Wutanfälle

Erziehungsfragen und Antworten ab dem 1. Schuljahr

Moderator: Kathrin Buholzer

Wutanfälle

Beitragvon nilula » 26.08.2008, 21:12

Unsere Tochter ist 7 1/2 und das Mädchen eines Zwillingspärchen. Sie ist eine fröhliche, junge Dame die mit ihrem Lächeln die Herzen richtig erwärmen kann. Aber wehe sie wird wütend , dann kann sie von Null auf Hundert eine Schreiattacke bekommen. Ich kann versuchen ruhig etwas zu erklären,hässig reagieren oder bestimmt antworten, dass ich ihr Benehmen nicht akzeptiere, ich kann sie nicht beruhigen. Oft ist sie nachher untröstlich und das wegen einer Lappalie wie ein paar ausradierte Buchstaben im Heft oder das morgendliche Wecken etc.
Wenn sie sich gar nicht beruhigen lässt ist mein Mann auch schon mit ihr nach draussen spazieren gegangen, einmal mitten in der Nacht.
Ein Sitautionsbeispiel: Lara geht zwar zeitig zu Bett, mit Geschichte und Einschlafritual,ist aber oft lange noch wach weil sie mit ihrem Bruder plaudert. Am Morgen bringe ich sie fast nicht aus dem Bett, wenn sie dann endlich aufsteht,reicht es schon wenn sie ihre Haarbürste nicht sofort findet und ich nicht bereit bin sie zu suchen, fliessen erstmals Tränen. Dann beim Frühstück braucht es nur einen schiefen Blick ihres Teeniebruders und sie saust in ihr Zimmer,schwer beleidigt. Ich rufe dann und erkläre dass die Zeit sonst nicht mehr reicht fürs Frühstück. Wenn sie dann endlich wieder am Tisch sitzt muss ich hetzen damit sie rechtzeitig zur Schule kommt. Irgend eine Situation am Morgen bringt oft Tränen, und nachher ein Gehetz. Obwohl die Kinder 1 Std. Zeit haben mit aufstehen,Frühstücken etc.
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 26.08.2008, 23:09

Hallo Nilula! Erst einmal herzlich willkommen, ich freue mich, dass du hier bei uns dabei bist. Wenn du magst, dann stell dich doch bei "Bewohner des Elternplaneten" kurz vor.

Unsere Tochter ist 7 1/2 und das Mädchen eines Zwillingspärchen. Sie ist eine fröhliche, junge Dame die mit ihrem Lächeln die Herzen richtig erwärmen kann. Aber wehe sie wird wütend , dann kann sie von Null auf Hundert eine Schreiattacke bekommen.

Versuch einmal zu beobachten, wann es Schwierigkeiten gibt. Führe ein „Verhaltenstagebuch“. Was ist das Problem, Wann und wo ist es aufgetreten, Was passierte vorher, Was nachher. Evt. wirst du feststellen, dass es ein Verhaltensmuster gibt. Vielleicht tut sie es, weil sie dich für sich alleine haben will. Vielleicht macht sie es, wenn es ihr Langweilig ist, evt. sucht sie einfach auch nur Aufmerksamkeit. Vielleicht wirst du auch feststellen, dass es gar nicht so häufig vorkommt, wie du vielleicht im Moment meinst.
Bei unserer Tochter passierten diese "Aussetzer" dann wenn sie Hunger hatte. Wenn ihr Blutzuckerspiegel sinkt, dann fiel sie fast wie in eine Art "Hypo" (Unterzuckerung"). Sie merkt jetzt mittlerweile selber, wenn sie "knurrig" wird oder das "Knurri-Monster" kommt. Sie nimmt dann ein Traubenzucker und es geht rasch wieder besser.

Wichtig ist, dass du ihm immer sagst, was jetzt gerade passiert. (Vorausplanen). "Wir können jetzt eine Runde zusammen spielen und dann muss ich das Mittagessen vorbereiten." Versuch über den Tag immer kurz zu sagen, was als nächstes passiert. So gibt es eine Struktur und deine Tochter weiss immer was als nächstes kommt und was du von ihr erwartest. Versuch auch, wenn immer möglich, dir kurz die Zeit zu nehmen. Nicht immer auf später vertrösten, "ja ich komme gleich, ich muss vorher noch schnell dies und das machen." Wenn deine Tochter etwas von dir will, dann versuch deine Tätigkeit kurz zu unterbrechen. Hör ihr zu, hilf ihr, geh zu ihr und schau was sie von dir möchte. Ein paar Sekunden bis zu einer Minute reichen da aus.


Ich kann versuchen ruhig etwas zu erklären,hässig reagieren oder bestimmt antworten, dass ich ihr Benehmen nicht akzeptiere, ich kann sie nicht beruhigen. Oft ist sie nachher untröstlich und das wegen einer Lappalie wie ein paar ausradierte Buchstaben im Heft oder das morgendliche Wecken etc.

Sag ihr, dass sie anständig mit dir sprechen soll. Wenn das häufig passiert, dann würde ich mit ihr Familienregeln besprechen.
Besprecht miteinander, welchen Umgang ihr untereinander möchtet. Evt. kann sie schon selber aufzuzählen, wie man sich verhalten soll, damit es allen wohl ist und man es schön miteinander hat..
Schreib es so auf, dass sie weiss WAS GENAU du von ihr erwartest, was sie tun soll. Also nicht: „Ich will nicht, dass du deine Schwester schlägst", sondern: „Ich möchte, dass lieb und anständig mit deiner Schwester umgehst. Wir sprechen in normalem und ruhigen Ton miteinander."
Du kannst das Fehlverhalten schon aufzählen, aber schau darauf, dass du ihr genau erklärst was du von ihm möchtest. Denk daran, es sind Familienregeln, d.h es gilt für alle in der Familie.
Schreibt, zeichnet, klebt diese Regeln (3-4 sollten am Anfang reichen) auf ein Blatt. Sie darf ruhig mithelfen, kleben, basteln, zeichnen. Gestalte sie so, dass sie es versteht und hängt sie irgendwo gut sichtbar auf. Frag sie auch, was passiert, wenn man schreit, jemanden beisst oder schlägt, wie sie sich fühlen würde, wenn ihr jemand weh tut.
Versuch auch evt. Alternativen mit ihr zu besprechen: "Weisst du, manchmal ist man einfach wütend, das versteh ich, trotzdem ist schlagen und schreien nicht in Ordnung. Was könnte man sonst machen? Hast du eine Idee?" Gib ihm erst Vorschläge, wenn er selber keine weiss.


Wenn sie sich gar nicht beruhigen lässt ist mein Mann auch schon mit ihr nach draussen spazieren gegangen, einmal mitten in der Nacht.
Ein Sitautionsbeispiel: Lara geht zwar zeitig zu Bett, mit Geschichte und Einschlafritual,ist aber oft lange noch wach weil sie mit ihrem Bruder plaudert.

mach auch hier Regeln ab. Wie läuft das ab beim ins Bett gehen. Wie lange dürfen die beiden noch zusammen plaudern. Einigt euch da auf eine Zeit. Schreibt alles auf ein Blatt und hängt es irgendwo gut sichtbar auf.
Wenn die Zeit um ist, dann geh zu ihnen und sag ihnen, dass sie jetzt ruhig sein sollen. Lobe und ermutige sie wenn es klappt.


Am Morgen bringe ich sie fast nicht aus dem Bett, wenn sie dann endlich aufsteht,reicht es schon wenn sie ihre Haarbürste nicht sofort findet und ich nicht bereit bin sie zu suchen, fliessen erstmals Tränen. Dann beim Frühstück braucht es nur einen schiefen Blick ihres Teeniebruders und sie saust in ihr Zimmer,schwer beleidigt.

Evt. musst du sie am morgen etwas früher wecken, damit sie in Ruhe aufwachen kann. Schaut einmal in Ruhe, was sie am morgen alles braucht, was könnt ihr am Abend vorher schon vorbereiten, damit ihr nicht in Stress kommt. So wie du das beschreibst ist sie einfach ein Morgenmuffel und braucht halt etwas mehr Ruhe und wenig Stress am morgen. Ihr könnt auch hier mal einen Plan aufschreiben. Wann sie was machen muss, damit es gut reicht. Schreibt die Zeiten auf und was sie dann erledigen muss. Du kannst ihr auch auf einer Uhr, farbige oder einfach lustige Sticker aufkleben, damit sie weiss um 07.00 Uhr, also bei der Biene Maya muss ich aufstehen, um viertel nach, bei Winnie the Puh muss ich mich anziehen, bei SpongeBob zum Tisch kommen usw. So kannst du dich auch ein wenig entspannen und ihr auch etwas Verantwortung übertragen und sie nicht ständig ermahnen.

Ich rufe dann und erkläre dass die Zeit sonst nicht mehr reicht fürs Frühstück. Wenn sie dann endlich wieder am Tisch sitzt muss ich hetzen damit sie rechtzeitig zur Schule kommt.

Du musst nicht hetzen, sie muss. Wenn sie trödelt, dann ist die logische Konsequenz, dass sie zu spät losgeht, alleine auf dem Schulweg ist, oder dann halt mal zu spät kommt. Versuch ihr hier etwas Verantwortung zu übertragen. Wenn du ständig dafür sorgst, sie antreibst und dafür sorgst, wird sie keinen Ansporn haben, das zu ändern.

Irgend eine Situation am Morgen bringt oft Tränen, und nachher ein Gehetz. Obwohl die Kinder 1 Std. Zeit haben mit aufstehen,Frühstücken etc.

Vielleicht fehlt auch einfach die Struktur. Versuch diese zu schaffen.
Es kann auch sein, dass sie zuviel Zeit hat. Überprüfe das mal, evt. kannst du diese Zeit am morgen auch etwas kürzen.

Schau mal, was du mit diesen Tipps und Anregungen anfangen kannst und melde dich einfach wieder mit Feedback, Fragen oder mehr Beispielen, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
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Beitragvon nilula » 27.08.2008, 10:06

Liebe Kathrin,
vielen,vielen Dank für die schnelle Antwort. ich werde versuchen, deine Tips an zu wenden und irgendwann eine Rückmeldung geben. Es hat während dem Lesen schon einige male Klick gemacht :D .Ich werde mich nachher noch vorstellen. Ich bin übrigens über den Sonntagsblick zu Elternplanet gekommen. Für mich scheint es eine ideale Plattform zu sein, denn kleine Erziehungsprobleme hat wohl jedermann/frau!
nilula
 
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