Tischsitten

Erziehungsfragen und Antworten ab dem 1. Schuljahr

Moderator: Kathrin Buholzer

Tischsitten

Beitragvon baumfrau » 02.06.2008, 21:37

Guten Abend zusammen. Ich bin das erstemal hier. Wir haben vorallem beim Mittag und Abendessen immer wieder Auseinandersetzungen mit unseren drei Kindern (Knabe 11 Jahre, Knabe 7 1/2 Jahre und Mädchen 5 1/2 Jahre). Sie sprechen durcheinander, lachen, sind laut, laufen vom Tisch weg um aufs WC zu gehen oder etwas in der Küche zu holen, hören nicht hin, wenn wir Eltern um Ruhe bitten. Es gibt Tage da läufts relativ gesittet und ruhig ab, manchmal überhaupt nicht. Wir haben mal einen Belohnungs-Plan gemacht, auf welchem die Kinder nach jeder Mahlzeit ein Kreuz machen durften, wenn sie am Tisch sitzen bleiben, ruhig assen, in angenehmem Tonlaut sprachen. Insgesamt gab es 80 Kreuze (oder so) und sie durften "nur" drei Verfehlungen machen. Nach Ablauf der 80 Kreuze bekamen diejenigen, die es geschafft hatten Fr. 2.-- (bin nicht so für Geldgeschenke, weshalb der Betrag relativ gering ausfiel). Es klappte gut und jedes erhielt nach Abschluss die Fr. 2.--. Seit ca. 2 Wochen läufts wieder ohne Plan und alles ist hin. Muss wirklich so ein Zettel hängen, dass die Kinder "normal" am Tisch sitzen? Kennt jemand ein gutes System. Mir schwebt vor, dass sie Punkte sammeln können für z.B. ruhiges Sitzen, gemütliches Essen, nicht aufstehen, Geschirr abräumen, Tisch abräumen etc. Je nach "Schwierigkeitsgrad" gäbe es mehr oder weniger Punkte und natürlich könnten auch Minus-Punkte gesammelt bzw. von uns Eltern verteilt werden. Nach Abschluss würden Sie mit etwas belohnt (Ausflug, Kino oder Geld?). Was gibst Du mir für einen Rat liebe Kathrin Buholer (übrigens aus der BZ von elternplanet erfahren). Herzlichen Dank.
baumfrau
 
Beiträge: 2
Registriert: 02.06.2008, 21:16

Beitragvon Kathrin Buholzer » 02.06.2008, 23:15

Guten Abend zusammen. Ich bin das erstemal hier.

Hallo Baumfrau! Schön dass du hier dabei bist, herzlich willkommen!

Wir haben vorallem beim Mittag und Abendessen immer wieder Auseinandersetzungen mit unseren drei Kindern (Knabe 11 Jahre, Knabe 7 1/2 Jahre und Mädchen 5 1/2 Jahre). Sie sprechen durcheinander, lachen, sind laut, laufen vom Tisch weg um aufs WC zu gehen oder etwas in der Küche zu holen, hören nicht hin, wenn wir Eltern um Ruhe bitten. Es gibt Tage da läufts relativ gesittet und ruhig ab, manchmal überhaupt nicht.

Es ist ganz wichtig, dass du mit ihnen zusammen ein paar Familienregeln aufstellst. In diesem Fall "Essensregeln". Besprecht miteinander, welchen Umgang ihr untereinander möchtet. Was gehört zu einem ruhigen, friedlichen Essen? Was muss vor dem Essen alles passieren? Wie soll das Essen ablaufen? Die Kinder können selber versuchen aufzuzählen, wie man sich verhalten soll, damit es alle friedlich miteinander haben.
Schreib es so auf, dass alle GENAU wissen, WAS du von ihm erwartest. Also nicht: „Ich will nicht, dass ihr während dem Essen immer aufsteht." Sondern: "Ich möchte, dass ihr während dem Essen sitzen bleibt."
Du kannst das Fehlverhalten schon aufzählen, aber schau darauf, dass du ihnen genau erklärst was du von ihnen möchtest.
Schreibt, zeichnet, klebt diese Regeln (3-4 sollten am Anfang reichen) auf ein Blatt. Gestalte sie so, dass sie alle verstehen und hängt sie irgendwo gut sichtbar auf. Alle können die Regeln unterschreiben, dann haben sie noch etwas verbindlicheres.



Wir haben mal einen Belohnungs-Plan gemacht, auf welchem die Kinder nach jeder Mahlzeit ein Kreuz machen durften, wenn sie am Tisch sitzen bleiben, ruhig assen, in angenehmem Tonlaut sprachen. Insgesamt gab es 80 Kreuze (oder so) und sie durften "nur" drei Verfehlungen machen. Nach Ablauf der 80 Kreuze bekamen diejenigen, die es geschafft hatten Fr. 2.-- (bin nicht so für Geldgeschenke, weshalb der Betrag relativ gering ausfiel). Es klappte gut und jedes erhielt nach Abschluss die Fr. 2.--. Seit ca. 2 Wochen läufts wieder ohne Plan und alles ist hin. Muss wirklich so ein Zettel hängen, dass die Kinder "normal" am Tisch sitzen? Kennt jemand ein gutes System. Mir schwebt vor, dass sie Punkte sammeln können für z.B. ruhiges Sitzen, gemütliches Essen, nicht aufstehen, Geschirr abräumen, Tisch abräumen etc. Je nach "Schwierigkeitsgrad" gäbe es mehr oder weniger Punkte und natürlich könnten auch Minus-Punkte gesammelt bzw. von uns Eltern verteilt werden. Nach Abschluss würden Sie mit etwas belohnt (Ausflug, Kino oder Geld?). Was gibst Du mir für einen Rat liebe Kathrin Buholer (übrigens aus der BZ von elternplanet erfahren). Herzlichen Dank.

Also zur Punktekarte/Chläberliplan kann ich dir folgende Tipps geben:
Ob sie sich an Regeln halten kann, kommt ganz auf euch an. Wichtig ist natürlich auch, dass ihr euch als Eltern auch an die Regeln haltet. Also wenn ihr erwartet, dass die Kinder z.B am Tisch sitzen bleiben, dürft ihr während dem Essen auch nicht mehr aufstehen um irgendetwas zu holen:

- Positiv formulieren, was möchtes du von ihnen. Was ist dir beim Essen am Wichtigsten?
- Am wirkungsvollsten ist es, wenn du etwas witziges bastelst, dass sie gern haben. Z.B einen Bauernhof einen Zoo, ein Piratenschiff usw. Beim Schloss z.B kannst du auf jedes Fenster den Sticker kleben, beim Zoo auf jedes Feld, Abschnitt und beim Zoo z.B in jedes Gehege. Die Punktekarte darf ruhig phantasievoll sein, witzig aussehen und Spass machen.
-Jedes Mal wenn sie es geschafft haben, z.B während dem Essen am Tisch ruhig sitzen zu bleiben, dann dürfen sie einen Kleber aufkleben.
Bei kl. Kindern reicht oft schon der Kleber als Belohnung. Du kannst aber auch zusätzlich noch eine Belohung geben. Es muss nicht immer etwas teures, gekauftes sein. Z.B eine Extra Geschichte lesen, ins Schwimmbad gehen, einen Kuchenbacken, eine Velotour usw. lass dir was einfallen, noch besser ist, wenn du die Belohnungen zusammen mit deinen Kindern vorher besprichst und abmachst.
Es ist auch möglich, eine grössere Belohnung in Aussicht zu stellen. Z.B ein Plüschtier, Malfarben muss aber nicht sein.
-Setz ein leichtes Ziel. Also nicht 10 Ziele aufs Mal. (So ein bis höchstens drei Sachen aufs Mal) Also z.B, vor dem Essen aufs WC gehen und Hände waschen und während dem Essen ruhig am Tisch sitzenbleiben. Nach dem ersten Mittagessen, bei dem es geklappt hat, ein Kleberli und eine kl. Belohnung. Nach insgesamt 3 Kleberli evt. eine grössere Belohnung und nach einer Woche dann eine grosse Belohnung.
-Mach es dann etwas schwieriger und lass mit der Zeit die Belohnungen weg und lass die Punktekarte „ausschleichen“. Achtung! Keine Kleber wegnehmen, keine schwarzen Wolken, "gränni Gesichter", keine Minuspunkte. Es werden nur die positiven Veränderungen belohnt. Nicht schimpfen wenns nicht geklappt hat, gibts keine Belohnung (Kleber), motivieren fürs nächste Mal.
So 2-3 Wochen solltest du den Plan schon durchführen.
Bei grösseren Kindern kannst du evt. auch nur Punkte verteilen, wenn sie Kleber vielleicht schon etwas kindisch finden. Diese Punkte können sie dann gegen eine entsprechende Belohnung eintauschen.

Hier noch ein paar grundsätzliche Tipps und Anregungen zu Anweisungen:

Beobachte dich einmal, WIE du Anweisungen gibst. Denk dran:

Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen.
Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.

Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren! (Nicht immer nur "Nein" sagen)

Zu Ungenau! "Leon!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.

Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!

Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihm vorher wie lange er etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihm hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."

Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":

Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.

Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.

Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.

Schau mal was du mit diesen Tipps und Anregungen anfangen kannst. Melde dich bei Fragen oder Feedback einfach wieder. Du kannst mir auch noch ein paar Beispiele mehr aufschreiben, wenn du willst.
liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
Site Admin
 
Beiträge: 2022
Registriert: 04.06.2007, 00:33
Wohnort: Münsingen

Tischsitten

Beitragvon baumfrau » 03.06.2008, 11:09

Hallo Kathrin. Vielen Dank für Deine schnelle Antwort. Ich werde zusammen mit den Kindern Essensregeln aufstellen, besser formulieren was ich von den Kindern will und den Punkteplan gestalten. Ich danke erstmals vielmals für Deine Hilfe und Du bekommst ein Feedback zu gegebener Zeit. Alles Gute und auf bald. Gruss, baumfrau
baumfrau
 
Beiträge: 2
Registriert: 02.06.2008, 21:16


Zurück zu Kinder 7-12 Jahre

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 38 Gäste

cron