von Kathrin Buholzer » 02.06.2008, 22:50
Hallo Kathrin
Vielen Dank für Deine Antwort. Ich habe mir mal Beispiele überlegt. Also, zum Beispiel heute Mittag haben er und seine Schwester sowie seine beiden Cousins bei meinen Eltern zu Mittag gegessen. Irgendwie hat das Essen allen Kindern nicht geschmeckt bzw. alle hatten etwas zu meckern. Wir haben ihnen - ALLEN - dann gesagt, dass sie kein Dessert bekommen werden, da alle einen beinahe vollen Teller zurückgeben haben.
Auch hier kannst du z.B schon vor dem Besuch ein paar Regeln mit deinen Kindern abmachen. "Es kann manchmal sein, dass man ein Essen nicht so gerne hat. Was denkt ihr, könnte man dann tun? Was wäre unhöflich? Was könnte man sagen?" - "Am besten nichts, man könnte einfach das Essen, dass man nicht so mag ein wenig auf die Seite schieben." usw... Wenn ihr euch daran gut halten könnt, dann gibt es später noch ein Dessert.
Alle haben dies akzeptiert; bis dann mein Sohn plötzlich gekommen ist und ein Dessert wollte. Auf mein Nein, hat er begonnen auszurufen und meinte, dass er der einige sei, der nichts bekomme, dass alle anderen ein Desser bekommen würden, wenn er weg sei etc.
Ist verständlich, dass er wütend ist. Sag ihm das: "Ich kann verstehen, dass du sauer bist. Das ist auch ein wenig ärgerlich. Du darfst dir dann zum zVieri etwas auswählen, wenn du magst.
Wenn er weiter meckert, dann lass ihn und ignoriere ihn einfach. Geh nicht mehr weiter darauf ein. Vielleicht kannst du versuchen ihn abzulenken, ansonstn lass ihn einfach einen Moment mit seinem Ärger.
Ein anderes Beispiel: Er wollte sein Velo hinstellen, weil er schnell etwas holen wollte und hat den Ständer nicht ganz gerade gestellt, das Velo ist aber nicht hingefallen, alles war ok. Ich habe ihm gesagt, dass es ok sei, er solle sich beeilen, da sein Freund auf ihn wartete. Er hat dann immer wieder am Ständer herumgetreten; ich habe ihn nochmals darauf hingewiesen, dass sein Freund auf ihn warte und er sich beeilen soll. Da ist er wieder wütend geworden und hat mir gesagt: "Du Nichtsnutz, du hast ja keine Ahnung". Ich habe ihm dann gesagt, dass ich es nicht toleriere, wenn er so mit mir spricht. Habe aber dann aber das Ganze auf sich beruhen lassen, ihn gehen lassen; habe aber am Abed nochmals gesagt, dass mich dies sehr verletzt habe, dass er mich so genant habe. Er meinte dann nur, er habe es nicht so gemeint.
Ich verstehe das. Versuch aber nicht immer alle seine Bemerkungen so persönlich zu nehmen.
Du meinst es gut, wenn du ihm zweimal sagst, dass sein Freund auf ihn wartet, ärgerst ihn aber halt auch damit. Du bist sehr nahe an ihm dran. Versuch manchmal einen Schritt zurückzustehen und ihm nicht zu sehr zu bedrängen und zu zutexten. Verstehst du was ich meine?Es ist auch ok, dass er ab und zu wütend ist. Auch wenn er mal ein Schimpfwort benutzt, nimm es nicht zu persönlich. Nicht ok ist, wenn er dich wirklich beschimpft, dann würde ich auch einschreiten und thematisieren.
In der Situation mit dem Velo hättest du vielleicht auch sagen können: ("Du Nichtsnutz, du hast ja keine Ahnung") - "Dann sag es mir, was dich so ärgert." oder "Was genau ist das Problem, kann ich etwas für dich tun?"
Es ist klar, es sind eigentlich nicht wirklich gravierende Beispiele: Aber sie kommen immer wieder vor. Er ist so agressiv (nur verbal) und aufbrausend. Man kann gar nicht mit ihm sprechen. Ich kann sagen was und wie ich es will, er hat immer eine Ausrede oder einen Grund parat, warum dies nicht so ist, allerdings sind diese immer sehr weit her geholt oder haben überhaupt nichts mit der Sache zu tun.
Ich möchte ihm helfen, denn ich spüre, dass er sich nicht wohl fühlt in seiner Haut, aber ich kann doch auch nicht tolerieren, dass er mich "Nichtsnutz" nennt, zu seiner Schwester "sei doch still, du Fette" etc.
Ich habe das Gefühl, dass er doch irgendwie in Not ist. Ich würde das mal in einer ruhigen Minute thematisieren, sprich mit ihm darüber. Sag ihm was dich traurig macht und versuch mit ihm zusammen zu ergründen, was ihn so hässig macht und wieso er oft so wütend wird. Frag ihn auch, wie ihr das verändern könnt. Frag ihn mal nach seiner Meinung und welche Lösung er vorschlägt. Legt Regeln für den Umgang miteinander fest, schreibt diese auf und sprecht auch über Konsequenzen. Was passiert, wenn er sich nicht daran hält?
Schau mal, wann er jeweils so wütend wird und dich oder seine Schwester beschimpft. Vielleicht sucht er bloss Aufmerksamkeit, vielleicht ist ihm Langweilig, vielleicht fühlt er sich missverstanden, ungeliebt....
Wenn ich versuche, mich mit ihm zusammenzusetzen, dann blockt er ab oder wird wieder wütend oder dann sagt er, er wisse eh, dass er wir ihn nicht lieben würden, dass er ein Arschloch sei etc. oder aber dann lässt er sich gar nicht darauf ein, er wechselt immer wieder das Thema oder konzentriert sich auf andere Sachen. Ich Moment weiss ich einfach nicht, wie ich auf ihn zugehen soll.
Danke für die Hilfe.
Nati
Versuch ihm begreiflich zu machen, dass er sich vor diesem Gespräch nicht fürchten muss. Frag ihn einmal, was er sich denn wünscht. Du kannst auch zusammen mit ihm den Zeitpunkt und den Ort aussuchen. Überrumple ihn nicht nicht, sondern macht ab wann ihr das besprechen wollt.
Schaut, dass ihr einen guten Zeitpunkt wählt, einen ruhigen Ort ohne Störung, dass ihr nicht zu lange besprecht und dass es sich nicht nur um Problemverhalten dreht. Versucht danach zusammen etwas zu unternehmen.
Ich denke schon, dass du genau hinschauen musst. Wenn er solche Bemerkungen macht, fühlt er sich missverständen, nicht richtig geliebt. Das hat sicherlich einen Grund und den gilt es herauszufinden.
Wichtig ist, dass du versuchst deine Antennen sehr fein einzustellen. Versuch immer wieder deinem Sohn gut zuzuhören, ihn nicht zu "verhören" und nimm seine Gefühle ernst und benenne sie. Er wird auch dich ernster nehmen und wird für deine Argumente zugänglicher.
Probiere auch Verallgemeinerungen zu verhindern. Wenn dir etwas nicht passt, dann sag es lieber in der Ich-Form. "Mich stört es, macht es traurig, hässig, wenn du mich so anschreist."
Versuch auch immer wieder zu loben. Macht dein Sohn etwas, dass dir gefällt dann lobe ihn und sag ihm genau was dir gefallen hat. "Ich finds toll, dass du mich anständig gefragt hast."
Wichtig ist auch, dass du trotz den Schwierigkeiten im Gespräch mit ihm bleibst. Zieh dich nicht zurück und falle nicht in die "Opferrolle". Auch wenn ihr mal richtig Krach gehabt habt, such in einer ruhigen Minute das Gespräch. Sprich mit ihm darüber, auch wie es dir dabei ging, das schafft Vertrauen. Du musst ihm Halt geben, das heisst, dass du klar, konsequent aber auch fair sein musst.
Wie schon gesagt: Immer mehr müsst ihr auch gemeinsam nach Lösungen suchen. Frag ihn immer wieder danach. "Wie könntest du das jetzt machen.?" "Was erwartest du von mir?" "Du hast dich nicht an die Abmachungen gehalten, deshalb nehme ich dir jetzt einen Moment deinen DVD Player weg. Ich verstehe, dass du wütend bist und lass dich jetzt einen Moment in Ruhe."
Warte mir den Konsequenzen nicht zu lange. Also nicht bis dir der Kragen schon fast platzt und du immer und immer wieder gedroht hast. Sag es einmal und wenn es in der abgemachten Zeit nicht geklappt hat oder er eine Abmachung nicht eingehalten hat, dann lass eine logische Konsequenz folgen und sag ihm immer auch, WARUM du es tust.
Wenn du mehr Fragen oder Beispiele hast, dann melde dich einfach, ok?
Liebe Grüsse
Kathrin