so viel geschimpt. Umso krasser muss es dann für unsere Tochter sein. Ich erzähle ihr dann oft, wie es mit ihr gewesen ist, wie wir mit ihr gelacht haben, was für ein Schätzeli sie gewesen sei, damit sie immer weiss, dass wir die Zeit mit Ihr auch so genossen haben.

Sie ist in Not. Mein Mann und ich sind in Not. Wir versuchen immer wieder gelassen zu bleiben, ihr Unterstützung zu geben. Aber immer wieder kommt es zu Streit. Ich habe das Gefühl, das Problem liegt bei mir. Wahrscheinlich wie so viele Mütter. Bin ich zu streng? Erwarte ich zu viel? Mein Problem ist, dass ich nicht einfach gleich wieder frisch-fröhlich weitermachen kann, wenn wir einen Streit hatten. Das liegt mir noch auf, beschäftigt mich, macht mich traurig. So wird immer alles negativer. Und dann bin ich oft traurig, weil ich das Gefühl habe, meine Tochter zeige Charakterschwächen wie Lügen, Undankbarkeit, Egoismus etc. Eigenschaften, die ich an anderen Menschen überhaupt nicht mag.

Sie ist glücklich, wenn Sie Süsses essen kann, TV gucken oder im Internet surfen. Aber all das erlauben wir nur in sehr geringen Portionen. Und so wird dann wieder gemotzt.

Ich möchte mit meiner Tochter klarkommen, ihr eine gute Mutter sein. Aber ich glaube, ich würde ihr keinen Gefallen machen, wenn ich das erwähnte Verhalten einfach schlucken und akzeptieren würde. Ich weiss dann einfach nie, wo ist die Linie zwischen Respekt vor ihrer Persönlichkeit und dem Bedürfnis, sie zu erziehen, um sie auf das Leben vorzubereiten.

Kurzum, wie am Anfang gesagt, ich bin ratlos. Und wäre sehr dankbar für Hilfe.

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Mamita
 
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 05.12.2008, 02:33

Hallo Mamita! Melde mich dann grad morgen, (also heute, wenn ich wieder aufgestanden bin). Jetzt muss ich mal ins Bett!
liebe Grüsse
Kathrin
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Merci

Beitragvon Mamita » 05.12.2008, 11:50

Danke für die Nachricht. Und bitte kein Stress. Es dauert jetzt schon so lange, da kann ich schon noch ein wenig warten. Auch wenn ich natürlich sehr gespannt bin. Danke und bis bald.
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 05.12.2008, 15:46

Hallo, ich bin ratlos.

Also nochmals: Hallo Mamita. Endlich komme ich dazu dir ein paar Tipps zu geben.

Meine Tochter ist im Juni 6 Jahre alt geworden. Im Sommer ist sie in die 1. Klasse gekommen. Sie war immer ein lustiges, fröhliches und liebes Mädchen. Vor 2 Jahren hat sie noch einen kleinen Bruder bekommen, den sie abgöttisch liebt und er sie. Doch seither haben wir sehr oft Streit. Das Zusammensein macht keinen Spass mehr. Ich schimpfe sehr viel, nerve mich über sie, der Ton ist nicht gut. Das kommt natürlich zurück. Die Negativspirale dreht sich.

Meinst du: Seitdem sie in die Schule geht, oder seit der Brucer da ist? Ich schreib dir jetzt mal zu beiden Themen etwas auf:
Beides ist normal. Die Schule ist eine grosse Veränderung für deine Tochter. Viele neue Eindrücke, neue Freunde, langes Stillsitzen, wenig Bewegung, zuhören, mitmachen, Dinge tun, die man vielleicht manchmal lieber nicht tun möchte, sich behaupten und und und. Es passiert oft, dass die Kinder grad nach dem Kindergarten oder Schuleintritt sich aggressiv Verhalten. Wichtig ist einfach, wie du damit umgehst.
Das gleiche gilt für die Situation mit dem Bruder. Am Anfang läuft das oft relativ gut, da die Kleinen ja noch keine grosse Gefahr darstellen,. Werden sie dann aber älter und somit auch mobiler fangen die Probleme an. Es hat sicherlich auch sehr viel mit Eifersucht zu tun.
Der Kleine ist sozusagen in "ihr Territorium" eingebrochen. Er ist jetzt kein kleines Baby mehr, das mehrheitlich rumliegt, sondern ein aktiver Teil der Familie.
Versuch dort ein gewisses Verständnis zu zeigen, dass sie sich auch über ihren kleinen Bruder ärgern darf. Dass kleine Brüder auch manchmal ganz schön anstrengend sein können.
Sprich mit ihr darüber. Frag sie auch, was sie vielleicht nervt, was sie toll findet am kleinen Bruder.
Was er z.B alles noch lernen muss und wie sie ihm dabei helfen kann.
Du kannst auch mit ihr auch ein paar ganz spezielle Regeln für den Umgang mit dem kleinen Bruder abmachen. Wichtig dabei ist: positiv formulieren. Wie soll sie mit ihm umgehen? Schreibt diese auf ein Blatt, zeichnet, klebt, bastelt und hängt sie irgendwo gut sichtbar auf.

Einen Tipps zum ständigen Streiten, wer z.B zuerst ein Stück Kuchen nehmen darf, wer welches Glas nehmen kann, wer neben Mama sitzen darf usw. findest du auch noch unter "Erziehung mit Fantasie" unter Eifersucht, schau einfach mal hier:

http://www.elternplanet.ch/46.html


Meine Tochter hat nie gern gemalt oder gebastelt. Sie kann das auch nicht gut. Das hat sie nie gestört. Doch im Kindergarten wurde sie ausgelacht. Es ging Richtung Mobbing.

Sie geht mit den selben Mädchen auch wieder zur Schule. Die Beziehungen sind besser. Aber meine Tochter will immer noch nichts machen, weswegen sie vielleicht ausgelacht werden könnte. Alles, was nicht auf Anhieb geht, schiebt sie beiseite. Und leider geht in der Schule nicht viel gleich ohne lernen. Und so hat es für sie schlecht begonnen.

Wichtig ist, dass du sie hier gut unterstützt, sie lobst und motivierst. Schau, dass sie nur kleine Schritte machen muss, etwas, dass sie vielleicht gut kann. Gib ihr kleine Aufträge, damit sie das Gefühl hat, dass sie das auch schaffen kann. Lobe und ermutige sie, wenn es klappt. Wenn nicht, versuch nicht mit ihr zu schimpfen, sondern zeig ihr lieber, wie sie es besser machen kann. Schau auch einmal, wann das genau passiert. Vielleicht kannst du ja dann auch vorgängig schon etwas in die richtige Richtung lenken. Wichtig ist allgemein, dass du immer gut vorausplanst. Sag ihr immer, was als nächstes passiert und was du von ihr erwartest. "Ich räume jetzt die Küche auf und du gehst die Zähne putzen. Danach machst du deine Mittagspause und dann machen wir zusammen die Aufgaben."

Wichtig ist, dass du nicht alles x-mal sagst. Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten: Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich es mit Namen an und sag ihm genau was es tun soll: „bitte geh jetzt deine Zähne putzen, sprich bitte in normalem Ton, versorge bitte deine Schuhe …“ (auch hier, immer sagen, was sie tun sollen, was du von ihnen möchtest). Warte ca. 5 Sekunden und gib ihm Zeit zu gehorchen.
Bleib in der Nähe und beobachte es. Wenn es tut was du gesagt hast, dann lobe es.
Wenn nicht dann gib die Anweisung noch einmal. (Gilt nicht bei Problemverhalten, dann die Anweisung nur einmal geben!).
Wenn es wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Die Kinder aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.). Sag ihnen immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihnen immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib es ihnen dann wieder.

Beobachte dich einmal, WIE du Anweisungen gibst. Denk dran:

Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen. Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.

Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren!

Zu Ungenau! "Leonie!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.

Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!

Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihm vorher wie lange er etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihm hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."

Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":

Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.

Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.

Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.


All diesen Frust lässt sie daheim aus.

Frust ist immer ein Zeichen, dass sie mit etwas nicht zurecht kommt. Versuch in einer solchen Situation einfach mal, genau hinzuhören. Texte sie nicht zu, mach ihr keine Vorwürfe, schimpfe nicht mit ihr. Hör einfach genau zu, lass sie reden und unterbrich nur, wenn du etwas nicht verstanden hast. Frage nach und fasse dann, das was du gehört hast mit eigenen Worten zusammen. "Habe ich das richtig verstanden, du bist wütend weil..." Oft hilft einfach schon das Zuhören und dann ist es für die Kinder auch schon in Ordnung. Wenn das nicht reicht, dann versuch mit ihr zusammen nach Lösungen zu suchen. Gib nicht immer grad selber die Lösung vor. Frag sie z.B auch mal: "Was könntest du denn jetzt tun? Was könntest du denn jetzt machen." Es ist nicht immer nur deine Aufgabe eine Lösung zu präsentieren. Du kannst sie auch fragen, ob du etwas für sie tun kannst. "Kann ich dir irgendwie helfen? Was kann ich für dich tun."

Sie kann sich für nichts wirklich begeistern. Es scheint, als wäre für sie alles selbstverständlich. Sie zeigt keine Wertschätzung für Geschenke oder Bemühungen für oder um sie. Das nervt mich total.

Das kann ich gut verstehen, aber wahrscheinlich hat sie es bis jetzt einfach noch zu wenig gelernt. Schreib mir doch da noch ein bisschen mehr dazu. Wie äussert sich denn das, was sind das für Situationen? Was tut sie dann? Wie reagierst du? Was erwartest du genau von ihr?

Gib ihr viel Ermutigung und Feedback. Häufig ist es so, dass wir als Eltern unsere Kinder sehr mit unseren Vorstellungen bedrängen. Wir möchten ihnen immer den richtigen Weg zeigen und sie davon bewahren, negative Erfahrungen zu machen. Versuch viel mehr deine Tochter zu be-gleiten. Gib ihr auch nicht immer gleich die richtige Lösung vor. Sag ihr nicht immer gleich, was sie zu tun hat. Versuch dich auch mal bei euch zu Hause zu achten. Wenn sie mal etwas nicht schafft, oder eine Frage hat, dass du lieber eine Gegenfrage stellst und ihm nur einige Hilfestellungen gibst, um das Problem zu lösen. z.B "Ich will das und das nicht machen." - "Du hast also keine Lust dies oder jenes zu tun?" - "Nein, ich würde es schon machen, weiss aber nicht wie." - "Du weisst nicht wie du das und das machen sollst?" - "Doch, ich weiss es schon irgendwie, aber ich kann es nicht." - "Ich habe das Gefühl, dass du Angst hast, es nicht richtig zu machen." - "ja, das stimmt." - "Hast du eine Idee, wie ich dir diese Angst nehmen könnte? " (oder: "Was könntest du jetzt tun?").
Versuch immer wieder gut zu zuhören. Was sie gesagt hat in deinen eigenen Worten wiederzugeben und dann zusammen mit ihr eine Lösung zu finden. Auch wenn sie dich fragt, gib ihr nicht immer gleich die Antwort, sondern hilf ihr dabei die Lösung zu finden. "Wie kann ich einen Hund zeichnen?" - "Ja, welche Farbe kann ein Hund z.B haben?" - "Braun, schwarz, weiss...." - "Genau und was hat ein Hund sonst noch? " - "Beine, Ohren, eine Schnauze, einen Schwanz." - "Ja und wie könntest du jetzt herausfinden, wie man einen Hund macht?" - "Zum Beispiel von einem Bild abschauen." - "ja genau, wir suchen mal ein Bild und dann schaust du dir das einmal ganz genau an."
Wenn du sie in der Problemlösung nur unterstützt, dann entwickelt sie mit der Zeit auch ein Selbstvertrauen und merkt, dass sie es selber kann. (Ganz nach dem Motto: Hilf mir, es selbst zu tun). Dasa ist vorallem bei den Dingen wichtig, die sie eh nicht so gerne tut und vielleicht auch noch nicht so gut kann.


Und so verlange ich dann Dank und Respekt. Oder einfach ein wenig Einsatz, statt nur zu jammern.

Wie sieht denn das genau aus? Was tust du?

Ich werde immer böser mit ihr, blockiere sie so wahrscheinlich nur noch mehr. Ich nehme mir immer vor, lieber zu ihr zu sein, denn ich liebe sie von Herzen.

Versuch den Fokus vermehrt auf das Positive zu richten. Was gefällt dir? Wenn sie etwas gut gemacht hat, dann lobe und ermutige sie und sag ihr genau, WAS dir gefallen hat. Achtung, nicht ins Negative fallen: Endlich hast du mal getan, worum ich dich gebeten habe..."

ag ihr, dass sie anständig mit dir sprechen soll. Wenn das häufig passiert, dann würde ich mit ihr Familienregeln besprechen.
Besprecht miteinander, welchen Umgang ihr untereinander möchtet. Evt. kann sie schon selber aufzuzählen, wie man sich verhalten soll, damit es allen wohl ist und man es schön miteinander hat..
Schreib es so auf, dass sie weiss WAS GENAU du von ihr erwartest, was sie tun soll. Also nicht: „Ich will nicht, dass du deinen Bruder schlägst", sondern: „Ich möchte, dass lieb und anständig mit deinem Bruder umgehst. Wir sprechen in normalem und ruhigen Ton miteinander."
Du kannst das Fehlverhalten schon aufzählen, aber schau darauf, dass du ihr genau erklärst was du von ihm möchtest. Denk daran, es sind Familienregeln, d.h es gilt für alle in der Familie.
Schreibt, zeichnet, klebt diese Regeln (3-4 sollten am Anfang reichen) auf ein Blatt. Sie darf ruhig mithelfen, kleben, basteln, zeichnen. Gestalte sie so, dass sie es versteht und hängt sie irgendwo gut sichtbar auf. Frag sie auch, was passiert, wenn man schreit, jemanden beisst oder schlägt, wie sie sich fühlen würde, wenn ihr jemand weh tut.
Versuch auch evt. Alternativen mit ihr zu besprechen: "Weisst du, manchmal ist man einfach wütend, das versteh ich, trotzdem ist schlagen und schreien nicht in Ordnung. Was könnte man sonst machen? Hast du eine Idee?" Gib ihm erst Vorschläge, wenn er selber keine weiss.


Aber dann streiten wir uns schon wieder morgens, weil sie das nicht anziehen möchte, was wir abends zuvor gemeinsam bereit gelegt haben, beim Abschied, weil sie die Mütze nicht anziehen will, beim Mittagessen, weil sie schon beim Anblick des Essens motzt, weil es ev. nicht Teigwaren sind, etc. etc.

Ich weiss, das nervt gewaltig. Versuch aber mal, das nicht so nah an dich ranzulassen. Mach mit ihr Regeln ab, z.B auch fürs Anziehen. Wie könnt ihr das gemeinsam regeln, damit es nicht immer Streit gibt. Frag sie auch mal nach Lösungen. Sag ihr dann, was du von ihr erwartest und schreibt das zusammen auf. Wenn sie dann motzt, dich provoziert, geh einfach nicht darauf ein. Ignoriere sie und lass sie dann einfach motzen. So lange das im "normalen Rahmen" bewegt, ist das ok. Wenn sie aber schlägt, ausser sich ist oder dich wüst beschimpft, dann lass eine log. Konsequenz folgen. Also z.B einen Moment den Teller wegnehmen. Sag ihr dann auch immer, warum du es tust. Gib ihr den Teller dann nach ein paar Minuten wieder und sag ihr, was du von ihr möchtest. Wenn es dann wieder passiert, kannst du den Teller für eine längere Zeit wegnehmen, oder sie auch mal vom Tisch schicken.

Ich habe das Gefühl ich sei ein schleches Mami. Alles wird umso schwieriger, weil unser Sohn ein wirklich süsser Junge ist, von dem noch nicht viel erwartet wird. Und so wird mit ihm auch noch nicht so viel geschimpt. Umso krasser muss es dann für unsere Tochter sein. Ich erzähle ihr dann oft, wie es mit ihr gewesen ist, wie wir mit ihr gelacht haben, was für ein Schätzeli sie gewesen sei, damit sie immer weiss, dass wir die Zeit mit Ihr auch so genossen haben.

Ich denke genau das ist der springende Punkt. Sie hat das Gefühl, dass der kleine, süsse Bruder mehr geliebt wird als sie. Wenn du ihr dann noch sagst, dass sie früher auch ein Schätzeli gewesein sei, muss das dieses Gefühl für sie noch verstärken. Trauere nicht den alten Zeiten nach. Sag ihr, dass du sie jetzt lieb hast, dass du stolz auf sie bist.
Lobe sie immer wieder, auch vor andern. Versuch auch immer wieder Zeiten zu schaffen, wo du ausschliesslich Zeit für sie hast. z.B am Mittag, wenn der Kleine schläft, oder zusammen mit ihr in einen Schwimmkurs gehen, ins turnen usw.

Warum denkst du ist sie so fordernd? Weil sie dir sagen möchte: "Hey Mama, ich bin auch noch da. Ich brauche dich, nimm mich in den Arm, hab mich doch auch lieb, beachte mich, sei stolz auf mich."
Überleg dir einmal: Was genau nervt dich denn so an ihr? Und überleg dir dann auch, was möchtest du denn genau von ihr? Was erwartest du denn genau von ihr? Wenn Kinder sich daneben benehmen, tun sie das oft, weil wir sie nicht genügend beachten, wenn sie sich gut verhalten. Oft wissen Kinder auch gar nicht genau, was wir Eltern denn von ihnen möchten. Sie hören oft von uns nur so pauschale Anweisungen wie: "Due nid so blöd, due nid so dumm, jetzt längts aber de...". Mit diesen vagen Anweisungen können sie nichts anfangen. Es sagt ihnen weder, mit was sie aufhören, noch was sie stattdessen tun sollen.


Sie ist in Not. Mein Mann und ich sind in Not. Wir versuchen immer wieder gelassen zu bleiben, ihr Unterstützung zu geben. Aber immer wieder kommt es zu Streit. Ich habe das Gefühl, das Problem liegt bei mir. Wahrscheinlich wie so viele Mütter. Bin ich zu streng? Erwarte ich zu viel? Mein Problem ist, dass ich nicht einfach gleich wieder frisch-fröhlich weitermachen kann, wenn wir einen Streit hatten. Das liegt mir noch auf, beschäftigt mich, macht mich traurig. So wird immer alles negativer.

Plane gut voraus. Sag ihr immer schon vorher, was jetzt passiert und was du möchtest. Überrasche sie nicht mit deinen Plänen. Lass logische Konsequenzen folgen, wenn sie sich nicht an die Regeln hält. Wenn es ausartet, du merkst, dass auch du kurz vor dem explodieren bist, dann schick sie auch mal in die Auszeit.

Hier noch ein paar Tipps zur Auszeit:
einen uninteressanten Raum wählen (wenn möglich nicht das Kinderzimmer, das Schlafzimmer, Gästezimmer oder auch das WC).
D.h du gehst zu ihr, sagst was sie falsch gemacht hat, erinnerst sie an die Regel und sagst: „Laura, du hast mich jetzt grad geschlagen und bist hier am rumschreien, deshalb gehst du jetzt für 1 oder 2 Minuten in die Auszeit."
Du nimmst sie ganz ruhig und bestimmt, und bringst sie in den Auszeitraum. Wenn sie die festgesetzte Zeit ruhig war (es muss nicht mucksmäuschenstill sein, aber sie muss sich einigermassen still verhalten), dann gehst du zu ihr und sagst: „du warst jetzt schön still und darfst wieder rauskommen.“ (Du bringst sie in die Auszeit und du holst ihn auch wieder ab). Versuch nicht mehr über den Vorgang zu sprechen, sondern versuch ihn wieder in eine Aktivität zu verwickeln. Pass auf, dass du nicht unfair wirst und auch nach der Auszeit noch stundenlang darüber sprichst und ihr noch weitere Konsequenzen "aufbrummst." "Nein, die Mama, mag jetzt auch nicht mit dir spielen, du hast mich vorhin ganz fest geärgert. Nein eine Schoggi gibt es jetzt auch nicht, du hast mich geärgert."

Die Auszeit zeigt ihr, dass sie ganz klar eine Abmachung eine Regel übertreten hat, es gibt ihr aber auch dir die Möglichkeit euch zu beruhigen. Drohe nicht mit der Auszeit, sie wird sonst lernen, dass sie erst hören muss, wenn du drohst. Das gilt allgemein bei den Drohungen. Also das berühmte „wenn du jetzt nicht gehorchst, dann... oder ich zähle jetzt auf 3..."solltest du vermeiden. Dein Kind lernt nämlich dabei: Ich muss erst dann hören, wenn die Mama laut wird, wenn sie schimpft, droht oder auf 3 zählt. Die Auszeit vorher (also wenn es kein Problemverhalten gibt) mit dem Kind vorbesprechen und genau sagen, was passiert, wieso und wie lange man in die Auszeit muss und wann du sie wieder von der Auszeit zurückholst.

Die Auszeit ist vorallem dazu da, dass beide Seiten sich wieder beruhigen können und nicht das Kind zu verängstigen und es möglichst hart zu bestrafen.
Denk daran: Die Auszeit sollte wirklich an letzter Stelle stehen und du solltest sie so wenig wie möglich brauchen. Nur in ganz schwierigen Situationen wie heftige Wutanfälle, jemandem absichtlich Schmerzen zufügen, hauen, würgen, schlagen, beissen (also jeglicher Art von Gewalt), oder falls du den stillen Stuhl brauchst, als Verstärkung, falls er nicht ruhig auf dem Stuhl sitzen bleibt.
Also nicht für jede Problemsituation einfach die Auszeit verwenden. Immer zuerst nach einer log. Konsequenz suche und auch überlegen, was du schon vorbeugend dafür tun kannst, damit die Situation möglichst nicht eskaliert. Also z.B Regeln abmachen, klare ruhige Anweisungen, abklenken, Alternativen besprechen usw.


Und dann bin ich oft traurig, weil ich das Gefühl habe, meine Tochter zeige Charakterschwächen wie Lügen, Undankbarkeit, Egoismus etc. Eigenschaften, die ich an anderen Menschen überhaupt nicht mag.

Sie ist glücklich, wenn Sie Süsses essen kann, TV gucken oder im Internet surfen. Aber all das erlauben wir nur in sehr geringen Portionen. Und so wird dann wieder gemotzt.

Vielleicht ist es auch einfach dann, wenn sie ihre Ruhe hat? Wenn niemand (viel zuviele) Anweisungen gibt, nörgelt, sie kritisiert?
Ich habe das Gefühl, dass du sehr nah an ihr dran bist. Dafür braucht sie aber auch Freiraum. Du musst ihr auch etwas zutrauen können und sie dann auch mal lassen. Zeig ihr Leitplanken auf, setze Grenzen, lass sie aber dann innerhalb dieser Grenzen auch mal sein. Nimm auch nicht immer alles zu persönlich. Je weniger du dieses negative Verhalten kommentierst, so wichtig nimmst, umso weniger interessant ist es auch für sie. (Also: Kein Unkraut düngen! :-)) Das heisst jetzt nicht, dass du alles einfach tolerieren sollst. Wenn etwas nicht klappt, dann musst du logische Konsequenzen folgen lassen. Ohne zu drohen und ohne die Anweisung x-Mal zu wiederholen.


Ich möchte mit meiner Tochter klarkommen, ihr eine gute Mutter sein. Aber ich glaube, ich würde ihr keinen Gefallen machen, wenn ich das erwähnte Verhalten einfach schlucken und akzeptieren würde. Ich weiss dann einfach nie, wo ist die Linie zwischen Respekt vor ihrer Persönlichkeit und dem Bedürfnis, sie zu erziehen, um sie auf das Leben vorzubereiten.

Kurzum, wie am Anfang gesagt, ich bin ratlos. Und wäre sehr dankbar für Hilfe.

Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder. Mit mehr Fragen, mehr Beispielen und mit Feedback, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
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Beitragvon Mamita » 22.12.2008, 14:05

Liebe Kathrin

Zuerst: Vielen Dank für Deine Ratschläge! Und dann: Bitte entschuldige, dass ich mich erst jetzt melde. Sind wohl noch Anfangsschwierigkeiten mit dem Forum. Habe immer auf eine E-Mail gewartet aber keine bekommen und dann erst auf der Webseite selber Deine Antwort gesehen. Und danach fehlte mir immer die Zeit, um mich mal in Ruhe hinzusetzen und Dir zu schreiben.

Du hast nachgefragt, wie das läuft, wenn meine Tochter keine Wertschätzung zeigt. Wenn Besuch kommt, fragt sie als erstes, ob dieser ein Geschenk für sie mitgebracht hat. Dann reisst sie es auf, legt das Geschenk beiseite und bedankt sich nicht mal. Und ich mache dann das, was ich früher bei Eltern unmöglich fand und sage: Wie sagt man? Ich finde mich dann selber doof. Sie bedankt sich dann brav. Und später reden wir darüber. Ich bitte sie, sich doch jeweils von sich aus zu bedanken. Sie sagt ja. Das nächste Mal ist aber wieder alles gleich. Ein anderes Beispiel: Sie sieht in einem Geschäft, Ohrringe, die sie unbedingt haben will. Ich lasse mich breitschlagen. Zuhause liegen die Ohrringe dann herum. Oft auch einfach am Boden. Irgendwann ist dann ein Ohrring verloren und der andere liegt dann alleine weiter herum. Ich sehe das jeweils, wenn ich sie zum Aufräumen verdonnere, das nur klappt, wenn ich dabei bin. Ich werde sauer, wenn ich sehe, mit wie wenig Wertschätzung sie mit Geschenken umgeht. Ich sage ihr immer wieder, wenn ihr ein Geschenk nicht gefällt, so könne sie das sagen. Da werde niemand von uns sauer. Schliesslich sind es ja meistens Überraschungen und da trifft man vielleicht den Geschmack nicht immer. Das wäre kein Problem für mich, wenn sie sich freuen würde, sich bedanken würde und dann ehrlich sagen würde, dass es ihr nicht gefällt. Dann könnten wir es einem anderen Kind schenken. Aber sie sagt dann doch nichts und passt auch nicht auf. Allerdings auch bei Sachen, die ihr gefallen. Es scheint, als ob ihr egal wäre, ob sie jetzt ein oder zwei Ohrringe hat. Ob es am Boden liegt oder nicht. Ich schimpfe dann mit ihr und bin einfach enttäuscht, dass sie nie solche Begeisterung zeigt, dass sie auch mal etwas hegen und pflegen würde. Das ist aber nicht nur bei Überraschungen so, sondern auch bei Geschenken, die sie sich sehr gewünscht hat (siehe Ohrringe).

Du fragst, wie ich Dank und Respekt verlange, oder Einsatz, statt Jammern. Ich mache das "nur" verbal. Ich rede dann mit ihr, versuche ihr meinen Standpunkt zu erklären. Sie hört mehr oder weniger interessiert zu, sagt, sie mache es das nächste Mal anders. Und macht es dann doch wieder genau gleich.

So, das waren die Ergänzungen, um die Du gebeten hast. Deinen Input habe ich sehr geschätzt und sehr interessiert gelesen. Ich versuche jetzt, das umzusetzen. Dein Wort zutexten gefällt mir sehr gut. Ich denke, das ist bei mir ein Problem. Ich rede zu viel und lang zu oft.

Danke für alles und schöne Festtage.
Mamita
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 22.12.2008, 14:49

Liebe Kathrin

Zuerst: Vielen Dank für Deine Ratschläge! Und dann: Bitte entschuldige, dass ich mich erst jetzt melde. Sind wohl noch Anfangsschwierigkeiten mit dem Forum. Habe immer auf eine E-Mail gewartet aber keine bekommen und dann erst auf der Webseite selber Deine Antwort gesehen. Und danach fehlte mir immer die Zeit, um mich mal in Ruhe hinzusetzen und Dir zu schreiben.

Kein Problem! Ich schreibe immer relativ schnell zurück, so dass man in einer vernünftigen Zeit eine Antwort bekommt. Komm einfach hier vorbei wenn du Lust und Zeit hast.

Du hast nachgefragt, wie das läuft, wenn meine Tochter keine Wertschätzung zeigt. Wenn Besuch kommt, fragt sie als erstes, ob dieser ein Geschenk für sie mitgebracht hat.

Diese Besuchssituation immer gut mit ihr vorbesprechen. Sag ihr, was du von ihr erwartest. Mach sie auch darauf aufmerksam, dass es nicht immer ein Geschenk gibt. Vielleicht hat sie ja auch Freude mal etwas für den Besuch zu machen. Eine Zeichnung, etwas basteln... Geschenke machen und verschenken macht nämlich auch Spass.
Besprich mit ihr auch die Situation, wenn sie etwas bekommt. Du kannst das mit einem kleinen Rollenspiel mit ihr üben. Du bist der Besuch, sie spielt sich selber. Einmal könnt ihr es ohne "Danke" sagen machen, dann einmal mit und dann wenn ihr wollt auch mal die Rollen tauschen.


Dann reisst sie es auf, legt das Geschenk beiseite und bedankt sich nicht mal. Und ich mache dann das, was ich früher bei Eltern unmöglich fand und sage: Wie sagt man? Ich finde mich dann selber doof. Sie bedankt sich dann brav. Und später reden wir darüber. Ich bitte sie, sich doch jeweils von sich aus zu bedanken. Sie sagt ja. Das nächste Mal ist aber wieder alles gleich.

Wenn du das vorher gut mit ihr besprichst und ihr vor dem Geschenk aufmachen z.B noch kurz ins Ohr flüsterst: "Weisst du noch, was wir abgemacht haben, was würde Simone wohl sehr freuen?... Wenn du merci sagen würdest..."
Wenn sie es vergisst, dann kannst du ja einfach neben sie hinknien und eigentlich ihren Part übernehmen und sagen: "Danke, Simone für das Geschenk." Das braucht etwas Übung, versuch es einfach immer und immer wieder und lobe sie dann wenn es klappt.


Ein anderes Beispiel: Sie sieht in einem Geschäft, Ohrringe, die sie unbedingt haben will. Ich lasse mich breitschlagen. Zuhause liegen die Ohrringe dann herum. Oft auch einfach am Boden. Irgendwann ist dann ein Ohrring verloren und der andere liegt dann alleine weiter herum.

Ich kann das von weit her jetzt nicht so gut beurteilen. Kommt diese Situation denn häufig vor? Bekommt sie häufig etwas, wenn ihr einkaufen geht? Es ist natürlich gut möglich, dass eine gewisse "Sättigung" da ist. Hauptsache ich bekomme immer etwas, was spielt eigentlich gar keine so grosse Rolle. Besprich das mit ihr vorher genau. Wenn du abgemacht hast, dass es nichts gibt, dann bleib dabei.
Versuch doch einmal von "traditionellen" Geschenken etwas Abstand zu nehmen. Du kannst ihr stattdessen anbieten, dass ihr zusammen noch etwas trinken geht, du ihr zu Hause eine schöne Feenfrisur machst, dass ihr zusammen etwas bastelt usw.


Ich sehe das jeweils, wenn ich sie zum Aufräumen verdonnere, das nur klappt, wenn ich dabei bin.

Da kann ich dich beruhigen. Das ist normal in diesem Alter und auch wichtig, dass du noch dabei bist, sie unterstützt und vor allem, dass du ihr kleine Aufträge gibst und ihr sagst, was sie aufräumen soll.

Ich werde sauer, wenn ich sehe, mit wie wenig Wertschätzung sie mit Geschenken umgeht.

Ich kann dich verstehen, trotzdem denke ich, dass du hier recht hohe Erwartungen hast. Kinder können noch nicht genau einschätzen, welchen Wert Gegenstände haben. Sie haben z.B noch das Gefühl, dass grosse Dinge mehr Wert sind als kleine. Sie können auch noch nicht genau nachvollziehen, dass jemand Zeit investiert hat, dieses Geschenk zu kaufen, dass er dafür zuerst arbeiten gehen muss, damit er überhaupt Geld hat usw.
Wenn sie ein Geschenk bekommen, dann reagieren sie oft viel weniger euphorisch, wie wir Erwachsenen. D.h nicht, dass sie sich nicht darüber freuen. Sie reagieren nicht wie wir aus Höflichkeit, in dem wir uns immer und immer wieder bedanken und sagen, wie wir uns freuen und wie toll das ist und dass wir uns dieses Geschenk schon so lange gewünscht haben und wo er/sie es denn gekauft hat und überhaupt usw.
Gerade wenn sie häufig beschenkt wird, dann gibt es natürlich auch eine gewisse "Abnützungserscheinung". "Ach so, nichts besonderes, schon wieder ein Geschenk..."


Ich sage ihr immer wieder, wenn ihr ein Geschenk nicht gefällt, so könne sie das sagen. Da werde niemand von uns sauer. Schliesslich sind es ja meistens Überraschungen und da trifft man vielleicht den Geschmack nicht immer. Das wäre kein Problem für mich, wenn sie sich freuen würde, sich bedanken würde und dann ehrlich sagen würde, dass es ihr nicht gefällt.

Ich denke, dass es gar nicht darum geht, dass es ihr nicht gefällt. Sie kriegt etwas, macht das Papier auf, sieht was es ist und damit ist die Sache für sie erledigt. Lernen kannst du ihr, dass die andere Person sich sehr darüber freut, wenn man danke sagt. Du kannst z.B auch mal mit ihr anschauen, warum man einander Geschenke macht. Wie ist es für sie, wenn sie dir z.B eine Zeichnung schenkt, etwas aus dem Kiga nach Hause bringt. Das ist etwas, dass du ihr lernen kannst, in dem du mit ihr darüber sprichst, sie gut vorbereitest und ihr dann immer wieder zeigst, wie sie es besser machen kann. Mach ihr keine Vorwürfe, auch wenn sie sich nicht bedankt. Wenn ich meinen Kindern etwas schenke und sie es vergessen, dann sage ich mit leicht übertriebener Stimme: "Danke vielmal, liebe Mama, für die schönen Haarspängeli." Die Kinder merken dann sofort, dass das eigentlich ihr "Part" gewesen wäre und bedanken sich dann auch.

Dann könnten wir es einem anderen Kind schenken. Aber sie sagt dann doch nichts und passt auch nicht auf. Allerdings auch bei Sachen, die ihr gefallen. Es scheint, als ob ihr egal wäre, ob sie jetzt ein oder zwei Ohrringe hat. Ob es am Boden liegt oder nicht. Ich schimpfe dann mit ihr und bin einfach enttäuscht, dass sie nie solche Begeisterung zeigt, dass sie auch mal etwas hegen und pflegen würde. Das ist aber nicht nur bei Überraschungen so, sondern auch bei Geschenken, die sie sich sehr gewünscht hat (siehe Ohrringe).

Ich denke, da musst du deine Erwartungen etwas runterschrauben....
Sorgfalt kannst ihr lehren, in dem du ihr zeigst, wie und wo sie die Sachen aufbewahren soll. Bastle z.B mit ihr ein Schmuckkästchen, dann kann sie am Abend beim Aufräumen ihren Schmuck immer dort versorgen.


Du fragst, wie ich Dank und Respekt verlange, oder Einsatz, statt Jammern. Ich mache das "nur" verbal. Ich rede dann mit ihr, versuche ihr meinen Standpunkt zu erklären. Sie hört mehr oder weniger interessiert zu, sagt, sie mache es das nächste Mal anders. Und macht es dann doch wieder genau gleich.

Besser als immer nur zu reden und zu reden wäre sicher, dass du selber ein gutes Vorbild bist, es ihr vorlebst und sie schon vorher kurz darauf aufmerksam machst.
lass es dann auch mal gut sein. Beim ganzen Thema gilt wohl das Motto: Weniger ist mehr...


So, das waren die Ergänzungen, um die Du gebeten hast. Deinen Input habe ich sehr geschätzt und sehr interessiert gelesen. Ich versuche jetzt, das umzusetzen. Dein Wort zutexten gefällt mir sehr gut. Ich denke, das ist bei mir ein Problem. Ich rede zu viel und lang zu oft.

Danke für alles und schöne Festtage.
Mamita

Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, mit mehr Fragen, Beispielen oder Feedback, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
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