am ende... :-/

Erziehungsfragen und Antworten ab dem 1. Schuljahr

Moderator: Kathrin Buholzer

am ende... :-/

Beitragvon luusmeitli » 23.02.2012, 10:33

hallihallo

ich bin schon seit längerem eine stille mitleserin (im facbook vorallem) und möchte hier nun auch mal mein "leid" klagen.
zum einstieg erstmal: ich habe drei kinder (mädchen 10.5 , junge 7 ,junge 3 jahre). wir sind eine patchworkfamilie, wovon der jüngste das gemeinsame kind mit meinem jetzigen partner ist. die beiden grossen gehen relativ regelmässig zum papi...endlich klappt das :-)
der mittlere sohn (7) macht mir sehr probleme..ich weiss einfach nicht mehr weiter!!!!! ich habe doch schon einiges ausprobiert aber so richtig genutzt hat es nicht.
mein grösstes problem mit ihm finde ich ist, dass er, wenn ihm was nicht passt einfach sein gesicht verzieht, einen lätsch macht, die arme verschränkt und dann einfach nur noch dasitzt. :?: :?: :?: :!: :!: :!: vorallem wenn es darum geht, dass er zum beispiel in die schule muss, oder wir weg wollen oder etwas abgemacht haben ist das sowas von nervig. ihn nervt dann alles, beginnt zu weinen und mit seinem hässigen gesichtsausdruck ists bei mir dann gelaufen. manchmal können zum beispiel socken die runterrutschen schon solche ausbrüche auslösen!!! ich komme dann manchmal wirklich nicht an ihn ran. er lässt sich nicht helfen oder einen tipp geben. und das macht mich wahnsinnnnnnnnnig wütend.
mit dem punktesystem habe ichs auch schon probiert..aber sobald ich mal nach ein paar vollen blättern aufhören will fängt er wieder von vorne an...
letzte woche in den skiferien zum beispiel - die skischule fängt um 9.45 an. er stänkert wieder weil seine milch nicht so ist wie er will..dann sind die skischuhe an einem fuss enger als am andern. .dann beisst das zetteli am rücken..dann halten die skis nicht gut aneinander..dann..dann..dann..es ist zum schreien. so geraten mein partner und ich auch oft aneinander..mein mittlerer braucht sowas von nerven :-(
hat mir vielleicht jemand einen tipp? ich bin ratlos... :( :cry:
luusmeitli
 
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Re: am ende... :-/

Beitragvon Kathrin Buholzer » 26.02.2012, 23:15

hallihallo

ich bin schon seit längerem eine stille mitleserin (im facbook vorallem) und möchte hier nun auch mal mein "leid" klagen.
zum einstieg erstmal: ich habe drei kinder (mädchen 10.5 , junge 7 ,junge 3 jahre). wir sind eine patchworkfamilie, wovon der jüngste das gemeinsame kind mit meinem jetzigen partner ist. die beiden grossen gehen relativ regelmässig zum papi...endlich klappt das
der mittlere sohn (7) macht mir sehr probleme..ich weiss einfach nicht mehr weiter!!!!! ich habe doch schon einiges ausprobiert aber so richtig genutzt hat es nicht.
mein grösstes problem mit ihm finde ich ist, dass er, wenn ihm was nicht passt einfach sein gesicht verzieht, einen lätsch macht, die arme verschränkt und dann einfach nur noch dasitzt.

Also, das ist ja grundsätzlich nix schlimmes. :-) Er ist sauer, er ärgert sich, er ist unzufrieden. Versuch das einfach ein bisschen zu verstehen und nicht allzu persönlich zu nehmen. Was oft hilft ist, wenn man das einfach mal so anerkennt und sagt: "Ui, du ärgerst dich jetzt grad, das seh ich. Du hättest jetzt noch ein bisschen weiterspielen wollen." Versuch da einfach kurz rückzumelden, was du grad gesehen oder gemerkt hast. Er wird dir dann vielleicht beipflichten oder versuchen seine Sicht der Dinge zu erklären.
Ganz wichtig ist, dass du versuchst immer gut vorauszuplanen. Sag ihm immer früh genug, was jetzt dann passiert, wo ihr hingeht, wie lange, mit wem und was du von ihm erwartest. Überrumple ihn nicht mit deinen Anweisungen. Schau mal hier:

http://www.elternplanet.ch/2011/05/vora ... auberwort/

Wenn ihr immer und immer wieder in den gleichen Situationen Stress, Streit und Ärger habt, dann besprich das einmal in einer ruhigen Situation mit ihm. Sag ihm was dich stört und dass ihr versuchen wollt, zusammen eine Lösung zu finden. Hör ihm zu. Lass ihn auch Möglichkeiten aufzählen. Kinder haben da nämlich oft immer ganz gute Ideen. Schreibt dann zusammen Regeln auf und hängt diese auf.

http://www.elternplanet.ch/2011/05/jetz ... einfuhren/


vorallem wenn es darum geht, dass er zum beispiel in die schule muss, oder wir weg wollen oder etwas abgemacht haben ist das sowas von nervig.

Auch hier. Sag ihm früh genug, wann ihr geht, wie lange und was du von ihm möchtest. Geh dann ein paar Minuten vorher zu ihm und kündige es ihm nochmals an. Manchmal kann auch ein Ritual, ein lustiges Spiel helfen. Fürs Trödeln am Morgen für die Schule gibt es auch ein Video, schau mal hier:

http://www.elternplanet.ch/2010/11/jetz ... aufstehen/


ihn nervt dann alles, beginnt zu weinen und mit seinem hässigen gesichtsausdruck ists bei mir dann gelaufen. manchmal können zum beispiel socken die runterrutschen schon solche ausbrüche auslösen!!! ich komme dann manchmal wirklich nicht an ihn ran. er lässt sich nicht helfen oder einen tipp geben. und das macht mich wahnsinnnnnnnnnig wütend.

Weisst du, das kann ich sooo gut verstehen. Trotzdem: Lass dich davon nicht provozieren. Für Kinder sind solche Sachen wirklich manchmal furchtbar schlimm, aber sie meinen es dann nicht gegen uns persönlich. Du kannst ihn fragen, ob du etwas für ihn tun kannst, ob er Hilfe braucht, was du tun sollst. Will er nicht, oder heult er einfach vor sich hin, dann lass ihn einfach. Ignoriere ihn einfach einen Moment.

http://www.elternplanet.ch/2011/10/ist- ... -sinnvoll/
Manchmal ist das nämlich auch so ein kleines Spielchen. "Mal schauen, wann die Mama dann kommt, wenn ich hier einfach ein bisschen rumheule." Bleib ruhig, wenn du es fast nicht aushalten kann, dann verlass einen Moment den Raum. Rede nicht ständig auf ihn ein oder predige ihm irgendwas, das bringt nix.
Manchmal kann auch ein "Stellvertreter" helfen. z.B ein Plüschtier, das kommt und fragt was los ist. (Aber das ist halt von Kind zu Kind verschieden).


mit dem punktesystem habe ichs auch schon probiert..aber sobald ich mal nach ein paar vollen blättern aufhören will fängt er wieder von vorne an...

Punktekarten, da musst du aufpassen, die eignen sich nicht unbedingt für solches Verhalten. Mehr so für: Ämtli erledigen, Jacken aufhängen, Pischi anziehen, zu einer bestimmten Zeit parat sein. Alles Dinge die man gut kontrollieren kann, ob sie erledigt wurden oder nicht.

letzte woche in den skiferien zum beispiel - die skischule fängt um 9.45 an. er stänkert wieder weil seine milch nicht so ist wie er will..dann sind die skischuhe an einem fuss enger als am andern. .dann beisst das zetteli am rücken..dann halten die skis nicht gut aneinander..dann..dann..dann..es ist zum schreien.


Wichtig ist, dass du ihn zur Selbständigkeit erziehst. Ich kann dir mal ein paar grundsätzliche Tipps zum Thema Selbstständig werden geben:

Es ist sehr wichtig ist, dass wir als Eltern Vertrauen in die Fähigkeiten unserer Kinder haben. Wir müssen ihnen etwas zutrauen und ihnen auch Erfahrungsräume öffnen. D.h nicht immer grad alles selber erledigen (auch wenns oft schneller geht und bequemer ist). Wenn dein Kind etwas nicht schafft, vielleicht deshalb auch wütend wird, nimm ihm nicht immer die Arbeit ab und präsentier ihm grad die Lösung. Versuch zusammen mit ihm eine Lösung zu finden. Frag ihn, was er tun wollte und was nicht geklappt hat und überlegt euch, wie er das jetzt anpacken könnte. Gib ihm Tipps und Hilfestellungen aber erledige es nicht für ihn. Ist die Milch zu heiss? Frag ihn: "Ja, was könntest du jetzt tun?" Entweder ein bisschen pusten, etwas kalte Milch reinschütten, einen Eiswürfel holen... usw. Frag ihn danach, aber erledige es nicht einfach für ihn. Beisst das Zetteli am Rücken? "Hmm, was könntest du jetzt machen? Abschneiden genau. Bevor wir es abschneiden können, was musst du machen? Genau, den Pulli ausziehen." Er kann den Zettel entweder selber abschneiden, oder du hilfst ihm dabei. Ist der eine Schuh enger als der andere? "So, was kann man da dagegen machen?" z.B die Mama fragen, ob sie ihn etwas weniger eng machen kann. Zeig ihm, wie er selber die Skischuhe zu machen kann. Dann ist er auch selber dafür verantwortlich.
Die Kinder können oft viel mehr, als wir ihnen zutrauen und oft auch mehr, als wir gedacht haben. Viele Eltern räumen ihnen Kindern jedes Steinchen aus dem Weg und möchten sie auch vor allem bewahren. Sie sind fast pausenlos beschäftigt, ihre Wünsche zu erfüllen. Trotzdem ist das Kind oft unzufrieden und quengelig. Überleg dir einmal wie du dich fühlen würdest, wenn du ein unselbstständiger Erwachsener wärst.
Genau so muss sich auch ein unselbstständiges Kind fühlen, so nach dem Motto: "ich kann das nicht allein, ich brauche ständig einen Erwachsenen um mich herum, ohne Erwachsene bin ich hilflos, ich kann es eh nicht allein, deshalb versuche ich es erst gar nicht. Die Erwachsenen müssen immer für mich da sein, damit meine Wünsche erfüllt werden. Sie müssen sich pausenlos mit mir beschäftigen, sonst wirds mir Langweilig und ich mache Blödsinn."
Ein unselbstständiges Kind hat auch das Gefühl, dass es Dinge im Alltag gar nicht selber erledigen kann, weil sie ihm ja meistens von einem Erwachsenen abgenommen werden. Häufig unterstützen wir dieses Gefühl mit Aussagen wie: "Dafür bist du noch zu klein, warte ich helf dir, du kannst das noch nicht." Das Kind wird abhängig von den Erwachsenen und es lernt auch nicht Verantwortung zu übernehmen und auch die Konsequenzen für sein Handeln zu tragen. Es wird bequem egoistisch und nützt andere aus. Ausserdem ist ihm oft Langweilig, weil es gar nie richtig gelernt hat sich selber zu beschäftigen. Ein unselbstständiges Kind hat oft wenig Selbstwertgefühl. Es ist oft unsicher, manchmal schüchtern, mutlos aber auf alle volle hat es ganz hohe Ansprüche an uns Eltern und wird zum Tyrannen. Das vor allem auch, weil es wenig Widerstand spürt und auch nicht gelernt hat mit unangenehmen Situationen fertig zu werden.

Ein Kind zur Selbstständigkeit erziehen heisst nicht, ihm alles erlauben, alles durchgehen lassen. Es ist das Gegenteil von abhängig sein, angewiesen sein auf den anderen. Also möglichst früh, das selber zu tun, was möglich ist, ohne dass jemand hilft oder es für einen erledigt.
Was heisst das jetzt genau? Versuch immer wieder im Alltag deinem Kind die Möglichkeit zu geben, Dinge zu entdecken, selber auszuprobieren, ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun". Wir unterschätzen unsere Kinder ganz häufig und sind erstaunt, wie viel sie schon selber können. Es ist nicht immer ganz einfach und es ist oft auch anstrengender, mit mehr Zeit und Energie verbunden, wenn wir versuchen unsere Kinder zu mehr Selbstständigkeit zu erziehen. Doch wenn wir es tun, dann werden die Kinder auch weniger am eigenen "Rockzipfel" hängen.

Lass dein Kind die Dinge die es selbst tun kann auch selber tun. Beobachte dein Kind und wenn du merkst, dass es Hilfe braucht, dann sei ihm eine Stütze, zieh dich aber dann auch wieder zurück.
Verstehst du was ich meine? Das braucht am Anfang immer ein bisschen mehr Energie und Aufwand, als wenn man es einfach schnell selber erledigt. Aber auf die Dauer lohnt es sich.
Lobe und ermutig ihn dann auch immer wieder. Setz den Fokus aufs Positive und gib ihm immer ein positives Feedback, wenn etwas gut geklappt hat.
Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder. Mit Fragen, Feedback oder mehr Beispielen, ok?
liebe Grüsse
Kathrin


so geraten mein partner und ich auch oft aneinander..mein mittlerer braucht sowas von nerven
hat mir vielleicht jemand einen tipp? ich bin ratlos...
Kathrin Buholzer
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