Tochter klemmt, spuckt, schlägt, beisst...

Erziehungsfragen und Antworten ab dem 1. Schuljahr

Moderator: Kathrin Buholzer

Tochter klemmt, spuckt, schlägt, beisst...

Beitragvon Trixie » 21.10.2010, 18:53

Guten Tag!Meine Tochter, 6jg ist sehr aufgeweckt und sensibel, in der 1. Klasse nimmt sie extrem viel auf und nach der Schule oder wenn ein besonders ereignisreicher Tag war, ist sie manchmal dementsprechend "düre", überdreht. Sie kommt dann durch gar nichts zur Ruhe, resp. lässt sich durch nichts und niemanden zur Ruhe bringen oder ablenken.Sie provoziert mich, "ginggt" mich, klemmt mich, spuckt - weder Versuche mit ihr zu reden fruchten, in die Arme nehmen geht schon gar nicht, weglaufen auch nicht, ablenken, in Badewanne tun zum geniessen und ablenken, einfach nichts fruchtet.
Wir reiben uns dann gegenseitig und drehen uns beide in die Luft, obwohl ich weiss, dass ICH die Ruhige bleiben sollte, aber meine Litanei ist am Ende.Jemand sagte mir, ich solle sie in ein WC sperren bis sie ruhig sei oder MICH ins WC sperren bis sie aufhört. Ich bring es aber nicht übers Herz, sie ins WC zu sperren, finde es fürchterlich für ein Kind, als ICH mich ins WC sperrte, schlug sie so lange an die Tür, dass ich dachte, sie gehe kaputt und so gab ich auf.
Sie biss mir dann in den Busen, was so weh tat, dass ich ihr reflexartig eine Ohrfeige gab - umso mehr finde ich MEIN Verhalten schrecklich - ich VERSTEH, dass die Kleine überdreht ist, keine Ruhe findet, keine Boden unter den Füssen hat...meistens legt sie sich dann irgendwann aufs Bett und schäft innert kürzester Zeit ein, ohne Essen. Schlichtweg nudeldüre und fertig, wohl ein Karussel der Gefühle - aber wie kann ICH besser reagieren, NIE mehr möchte ich nochmals quasi zuschlagen, aber der Schmerz war unerwartet und heftig, was aber keine Rechtfertigung ist.
Danke für einen Tip - ich bin Alleinerziehend und kann niemanden zu Hilfe holen in solchen Momenten.
Trixie
 
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Re: Tochter klemmt, spuckt, schlägt, beisst...

Beitragvon Kathrin Buholzer » 26.10.2010, 23:57

Guten Tag!Meine Tochter, 6jg ist sehr aufgeweckt und sensibel, in der 1. Klasse nimmt sie extrem viel auf und nach der Schule oder wenn ein besonders ereignisreicher Tag war, ist sie manchmal dementsprechend "düre", überdreht. Sie kommt dann durch gar nichts zur Ruhe, resp. lässt sich durch nichts und niemanden zur Ruhe bringen oder ablenken.Sie provoziert mich, "ginggt" mich, klemmt mich, spuckt - weder Versuche mit ihr zu reden fruchten, in die Arme nehmen geht schon gar nicht, weglaufen auch nicht, ablenken, in Badewanne tun zum geniessen und ablenken, einfach nichts fruchtet.

Ich kann dich gut verstehen. Ich habe das bei meinen beiden Töchtern auch so erlebt. Wenn Kinder in den Kindergarten oder in die Schule kommen, dann kommt so viel Neues auf sie zu. Sie müssen sich in eine neue Gruppe einordnen, zuhören, sich wehren usw. Das ist nicht für alle Kinder gleich einfach. Frust, Wut und Ärger lassen sie dann oft zu Hause raus. Wissen manchmal gar nicht so recht woher das kommt.
Überlegt euch doch einmal gemeinsam, was ihr tun könntet, wenn sie nach Hause kommt, damit sie kurz zur Ruhe kommt. Vielleicht ist es gut, wenn sie grad an den Tisch sitzen und essen kann. Vielleicht braucht sie noch einen ganz kurzen Moment für sich alleine, vielleicht könnt ihr auch zusammen ein Ritual erfinden, etwas dass ihr tun könnt, wenn sie nach Hause kommt. Ich habe mit meiner Tochter damals eine Ampel gebastelt, sie konnte dann immer einstellen, ob rot, grün oder orange in ihrer Gefühlswelt herrscht. Dann wusste ich auch immer, wie sie sich fühlt. Frag sie einfach, was du denn tun könntest, damit sie sich wohl fühlt und es sie nicht ärgert.

ier ein paar wichtige Dinge zum Thema Auszeit:
Die Auszeit sollte als letzte Möglichkeit eingesetzt werden, bei schwerwiegenderem Problemverhalten. Wenn du merkst, dass sie wirklich heftig reagiert, schlägt, beisst, haut dann musst du ganz klar ein Zeichen setzen. Nur zu sagen, das tut man nicht, das macht weh reicht nicht. Wenn sie es tut, geh zu ihr, sag ihr dass er aufhören soll. Als Auszeitraum wählst du am besten nicht das Kinderzimmer. Der Raum sollte uninteressant sein, also z.B das Schlafzimmer oder ein Gästezimmer. Das Kinderzimmer sollte auch nicht der Ort sein, wo man hingeschickt wird, sondern dort sollte man sich gerne und freiwillig aufhalten.
Bei der Auszeit gehst du folgendermassen vor. Du gehst zu ihr und sagst, was sie falsch gemacht hat:„Sarah, du hast mich jetzt grad ganz fest gehauen, deshalb musst du jetzt für 1-2 Min. in die Auszeit.“
Du nimmst sie ganz ruhig und bestimmt, und bringst sie in den Auszeitraum. Wenn sie die festgesetzte Zeit ruhig war (es muss nicht mucksmäuschenstill sein, aber sie muss sich einigermassen still verhalten), dann gehst du zu ihr und sagst: „du warst jetzt schön ruhig, jetzt darfst du wieder rauskommen.“
Versuch nicht mehr über den Vorgang zu sprechen, sondern versuch sie wieder in eine Aktivität zu verwickeln.
Die Auszeit zeigt ihr, dass sie ganz klar eine Abmachung eine Regel übertreten hat, es gibt ihr aber auch dir die Möglichkeit euch beide zu beruhigen.
Drohe nicht mit der Auszeit, sie wird sonst lernen, dass sie erst hören muss, wenn du drohst. Das gilt allgemein bei den Drohungen.
Dein Kind lernt nämlich dabei: Ich muss erst dann hören, wenn die Mama laut wird, wenn sie schimpft, droht oder auf 3 zählt. Versuch anstatt zu drohen, das Kind zu motivieren. „Hey, wenn du dich jetzt schnell anziehst, dann haben wir nachher noch genug Zeit zusammen ein Buch zu schauen.“ Oder „Zieh dich jetzt an und wenn du fertig bist, dann kannst du zum Essen kommen." (Nicht: "Wenn du dich nicht anziehst, kannst du nicht zum Essen kommen.")

Die Auszeit vorher (also wenn es kein Problemverhalten gibt) mit dem Kind vorbesprechen und genau sagen, was passiert, wieso und wie lange man in die Auszeit muss und wann du sie wieder von der Auszeit zurückholst. Die Auszeit solltest du nur anwenden, wenn es wirklich um ein grosses Problemverhalten geht.


Wir reiben uns dann gegenseitig und drehen uns beide in die Luft, obwohl ich weiss, dass ICH die Ruhige bleiben sollte, aber meine Litanei ist am Ende.Jemand sagte mir, ich solle sie in ein WC sperren bis sie ruhig sei oder MICH ins WC sperren bis sie aufhört. Ich bring es aber nicht übers Herz, sie ins WC zu sperren, finde es fürchterlich für ein Kind, als ICH mich ins WC sperrte, schlug sie so lange an die Tür, dass ich dachte, sie gehe kaputt und so gab ich auf.
Das mit dem ins WC sperren ist eine andere Sache, ganz falsch erklärt und eingesetzt. Manchmal, also in hitzigen Situationen, kann es hilfreich sein, das Kind kurz in eine Auszeit zu schicken. Das gibt beiden Parteien die Möglichkeit sich zu beruhigen und nichts Unbedachtes zu tun. Eine Auszeit sollte man aber nur im äussersten Notfall anwenden.

Sie biss mir dann in den Busen, was so weh tat, dass ich ihr reflexartig eine Ohrfeige gab - umso mehr finde ich MEIN Verhalten schrecklich - ich VERSTEH, dass die Kleine überdreht ist, keine Ruhe findet, keine Boden unter den Füssen hat...meistens legt sie sich dann irgendwann aufs Bett und schäft innert kürzester Zeit ein, ohne Essen.
Manchmal können solche Sachen auch ganz spielerisch gehen. D.h du zauberst ihr z.B die Jacke an den Haken, oder ihr singt zusammen ein Lied, bis sie sie die Sachen ausgezogen hat.
Ich kann dich auch beruhigen. Das wird sich wieder legen. Wenn sie sich ein bisschen an den Rhythmus, die Situation gewöhnt hat, wird das wieder nachlassen. So wie du schreibst, konzentriert es sich ja vor allem aufs nach Hause kommen oder? Falls es auch in anderen Situationen auftaucht, sie ihre Aggressionen nicht so gut kontrollieren kann, dann könnte ich dir noch Kinesiologie empfehlen. Ich habe das mit meiner älteren Tochter gemacht und es hat ihr wirklich sehr gut geholfen. Aber das wird vielleicht bei dir gar nicht nötig sein.


Schlichtweg nudeldüre und fertig, wohl ein Karussel der Gefühle - aber wie kann ICH besser reagieren, NIE mehr möchte ich nochmals quasi zuschlagen, aber der Schmerz war unerwartet und heftig, was aber keine Rechtfertigung ist.

Ich kann dich verstehen, dass dir das unendlich Leid tut. Wenn dir mal so was passiert, dann ist es wichtig, dass du das deiner Tochter auch so sagst. Sag ihr, was dich geärgert oder wütend gemacht hat, dass es nicht in Ordnung war und dass es dir sehr Leid tut.

Danke für einen Tip - ich bin Alleinerziehend und kann niemanden zu Hilfe holen in solchen Momenten.

Versuch ihr viel positive Aufmerksamkeit zu schenken. Tut sie also etwas, dass gut war, dann lobe und ermutige sie und sag ihr GENAU was dir gefallen hat.
Schau mal, was du damit anfangen kannst. Wenn du willst, kannst du mir auch noch ein paar Beispiele mehr aufschreiben, dann kann ich dir noch etwas konkretere Tipps geben, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
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