von Kathrin Buholzer » 22.12.2008, 14:49
Liebe Kathrin
Zuerst: Vielen Dank für Deine Ratschläge! Und dann: Bitte entschuldige, dass ich mich erst jetzt melde. Sind wohl noch Anfangsschwierigkeiten mit dem Forum. Habe immer auf eine E-Mail gewartet aber keine bekommen und dann erst auf der Webseite selber Deine Antwort gesehen. Und danach fehlte mir immer die Zeit, um mich mal in Ruhe hinzusetzen und Dir zu schreiben.
Kein Problem! Ich schreibe immer relativ schnell zurück, so dass man in einer vernünftigen Zeit eine Antwort bekommt. Komm einfach hier vorbei wenn du Lust und Zeit hast.
Du hast nachgefragt, wie das läuft, wenn meine Tochter keine Wertschätzung zeigt. Wenn Besuch kommt, fragt sie als erstes, ob dieser ein Geschenk für sie mitgebracht hat.
Diese Besuchssituation immer gut mit ihr vorbesprechen. Sag ihr, was du von ihr erwartest. Mach sie auch darauf aufmerksam, dass es nicht immer ein Geschenk gibt. Vielleicht hat sie ja auch Freude mal etwas für den Besuch zu machen. Eine Zeichnung, etwas basteln... Geschenke machen und verschenken macht nämlich auch Spass.
Besprich mit ihr auch die Situation, wenn sie etwas bekommt. Du kannst das mit einem kleinen Rollenspiel mit ihr üben. Du bist der Besuch, sie spielt sich selber. Einmal könnt ihr es ohne "Danke" sagen machen, dann einmal mit und dann wenn ihr wollt auch mal die Rollen tauschen.
Dann reisst sie es auf, legt das Geschenk beiseite und bedankt sich nicht mal. Und ich mache dann das, was ich früher bei Eltern unmöglich fand und sage: Wie sagt man? Ich finde mich dann selber doof. Sie bedankt sich dann brav. Und später reden wir darüber. Ich bitte sie, sich doch jeweils von sich aus zu bedanken. Sie sagt ja. Das nächste Mal ist aber wieder alles gleich.
Wenn du das vorher gut mit ihr besprichst und ihr vor dem Geschenk aufmachen z.B noch kurz ins Ohr flüsterst: "Weisst du noch, was wir abgemacht haben, was würde Simone wohl sehr freuen?... Wenn du merci sagen würdest..."
Wenn sie es vergisst, dann kannst du ja einfach neben sie hinknien und eigentlich ihren Part übernehmen und sagen: "Danke, Simone für das Geschenk." Das braucht etwas Übung, versuch es einfach immer und immer wieder und lobe sie dann wenn es klappt.
Ein anderes Beispiel: Sie sieht in einem Geschäft, Ohrringe, die sie unbedingt haben will. Ich lasse mich breitschlagen. Zuhause liegen die Ohrringe dann herum. Oft auch einfach am Boden. Irgendwann ist dann ein Ohrring verloren und der andere liegt dann alleine weiter herum.
Ich kann das von weit her jetzt nicht so gut beurteilen. Kommt diese Situation denn häufig vor? Bekommt sie häufig etwas, wenn ihr einkaufen geht? Es ist natürlich gut möglich, dass eine gewisse "Sättigung" da ist. Hauptsache ich bekomme immer etwas, was spielt eigentlich gar keine so grosse Rolle. Besprich das mit ihr vorher genau. Wenn du abgemacht hast, dass es nichts gibt, dann bleib dabei.
Versuch doch einmal von "traditionellen" Geschenken etwas Abstand zu nehmen. Du kannst ihr stattdessen anbieten, dass ihr zusammen noch etwas trinken geht, du ihr zu Hause eine schöne Feenfrisur machst, dass ihr zusammen etwas bastelt usw.
Ich sehe das jeweils, wenn ich sie zum Aufräumen verdonnere, das nur klappt, wenn ich dabei bin.
Da kann ich dich beruhigen. Das ist normal in diesem Alter und auch wichtig, dass du noch dabei bist, sie unterstützt und vor allem, dass du ihr kleine Aufträge gibst und ihr sagst, was sie aufräumen soll.
Ich werde sauer, wenn ich sehe, mit wie wenig Wertschätzung sie mit Geschenken umgeht.
Ich kann dich verstehen, trotzdem denke ich, dass du hier recht hohe Erwartungen hast. Kinder können noch nicht genau einschätzen, welchen Wert Gegenstände haben. Sie haben z.B noch das Gefühl, dass grosse Dinge mehr Wert sind als kleine. Sie können auch noch nicht genau nachvollziehen, dass jemand Zeit investiert hat, dieses Geschenk zu kaufen, dass er dafür zuerst arbeiten gehen muss, damit er überhaupt Geld hat usw.
Wenn sie ein Geschenk bekommen, dann reagieren sie oft viel weniger euphorisch, wie wir Erwachsenen. D.h nicht, dass sie sich nicht darüber freuen. Sie reagieren nicht wie wir aus Höflichkeit, in dem wir uns immer und immer wieder bedanken und sagen, wie wir uns freuen und wie toll das ist und dass wir uns dieses Geschenk schon so lange gewünscht haben und wo er/sie es denn gekauft hat und überhaupt usw.
Gerade wenn sie häufig beschenkt wird, dann gibt es natürlich auch eine gewisse "Abnützungserscheinung". "Ach so, nichts besonderes, schon wieder ein Geschenk..."
Ich sage ihr immer wieder, wenn ihr ein Geschenk nicht gefällt, so könne sie das sagen. Da werde niemand von uns sauer. Schliesslich sind es ja meistens Überraschungen und da trifft man vielleicht den Geschmack nicht immer. Das wäre kein Problem für mich, wenn sie sich freuen würde, sich bedanken würde und dann ehrlich sagen würde, dass es ihr nicht gefällt.
Ich denke, dass es gar nicht darum geht, dass es ihr nicht gefällt. Sie kriegt etwas, macht das Papier auf, sieht was es ist und damit ist die Sache für sie erledigt. Lernen kannst du ihr, dass die andere Person sich sehr darüber freut, wenn man danke sagt. Du kannst z.B auch mal mit ihr anschauen, warum man einander Geschenke macht. Wie ist es für sie, wenn sie dir z.B eine Zeichnung schenkt, etwas aus dem Kiga nach Hause bringt. Das ist etwas, dass du ihr lernen kannst, in dem du mit ihr darüber sprichst, sie gut vorbereitest und ihr dann immer wieder zeigst, wie sie es besser machen kann. Mach ihr keine Vorwürfe, auch wenn sie sich nicht bedankt. Wenn ich meinen Kindern etwas schenke und sie es vergessen, dann sage ich mit leicht übertriebener Stimme: "Danke vielmal, liebe Mama, für die schönen Haarspängeli." Die Kinder merken dann sofort, dass das eigentlich ihr "Part" gewesen wäre und bedanken sich dann auch.
Dann könnten wir es einem anderen Kind schenken. Aber sie sagt dann doch nichts und passt auch nicht auf. Allerdings auch bei Sachen, die ihr gefallen. Es scheint, als ob ihr egal wäre, ob sie jetzt ein oder zwei Ohrringe hat. Ob es am Boden liegt oder nicht. Ich schimpfe dann mit ihr und bin einfach enttäuscht, dass sie nie solche Begeisterung zeigt, dass sie auch mal etwas hegen und pflegen würde. Das ist aber nicht nur bei Überraschungen so, sondern auch bei Geschenken, die sie sich sehr gewünscht hat (siehe Ohrringe).
Ich denke, da musst du deine Erwartungen etwas runterschrauben....
Sorgfalt kannst ihr lehren, in dem du ihr zeigst, wie und wo sie die Sachen aufbewahren soll. Bastle z.B mit ihr ein Schmuckkästchen, dann kann sie am Abend beim Aufräumen ihren Schmuck immer dort versorgen.
Du fragst, wie ich Dank und Respekt verlange, oder Einsatz, statt Jammern. Ich mache das "nur" verbal. Ich rede dann mit ihr, versuche ihr meinen Standpunkt zu erklären. Sie hört mehr oder weniger interessiert zu, sagt, sie mache es das nächste Mal anders. Und macht es dann doch wieder genau gleich.
Besser als immer nur zu reden und zu reden wäre sicher, dass du selber ein gutes Vorbild bist, es ihr vorlebst und sie schon vorher kurz darauf aufmerksam machst.
lass es dann auch mal gut sein. Beim ganzen Thema gilt wohl das Motto: Weniger ist mehr...
So, das waren die Ergänzungen, um die Du gebeten hast. Deinen Input habe ich sehr geschätzt und sehr interessiert gelesen. Ich versuche jetzt, das umzusetzen. Dein Wort zutexten gefällt mir sehr gut. Ich denke, das ist bei mir ein Problem. Ich rede zu viel und lang zu oft.
Danke für alles und schöne Festtage.
Mamita
Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, mit mehr Fragen, Beispielen oder Feedback, ok?
liebe Grüsse
Kathrin