Zeitgefühl und schlafen

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Zeitgefühl und schlafen

Beitragvon Nettermensch » 15.04.2010, 14:38

Hallo Kathrin

Ich bräuchte mal deinen Rat... denn bei uns geht es im Moment drunter und drüber wenn's um die Zeit und ums Schlafen geht.... tja und die daraus resultierenden Folgen geht.

Bis vor etwa einem Monat machte unser Junge (3 1/2 Jahre) noch regelmässig den Mittagsschlaf und war in meinen Augen ein ausgeglichener Junge. Natürlich hatte er wie alle anderen manchmal seine Trötzeliphase oder seine Mödeli, aber es war soweit normal.

Seit etwa einem Monat möchte er keinen Mittagsschlaf mehr machen. Grundsätzlich stört mich das nicht und ist es ja in dem Alter auch normal, aber er gönnt mir seit da absolut keine freie Minute mehr. Er sieht auch nicht ein, wiso er dann anstatt zu schlafen am Mittag einfach eine Mittagspause machen soll. Ich habe ihm schon oft erklärt, dass er z.B. Märchen hören kann, ein paar Büächli anschauen kann, malen darf usw. aber einfach in seinem Zimmer und dann darf er wieder aus seinem Zimmer raus. Ich verlange ja nicht, dass er stundenlang in seinem Zimmer die Mittagsruhe macht, aber er schafft es keine viertel Stunde und schon kommt er wieder raus. Er hat irgendwie total das Zeitgefühl verloren. Auch am Morgen kommt er immer früher aus dem Bett (und das ohne Mittagsschlaf). Wir hatten bis anhin die Abmachung, wenn sein Hasenwecker schläft und er wach ist, darf er im Zimmer spielen, CD hören usw. und wenn der Hase dann aufgestanden ist, darf er auch aus dem Zimmer kommen. Wie gesagt, bis vor einem Monat hat das wunderbar geklappt. Aber seit der den Mittagsschlaf gestrichen hat, hält er sich nicht mehr daran.

Er fragt auch immer nach der Zeit und wie lange es noch dauern wird bis irgendwas passiert oder wir irgendwo hin gehen. Ich habe irgendwie das Gefühl als müsste ich ihm irgendwie bildlich machen, wie er die Zeit einzuteilen hat. So à la am Morgen um halb acht aus dem Zimmer, dann Frühstück, dann ist der Morgen, dann Mittagessen, Mittagsruhe bis 13 Uhr, dann Nachmittag, Abendessen, Spielzeit mit Papi, Pischamändelen und dann ins Bett. Aber ich weiss echt nicht wie ich ihm das beibringen soll. Soll ich ihm eine Uhr ins Zimmer hängen und eine malen mit den entsprechenden Aktivitäten? Versteht er die Uhr überhaupt in dem Alter schon? Er hat immer Angst er verpasst was, wenn er in seinem Zimmer sich zurückziehen soll. Auch abends.... er kommt ständig raus und wir haben X Diskussionen darüber, dass er jetzt bitte wieder ins Bett gehen soll. Wir verlangen auch abends nicht, dass er ins Bett liegen muss und sofort still sein muss. Auch da darf er noch ein Märchen hören oder ein Büächli lesen und meinst geht er ja sogar freiwillig ins Bett, aber nach etwa einer halben Stunde steht er auf und denkt es sei jetzt wieder morgen.

Irgendwie habe ich wirklich das Gefühl, dass er komplett aus dem Rhythmus gefallen ist, seit er den Mittagsschlaf nicht mehr macht. Und noch schlimmer seit da trotzt er viel mehr, wird immer gleich laut, folgt absolut nicht mehr und ist zum absoluten "Befähli" geworden. Wie gesagt, er lässt mir momentan keine freie Minute mehr. Er will immer, dass ich mit ihm Spiele. Ich habe ihm schon oft erklärt, das ich auch den Haushalt machen muss und nicht nur spielen kann. Irgendwie hat er seine Ausgeglichenheit verloren, seit er den Mittagsschlaf nicht mehr macht. Das alles hat dann auch bei mir zur Folge, dass ich nervlich immer angespannter bin und ich habe momentan das Gefühl, dass ich ständig am erklären oder schimpfen bin (was ich nicht wirklich toll finde).

Ich weiss mir einfach nicht mehr zu helfen. Ich bin nervlich am Ende. Ich möchte manchmal einfach nur noch alleine sein und nicht mehr erklären, streiten und schimpfen müssen. :cry:

Gruss
Nettermensch
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Re: Zeitgefühl und schlafen

Beitragvon Kathrin Buholzer » 20.04.2010, 22:46

Hallo Kathrin

Ich bräuchte mal deinen Rat... denn bei uns geht es im Moment drunter und drüber wenn's um die Zeit und ums Schlafen geht.... tja und die daraus resultierenden Folgen geht.

Bis vor etwa einem Monat machte unser Junge (3 1/2 Jahre) noch regelmässig den Mittagsschlaf und war in meinen Augen ein ausgeglichener Junge. Natürlich hatte er wie alle anderen manchmal seine Trötzeliphase oder seine Mödeli, aber es war soweit normal.

Seit etwa einem Monat möchte er keinen Mittagsschlaf mehr machen. Grundsätzlich stört mich das nicht und ist es ja in dem Alter auch normal, aber er gönnt mir seit da absolut keine freie Minute mehr. Er sieht auch nicht ein, wiso er dann anstatt zu schlafen am Mittag einfach eine Mittagspause machen soll. Ich habe ihm schon oft erklärt, dass er z.B. Märchen hören kann, ein paar Büächli anschauen kann, malen darf usw. aber einfach in seinem Zimmer und dann darf er wieder aus seinem Zimmer raus. Ich verlange ja nicht, dass er stundenlang in seinem Zimmer die Mittagsruhe macht, aber er schafft es keine viertel Stunde und schon kommt er wieder raus.

Besprich das einmal in Ruhe mit ihm. Sag ihm, wozu eine Mittagspause gut ist. Dass du auch eine machst und was du genau von ihm erwartest. prich mit ihr genau ab, wie lange (am Anfang nur kurz vielleicht 20 Minuten, je nachdem wie gut sie im Zimmer bleibt), und besprich mit ihr, was sie in der Zeit machen kann. Kassetten hören, (ein paar Links, wo man gute Hörspiele downloaden kann, findest du unter Links, Nützliches für Eltern), zeichnen, Lego, basteln usw. Am Anfang kann es auch hilfreich sein, spezielle CD's oder Malbüechli nur für diese Mittagspause parat zu haben.
Vielleicht kannst du auch mit ihm abmachen, dass er erst einmal ins Bett liegt und du dann nach einer Viertelstd. mal reinschaust und wenn er dann nicht schläfst, kann er im Bett noch etwas spielen oder Büechli anschauen. Du kannst ihm auch eine Kuschelecke einrichten, in der er sich hinlegen und sich erholen kann.


Er hat irgendwie total das Zeitgefühl verloren. Auch am Morgen kommt er immer früher aus dem Bett (und das ohne Mittagsschlaf). Wir hatten bis anhin die Abmachung, wenn sein Hasenwecker schläft und er wach ist, darf er im Zimmer spielen, CD hören usw. und wenn der Hase dann aufgestanden ist, darf er auch aus dem Zimmer kommen. Wie gesagt, bis vor einem Monat hat das wunderbar geklappt. Aber seit der den Mittagsschlaf gestrichen hat, hält er sich nicht mehr daran.

Gerade wenn sich so etwas ändert, ist es wichtig die Tagesstruktur nochmals neu zu überdenken und dann auch mit dem Kind zu besprechen. Ich würde die problematischen Zeiten mal in aller Ruhe zu besprechen. Was passiert am morgen, wann darf er aufstehen usw. Ich würde dann jeweils einen Plan mit ihm machen, damit er sich das auch immer anschauen kann. Ein Beispiel findest du im Video "Jetzt mach mal vorwärts", Clip Nr.10
http://www.elternplanet.ch/erziehung-mi ... basar.html


Er fragt auch immer nach der Zeit und wie lange es noch dauern wird bis irgendwas passiert oder wir irgendwo hin gehen. Ich habe irgendwie das Gefühl als müsste ich ihm irgendwie bildlich machen, wie er die Zeit einzuteilen hat.

Wichtig ist, dass du immer gut vorausplanst. Teile den Tag in kleine Häppchen und sag ihm immer was als nächstes passiert, was er zu tun hat und was du von ihm erwartest. Du kannst es dir vorstellen wie "laut denken".

So à la am Morgen um halb acht aus dem Zimmer, dann Frühstück, dann ist der Morgen, dann Mittagessen, Mittagsruhe bis 13 Uhr, dann Nachmittag, Abendessen, Spielzeit mit Papi, Pischamändelen und dann ins Bett.

Du musst ihm nicht grad den ganzen Tag erklären. Sag einfach immer die nächsten Schritte.Das kann die nächste Stunde sein, aber auch die nächsten 2-3 Std. Je nachdem was ihr alles so vorhabt und was passiert.

Aber ich weiss echt nicht wie ich ihm das beibringen soll. Soll ich ihm eine Uhr ins Zimmer hängen und eine malen mit den entsprechenden Aktivitäten? Versteht er die Uhr überhaupt in dem Alter schon? Er hat immer Angst er verpasst was, wenn er in seinem Zimmer sich zurückziehen soll. Auch abends.... er kommt ständig raus und wir haben X Diskussionen darüber, dass er jetzt bitte wieder ins Bett gehen soll.

Deshalb ist es immer wichtig, dass du ihm sagst, was du von ihm erwartest und was passiert. Sag ihm auch, was ihr in dieser Zeit macht.Wir verlangen auch abends nicht, dass er ins Bett liegen muss und sofort still sein muss. Auch da darf er noch ein Märchen hören oder ein Büächli lesen und meinst geht er ja sogar freiwillig ins Bett, aber nach etwa einer halben Stunde steht er auf und denkt es sei jetzt wieder morgen.

Schau, dass ihr am Abend ein festes Ritual habt. Spielt z.B noch etwas mit ihm, schaut ein Büechli an und schaut auch, dass er dann zur Ruhe kommt. Wichtig ist, dass es einen richtigen Schlusspunkt gibt. Ihn Büechli anschauen zu lassen oder Kassetten hören zu lassen, würde ich nicht machen. Es fehlt dann der Schlusspunkt, die Kinder werden so quasi allein gelassen und finden so oft den Schlaf nicht. Kassetten können die Kinder oft emotional sehr mitnehmen und sind manchmal auch nicht grad unbeding Einschlaffördernd.

Weiss nicht, ob du das Schlafvideo schon gesehen hast, Clip 23
http://www.elternplanet.ch/erziehung-mi ... basar.html


Irgendwie habe ich wirklich das Gefühl, dass er komplett aus dem Rhythmus gefallen ist, seit er den Mittagsschlaf nicht mehr macht.

Du kannst dir das ein bisschen wie ein "Jetlag". Sein Körper muss erst wieder den Rhythmus finden, das ist normal.

Und noch schlimmer seit da trotzt er viel mehr, wird immer gleich laut, folgt absolut nicht mehr und ist zum absoluten "Befähli" geworden. Wie gesagt, er lässt mir momentan keine freie Minute mehr.

Das kann mit dem Schlaf im Zusammenhang stehen, kann aber auch mit der Trotzphase zu tun haben.

Er will immer, dass ich mit ihm Spiele. Ich habe ihm schon oft erklärt, das ich auch den Haushalt machen muss und nicht nur spielen kann.

Gib ihm viele interessante Sachen zu tun. Ein paar Beispiele findest du hier.
http://www.elternplanet.ch/erziehung-mi ... spass.html
Bezieh ihn in die Hausarbeit mit ein, lass ihn auch etwas putzen, staubsaugen usw.


Irgendwie hat er seine Ausgeglichenheit verloren, seit er den Mittagsschlaf nicht mehr macht. Das alles hat dann auch bei mir zur Folge, dass ich nervlich immer angespannter bin und ich habe momentan das Gefühl, dass ich ständig am erklären oder schimpfen bin (was ich nicht wirklich toll finde).

Ich weiss mir einfach nicht mehr zu helfen. Ich bin nervlich am Ende. Ich möchte manchmal einfach nur noch alleine sein und nicht mehr erklären, streiten und schimpfen müssen. :cry:

Versuch dir wieder einmal vor Augen zu führen, was er denn alles gut kann. Welches sind denn die positiven Eigenschaften. Da gibt es sicherlich ganz viele. Doch manchmal vergisst man diese fast ein wenig. Lobe und ermutige ihn, wenn er Sachen gut macht und sag ihm immer wieder, WAS dir gefallen hat.
Schau auch, dass du dir selber immer mal wieder einen Freiraum schaffen kannst. Mittagspause ist z.B einer... :-)
Manchmal kann es auch hilfreich sein, ein Hüetimeitschi zu organisieren. z.B jede Woche für 2 Std. damit du in Ruhe einkaufen kannst, oder mal mit einer Freundin einen Kaffe trinken gehen. Vielleicht kannst du auch schauen, dass er am Wochenende mal mit dem Papa, oder mit dem Götti etwas unternehmen kann. Wichtig finde ich auch, dass du dir auch wieder mal etwa Zeit gönnst mit deinem Mann. Schaut, dass ihr wieder mal zu zweit etwas unternehmt. z Nacht essen, ins Kino gehen usw.

Du kannst in der Erziehung nur ruhig und gelassen sein, wenn du deine eigenen Bedürfnisse beachtest. Wir haben ein normales Verlangen nach Ruhe, Intimität und auch nach einer Zeit ohne Kinder.


Gruss
Nettermensch

Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich dann einfach wieder. Mit Feedback, Fragen oder mehr Beispielen, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
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