8 Jährige steht neben sich

Erziehungsfragen und Antworten ab dem 1. Schuljahr

Moderator: Kathrin Buholzer

8 Jährige steht neben sich

Beitragvon minggi » 30.12.2012, 21:26

Hallo Kathrin
Es ist schon länger her... Bis jetzt hatten wir all die Situationen recht gut im Griff. Ab und zu habe ich mir duch deine Videos Anregungen geholt. Danke dir herzlich.

Nun... Seit diesen Ferien haben wir einmal mehr starke Probleme mit unserer Grossen (8 Jahre alt).

Ich versuche, an Beispielen konkret zu zeigen, was ich meine.

Zurzeit brennt uns der Abend unter den Nägeln. Wenn es Zeit ist, richtung Bett zu gehen, dann steigert sich unsere Tochter so in etwas rein, dass sie rumwütet und sich nicht mehr ansprechen lässt. Wir haben noch ein jüngeres Kind, welches etwas mehr Schlaf benötigt und darum ist es uns wichtig, dass wir dieses Kind mal ins Bett bringen können. Unsere Grosse darf, weil sie sehr wenig Schlaf benötigt (8-9 Stunden), jeweils noch wach sein. Ab 20 Uhr stehen wir ihr einfach nicht mehr zur Verfügung. Mein Mann und ich haben da Feierabend. Sie darf sich aber noch still in ihrem Zimmer beschäftigen und darf dann rufen, wenn sie ins Bett möchte. Meist wird es zwischen 21 und 22 Uhr, gelegentlich später. Da sie morgens jedoch vor 7 Uhr ohne Wecker hoch kommt, nehmen wir an, dass sie genug Schlaf bekommt.
Wenn sie ruft, dann lesen wir ihr noch ein Kapitel vor, reden noch ein wenig und singen dann. Wie immer.
Aber eben. Seit den Ferien sind die Abende der Horror. Sie wütet schon beim Hochgehen ins Kinderzimmer dermassen rum und wird ausfällig und tobt, dass wir jeden Abend gröberen Krach haben.
Wenn wir sie fragen, was denn los sei, ob sie sagen könne, was das Problem sei, dann kann sie es nicht sagen.
Wir sind sehr konsequent in der Haltung und im Ablauf, das müssen wir bei ihr, weil sie schlecht mit Unregelmässigkeiten umgehen kann.
Wir kommen gar nicht dazu, dass wir einigermassen ruhig ins Gute-Nacht-Fahrwasser kommen. :oops:
Bis jetzt hat sie mein Mann oft am Arm nach draussen gezogen und dann hat er mit ihr einen Abendspaziergang gemacht, einfach, damit die Kleine einschlafen kann.
Wir haben auch versucht, mit ihr den Ablauf des Abends neu zu besprechen und zu verhandeln. Da verschliesst sie sich total und macht nicht mit.
Darum wissen wir nicht, wie wir weiter fahren sollen!?!?

Die Frage ist einfach, was können wir machen, dass die Abende wieder etwas harmonischer ablaufen?

Zudem ist sie auch den Tag durch sehr fahrig, frech und nicht bereit zu kooperieren. Sie provoziert oft, ärgert über Gebühr ihre Schwes und vor allem mich und kennt einfach keine Grenzen.
Ich selber kann die Grenzen nur setzten, wenn ich richtig laut und hart werde.

Weitere Baustellen sind: Morgens aufstehen - sie hat kein Gefühl für Zeit und die Konsequenzen sind ihr egal. Essen - sie plagt und ärgert ihre Schwes. Geltungsdrang - muss immer betonen, aufzeigen, dass sie besser als ihre Schwester ist. Chaos - in ihrem Zimmer, in der Organisation, in den Gemeinschaftsräumen, hat kein Konzept, wie man Ordnung halten könnte (z.B. dass wenn man etwas nimmt, dass man es dort wieder versorgt, wo man es genommen hat...)

Die ganze Stimmung in der Familie wird von ihrem Verhalten negativ beeinflusst und das geht mir auf den Wecker. Ich möchte ein ganz normales Familienleben und nicht immer in diesem Ausnahmezustand mit ihr leben.

Mir ist zudem aufgefallen, dass sie sehr viel Aufmerksamkeit und Zuwendung braucht, dass sie praktisch nix alleine tun kann (immer muss ihre Schwes mitspielen, und zwar genau das, was sie will oder aber sie holt sich Bestätigung und Aufmerksamkeit von meinem Mann und mir), dass sie schlecht mit Wechsel umgehen kann (auch am Morgen gibt und gab es immer wieder Knackpunkte, Ferien-Schule-Ferien, Feiertage... sie möchte am liebsten immer gleich...), dass sie Grenzen nicht "hört", nicht annehmen kann (wenn ich z.B. sage, dass ich möchte, dass sie ihre Schwes in Ruhe lässt, dann muss sie noch einmal....), dass sie nicht spielen kann (ausser Rollenspiele) und dass sie sehr eifersüchtig ist.

Nun... Ich weiss nicht, wie wir mit ihr weiter fahren sollen. Ich habe Angst, dass ich sie verliere, dass sie so zumacht, dass ich sie nicht mehr erreichen kann.

Ich bin dir sehr dankbar, wenn du mir die geschilderten Probleme auch ein wenig einordnen könntest. Ist dies ein normales Verhalten? Brauche ich Unterstützung? Sollen wir allenfalls mit dem Kind "daran arbeiten", damit meine ich EB oder Psychologe!?!?
minggi
 
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Re: 8 Jährige steht neben sich

Beitragvon Kathrin Buholzer » 08.01.2013, 01:31

Hallo Kathrin
Es ist schon länger her... Bis jetzt hatten wir all die Situationen recht gut im Griff. Ab und zu habe ich mir duch deine Videos Anregungen geholt. Danke dir herzlich.

Hallihallo. Freut mich natürlich sehr.

Nun... Seit diesen Ferien haben wir einmal mehr starke Probleme mit unserer Grossen (8 Jahre alt).

Das ist also noch nicht sooo lange, stimmts? :-)

Ich versuche, an Beispielen konkret zu zeigen, was ich meine.

Zurzeit brennt uns der Abend unter den Nägeln. Wenn es Zeit ist, richtung Bett zu gehen, dann steigert sich unsere Tochter so in etwas rein, dass sie rumwütet und sich nicht mehr ansprechen lässt. Wir haben noch ein jüngeres Kind, welches etwas mehr Schlaf benötigt und darum ist es uns wichtig, dass wir dieses Kind mal ins Bett bringen können.

Geht dieses Kind in dem Fall früher ins Bett?

Unsere Grosse darf, weil sie sehr wenig Schlaf benötigt (8-9 Stunden), jeweils noch wach sein. Ab 20 Uhr stehen wir ihr einfach nicht mehr zur Verfügung. Mein Mann und ich haben da Feierabend. Sie darf sich aber noch still in ihrem Zimmer beschäftigen und darf dann rufen, wenn sie ins Bett möchte. Meist wird es zwischen 21 und 22 Uhr, gelegentlich später.

Kann ich gut verstehen. Das ist aber oft für Kinder ganz schwierig, weil es keinen richtigen Schlusspunkt gibt.
Wie sieht es denn am Abend aus. Was macht ihr noch nach dem Essen? Ritual?


Da sie morgens jedoch vor 7 Uhr ohne Wecker hoch kommt, nehmen wir an, dass sie genug Schlaf bekommt.
Wenn sie ruft, dann lesen wir ihr noch ein Kapitel vor, reden noch ein wenig und singen dann. Wie immer.

Schaut, dass ihr unbedingt ein bisschen Mama-Papa Zeit in euer Ritual einbauen könnt. Ihr könnt zusammen ein Spiel spielen, noch etwas zeichnen, dann Zähne putzen und nachher im Bett zusammen noch ein Buch schauen, eine Geschichte vorlesen. Die Geschichte, sollte das Zückerchen sein und sie auch etwas motivieren vorwärts zu machen ohne Theater. Klappt das nämlich gut, dann gibt es eben diese Geschichte. Nach der Geschichte, ist es immer gut, noch kurz im Zimmer zu bleiben, vielleicht aufs Bett zu sitzen oder kurz unter die Decke zu schlüpfen und zusammen noch etwas den Tag Revue passieren zu lassen.

Aber eben. Seit den Ferien sind die Abende der Horror. Sie wütet schon beim Hochgehen ins Kinderzimmer dermassen rum und wird ausfällig und tobt, dass wir jeden Abend gröberen Krach haben.

Schaut, dass ihr auch grad am Abend gut vorausplant. Sagt ihr immer, was als nächstes passiert und was ihr von ihr erwartet. Das ist so ein bisschen wie laut denken, ein Drehbuch vorsagen. Gerade am Abend kann das helfen, wenn man versucht das Ganze mit Humor und Fantasie zu gestalten. Ihr könnt z.B zum Hochgehen eine kleine Geschichte erfinden, ein Lied singen, zaubern, Tiere nachmachen. Manchmal ergibt sich aus einer kleinen, lustigen Idee ein neues Ritual.

Wenn wir sie fragen, was denn los sei, ob sie sagen könne, was das Problem sei, dann kann sie es nicht sagen.
Normalerweise ist es immer besser, wenn man versucht das ganze im positiven Sinne zu lösen. Also zu motivieren, vielleicht ein kleines Spiel daraus zu machen. Vielleicht etwas in der Reihenfolge zu ändern. Also das Pischi schon unten anzuziehen und dann erst nach oben zu gehen.

Wir sind sehr konsequent in der Haltung und im Ablauf, das müssen wir bei ihr, weil sie schlecht mit Unregelmässigkeiten umgehen kann.
Wir kommen gar nicht dazu, dass wir einigermassen ruhig ins Gute-Nacht-Fahrwasser kommen.
Bis jetzt hat sie mein Mann oft am Arm nach draussen gezogen und dann hat er mit ihr einen Abendspaziergang gemacht, einfach, damit die Kleine einschlafen kann.

Vielleicht könnt ihr das ja als kleines Abendritual einbauen. Vorausgesetzt sie wird dadurch müde und nicht noch mehr aufgedreht.

Wir haben auch versucht, mit ihr den Ablauf des Abends neu zu besprechen und zu verhandeln. Da verschliesst sie sich total und macht nicht mit.
Besprecht das einmal in Ruhe mit ihr. Nicht am Abend, wenn schon alles drunter und drüber geht. Es ist gut möglich, dass die Feiertage, die vielen Unregelmässigkeiten, die Feste usw. sie etwas aus dem Konzept gebracht haben. Deshalb ist es gut, die Abendroutine noch einmal in Ruhe zu besprechen. Was passiert als erstes? Was ist wichtig?Was wünscht ihr euch? Was stresst/ärgert euch? Was erwartet ihr von ihr? Lass sie da auch mitreden und diskutieren. Wenn sie halt nicht will, dann bestimmt ihr halt einfach wie es läuft. Um etwas runter zu fahren kann z.B Schüssler Salz Nr. 7 helfen. In warmes Wasser auflösen mit Plastiklöffel rühren, trinken.

Darum wissen wir nicht, wie wir weiter fahren sollen!?!?

Die Frage ist einfach, was können wir machen, dass die Abende wieder etwas harmonischer ablaufen?

Zudem ist sie auch den Tag durch sehr fahrig, frech und nicht bereit zu kooperieren. Sie provoziert oft, ärgert über Gebühr ihre Schwes und vor allem mich und kennt einfach keine Grenzen.
Ich selber kann die Grenzen nur setzten, wenn ich richtig laut und hart werde.

Schau mal hier:
http://elternplanet.ch/2011/05/erziehun ... gehorchen/

http://elternplanet.ch/2011/05/erziehun ... en-teil-2/

und hier:
http://elternplanet.ch/2011/05/wenn-du- ... orst-dann/

http://elternplanet.ch/2011/05/was-tun- ... ich-horen/
Auch wenn du die Videos vielleicht schon gesehen hast, guck sie dir noch einmal an. Wichtig ist, dass ihr auch hier ein paar Regeln zusammen definiert und auch aufschreibt. Positiv formulieren.
Sprich über deine Gefühle, sag was dich traurig macht, dich ärgert.


Weitere Baustellen sind: Morgens aufstehen - sie hat kein Gefühl für Zeit und die Konsequenzen sind ihr egal.

Welche Konsequenzen hat es denn?

Essen - sie plagt und ärgert ihre Schwes.
Habt ihr Tischregeln?

Geltungsdrang - muss immer betonen, aufzeigen, dass sie besser als ihre Schwester ist.
Wie alt ist die Schwester?

Chaos - in ihrem Zimmer, in der Organisation, in den Gemeinschaftsräumen, hat kein Konzept, wie man Ordnung halten könnte (z.B. dass wenn man etwas nimmt, dass man es dort wieder versorgt, wo man es genommen hat...)
Das ist oft mehr ein Elternproblem. Kinder haben da oft ganz andere Vorstellungen von Ordnung
Schau mal hier:
http://elternplanet.ch/2011/10/weniger-ist-mehr/#more


Die ganze Stimmung in der Familie wird von ihrem Verhalten negativ beeinflusst und das geht mir auf den Wecker. Ich möchte ein ganz normales Familienleben und nicht immer in diesem Ausnahmezustand mit ihr leben.

Was kann sie denn gut? Weisst du, manchmal wenn man so ein bisschen in einer Negativspirale drin ist, dann meldet man mehrheitlich das negative Verhalten den Kindern zurück. Kinder können sich angewöhnen sich schlecht zu benehmen, wenn wir sie nicht genügend beachten, wenn sie sich gut verhalten.
Nimm dir doch einmal eine Woche lang vor, sie mehrmals am Tag zu loben. Ihr genau zu sagen, was sie denn gut gemacht hat, was toll war.


Mir ist zudem aufgefallen, dass sie sehr viel Aufmerksamkeit und Zuwendung braucht, dass sie praktisch nix alleine tun kann (immer muss ihre Schwes mitspielen, und zwar genau das, was sie will oder aber sie holt sich Bestätigung und Aufmerksamkeit von meinem Mann und mir),

Was tut sie in ihrer Freizeit? Hat sie Hobbies? Bei unserer Tochter hat zum Beispiel die Pfadi sehr geholfen?

dass sie schlecht mit Wechsel umgehen kann (auch am Morgen gibt und gab es immer wieder Knackpunkte, Ferien-Schule-Ferien, Feiertage... sie möchte am liebsten immer gleich...), dass sie Grenzen nicht "hört", nicht annehmen kann (wenn ich z.B. sage, dass ich möchte, dass sie ihre Schwes in Ruhe lässt, dann muss sie noch einmal....), dass sie nicht spielen kann (ausser Rollenspiele) und dass sie sehr eifersüchtig ist.

Wichtig ist, dass ihr immer gut vorausplant. Gerade wenn du sagst, dass sie nicht gut mit Wechseln umgehen kann:
http://elternplanet.ch/2011/05/vorauspl ... auberwort/


Nun... Ich weiss nicht, wie wir mit ihr weiter fahren sollen. Ich habe Angst, dass ich sie verliere, dass sie so zumacht, dass ich sie nicht mehr erreichen kann.

Schau, dass du ab und zu mit ihr alleine etwas unternehmen kannst. Mal am Wochenende zum Beispiel. Nur du und sie. Oder nur dein Mann und sie. Möglich ist es auch, dass ihr die Schwester mal zum Götti/Grosi gebt zum Übernachten und dann macht ihr drei mal wieder etwas zusammen.

ich weiss nicht, ob du Bachblüten kennst. Ich habe bei meinen Kids sehr gute Erfahrungen gemacht. Du kannst diese von einer Kinesiologin oder einem Homöopathen zusammenstellen lassen oder du gibst die "Backblüten" und die Symptome mal bei Google ein und guckst welche Bachblüten da helfen können.
Ich denke in deinem Fall wären es:
Holly
Vine
Cherry Plum
Impatius
Heather
Du kannst die in der Apotheke kaufen und dann 4-5 Tropfen in ein kleines Spritzfläschchen mit abgekochtem Wasser geben. Sie kann dann regelmässig ein paar Spritzer in den Mund spritzen.


Ich bin dir sehr dankbar, wenn du mir die geschilderten Probleme auch ein wenig einordnen könntest. Ist dies ein normales Verhalten? Brauche ich Unterstützung? Sollen wir allenfalls mit dem Kind "daran arbeiten", damit meine ich EB oder Psychologe!?!?

Das ist für mich schwierig von weit her zu beurteilen. So wie du es mir beschreibst habe ich nicht das Gefühl. Es ist oft auch so, wenn wir Eltern das Verhalten ändern, dann ändern sich auch die Kinder. :-)
Manchmal kann es auch helfen, mal einen Kurs zu besuchen um mal den ganzen Rucksack mit Tipps und Anregungen zu bekommen. Komm mal zu mir. :-)

Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder mit Fragen, Feedback und mehr Beispielen, ok?
Liebe Grüsse
Kathrin
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