Ich mach mir Sorgen um meine fast 7-jährige Tochter!

Erziehungsfragen und Antworten ab dem 1. Schuljahr

Moderator: Kathrin Buholzer

Ich mach mir Sorgen um meine fast 7-jährige Tochter!

Beitragvon mageli » 10.11.2008, 09:51

Hallo Kathrin, hallo an alle!

Ich habe Angst und mache mir Sorgen um meine Tochter. Sie wird im Februar 7 Jahre alt und hat im August die Schule begonnen. Das Baby und Kleindkindalter war sehr schön mit ihr. Sie hat von Anfang an gut und viel geschlafen, hat immer gut gegessen, hat sich einfach prima entwickelt und wir können froh und dankbar sein. Nun langsam entwickelt sich auch ihre Persönlichkeit und sie ist eine kleine "Zicke" geworden was ich aber normal finde und es zu ihr passt :lol:
Nun eben seit sie im August in die Schule gekommen ist, ist sie ein ganz anders Kind. Sie redet ununterbrochen. Ich muss noch dazu sagen, dass sie sprachlich eine verzögerte Entwicklung durchgemacht hat. Sie auch heute noch in die Logopädie. Sie kann sich manchmal nicht gut ausdrücken und es kommen ihr oft Wörter einfach nicht in den Sinn. Sie hat jedoch seit dem Kindergarten grosse Fortschritte gemacht.
Sie redet jetzt einfach immer rein wenn jemand redet, sie redet von morgens bis abends. Beim Essen, beim Zähneputzen, beim Anziehen, beim Spielen.
Ich hab mir gedacht ob das vielleicht mit der Sprachverzögerung zu tun hat? Sie redet immer besser und es muss wohl einfach bei ihr raus. Jedoch ist ist sie zudem auch sehr unruhig geworden, sie ist sehr zappelig und nervös und auch agressiv. Vorallem wenn sie von der Schule nach Hause kommt braucht es nicht viel und sie weint gleich wegen was oder ist eben sehr angressiv.
Ich kann mir schon vorstellen, dass die Schule eine grosse Umstellung und ein grosser neuer Schritt ist und sie Zeit braucht und alles verarbeiten muss.
Aber ich mache mir Sorgen ob sie plötzlich hyperaktiv ist. Kann das einfach so kommen ADS?
Ich hatte schon 3 Gespräche mit der Lehrerin und da ist sie überhaupt nicht auffällig. Manchmal redet sie auch da rein aber sie sagt das würden viele Kinder aus ihrer Klasse machen.
Sie sei konzentriert, hält sich an die Regeln und auch ansonsten könne sie nichts sagen.
Sie weiss die Aufgaben immer wenn sie nach Hause kommt, bringt mir immer die Zettel, denk selber an den Turnsack oder wenn sie was von der Lehrerin ausrichten oder abgeben muss, vergisst sie das nicht. Sie schläft auch immer supergut und viel.
Trotzdem macht mir ihr Verhalten zu Hause grosse Sorgen.

Kannst du mich beruhigen Kathrin, oder muss ich mir Sorgen machen?
mageli
 
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 10.11.2008, 11:02

Hallo Kathrin, hallo an alle!

Hallo Mageli! Herzlich Willkommen hier auf dem Elternplaneten! Schön, dass du hier mitschreibst.

Ich habe Angst und mache mir Sorgen um meine Tochter. Sie wird im Februar 7 Jahre alt und hat im August die Schule begonnen. Das Baby und Kleindkindalter war sehr schön mit ihr. Sie hat von Anfang an gut und viel geschlafen, hat immer gut gegessen, hat sich einfach prima entwickelt und wir können froh und dankbar sein. Nun langsam entwickelt sich auch ihre Persönlichkeit und sie ist eine kleine "Zicke" geworden was ich aber normal finde und es zu ihr passt
Nun eben seit sie im August in die Schule gekommen ist, ist sie ein ganz anders Kind. Sie redet ununterbrochen. Ich muss noch dazu sagen, dass sie sprachlich eine verzögerte Entwicklung durchgemacht hat. Sie auch heute noch in die Logopädie. Sie kann sich manchmal nicht gut ausdrücken und es kommen ihr oft Wörter einfach nicht in den Sinn. Sie hat jedoch seit dem Kindergarten grosse Fortschritte gemacht.
Sie redet jetzt einfach immer rein wenn jemand redet, sie redet von morgens bis abends. Beim Essen, beim Zähneputzen, beim Anziehen, beim Spielen.

Der Eintritt in den Kindergarten und vorallem auch in die Schule ist ein einschneidender Moment. Viele neue Eindrücke, neue Freunde, ganz viele neue Dinge gilt es zu sehen, zu entdecken und zu lernen. Es braucht viel Ausdauer, Energie und Konzentration um das alles zu bewältigen. Daurch ist deine Tochter sehr mitteilungsbedürftig. Versuch immer ihr wirklich gut zuzuhören. Frage nach, wenn sie dir etwas erzählt oder dich etwas fragen will: "Was denkst du? Was würde passieren wenn... Was hat dir gefallen... Warum macht man es so oder so... Wie könntest du das jetzt lösen..." usw.
Wenn sie immer reinredet, dann kannst du das mit ihr mal in Ruhe besprechen. Sag ihr genau, was dich stört und was du von ihr erwartest. Du kannst ihr das "Dreinreden" auch einmal vormachen, damit sie merkt, wie das auf einen wirkt. Besprecht zusammen Regeln, wie sie das ändern könnte und schreibt die zusammen auf. Wenn es mal Zeiten gibt, an denen du dir wünschst, dass sie ruhig ist, dann sag ihr das. Du kannst z.B auch eine Ampel basteln. Wenn die Ampel auf rot ist, dann muss sie grad einen Moment still sein.
Versuch trotzdem nicht zu streng mit ihr zu sein. Sie soll reden dürfen und wahrscheinlich hat sie ja auch Freude daran gefunden. Du kannst sie ja auch immer wieder zu Rollenspielen anregen, dann kann sie in ihrem Zimmer mit ihren Puppen, Plüschtieren, Autos sprechen.


Ich hab mir gedacht ob das vielleicht mit der Sprachverzögerung zu tun hat? Sie redet immer besser und es muss wohl einfach bei ihr raus. Jedoch ist ist sie zudem auch sehr unruhig geworden, sie ist sehr zappelig und nervös und auch agressiv. Vorallem wenn sie von der Schule nach Hause kommt braucht es nicht viel und sie weint gleich wegen was oder ist eben sehr angressiv.

Da kann ich dich beruhigen. Das ist ein normales Verhalten. Sie muss sich den ganzen morgen über still halten, muss Aufträge ausführen, Dinge tun, die sie vielleicht noch nicht so gut kann, oder auch nicht so gerne tut. Das ist anstrengend und da wächst natürlich oft auch die Aggression und der Frust. Das muss dann nach der Schule irgendwo raus. Gerade nach der Schule ist es wichtig, dass sie eine Rückzugsmöglichkeit hat, wo sie abschalten und sich erholen kann. Bei meiner Tochter war das genau gleich, vorallem als sie neu in den Kindergarten kam. Ich habe dann gemerkt, dass dieses Verhalten bei ihr vor allem mit dem Blutzuckerspiegel zusammenhing. Sie hatte nach dem Kiga immer extrem Hunger, der Blutzuckerspiegel war dementsprechend tief und sie wurde extrem aggressiv und böse. Ich habe ihr dann ein Döschen mit Traubenzucker gefüllt und immer wenn sie merkt, dass der "Hungerteufel" kommt, darf sie ein Traubenzucker nehmen. Das hat bis jetzt gut funktioniert.

Ich kann mir schon vorstellen, dass die Schule eine grosse Umstellung und ein grosser neuer Schritt ist und sie Zeit braucht und alles verarbeiten muss.

Schau, dass sie genügend Zeit dafür hat. Du kannst sie unterstützen dabei, in dem du ihr gut zuhörst, sie lobst und ermutigst, sie nicht allzu sehr zutextest und ihr genügend Freiraum lässt. Gerade wenn vieles neu ist, brauchen die Kinder auch viel Bekanntes, Rituale und Dinge die immer gleich bleiben. Denk daran, immer gut vorauszuplanen. Sag ihr immer, was als nächstes passiert, damit sie von deinen Plänen nicht überrascht wird.

Aber ich mache mir Sorgen ob sie plötzlich hyperaktiv ist. Kann das einfach so kommen ADS?

Das ist immer das Erste an das die Eltern denken. Aber ich denke nicht, dass es sich hier um ein ADS handelt. So wie du es beschreibst ist sie ein ganz normales Mädchen, das sich an viele neue Dinge gewöhnen muss.

Ich hatte schon 3 Gespräche mit der Lehrerin und da ist sie überhaupt nicht auffällig. Manchmal redet sie auch da rein aber sie sagt das würden viele Kinder aus ihrer Klasse machen.
Sie sei konzentriert, hält sich an die Regeln und auch ansonsten könne sie nichts sagen.
Sie weiss die Aufgaben immer wenn sie nach Hause kommt, bringt mir immer die Zettel, denk selber an den Turnsack oder wenn sie was von der Lehrerin ausrichten oder abgeben muss, vergisst sie das nicht. Sie schläft auch immer supergut und viel.

Das sind ja so viele tolle, positive Eigenschaften. Versuch den Fokus vorallem darauf zu legen. Sag deiner Tochter, was sie gut gemacht hat und was dir gefallen hat. " Das ist ganz toll, dass du mir die Sachen von der Lehrerin immer so gut ausrichtest." Pass auf, dass du nicht ins Negative fällst: "Endlich hast du mal nicht reingeredet."

Trotzdem macht mir ihr Verhalten zu Hause grosse Sorgen.

Gib ihr dann ein Feedback, wenn es gut läuft. Also das positive Verhalten bestärken und nicht das negative hervorheben.

Kannst du mich beruhigen Kathrin, oder muss ich mir Sorgen machen?

Nein, das musst du nicht. Da kann ich dich also beruhigen. So lange deine Tochter das alles so prima meistert, die Lehrerin auch nichts in der Richtung mitteilt, kannst du wirklich beruhigt sein. Du kannst stolz sein auf sie. Sag und zeig ihr das einfach immer wieder.
Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, mit Fragen oder Feedback, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
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Beitragvon mageli » 10.11.2008, 13:58

Hallo Kathrin
Danke für deine Antwort. Viele Sachen hab ich mir gedacht aber ich bin sehr unsicher ob das wirklich so ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass viele Dinge mit der Schule zusammenhängen. Aber auch an den Wochenenden ist sie von morgens bis abens so unruhig, hippelig und einfach eine "Quasselstrippe". Ich versuche ihr zuzuhören, aber oft sind es belanglose Dinge, oder sie wiederholt alles 10x, dass ich einfach wirklich gar nicht mehr zuhöre. Ich mag dann einfach nicht mehr :( . Ich hab auch schon versucht ihr eine Rückzugsmöglichkeit zu bieten nach der Schule. Aber das will sie gar nicht. Sie sprudelt vor Agression, Energie, Mitteilungsbedürfnis. Ich lass sie erzählen und rede mit ihr über die Sachen die sie in der Schule erlebt hat. Aber die Agression und ständig auf 100 zu sein, ist sehr schwer zu ertragen.
Ich werde sicherlich versuchen einige deiner Tips umzusetzten. Vielen vielen Dank.
mageli
 
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 10.11.2008, 14:46

Hallo Mageli

frag sie doch mal: "Ich merke, dass du jetzt grad ganz hibbelig und unruhig bist. Kann ich grad etwas für dich tun?" Versuch mal mit ihr zusammen rauszufinden was genau sie denn braucht, wenn sie von der Schule kommt.
Beim zuhören ist es halt oft so eine Sache. Wir hören dann zu, haben aber trotzdem tausend andere Dinge im Kopf. Oftmals hören wir auch nicht wirklich zu, sondern moralisieren, predigen, bieten Lösungen an...Wenn sie alles 10 mal wiederholt, kann das auch damit zusammen hängen, dass sie sich vielleicht nicht richtig "gehört" fühlt. Für dich sind es vielleicht belanglose Dinge, für sie sind sie aber wahrscheinlich sehr wichtig. Du kannst auch einfach mal nur zu hören, ab und zu ein "Ja", "Mmhh" oder "Aha" einstreuen.
Vielleicht könnt ihr auch am Abend, wenn sie im Bett liegt noch ein paar Minuten Zeit zusammen verbringen und den Tag "Revue" passieren lassen. Dann weiss sie, dass sie alles nochmals kurz ansprechen kann, was ihr wichtig ist.
Wenn sie nonstopp redet, dann kannst du sie auch ruhig darauf hinweisen, dass du ihr auch einen genauen Zeitpunkt angeben, wann du dich wieder mit ihr beschäftigen wirst.
Achte auch einmal darauf, wann es passiert. Es kann auch sein, dass es ihr in solchen Momenten auch einfach Langweilig ist und sie nichts konkretes zu tun hat. Vielleicht kannst du ihre Energie auch irgend wie anders umleiten. Ihr etwas zu tun geben, interessante Beschäftigungen suchen. Eine Freundin zum Spielen einladen.
Macht sie ausserhalb der Schule noch etwas? Sport? Musik?
Vielleicht schreibst du mir mal ein paar konkrete Beispiele auf, wann das passiert und wie das genau aussieht und was sie denn die ganze Zeit so redet.
liebe Grüsse
Kathrin
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Beitragvon mageli » 10.11.2008, 15:11

Danke für deine vielen Inputs.
Also sie spielt nebenbei noch Fussball in einem Club. Das liebt sie über alles. Sie macht das prima und freut sich jede Woche darauf. Wir haben jeden Woche 1/2 Tag ein Hütikind im selben Alter wie sie. Und sie darf auch Kinder einladen oder zu Kinder spielen gehen. Auch wenn sie gehütet wird oder bei anderen wird redet sie sehr viel.
Ich kann nicht mal sagen wann es mir besonders auffällt, da es ich es so empfinde als würde sie eben den ganzen Tag so viel reden und so hippelig sein. Vorallem fällt es mir an den Wochenenden auf weil sie dann nicht in der Schule ist und ich sie den ganzen Tag so erlebe.
Ich muss vielleicht noch erwähnen dass sie einen 11-jährigen Bruder hat und es im Moment ein Kampf um die jeweilige Position gibt. Sie vertragen sich gar nicht zur Zeit und streiten sehr sehr viel. Daher vesuche ich mit den Kindern oft getrennt was zu machen so kommen beide auf ihre Kosten denn zusammen geht es grad gar nicht. Vielleicht hat das viele reden auch damit zu tun? Ich weiss, ich muss mir Mühe geben ihr zuzuhören, manchmal sag ich auch ... ja....mhh... oder super... aber ich kann nicht den ganzen Tag auf ihre Sätze eingehen.
Wenn sie aus der Schule nach Hause kommt verstehe ich ihren Redezwang alles zu erzählen, verstehe auch ihre Agression, da es einfach raus muss. Aber wirkt sich das denn auf den ganzen Tag so aus?
Wenn sie mal was im TV schauen darf, dann ist sie ganz ruhig und entspannt. Das fällt mir auf.
Ich versuche eigentlich immer einen geregelten Ablauf zu haben. Vorallem abends. Z'nacht Essen, Pyjama anziehen, Zähne putzen, zusammen spielen oder Geschichte erzählen und ins Bett bringen. Aber gerade das läuft bei ihr immer mit viel Unruhe ab. Sie macht alles und weiss dass es dieser Ablauf ist, aber einfach wie ein Tausendsassa und eben mit viel viel viel Gerede und Hippeligkeit.
Es macht mich einfach dann selber so nervös und ich werde selber so unruhig und dann auch mal laut. Ich sag ihr auch, bitte sei doch jetzt mal für 10 Minuten ein bisschen still ich möchte das oder jenes kurz in Ruhe machen.
Auch wenn ich telefoniere oder mit jemandem reden, zu Hause, auf der Strasse, mit meinem Mann egal mit wem... sie redet immer dazwischen. Zieht mich am Ärmel weil sie die Aufmerksamkeit will. Oder am Telefon rede ich und sie redet einfach drauf los und fragt mich was oder erzählt was. Ich hab ihr jetzt schon 100x erklärt, dass ich grad nicht mehr ihr reden kann wenn ich mit jemand anderem rede, sie müsse warten.
Es nützt aber alles nichts :-(.
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 10.11.2008, 15:58

Danke für deine vielen Inputs.
Also sie spielt nebenbei noch Fussball in einem Club. Das liebt sie über alles. Sie macht das prima und freut sich jede Woche darauf. Wir haben jeden Woche 1/2 Tag ein Hütikind im selben Alter wie sie. Und sie darf auch Kinder einladen oder zu Kinder spielen gehen. Auch wenn sie gehütet wird oder bei anderen wird redet sie sehr viel.
Ich kann nicht mal sagen wann es mir besonders auffällt, da es ich es so empfinde als würde sie eben den ganzen Tag so viel reden und so hippelig sein. Vorallem fällt es mir an den Wochenenden auf weil sie dann nicht in der Schule ist und ich sie den ganzen Tag so erlebe.

Beobachte das doch einmal ganz genau, während ein paar Tagen und mach dir ein paar Notizen. Vielleicht fällt dir dann auch eine Gemeinsamkeit auf, evt. merkst du dann auch, dass es gar nicht soo viel passiert wie du jetzt vielleicht meinst.

Ich muss vielleicht noch erwähnen dass sie einen 11-jährigen Bruder hat und es im Moment ein Kampf um die jeweilige Position gibt. Sie vertragen sich gar nicht zur Zeit und streiten sehr sehr viel. Daher vesuche ich mit den Kindern oft getrennt was zu machen so kommen beide auf ihre Kosten denn zusammen geht es grad gar nicht. Vielleicht hat das viele reden auch damit zu tun?

Viel reden hat auch ganz viel mit sich mitteilen, zeigen, dass man auch noch da ist zu tun. Es ist gut möglich, dass es für sie im Moment grad der einzige Weg ist, sich mitzuteilen, Anerkennung zu erhalten.
Versuch dich einmal zu achten, dass du ihr dann Aufmerksamkeit schenkst, wenn sie sich gut verhält. Setz den Fokus auf das Positive, lobe und ermutige sie, wenn sie etwas gut kann oder gemacht hat.


Ich weiss, ich muss mir Mühe geben ihr zuzuhören, manchmal sag ich auch ... ja....mhh... oder super... aber ich kann nicht den ganzen Tag auf ihre Sätze eingehen.

Nein, das musst du nicht. Wenn du mit ihr in Kontakt bist, dann muss es ehrlich sein und sie muss sich verstanden und aufgenommen fühlen. Du kannst aber durchaus auch mal sagen: "Das ist ganz toll, was du mir erzählst und was du erlebt hast. Jetzt machen wir hier mal eine Pause. Wir können dann beim zVieri wieder etwas weiter plaudern." Vielleicht kann sie ihr Mitteilungsbedürfnis ja auch in einer etwas anderen Form ausleben. z.B ein Zeichnungstagebuch machen, oder ihre Geschichten, Ideen und Erlebnisse auf Kassette aufnehmen?

Wenn sie aus der Schule nach Hause kommt verstehe ich ihren Redezwang alles zu erzählen, verstehe auch ihre Agression, da es einfach raus muss. Aber wirkt sich das denn auf den ganzen Tag so aus?

Es ist schon wichtig, dass du ihr da Grenzen setzt und sie anleitest. Besprecht das zusammen. Schaut mal die Vor- und Nachteile, die das viele Reden mit sich bringt zusammen an. (Wenn es dann wirklich auch so viel ist, das musst du zuerst einmal genau beobachten).

Wenn sie mal was im TV schauen darf, dann ist sie ganz ruhig und entspannt. Das fällt mir auf.

Vielleicht braucht sie auch immer wieder ein paar "Medienwechsel". Also zeichnen, dann mal etwas hören (Kassettli), Computerspiel, Geschichte vorlesen, Rollenspiele, TV.

Ich versuche eigentlich immer einen geregelten Ablauf zu haben. Vorallem abends. Z'nacht Essen, Pyjama anziehen, Zähne putzen, zusammen spielen oder Geschichte erzählen und ins Bett bringen. Aber gerade das läuft bei ihr immer mit viel Unruhe ab. Sie macht alles und weiss dass es dieser Ablauf ist, aber einfach wie ein Tausendsassa und eben mit viel viel viel Gerede und Hippeligkeit.

Hast du selber von dir das Gefühl das DU ruhig und gelassen bist. Oft übertragen sich Hibbeligkeit, Unruhe und Genervtheit der Eltern rasch auf die Kinder. Versteh mich richtig: Ich will dir das nicht unterstellen, möchte dich einfach anregen, mal ein wenig auf dich und deine Gefühle zu achten. Bist du am Abend beim ins Bett bringen ruhig, gelassen und entspannt? Oder eher angespannt und bist froh, wenn sie dann endlich im Bett ist. Auch solche Stimmungen können sich schnell auf Kinder übertragen und sie geraten dann oft aus dem Häuschen.

Es macht mich einfach dann selber so nervös und ich werde selber so unruhig und dann auch mal laut. Ich sag ihr auch, bitte sei doch jetzt mal für 10 Minuten ein bisschen still ich möchte das oder jenes kurz in Ruhe machen.

Das verstehe ich gut. Trotzdem ist das für deine Tochter widersprüchlich. Du bist nervös und laut, erwartest aber von ihr, dass sie selber das nicht ist.
Ich gebe dir hier noch grundsätzlich mal ein paar Tipps zu den Anweisungen:
Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen. Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.

Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren!

Zu Ungenau! "Lara!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.

Negative, emotionale Botschaften: "Bist du heute unmöglich, bist du eine Heulsuse, ein Globi, ein Lama...usw." Also das Kind als Person schlecht machen/kritisiern und nicht sein Verhalten.

Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!

Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihr vorher wie lange sie etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihr hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."

Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":

Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.

Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.

Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.


Auch wenn ich telefoniere oder mit jemandem reden, zu Hause, auf der Strasse, mit meinem Mann egal mit wem... sie redet immer dazwischen. Zieht mich am Ärmel weil sie die Aufmerksamkeit will.

Kriegt sie die dann auch? Oder hat sie die ab und zu bekommen? Sag ihr immer schon vorher was du von ihr möchtest: "Ich bin jetzt für ein paar Minuten mit Melanie am Telefon. Wenn du noch grad was von mir möchtest, dann kannst du mich jetzt noch schnell fragen. Wenn ich dann am Telefon bin, dann möchte ich, dass du ruhig bis und mich einen Moment in Ruhe lässt." gib ihr dann auch gleich etwas zu tun, damit sie beschäftigt ist.
Kinder können sich angewöhnen sich schlecht zu benehmen, wenn wir sie nicht genügend beachten, wenn sie sich gut verhalten. Deshalb ist es wichtig, dass du ihr immer eine positive Rückmeldung gibst, wenn dir etwas gefallen hat. "Toll, dass du so schön ruhig warst, während ich telefoniert habe."


Oder am Telefon rede ich und sie redet einfach drauf los und fragt mich was oder erzählt was. Ich hab ihr jetzt schon 100x erklärt, dass ich grad nicht mehr ihr reden kann wenn ich mit jemand anderem rede, sie müsse warten.
Es nützt aber alles nichts

Predige nicht einfach alles 100 Mal. Wenn du es immer und immer wieder sagst, dann wird deine Tochter schnell merken, dass du es eh nicht ernst meinst, weil ja nichts passiert.

Deine Tochter hat wohl gelernt, dass du deine Anweisungen immer und immer wieder wiederholst. Erst wenn du dann drohst, laut wirst oder auf 3 zählst, weiss sie, dass du des ernst meinst.
Hier schreib ich dir mal das Wichtigste zu den Anweisungen auf:

Wichtig ist, dass du nicht alles x-mal sagst. Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten: Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich es mit Namen an und sag ihm genau was es tun soll: „bitte geh jetzt deine Zähne putzen, sprich bitte in normalem Ton, versorge bitte deine Schuhe …“ (auch hier, immer sagen, was sie tun sollen, was du von ihnen möchtest). Warte ca. 5 Sekunden und gib ihm Zeit zu gehorchen.
Bleib in der Nähe und beobachte es. Wenn es tut was du gesagt hast, dann lobe es.
Wenn nicht dann gib die Anweisung noch einmal. (Gilt nicht bei Problemverhalten, dann die Anweisung nur einmal geben!).
Wenn es wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Die Kinder aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.). Sag ihnen immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihnen immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib es ihnen dann wieder.

Beim Telefon musst du unter Umständen den Hörer einen Moment hinlegen, also das Telefon unterbrechen oder halt ganz auflegen um die Sache zu klären.

Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder. Am besten immer grad mit ein paar Beispielen, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
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Beitragvon mageli » 10.11.2008, 22:57

Hallo Kathrin
Heute hab ich mich extra ganz auf unsere Tochter konzentriert und versucht genau zu beobachten was du gesagt hast. Ich hab sie viel gelobt und es gab ruhige Momente und weniger ruhige. Hier ein paar Beispiele:
Ich hab mir extra Zeit für sie genommen und wir haben zusammen das Auto innen gereinigt. Ich hab ihr klare Anweisungen gegeben was sie machen kann. Sie hat aber 100 Fragen gestellt... Mami was ist das... wozu ist das gut... und hat gar nichts geholfen sondern fast 1 Stunde ununterbrochen geredet. Ich war danach fix und fertig.
Beim Z'nacht-Essen war sie dann relativ ruhig. Beim Zähneputzen stand sie zuerst 10 Minuten mit Zahnbürste und Zahpasta vor dem Spiel und plauderte wirklich ca. 20x den Spruch... A-zelle-belle, d'chatz got of walliselle, chont sie weder hei usw.... rauf und runter. Bis ich ihr dann gesagt hätte es würde jetzt reichen und sie solle sich die Zähne putzen, dann ging es. Einfach reden reden reden. Beim Zu-Bett-Gehen und Gute-Nacht-Kuss will sie dann alles nochmals schnell loswerden und erzählt einfach noch irgendwas (wirklich sinnloses) nur damit mein Mann und ich nicht rausgehen und sie nicht gleich schlafen muss. Sie schläft aber immer sofort ein, schläft durch und auch viel.
Wie kann ich mich denn in all den Situationen verhalten? Ich finde es zur Zeit einfach so anstrengend mit ihr :-(. Trotzdem liebe ich sie über alles, aber ich bin abends fix und foxi!
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 10.11.2008, 23:21

Hallo Kathrin
Heute hab ich mich extra ganz auf unsere Tochter konzentriert und versucht genau zu beobachten was du gesagt hast. Ich hab sie viel gelobt und es gab ruhige Momente und weniger ruhige. Hier ein paar Beispiele:
Ich hab mir extra Zeit für sie genommen und wir haben zusammen das Auto innen gereinigt. Ich hab ihr klare Anweisungen gegeben was sie machen kann. Sie hat aber 100 Fragen gestellt... Mami was ist das... wozu ist das gut... und hat gar nichts geholfen sondern fast 1 Stunde ununterbrochen geredet. Ich war danach fix und fertig.

Wenn sie dir so viele Warum-Fragen stellt, dann versuch immer wieder zurück zu fragen: "Was denkst du? Für was könnte man das brauchen? Wonach sieht es denn aus? Was würdest du mit dem machen? Was passiert wenn..." Du musst nicht immer selber die Antworten geben. Wahrscheinlich weiss sie es eh selber, will einfach nur deine Bestätigung.
Ihr könnt ja auch zusammen ein lustiges Hörspiel anhören oder eine tolle CD. Oder ein Stück hören, dann wieder etwas plaudern, usw.


Beim Z'nacht-Essen war sie dann relativ ruhig. Beim Zähneputzen stand sie zuerst 10 Minuten mit Zahnbürste und Zahpasta vor dem Spiel und plauderte wirklich ca. 20x den Spruch... A-zelle-belle, d'chatz got of walliselle, chont sie weder hei usw.... rauf und runter.


Bis ich ihr dann Sag ihr hier schon vorher, was du von ihr möchtest. Du kannst ihr z.B eine anweisung geben, wie lange sie die Zähne putzen soll. Evt. eine Uhr stellen. Lass sie dann selber im Bad hantieren. Dafür braucht es dich ja nicht. Dann musst du dich auch nicht ärgern.


gesagt hätte es würde jetzt reichen und sie solle sich die Zähne putzen, dann ging es. Einfach reden reden reden. Beim Zu-Bett-Gehen und Gute-Nacht-Kuss will sie dann alles nochmals schnell loswerden und erzählt einfach noch irgendwas (wirklich sinnloses) nur damit mein Mann und ich nicht rausgehen und sie nicht gleich schlafen muss. Sie schläft aber immer sofort ein, schläft durch und auch viel.

Ihr könnt eine Zeit abmachen. z.B 5 Minuten, in diesen 5 Minuten darf sie mit euch noch etwas plaudern. Evt. könnt ihr auch zusammen den Tag Revue passieren lassen, oder ein paar Wortspiele machen. "Was ist eine Sonne und ein Schirm? Ein Sonnenschirm". Vielleicht könnt ihr auch eine Geschichte erfinden und dann am nächsten Tag weiterdichten...
Gib ihr hier ganz klare Zeichen und Anweisungen, wie lange sie noch reden darf und wann Schluss ist und was du dann von ihr erwartest.


Wie kann ich mich denn in all den Situationen verhalten? Ich finde es zur Zeit einfach so anstrengend mit ihr . Trotzdem liebe ich sie über alles, aber ich bin abends fix und foxi!

Das kann ich gut verstehen. Ich denke schon, dass du deinen Freiraum wieder etwas zurückerobern musst. Wahrscheinlich hat sie schon ein bisschen lange einfach so, ohne klare Grenzen, drauflosplappern können. Gib ihr klare Zeitangaben und sag ihr auch, wann Schluss ist. Vielleicht kannst du die Idee mit der Ampel auch nochmals überdenken. Wenn sie auf grün steht, dann darf sie quasseln und quatschen, bei rot sind Mama und Papa dran und sie muss sich zurückhalten.
Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich, am besten immer mit ein paar konkreten Beispielen wieder, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
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Beitragvon mageli » 11.11.2008, 09:20

Liebe Kathrin

Es tönt alles so einfach wenn du es schreibst aber es ist mit so viel Arbeit und Mühe verbunden und ist überhaupt nicht einfach. Ich hab mir gestern eine Liste gemacht mit all den Tips die du mir gegeben hast. Natürlich erwarte ich nicht, dass sie sich von einem Tag auf den anderen ändert. Vielleicht habe ich selber auch einfach keine Kraft so konsequent zu sein und die Sachen umzusetzen die du schreibst.
Heute morgen sind wir gar nicht gut gestartet. Sie hatte eine halbe Ewigkeit bis sie angezogen war. Ihr Bruder war mit seinem Z'morge schon fertig und bastelte am grossen Esszimmertisch noch was. Endlich kam sie, setzte sich hin und fing gleich an ihren Bruder zu provozieren. Ich hab ihm gesagt er solle sich nicht provozieren lassen und das tat er auch nicht. Als sie mit dem Frühstück fertig war merkte sie dass keine Reaktion kam und provozierte ihn nochmals. Nahm ihm das Bastelzeug weg und rannte davon, oder warf absichtlich was von ihm auf den Boden. Diese Agressivität gleich morgens ertrage ich einfach nicht. Warum bloss? Es macht mich einfach traurig und ich fühle mich hilflos :-(
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