Hilflos

[Jeenie]

Hallo Kathrin
Mein Grosser ist jetzt 8,5 Jahre alt und eigentlich hatten wir immer einen super Draht zueinander. Nun habe ich das Gefühl, dass er sich immer mehr entfernt und ich nicht mehr viel machen kann. Auch mit seinen Schulfreunden klappt es nicht mehr so toll. Dass heisst, dass er fast jeden Mittag nachhause kommt und ich merke das er Streit hatte. Er erzählt dann auch ein bisschen, aber irgendwie kann ich das Problem nicht fassen.
Hier ein kleines Beispiel, wie es häufig abläuft.
Heute zum Beispiel kam er sehr zufrieden nachhause, wir haben dann zusammen ein Spiel gemacht. Die Situation wirkte harmonisch auf mich. Dann kamen beide Brüder nachhause und da fing er gleich an mit Schimpfwörter auszuteilen. Das kann ich ja nochverstehen, er war gefrustet, dass wir "gestört" wurden. Danach klingelte das Telefon, er ging ran. Nun war es sein Schulfreund, der gesagt hat, dass Gian (mein Sohn) heute Nachmittag beim Kirchenhof sein soll und gegen Ihn und 3 weitere Klassenkameraden kämpfen soll. Gian hat (meiner Meinung nach) sehr gut reagiert und gesagt, dass er nicht komme. Danach war er logischerweise nicht mehr zu gebrauchen. Sprich,er ass kein Mittagessen (es gab Reis, er hasst Reis) und benahm sich total daneben mir und seinen Brüder gegenüber. Auch hielt er sich überhaupt nicht an unsere Familienabmachungen. Gut, mein Fehler war, dass ich Ihn gezwungen habe an Tisch zusitzen bis wir gegessen haben.
Danach ging er ins Zimmer und weigerte sich seine Aemtchen zu erledigen und motzte rum. (hm,eigentlich auch verständlich nachdemTelefon mit seinem Freund) Bin Ihm dann nachins Zimmer und habe versucht mit Ihm zu sprechen um rauszukriegen was genau passiert ist ect. Leider ist nicht viel dabei rausgekommen. Dass heisst, er hat einem Kollegen "Momo" gesagt, danach haben Ihn die anderen schikaniert. Er hat darauf mit Kieselsteinen geschossen (er schmeisst momentan immer mit Steinen,obwohl ich immerwieder sage, wie gefährlich es ist und warum er es nichttun soll). Danach ging der Streit weiter. Solche Streitereien wie gerade beschrieben gibt es seit Schulbeginn und auch vor den Schulferien immer wieder. Nun meine Frage, soll ich Ihm helfen,Ratschläge geben und immerwieder das Gesprächsuchen. Oder einfach warten. Mache ich mir wegen diesen Streitereien zuviel gedanken und es gehört einfach dazu?
Dazu kommt, bei allem was ich Ihm sage, kommen freche Antworten und er treibt mich zur Weissglut mit seinem Verhalten. Es gibt Momente, da verstehe ich auch seine Kollegen, dass Sie mit Ihm sooft Streit haben und trotzdem tut es mir unendlich Leid, dass ich Ihm nocht helfen kann.
Am Abend,wenn er dann im Bett ist, dann ist er wieder wie der kleine Gian. Überhaupt nicht frech und rotzig, sondern nur kuschlig und fast etwas hilflos.Dann darfich mit Ihm kuscheln und er möchte mich nicht gehen lassen.

Ist dieses rotzige trotzige Verhalten schon vorpubertierend?
Muss ich mir wegen diesen Streitereien sorgen wegen Mobbing machen oder gehört es (wie ich denke) einfach dazu?
Wie kann ich Ihm helfen, damit er bei seinen Kollegen und auch zu Hause nicht mehr so aneckt?
Mache ich mir einfach zuviel Gedanken?

Danke für ein Feedback und liebe Grüsse

Nicole






geschossen

[Kathrin Buholzer]

Hallo Nicole
Ich kann dich sehr gut verstehen, dich aber auch ein bisschen beruhigen. Dieses Verhalten ist recht typisch für Schulkinder. Viele Eltern erleben ihre Kinder plötzlich ganz verändert, so bald sie in der Schule sind. Das kann gleich in der 1. Klasse anfangen, manchmal auch ein bisschen später.

http://elternplanet.ch/2011/10/wenn-kin ... le-kommen/

Gerade wenn ihr Situationen habt, in denen ihr nicht mehr so klar kommt miteinander, wenn ihr immer mal wieder Streit und Diskussionen habt, dann ist es hilfreich das mal in Ruhe zusammen zu besprechen.
Sag ihm, was dich stört, ärgert, traurig macht und dann versucht mal zusammen eine Lösung zu suchen. Was braucht es, damit sich alle wohl fühlen? Was kann er tun, wenn er sich ärgert? Am besten mal ein paar Abmachungen besprechen und die dann auch als "Familienregeln" aufschreiben.

http://elternplanet.ch/2014/03/immer-di ... kussionen/

Ich denke, du hast schon ganz viele Sachen gut heraus gespürt. Beobachten ist wirklich immer ganz wichtig, man kann nämlich dann einige Verhaltensmuster erkennen und dann auch entsprechend (am besten früh genug) reagieren, resp. vorausplanen.

Was ich auch wichtig finde gerade bei älteren Kindern, dass man immer wieder versucht ein bisschen zurück zu stehen. Also nicht "zu nah" dran zu sein. Immer mal wieder hinterfragen: Muss das jetzt sein? Muss ich das jetzt sagen?

Es kann gut sein, dass das schon ein bisschen Richtung Vorpubertät geht.
Schau mal hier:

http://elternplanet.ch/2013/02/hilfe-pu ... -anmarsch/

http://elternplanet.ch/2013/07/erziehun ... r-im-haus/

Und das hier könnte dir vielleicht auch noch helfen:

http://elternplanet.ch/2014/09/hey-chillt-mal/

Du kannst dich auch mal in Ruhe mit ihm zusammensetzen betr. den Streitereien. Oftmals machen wir Eltern uns einfach zu viele Gedanken und die Kids können das ganz gut alleine lösen.
Du kannst ihn z.B mal fragen ob er Hilfe braucht. Manchmal kann es auch hilfreich sein, wenn man die Situationen zusammen bespricht und ihr mal zusammen ein paar Lösungen überlegt. Was könnte er denn tun? Welche Möglichkeiten gibt es?

Versuch allgemein den Fokus aufs Positive zu setzen. Lobe und ermutige ihn und gib ihm vor allem dann ein Feedback wenn es gut läuft.

Schau mal was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder ok?

Liebe Grüsse

Kathrin

[Jeenie]

Hallo Kathrin

Danke für deine Ratschläge. Das mit den Regeln haben wir immer alle 5 gemeinsam gemacht, aber ich werde es heute einmal mit Gian alleine versuchen,da er unseren Familienrat ganz doof findet... Allgemein, Regeln aufsetzten, sich aktiv bei solchen Themen beteiligen stösst bei Ihm auf taube Ohren.
Werde es heute nochmals probieren, mit extra viel Liebe und Verständnis...