Tochter (9 Jahre) zickig und "vorpubertär"?

Erziehungsfragen und Antworten ab dem 1. Schuljahr

Moderator: Kathrin Buholzer

Tochter (9 Jahre) zickig und "vorpubertär"?

Beitragvon sunset » 17.11.2011, 13:57

Hallo Kathrin

Ganz lange her, seit ich zum letzten Mal in deinem Forum war. Es läuft bei uns also ziemlich gut (auch dank Deiner Hilfe und den guten Tipps/Videos!).

Unsere ältere Tochter (9 J.) bringt mich seit Kurzem öfters "auf die Palme". Gestern Abend hatten wir dann einen wirklich grösseren Krach der mich immer noch beschäftigt.

Vorweg: Ich bin sicher eine eher strenge Mutter, die viel von den Kindern erwartet (manchmal zuviel. NB: ist aber für mich auch schwierig zu wissen, wieviel man erwarten darf). Wir haben schon früh mit klaren Regeln und Grenzen, Familienrat etc. begonnen. Auch ist mir konsequentes Erziehen wichtig. Es lief also bis anhin recht gut.

Nun bemerke ich, dass unsere ältere Tochter seit neuem (wieder) alle Grenzen neu austesten muss und mich auch zwischendurch nicht mehr ernst nimmt, wenn wir dann das Ganze miteinander besprechen (s.unten). Im Weiteren stresst mich, dass sie (da sie sehr viel am Lesen ist) sehr schlecht zuhört. (Hatten wir schon einige Male im Familienrat thematisiert.) Daraus ergeben sich dann immer wieder Konfliktherde. Habe mich nun entschlossen (nach Ankündigung) das Buch, das sie gerade am Lesen ist, 1 Tag wegzunehmen, wenn ihrerseits keine Reaktion erfolgt (z.B. Essen, Husi machen etc.) Vermutlich wird sie das Nächste zur Hand nehmen, bis ich alle Bücher aus der Stube verbannen werde.

Gestern krachte es, da ich (vor dem Schlafengehen) zum wiederholten Male reklamieren musste, dass das Zimmer vollständig aufzuräumen sei, auch der Zimmerboden (da ich heute Saugen wollte). Es lagen Schals, Mappen, Bücher etc . rum. Sie wurde sauer dass sich ihre Lesezeit deswegen noch mehr verkürzte und schrie mich an, ich sei die Gemeinste überhaupt. Sie hätte heute um 20.15 h anstatt 20.30 h löschen sollen (da sie den ganzen Tag schon rumschrie - hiess für mich "müde" war). Da rief sie dann aus, dass es normal 20.30 h sei. Ich hatte ihr das schon während des Abends so gesagt. Vor dem Zähneputzen musste sie im Zimmer der Schwester einen Baukasten alleine aufräumen, da sie dem Aufruf, es mit der Schwester zusammen zu erledigen, nicht gefolgt war (da am Lesen, hat es aber gehört). Ich finde, wir müssen nicht immer alle auf sie warten bis es ihr passt. (Der ganze Tag lief auch nicht optimal, sie schreit sehr viel ihre Schwester oder uns an, oft aus nichtigem Grund.) Unsere Strichliste hängt an der Wand.

Der Abend war dann gelaufen, ich war sauer, sie war sauer.
Meine Frage an Dich: werden Töchter in diesem Alter "vorpubertär" oder ist das sonstwie altersbedingt "normal"? Wie erlebst Du das? (Ihr habt ja ähnliche Alter der beiden Töchter wie wir.) Ich stosse in letzter Zeit wirklich oft mit ihr zusammen. (Sie ist sonst eher nicht frühreif z.B. mit den Zähnen war sie spät dran, aber dafür ist sie gross)

Beim Besprechen mit meinem Mann habe ich gesagt, dass meine Rektion auf das Ganze sein wird, sie noch "straffer" zu erziehen. Seine Meinung dazu war, dass wir dann nur noch mehr Zusammenstösse haben würden.

Was mich am meisten beschäftigte (habe ich ihr dann auch noch gesagt) war, dass ich 2 Std. am Nachmittag für sie Programm machte und Wünsche erfüllte (Ludothek etc), und am Abend dann so behandelt wurde. Ist mir klar dass das für sie keinen Zusammenhang machte, und trotzdem.

Meiner Meinung nach verdreht sie in letzter Zeit ihre Versäumnisse so, dass nachher die andern Schuld sein sollen. Eigentlich ist sie ja selber Schuld dass sie keine Zeit mehr hatte zum Lesen, denn das Zimmer hätte schon vor dem Essen aufgeräumt sein sollen. Was kann man da tun?

Wenn ich mit ihr über Probleme und Lösungen spreche (oft abends, ev. nicht ideal), gibt sie sich oft desinteressiert, da sie lieber was anderes tun will. Ich fühle mich dann nicht ernstgenommen, da es für mich wichtig ist.

Ich habe momentan das Gefühl, dasss ihr unsere abgemachten Regeln ziemlich "schnuppe" sind.


Bin gespannt auf Deine Antwort.
Herzliche Grüsse
Sunset
sunset
 
Beiträge: 1
Registriert: 17.11.2011, 12:54

Re: Tochter (9 Jahre) zickig und "vorpubertär"?

Beitragvon melody » 19.11.2011, 23:49

Hallo Sunset

Wie soll ich jetzt das sagen, ohne falsch verstanden zu werden. Ich habe eine 19-jährige Tochter und eine 12-jährigen Sohn. Ich setze klare Leitplanken, doch trotzdem gibt es immer wieder Phasen, wo man an seine Grenzen stösst, denn Kinder loten sie ja auch immer wieder aufs Neue aus. Ausserdem wollen sie ja je länger je mehr selbstständig entscheiden. Und es ist wirklich nicht einfach zu sagen, ob man jetzt zu viel von den Kindern erwartet oder nicht. Es erfordert also auch von mir ein Mitentwickeln. Ich habe dann auch andere Wege versucht oder etwas mal grade sein lassen und es später nachbesprochen, dies als Tipp zur Deeskalation. Oder mal entschuldiung sagen, denn auch wir Eltern verhalten uns ja nicht immer so, wie wir vielleicht sollten. Mir ist einfach vor lauter Erziehen auch wichtig, dass der Spass und die Unvollkommenheit Platz haben. Dazu hat mir ein Buch 'Smartlove - Erziehen mit Herz und Verstand' verholfen. Ich bin überhaupt keine Erziehungsratgeberbücherleserin, aber dieses ist mir per Zufall begegnet und hat mich angesprochen, vor allem deshalb, weil es Wege ohne Strafe und ohne Belohnung und deren Auswirkungen aufzeigt.
Und noch zum Schluss: Meine Tochter ist kürzlich ausgezogen in eine WG und wir hatten immer gute Momente, aber auch Reibereien oder sogar Krach. Ich denke, das gehört ein Stück weit dazu auch, um sich ablösen zu können, gegenseitig.

Herzlich
melody
melody
 
Beiträge: 17
Registriert: 24.05.2008, 11:43
Wohnort: Solothurn

Re: Tochter (9 Jahre) zickig und "vorpubertär"?

Beitragvon Kathrin Buholzer » 29.11.2011, 00:30

Hallo Kathrin

Ganz lange her, seit ich zum letzten Mal in deinem Forum war. Es läuft bei uns also ziemlich gut (auch dank Deiner Hilfe und den guten Tipps/Videos!).

Unsere ältere Tochter (9 J.) bringt mich seit Kurzem öfters "auf die Palme". Gestern Abend hatten wir dann einen wirklich grösseren Krach der mich immer noch beschäftigt.

Vorweg: Ich bin sicher eine eher strenge Mutter, die viel von den Kindern erwartet (manchmal zuviel. NB: ist aber für mich auch schwierig zu wissen, wieviel man erwarten darf). Wir haben schon früh mit klaren Regeln und Grenzen, Familienrat etc. begonnen. Auch ist mir konsequentes Erziehen wichtig. Es lief also bis anhin recht gut.

Nun bemerke ich, dass unsere ältere Tochter seit neuem (wieder) alle Grenzen neu austesten muss und mich auch zwischendurch nicht mehr ernst nimmt, wenn wir dann das Ganze miteinander besprechen (s.unten). Im Weiteren stresst mich, dass sie (da sie sehr viel am Lesen ist) sehr schlecht zuhört. (Hatten wir schon einige Male im Familienrat thematisiert.) Daraus ergeben sich dann immer wieder Konfliktherde. Habe mich nun entschlossen (nach Ankündigung) das Buch, das sie gerade am Lesen ist, 1 Tag wegzunehmen, wenn ihrerseits keine Reaktion erfolgt (z.B. Essen, Husi machen etc.) Vermutlich wird sie das Nächste zur Hand nehmen, bis ich alle Bücher aus der Stube verbannen werde.

Find ich eine schwierige Strafe. Ist ja toll, dass sie so viel liest und das dann mit Buchentzug zu bestrafen, passt nicht. Schau lieber mit ihr, wie ihr das in Zukunft machen wollt. Wie kriegst du ihre Aufmerksamkeit, wenn du etwas von ihr willst. Wichtig ist, dass du deine Ankündigungen überdenkst. Also vorher kurz überlegen: Muss das wirklich sein. Ist das wichtig oder ist das nur so dahin geredet. Grundsätzlich reden wir Eltern ja immer ein bisschen zu viel :-) Gerade wenn Kinder älter werden, nervt das einfach manchmal nur. Dann ist es wichtig, dass du immer zu ihr hin gehst wenn du etwas von ihr willst. Also nicht von weit her rufen. Um Aufmerksamkeit zu bekommen ist es manchmal ganz hilfreich sein, dass man z.B die Hand auf die Schulter oder auf den Arm legt und dann das Kind mit Namen anspricht und dann sagt, was es zu sagen gibt.

Gestern krachte es, da ich (vor dem Schlafengehen) zum wiederholten Male reklamieren musste, dass das Zimmer vollständig aufzuräumen sei, auch der Zimmerboden (da ich heute Saugen wollte). Es lagen Schals, Mappen, Bücher etc . rum. Sie wurde sauer dass sich ihre Lesezeit deswegen noch mehr verkürzte und schrie mich an, ich sei die Gemeinste überhaupt.

Weisst du. Ich hatte mit meiner Tochter genau das gleiche Problem. Sie hat eine völlig andere Anstellung von Ordnung als ich. Ständig sind wir aneinander geraten, ich hab immer am Abend noch rumgemotzt, weil sie so ein Chaos hatte. Ab und zu hab ich dann doch mal wieder aufgeräumt, einfach weil es mich gestört hat. Sehr praktisch für sie. Ich wurde dann mit der Zeit wirklich müde und mochte einfach nicht mehr immer diskutieren. Da hab ich mit ihr abgemacht, dass wir das Zimmer jetzt einfach mal so lassen. Ich räum nix mehr auf, ich sag aber auch nix mehr zur Unordnung. Das ist mir so schwer gefallen, das kannst du mir glauben. :-) Sie musste dafür dann auch selber staubsaugen, weil es ja für mich kein Durchkommen mehr gab.
Ich habe zu dem Thema gerade vor kurzem ein Video gemacht. "Weniger ist mehr". Schau es dir doch mal in Ruhe an:
http://www.youtube.com/watch?v=C5xdI7d0vWs


Sie hätte heute um 20.15 h anstatt 20.30 h löschen sollen (da sie den ganzen Tag schon rumschrie - hiess für mich "müde" war). Da rief sie dann aus, dass es normal 20.30 h sei. Ich hatte ihr das schon während des Abends so gesagt. Vor dem Zähneputzen musste sie im Zimmer der Schwester einen Baukasten alleine aufräumen, da sie dem Aufruf, es mit der Schwester zusammen zu erledigen, nicht gefolgt war (da am Lesen, hat es aber gehört). Ich finde, wir müssen nicht immer alle auf sie warten bis es ihr passt. (Der ganze Tag lief auch nicht optimal, sie schreit sehr viel ihre Schwester oder uns an, oft aus nichtigem Grund.) Unsere Strichliste hängt an der Wand.

Ich denke du musst aufpassen, dass du den Fokus nicht zu fest aufs Negative richtest. Lobe und ermutige sie, dann wenn sie etwas Gut macht. Wenn Kinder langsam grösser werden, dann müssen wir Eltern auch so ein bisschen die lange Leine loslassen, zusammen Kompromisse finden und Lösungen zu finden, etwas mehr Raum geben. Verstehst du was ich meine?

Der Abend war dann gelaufen, ich war sauer, sie war sauer.

Das geht mir oft auch so. Trotzdem müssen wir als Erwachsene immer wieder aufpassen, dass wir uns nicht zu fest auf die "kindlichen" Spiele einlassen. Ich ertappe mich auch immer wieder dabei, wie ich da mit einsteige und mich dann ähnlich benehme wie meine Tochter

Meine Frage an Dich: werden Töchter in diesem Alter "vorpubertär" oder ist das sonstwie altersbedingt "normal"? Wie erlebst Du das? (Ihr habt ja ähnliche Alter der beiden Töchter wie wir.) Ich stosse in letzter Zeit wirklich oft mit ihr zusammen. (Sie ist sonst eher nicht frühreif z.B. mit den Zähnen war sie spät dran, aber dafür ist sie gross)

Beim Besprechen mit meinem Mann habe ich gesagt, dass meine Rektion auf das Ganze sein wird, sie noch "straffer" zu erziehen. Seine Meinung dazu war, dass wir dann nur noch mehr Zusammenstösse haben würden.

Versteh mich nicht falsch. Regeln und Leitplanken sind sehr wichtig. Versucht aber diese zusammen zu diskutieren und sucht dann gemeinsam nach Lösungen. "Wie wollen wir das machen, dass ich dich beim lesen nicht immer stören muss, du aber trotzdem auf mich hörst?" Besprecht Regeln nicht nicht miteinander, sondern schreibt sie auch auf und hängt sie auf. Meine Tochter hatte vor kurzem selber die Idee und hat dann so einen Plan für ihre Zimmertür gebastelt. Sie kann dort jetzt immer einstellen, wie ihr grad so zu Mute ist und ob sie lieber ein bisschen allene sein möchte oder nicht.
Was ich dir auch empfehlen kann, dir am Abend immer noch ein bisschen Zeit zu nehmen. Ich leg mich dann jeweils zu ihr ins Bett und wir plaudern noch ein bisschen zusammen. Das sind immer ganz schöne Momente und das bringt enorm viel auch grad um Streitigkeiten aufzulösen.


Was mich am meisten beschäftigte (habe ich ihr dann auch noch gesagt) war, dass ich 2 Std. am Nachmittag für sie Programm machte und Wünsche erfüllte (Ludothek etc), und am Abend dann so behandelt wurde. Ist mir klar dass das für sie keinen Zusammenhang machte, und trotzdem.

Meiner Meinung nach verdreht sie in letzter Zeit ihre Versäumnisse so, dass nachher die andern Schuld sein sollen. Eigentlich ist sie ja selber Schuld dass sie keine Zeit mehr hatte zum Lesen, denn das Zimmer hätte schon vor dem Essen aufgeräumt sein sollen. Was kann man da tun?

Muss es denn wirklich so aufgeräumt sein? Warum ist dir das so wichtig?

Wenn ich mit ihr über Probleme und Lösungen spreche (oft abends, ev. nicht ideal), gibt sie sich oft desinteressiert, da sie lieber was anderes tun will. Ich fühle mich dann nicht ernstgenommen, da es für mich wichtig ist.

Schau lieber, dass du am Abend schöne Sachen mit ihr besprichst. Manchmal ergibt es sich, dass man dann auch über Schwierigkeiten sprechen kann. Muss aber nicht immer sein.

Ich habe momentan das Gefühl, dasss ihr unsere abgemachten Regeln ziemlich "schnuppe" sind.

Schau mal was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder. Mit Fragen, Feedback oder mehr Beispielen. Ok?
liebe Grüsse
Kathrin



Bin gespannt auf Deine Antwort.
Herzliche Grüsse
Sunset
Kathrin Buholzer
Site Admin
 
Beiträge: 2022
Registriert: 04.06.2007, 00:33
Wohnort: Münsingen


Zurück zu Kinder 7-12 Jahre

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 24 Gäste

cron