7-jährige bringt mich an den Rand meiner Kräfte

Erziehungsfragen und Antworten ab dem 1. Schuljahr

Moderator: Kathrin Buholzer

7-jährige bringt mich an den Rand meiner Kräfte

Beitragvon svemat » 10.11.2011, 21:57

Hallo,

ich erhoffe mir ein paar Tips und vielleicht auch ein bißchen Beruhigung.

Meine 7-jährige Tochter und ich geraten jeden Tag dermaßen heftig aneinander, daß ich einfach nicht weiter weiß. Es war schon immer nicht ganz einfach zwischen uns, es gab die Probleme einer leichten Bindungsstörung nach der Geburt, das war aber eigentlich alles ganz gut bereinigt gewesen (mit Hilfe einer Erziehungsberatung), wir hatten sogar Anfang des JAhres ein richtig ausgeglichenes Verhältnis und ich hatte mich schon gefreut, daß es so gut klappt. Dafür ist es jetzt umso schlimmer. Sie tickt aus dem Nichts aus, es reichen einfache kleine Bitte, Regelerinnerungen oder Aufgaben und sie schreit mich an und wenn sie etwas nicht darf oder etwas nicht so verläuft, wie sie es gern hätte, schreit sie mich an, sie hat mich gar nicht mehr lieb, sie will hier nicht mehr wohnen und sowieso bin ich nicht mehr ihre Mutter. (Klar, Kinder sagen so etwas mal, aber dies hier ist echt nicht auf eine bockige Art sondern mit soviel Haß, daß es mir Angst macht)
Am schlimmsten trifft es mich immer, wenn sie dann, nachdem sie auf diese Ansagen dann keine Reaktion erhält, also wenn sie merkt, daß mich das nicht provoziert, anfängt, die Sätze umzudrehen, ich hätte sie gar nicht lieb und ich würde ja gar nicht mehr wollen, daß sie zur Familie gehört und sowieso mach ich, daß sie sich schlecht fühlt und ihre Schwester hätte ich viel lieber und sowieso ist die Familie ohne sie schöner. Das sind die Sätze, die mich dann meißtens zum Weinen bringen, weil sie mich hart treffen. Ich liebe mein Kind über alles und sie ist ein absolutes Wunschkind und auch das hab ich ihr schon ganz oft erzählt mit den Ultraschallfotos und wie ich mich gefreut hab und so. Dieses Verhalten legt sie erstaunlicher Weise aber nur zuhause an den Tag, sind wir im Supermarkt oder unterwegs, also sind andere Leute in der NÄhe, ist sie eine liebevolle Tochter, die sich an mich kuschelt und mir vor allen sagt, wie lieb sie mich hat, manchmal, muß ich zugeben, fällt es mir schwer, dann sofort mit der gleichen befreiten Weise auf sie zu reagieren, weil sie mich z.B. eine halbe Stunde vorher extrem beschimpft hat. Manchmal sage ich ihr das auch, ruhig aber schon sehr ehrlich, daß ich sie auch lieb habe, aber daß es mir gerade schwerfällt, ihre BEschimpfungen von kurz vorher einfach zu vergessen. Das ist bestimmt auch nicht immer richtig, aber ich glaube, sie würde es eh spüren, wenn ich mich zwingen würde, so zu tun, ob alles in Ordnung ist. Ich bin zwar die Erwachsene, aber ich kann nicht immer darüber stehen. Bis vor kurzem hatten wir auch jeden Morgen wg. der banalsten Dinge Streit, nein, eigentlich hatte sie Streit mit sich und der Welt, so daß ich vor kurzem dann einmal ihre Lehrerin angerufen habe und gefragt habe, ob sie eigentlich einen traurigen oder einsamen Eindruck macht und ich habe ihr die Probleme geschildert, aber auch sie war der Meinung, daß ihre Äußerungen eigentlich nicht zu ihrem Verhalten passen, denn sie malt z.B. ja auch spontan ihre Familie, wenn es darum geht, wer sie lieb hat oder wen sie lieb hat, sie kümmert sich liebevoll um ihre Schwester (freiwillig) und ist manchmal eher sauer, daß die mit 5 Jahren viele Dinge dann bitte auch alleine machen will. Wenn sie wütend auf mich oder sich selber ist, läßt sie das auch oft an ihrer Schwester aus und sagt dann, wir hätten diese viel lieber und würden sowieso nur Sachen für sie kaufen und mit ihr machen, was wirklich nicht stimmt, sie werden sehr gerecht in ihren Hobbys und den Anschaffungen behandelt, zwar nicht immer gleichzeitig, aber es teilt sich insgesamt gerecht auf. Mein Gefühl ist, daß sie manchmal gern so wäre, wie ihre Schwester, ein bißchen selbstbewußter im Umgang mit Fremden und vor allem mit der eigenen Akzeptanz, sie selber ist das rosa-glitzer Barbiemädchen, daß sehr schnell toll findet, was andere toll finden, ihre Schwester mag gar kein rosa und Barbie, zieht am liebsten bequeme Jungssachen an und spielt Baustelle und Räuber und das auch aus voller Überzeugung, egal ob sie manchmal dafür Sprüche von den Mädchen zu hören bekommt. Beide werden aber in dem bestärkt, was sie sich wünschen. Die Große darf sich genauso ihre rosafarbenen Kleidchen aussuchen wie die kleine ihre BAustellenpullis. Nehm ich die Sache zu ernst, zu persönlich, ich kann keine Schuld oder keinen direkten "Fehler" in meinem Verhalten finden, kann ja aber schließlich auch nicht ändern, daß das Verhalten der kleineren unkomplizierter und in sich viel freundlicher ist, so daß diese natürlich sehr viel weniger Ärger mit uns hat. Ich glaube aber fast, daß das Problem grundsätzlich in dieser Konstellation auch mit liegt, sie merkt natürlich, daß meine Bindung zur kleinen eine einfachere und sensiblere ist, sie selber sagte ganz lange unser Sonnenschein zur kleinen, weil die eben in sich ein freundlicheres Wesen hat, aber im Grunde ärgert sie sich, daß sie das nicht hat. Ich hoffe, ich konnte ein bißchen rüberbringen, wie die Verhältnisse sind und was ich als Problem empfinde.

Svenja
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Re: 7-jährige bringt mich an den Rand meiner Kräfte

Beitragvon Kathrin Buholzer » 15.11.2011, 00:33

Hallo,

ich erhoffe mir ein paar Tips und vielleicht auch ein bißchen Beruhigung.

Meine 7-jährige Tochter und ich geraten jeden Tag dermaßen heftig aneinander, daß ich einfach nicht weiter weiß. Es war schon immer nicht ganz einfach zwischen uns, es gab die Probleme einer leichten Bindungsstörung nach der Geburt, das war aber eigentlich alles ganz gut bereinigt gewesen (mit Hilfe einer Erziehungsberatung), wir hatten sogar Anfang des JAhres ein richtig ausgeglichenes Verhältnis und ich hatte mich schon gefreut, daß es so gut klappt. Dafür ist es jetzt umso schlimmer.

Wann hat das denn angefangen? Mit der Schule? Gab es einen bestimmten Anlass/Auslöser?

Sie tickt aus dem Nichts aus, es reichen einfache kleine Bitte, Regelerinnerungen oder Aufgaben und sie schreit mich an und wenn sie etwas nicht darf oder etwas nicht so verläuft, wie sie es gern hätte, schreit sie mich an, sie hat mich gar nicht mehr lieb, sie will hier nicht mehr wohnen und sowieso bin ich nicht mehr ihre Mutter.

Ich kenne das sehr gut. Meine ältere Tochter (sie ist jetzt 9) hatte das auch ganz, ganz stark. Immer noch ab und zu, aber es hat sich stark gebessert.

(Klar, Kinder sagen so etwas mal, aber dies hier ist echt nicht auf eine bockige Art sondern mit soviel Haß, daß es mir Angst macht)
Am schlimmsten trifft es mich immer, wenn sie dann, nachdem sie auf diese Ansagen dann keine Reaktion erhält, also wenn sie merkt, daß mich das nicht provoziert, anfängt, die Sätze umzudrehen, ich hätte sie gar nicht lieb und ich würde ja gar nicht mehr wollen, daß sie zur Familie gehört und sowieso mach ich, daß sie sich schlecht fühlt und ihre Schwester hätte ich viel lieber und sowieso ist die Familie ohne sie schöner. Das sind die Sätze, die mich dann meißtens zum Weinen bringen, weil sie mich hart treffen. Ich liebe mein Kind über alles und sie ist ein absolutes Wunschkind und auch das hab ich ihr schon ganz oft erzählt mit den Ultraschallfotos und wie ich mich gefreut hab und so. Dieses Verhalten legt sie erstaunlicher Weise aber nur zuhause an den Tag, sind wir im Supermarkt oder unterwegs, also sind andere Leute in der NÄhe, ist sie eine liebevolle Tochter, die sich an mich kuschelt und mir vor allen sagt, wie lieb sie mich hat, manchmal, muß ich zugeben, fällt es mir schwer, dann sofort mit der gleichen befreiten Weise auf sie zu reagieren, weil sie mich z.B. eine halbe Stunde vorher extrem beschimpft hat.

Achte dich doch einmal, in welchen Situationen das genau passiert. Bei meiner Tochter z.B ist es immer ganz extrem, wenn sie Hunger hat, resp. wenn ihr Blutzuckerspiegel gesunken ist. Oft merkt sie es selber noch gar nicht, dass sie Hunger hat. Sie spürt sich nicht mehr, ist völlig von der Rolle. Ich habe das lange nicht gemerkt und jetzt, wo wir es wissen, hat sie immer Traubenzucker in einem Döschen im Zimmer. Wenn ich merke, dass es so langsam kritisch wird, sag ich ihr, sie solle etwas zu essen nehmen. Oft merkt sie es zum Glück jetzt selber. Wir haben auch versucht, dass sie selber merken soll, wann sie grad etwas Ruhe und Pause braucht. Also, wann es auch für mich Zeit ist, mich zurückzuziehen und dann nicht noch immer weiter auf sie einzureden.

Manchmal sage ich ihr das auch, ruhig aber schon sehr ehrlich, daß ich sie auch lieb habe, aber daß es mir gerade schwerfällt, ihre BEschimpfungen von kurz vorher einfach zu vergessen. Das ist bestimmt auch nicht immer richtig, aber ich glaube, sie würde es eh spüren, wenn ich mich zwingen würde, so zu tun, ob alles in Ordnung ist. Ich bin zwar die Erwachsene, aber ich kann nicht immer darüber stehen. Bis vor kurzem hatten wir auch jeden Morgen wg. der banalsten Dinge Streit, nein, eigentlich hatte sie Streit mit sich und der Welt, so daß ich vor kurzem dann einmal ihre Lehrerin angerufen habe und gefragt habe, ob sie eigentlich einen traurigen oder einsamen Eindruck macht und ich habe ihr die Probleme geschildert, aber auch sie war der Meinung, daß ihre Äußerungen eigentlich nicht zu ihrem Verhalten passen, denn sie malt z.B. ja auch spontan ihre Familie, wenn es darum geht, wer sie lieb hat oder wen sie lieb hat, sie kümmert sich liebevoll um ihre Schwester (freiwillig) und ist manchmal eher sauer, daß die mit 5 Jahren viele Dinge dann bitte auch alleine machen will.

Wir waren dann bei einer Kinesiologin, das hat schon mal nicht schlecht geholfen, sie kam aber mit der Kinesiologin nicht so super klar. Ich hab ihr dann Bachblüten gemischt und zwar Nr. 35, 15 und 6. Das hat extrem gut geholfen. Sie nimmt immer selber ein paar Spritzer. Ich kann dir das wirklich sehr empfehlen. Du kannst dir das selber zusammenstellen, zu einem Homöopathen oder einer Kinesiologin oder in eine Apotheke gehen. Wir sind jetzt auch noch bei einer Fussreflexzonentherapeutin, die auch noch so eine Art Gesprächstherapie macht und ihr wirklich auch ganz konkrete Tipps gegen ihre Wut und ihren Ärger gegeben hat. Vielleicht findest du in deiner Nähe auch so was ähnliches. Es ist auch gut möglich, dass die ganze Schulsituation, da auch noch etwas dazu beiträgt. Wenn Kinder in die Schule kommen, dann heisst das immer ganz viel Stress, viele Konflikte auszuhalten, sich einzuordnen, aufpassen. Für Kinder ganz anstrengend und schwierig und der Ärger wird dann oft nach Hause getragen.

Wenn sie wütend auf mich oder sich selber ist, läßt sie das auch oft an ihrer Schwester aus und sagt dann, wir hätten diese viel lieber und würden sowieso nur Sachen für sie kaufen und mit ihr machen, was wirklich nicht stimmt, sie werden sehr gerecht in ihren Hobbys und den Anschaffungen behandelt, zwar nicht immer gleichzeitig, aber es teilt sich insgesamt gerecht auf. Mein Gefühl ist, daß sie manchmal gern so wäre, wie ihre Schwester, ein bißchen selbstbewußter im Umgang mit Fremden und vor allem mit der eigenen Akzeptanz, sie selber ist das rosa-glitzer Barbiemädchen, daß sehr schnell toll findet, was andere toll finden, ihre Schwester mag gar kein rosa und Barbie, zieht am liebsten bequeme Jungssachen an und spielt Baustelle und Räuber und das auch aus voller Überzeugung, egal ob sie manchmal dafür Sprüche von den Mädchen zu hören bekommt. Beide werden aber in dem bestärkt, was sie sich wünschen. Die Große darf sich genauso ihre rosafarbenen Kleidchen aussuchen wie die kleine ihre BAustellenpullis. Nehm ich die Sache zu ernst, zu persönlich, ich kann keine Schuld oder keinen direkten "Fehler" in meinem Verhalten finden, kann ja aber schließlich auch nicht ändern, daß das Verhalten der kleineren unkomplizierter und in sich viel freundlicher ist, so daß diese natürlich sehr viel weniger Ärger mit uns hat. Ich glaube aber fast, daß das Problem grundsätzlich in dieser Konstellation auch mit liegt, sie merkt natürlich, daß meine Bindung zur kleinen eine einfachere und sensiblere ist, sie selber sagte ganz lange unser Sonnenschein zur kleinen, weil die eben in sich ein freundlicheres Wesen hat, aber im Grunde ärgert sie sich, daß sie das nicht hat. Ich hoffe, ich konnte ein bißchen rüberbringen, wie die Verhältnisse sind und was ich als Problem empfinde.

Ich kann dich wirklich sehr gut verstehen. Ich weiss auch wie schwierig es ist, das auszuhalten. So wie du es beschreibst, denk ich, dass du dir wirklich Mühe gibst, dir auch ganz viel überlegst. Such also die Schuld nicht bei dir. Das nimmt vielleicht auch ein bisschen, den Druck vom Ganzen weg. Versuch einfach so viel wie möglich positiv, bestärkend und motivierend zu sein. Gib ihr viel positives Feedback, sag ihr genau, WAS dir gefallen hat und schau einfach, dass ihr immer wieder zusammen tolle Momente sein, es können auch kurze Momente sein
Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder ok?
liebe Grüsse
Kathrin


Svenja
Kathrin Buholzer
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